1990 erstmals eingeführt, ist der Begriff der „emotionalen Intelligenz“ spätestens seit der medienwirksamen Veröffentlichung „EQ. Emotionale Intelligenz“ von Daniel Goleman einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Doch vor allem im beruflichen Kontext wird die Bedeutung der emotionalen Intelligenz hierzulande noch immer unterschätzt. Wir erklären, was hinter der emotionalen Intelligenz steckt, und zeigen, wie man sie effektiv trainieren kann.
Die Begabtesten unter uns können an den Klippen ungezügelter Leidenschaften und ungestümer Impulse scheitern; Menschen mit einem hohen IQ kommen in ihrem Privatleben manchmal erstaunlich schlecht zurecht.
Der Intelligenzquotient (IQ) gilt gemeinhin als Maß, um kognitive Fähigkeiten und Leistungsvermögen von Menschen zu bestimmen. Als alleiniges Erklärungsmodell zur Bestimmung des persönlichen Erfolgs im Leben reicht der IQ jedoch nicht aus. In vielen sozialen Kontexten – insbesondere im Beruf – spielt der Intelligenzquotient sogar eher eine untergeordnete Rolle. Als wesentlich wichtiger hat sich in diesem Zusammenhang der sogenannte EQ, sprich die emotionale Intelligenz, eines Menschen erwiesen. Dieser früher unter dem Terminus „soziale Intelligenz“ diskutierte Begriff hat vor allem durch die Arbeit des US-amerikanischen Psychologen Daniel Goleman Einzug in den wissenschaftlichen Kanon gefunden.
Wie der Name bereits andeutet, rückt der EQ die emotionale Kompetenz von Menschen in den Vordergrund. Nur wer Verständnis für seine Gefühle sowie die seiner Mitmenschen mitbringt und in der Lage ist, die eigenen Emotionen zu kennen und zu regulieren, kann von einem hohen Intelligenzquotienten wirklich profitieren. So bilden EQ und IQ zwei Seiten derselben Medaille. Ein hoher EQ alleine mag noch kein Garant für persönliche Zufriedenheit und beruflichen Erfolg sein, er ist jedoch die dringend notwendige Basis dafür!
Im Unterschied zum klassischen IQ, der zum größten Teil als angeboren gilt, lässt sich die emotionale Intelligenz gezielt trainieren und verbessern. Welche Möglichkeiten es gibt, den EQ zu erhöhen, zeigen wir im Folgenden auf.
Im Anschluss an den Sozialpsychologen Peter Salovey identifiziert Goleman fünf Säulen der emotionalen Intelligenz: Selbstwahrnehmung, Regulation von Gefühlen, Selbstmotivation, Empathie und soziale Kompetenz. Je besser die einzelnen Elemente der emotionalen Intelligenz beherrscht werden, desto höher der EQ.
Basis der emotionalen Intelligenz ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle bei deren Auftreten erkennen zu können. Wer nicht in der Lage ist, die eigenen Emotionen zu verstehen, ist diesen hilflos ausgeliefert – und hat im Alltag mitunter große Probleme. Ein Verständnis der Gefühlswelt befähigt hingegen dazu, die langfristig richtigen Entscheidungen zu treffen – sei es im Berufs- oder im Privatleben.
Wer die eigenen Gefühle richtig identifizieren kann, verfügt über das Handwerkszeug, um diesen adäquat zu begegnen. So bildet die Regulation von Gefühlen die zweite Säule der emotionalen Intelligenz. Selbstregulation heißt in diesem Zusammenhang negative Gefühle wie Angst, Wut oder Traurigkeit zulassen und ablegen zu können. Wird diese Fähigkeit nicht mitgebracht, können negative Erfahrungen und Rückschläge nur schwer überwunden werden.
Die Fähigkeit zur Selbstmotivation ist ein elementarer und unerlässlicher Faktor, um die eigenen Emotionen ohne externen Druck für die Umsetzung eigener Ziele gezielt zu nutzen. So ist die Begeisterungsfähigkeit für eine Aufgabe letztlich der Schlüssel, um diese erfolgreich zu bewältigen. Steve Jobs beispielsweise war zu Lebzeiten ein wahrer Experte darin, seine eigene Begeisterungsfähigkeit so sehr zu leben, dass die gesamte Belegschaft von Apple, aber auch Investoren und natürlich Millionen von Kunden auf der ganzen Welt gleichermaßen von seinen Visionen digitaler Produkte überzeugt werden konnten. Begeistert einer Sache folgen zu können, sich ihr zu voll und ganz zu verschreiben, sie sprichwörtlich guten Gewissens und reinen Herzens vertreten zu können, sie leidenschaftlich voranzutreiben – wer sich wirklich begeistern kann für eine Sache, kann auch andere damit wirkungsvoll erreichen.
Emotionale Intelligenz beschränkt sich nicht nur auf Kenntnis und Umgang mit den eigenen Gefühlen, sondern schließt auch die emotionale Welt unserer Mitmenschen ein. Empathie, sprich die Fähigkeit, sich in das Empfinden Anderer hineinzuversetzen und deren Gefühle zu verstehen, ist eine wichtige Grundlage, um in sozialen Situationen zu bestehen. Gerade in einer sich verändernden Welt, in der Teamplay und agile Workflows an Wichtigkeit gewinnen und Unternehmen überdies auf verschlankte und flachere Hierarchien setzen, wird gelungener Austausch und echte, intensive Kooperation zwischen Menschen ein immer wichtigerer Erfolgsfaktor. Wer empathisch ist, kann sowohl besser führen als auch besser im Team agieren. Empathie ist also eine weitere wichtige Schlüsselkomponente in Bezug auf unsere emotionale Intelligenz.
Empathie befähigt uns, die Emotionen unserer Mitmenschen zu verstehen. Sie ist die Voraussetzung, um soziale Signale deuten zu können und letztlich adäquat auf diese zu reagieren. So basiert die soziale Kompetenz als letzte Säule des EQ auf unseren empathischen Fähigkeiten. Wer in der Lage ist, andere Menschen zu verstehen, hat feinere Antennen für sublime Signale des Gegenübers. Wer soziale Kompetenz besitzt, kann Stärken und Schwächen, aber auch Gefühle und soziale Bedürfnisse des Anderen (z.B. den Wunsch nach Lob und Anerkennung) sehr bewusst wahrnehmen und auf diese Weise die Qualität der Zusammenarbeit deutlich verbessern. Egal, ob es sich hierbei um Kollegen und Teammitglieder oder die eigenen Mitarbeiter handelt. Mit sozialer Kompetenz können wir noch besser kommunizieren und zusammenarbeiten. So ist soziale Kompetenz in vielen Berufen unerlässlich – längst nicht nur in Führungspositionen.
Bei aufstiegsorientierten Arbeitnehmern trägt ein hoher EQ signifikant zum beruflichen Erfolg bei.
Professor Dr. Gerhard Blickle (Psychologe an der Universität Bonn)
Die alte Vorstellung, dass der IQ den maßgeblichsten Einfluss auf den Erfolg im Leben hat, hat weitestgehend ausgedient. Zwar mag ein hoher IQ wesentlich mit schulischen Erfolgen oder einer glänzenden Karriere im akademischen Kontext zusammenhängen. Abseits dieser Bereiche spielt er jedoch nur noch eine untergeordnete Rolle. Das belegen zahlreiche jüngere Studien. Ein hoher EQ dagegen hat sich als wesentlich besserer Indikator für den beruflichen Erfolg erwiesen.
Eine von deutschen und US-amerikanischen Wissenschaftlern gemeinsam durchgeführte Studie aus dem Jahr 2010 unterstreicht die Bedeutung, die der emotionalen Intelligenz im Berufsalltag zukommt. Hierbei wurde ermittelt, wie gut sich die Studienteilnehmer in andere Menschen hineinversetzen können. Die Studie zeigt, dass
Zusammengefasst lässt sich sagen: Arbeitnehmer mit Karriereambitionen profitieren maßgeblich von einem hohen EQ. Sie steigen schneller in Führungspositionen auf und verdienen mehr.
„Wo Licht ist, ist auch Schatten.“ – Ein Sprichwort, das auch auf den IQ zutrifft. Selbstregulation, Empathiefähigkeit und soziale Kompetenzen sind essenziell für den persönlichen Erfolg im Leben. Sie müssen sich allerdings nicht zwangsweise auch in einem sozialen Verhalten niederschlagen, das anderen Menschen nützt. Darauf weist unter anderem die Untersuchung „The Jekyll and Hyde of Emotional Intelligence“ hin. So fällt es emotional intelligenten Menschen leichter, Andere für ihre Zwecke zu manipulieren. Umgekehrt scheinen einige Elemente der emotionalen Intelligenz es paradoxerweise zu erschweren Lügen und emotional unehrliches Verhalten zu erkennen. Auf diesen Aspekt macht die an der University of British Columbia (Kanada) durchgeführte Studie „Will get fooled again: Emotionally intelligent people are easily duped by high-stakes deceivers“ aufmerksam.
Hinzu kommt, dass sehr empathische Menschen – wir erinnern uns: Empathie ist eines der Grundelemente der emotionalen Intelligenz – auch negative Emotionen ihrer Mitmenschen wesentlich stärker erleben als Menschen, die eine geringere Empathie aufweisen. Gefühle der Peinlichkeit bzw. des „Fremdschämens“ erleben Menschen mit einem hohen EQ folglich wesentlich stärker. Gerade in belastenden Situationen kann Empathiefähigkeit daher als sehr kraftraubend erlebt werden. Wer beispielsweise in sozialen Berufen regelmäßig mit den Problemen anderer konfrontiert wird, kann Schwierigkeiten haben, sich von diesen zu distanzieren. In diesem Fall hilft es die Fähigkeit zur Selbstregulation, die zweite Säule der emotionalen Intelligenz, zu trainieren.
Ein hoher EQ geht folglich nicht ausschließlich nur mit Vorteilen einher.
Während die klassische kognitive Intelligenz schon lange Zeit in Form von Intelligenztests gemessen wird, wurden Tests zur Messung der emotionalen Intelligenz erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt. Entsprechende Tests zielen auf Wahrnehmung, Nutzung, Verstehen und Umgang mit Emotionen ab. Fragen wie die folgenden können dazu dienen den EQ eines Menschen zu bestimmen.
Je mehr der gestellten Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, als desto ausgeprägter erweist sich die emotionale Intelligenz.
Mängel in den emotionalen Fähigkeiten lassen sich beheben: Diese Bereiche setzen sich weitestgehend aus Gewohnheiten und Reaktionen zusammen, in denen man, wenn man sich nur rechte Mühe gibt, Fortschritte machen kann.
Emotional intelligenten Menschen fällt es tendenziell wesentlich leichter, privat und beruflich erfolgreich zu sein. Menschen mit vergleichsweise geringen sozialen Kompetenzen haben es hingegen deutlich schwerer im Alltag zu bestehen. Die gute Nachricht: Emotionale Intelligenz kann erlernt werden! Während sich der klassische IQ insbesondere dadurch auszeichnet, dass er über die Lebenszeit konstant bleibt, wird uns die emotionale Intelligenz nicht in die Wiege gelegt. Vielmehr ist sie ein Produkt der Sozialisation und kann entsprechend trainiert werden.
Das limbische System ist der Teil unseres Gehirns, der Emotionen hervorbringt und deren Verarbeitung ermöglicht. Die komplexe Gefühlsregulation beim Menschen, der in der Lage ist, Gefühle zugunsten langfristiger Pläne zurückzustellen, ist jedoch erst durch die – stammesgeschichtlich vermutlich sehr junge – Entwicklung des Neokortex ermöglicht worden. Die vielfältigen neuronalen Vernetzungen, die limbisches System, Kortex und Neokortex miteinander verbinden, liefern die biologische Basis für die Entstehung von Kultur. Sie sind verantwortlich für unser typisch menschliches Verhalten.
Eine besondere Rolle im Zusammenhang mit der Entstehung von Emotionen kommt zudem dem im limbischen System verorteten Mandelkern (Amygdala) zu. Dieser ist eine Art emotionales Gedächtnis. In Extremsituationen löst der Mandelkern in Sekundenbruchteilen intensive emotionale Reaktionen in uns aus. Schaffen wir es einem plötzlich von der Spur abgekommenen Auto mit einem beherzten Sprung auszuweichen und damit möglicherweise sogar dem Tod von der Schippe zu springen, verdanken wir dies unserem Mandelkern. Die vom Mandelkern ausgelösten emotionalen Reaktionen erfolgen instinktiv. Sie entziehen sich einer kognitiven Bewertung. Durch bewusstes Training können wir unsere Amygdala aber „erziehen“. So können wir lernen auf bestimmte Situationen mit angemesseneren Gefühlen zu reagieren. Wir sind eben nicht dazu verurteilt, auf als beleidigend empfundene Zurückweisung mit Wut und Aggression zu reagieren. Ebenso wenig muss ein persönlicher Rückschlag zu Schwermut oder Depression führen.
Die folgenden konkreten Tipps zur Steigerung der emotionalen Intelligenz legen die Lernfähigkeit unseres limbischen Systems zugrunde.
Um Gefühle richtig deuten zu können, gilt es sich selbst zu kennen. Oftmals sind uns Teile unserer Persönlichkeit jedoch nicht bewusst. Eine einfache Übung schafft Abhilfe. Dabei kann wie folgt vorgegangen werden:
Mit jeder Stärke und jedem Verbesserungsvorschlag, der nicht mit der Selbsteinschätzung übereinstimmt, lernen wir uns ein Stück besser kennen.
Unsere Gefühlswelt ist komplex. Neben Basisemotionen wie Trauer, Zorn, Furcht, Ekel, Freude und Liebe gibt es unzählige Stimmungen, in denen verschiedene Gefühle zeitgleich auftreten. Man denke nur an die Eifersucht – ein toxischer Schmelztiegel aus Zorn, Angst und Liebe. Nicht verwunderlich also, dass es Menschen mitunter sehr schwer fällt, die eigenen Emotionen richtig einzuordnen.
Es hat sich als hilfreich erwiesen, Emotionen in Form eines Tagebuchs zu dokumentieren. Kann man ein Gefühl nicht genau beschreiben, können Assoziationen niedergeschrieben werden. Ebenso sollten – sofern bekannt – die konkreten Situationen, die eine bestimmte Emotion ausgelöst haben, ihren Weg in das Notizbuch finden. Im Laufe der Zeit lernt man mit dieser Methode die eigene Gefühlswelt automatisch besser kennen. Ergänzend hierzu empfiehlt es sich, eine Art „Gefühlsprotokoll“ anzulegen. In einer Punkteskala von 0 bis 100 wird dabei die jeweilige Stimmung notiert (0 = extrem schlecht; 100 = Hochstimmung). An Tagen, die sich durch eine besonders hohe oder niedrige Stimmung auszeichnen, gilt es die Gefühle näher zu analysieren. Welche Situationen haben diese ausgelöst? Welche Assoziationen kommen einem in den Sinn? Diese Analyse ist der Schlüssel zum Verständnis der eigenen Emotionen – und damit die Basis zu einer besseren Gefühlsregulation.
In der Regel lernen wir spätestens im Kindes- und frühen Jugendalter, unsere Impulse zu kontrollieren und uns nicht von negativen Empfindungen überwältigen zu lassen. Diese Sozialisierung gelingt allerdings nicht immer – vor allem dann, wenn im Jugendalter extreme Stresssituationen (etwa durch Mobbing) an der Tagesordnung sind. So haben immer wieder auch Erwachsene Probleme damit, intensive Gefühle – insbesondere Aggressionen – zu kontrollieren. Tatsächlich ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass wir hin und wieder „aus der Haut fahren“ und in manchen Situationen unangemessen harsch reagieren. Ein instinktives Verhalten, das die meisten Menschen im Nachhinein bereuen.
Das einfache „Ampel-Lernen“ kann langfristig dabei helfen, die Kontrolle über die eigenen Gefühle zurückzugewinnen. Das Prinzip ist denkbar einfach. Eine Ampel dient als sinnbildlicher Wegweiser für das Verhalten in belastenden Situationen.
Reagieren Sie bewusst, indem sie in emotional behafteten Situationen innehalten, bis die Ihre Ampel auf Grün steht.
Tipp: Ein Ausdruck der Ampel mit den entsprechenden Verhaltenshinweisen lässt sich problemlos im Geldbeutel, der Handtasche oder der Hosentasche mitführen. In Stresssituationen hilft ein Blick auf die entsprechende Abbildung, um nicht den überwältigenden Emotionen anheimzufallen. Je öfter die Methode angewandt wird, desto größer sind die erzielten Erfolge. Eine pdf-Version im praktischen Format zum Ausdrucken für unterwegs finden Sie hier.
Menschen mit niedrigem EQ fällt es oftmals schwer, sinnvoll zu kommunizieren. Missverständnisse sind an der Tagesordnung. Das von dem deutschen Psychologen und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun entwickelte „Vier-Seiten-Modell“ oder „Vier-Ohren-Modell“ hilft dabei, entsprechende Missverständnisse zu vermeiden. Der Grundgedanke hinter dem Modell ist, dass jede Nachricht von vier verschiedenen Richtungen aus betrachtet werden kann. Entsprechend läuft Kommunikation auf insgesamt vier Ebenen ab, derer wir uns nicht immer vollständig bewusst sind.
Das Vier-Seiten-Modell verdeutlicht die Vielschichtigkeit zwischenmenschlicher Kommunikation.
Nachrichten-Ebene | Bedeutung/Interpretationsmöglichkeit der Nachricht |
---|---|
Sachinhalt | Worüber spricht der Sender? |
Selbstoffenbarung | Was offenbart der Sender über sich? |
Beziehungsebene | Wie steht der Sender zum Empfänger? |
Appell | Was will der Sender vom Empfänger? |
Das Problem: Der Empfänger einer Nachricht kann die vier Dimensionen unterschiedlich deuten und gewichten. Weicht die eigene Deutung von der Intention des Senders ab, kommt es zu Missverständnissen und Streit. Ein Beispiel aus der Praxis: An der Rezeption eines Hotels zitiert ein Gast den Manager herbei und fragt: „Wie kommt es, dass in den Zimmern kein Fernseher steht?“ Die Antwort des Hotelmanagers: „Wenn Ihnen das nicht passt, können Sie sich ja ein anderes Hotel suchen!“
Mit seiner Aussage will der Gast dem Manager Folgendes vermitteln:
Beim Manager des Hotels kommt die Aussage jedoch folgendermaßen an:
Die Kenntnis des Vier-Seiten-Modells ermöglicht es die eigene Interpretation zu hinterfragen – und so Konflikte (beispielsweise durch wertfreies Nachfragen) schon im Keim zu ersticken.
Menschen, denen es schwerfällt sich in andere hineinzuversetzen und deren Emotionen zu deuten, stehen mehrere Möglichkeiten zur Steigerung der emotionalen Intelligenz offen. Zu nennen sind insbesondere die folgenden.
Eine ganze Reihe von professionellen Angeboten richtet sich explizit an Personen, die ihre emotionale Intelligenz verbessern wollen. Hierzu zählen:
In der buddhistischen Tradition wird die Meditation schon seit Jahrtausenden eingesetzt, um die eigene Gelassenheit und das Mitgefühl gegenüber anderen Lebewesen zu erhöhen. Kern der sogenannten Metta-Meditation ist es, die eigenen Emotionen steuern zu lernen. Im Rahmen dieser Meditationstechnik wird zunächst gelernt, sich selbst anzunehmen. Im Anschluss werden Gefühle von Liebe und Mitgefühl auf einen immer weiteren Personenkreis ausgedehnt – bis hin zu Menschen, mit denen man bislang nur schwierig umgehen konnte.
Um die eigenen Emotionen kennenzulernen, Empathie zu entwickeln und soziale Kompetenzen auszubauen, ist die Metta-Meditation eine Übung par excellence. Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die regelmäßige Metta-Meditation tatsächlich in der Lage ist, die soziale Verbundenheit und emotionale Intelligenz zu steigern. Dies untermauert eine 2008 an der Stanford University durchgeführte Studie, die unter dem Titel „Loving-kindness meditation increases social connectedness“ veröffentlicht worden ist. Viele buddhistische Gruppen und Vereine praktizieren die Übungen auf regelmäßiger Basis. Interessierten steht ein Besuch entsprechender Meditationskreise in der Regel kostenlos offen.
Eine einfache wie grandiose Möglichkeit zur EQ Steigerung stellt die Bachblütentherapie dar, die auf eine sanfte, aber konsequente Harmonisierung von Gemütszuständen abzielt. Nach dem Grundverständnis des Bachblütensystems kann emotionale Intelligenz als natürlicher Ausdruck des menschlichen Wesens und ein Mangel daran als Schwäche angesehen werden. Und genau auf die Überwindung derartiger Schwächen im geistig-seelischen Bereich und die Wiederherstellung des natürlichen Zustandes ist die Bachblüten Anwendung ausgerichtet. Dadurch erübrigt sich auch die Diskussion, in wie weit emotionale Intelligenz tatsächlich eine erlernbare Fähigkeit (ability EQ) oder doch eher eine grundlegende Persönlichkeitseigenschaft (trait EQ) bzw. eine Kombination der beiden (mixed EQ) ist. Dabei führt die Bachblüten Einnahme niemals dazu, dass man seine Persönlichkeit verliert, sondern dass man ihre beste Version verwirklicht, d. h. eine Version, die mit der gesamten Schöpfung im Einklang ist.
Für eine erfolgreiche Steigerung der emotionalen Intelligenz mit Bachblüten sollten sowohl die intrapersonale als auch die interpersonale Intelligenz als die zwei wesentlichen Grundelemente der EQ gefördert werden. Unter intrapersonaler Intelligenz versteht man die Fähigkeit, die eigenen Gefühle, Gedanken, Stimmungen, Impulse und Motive wahrzunehmen und zu kontrollieren bzw. zu steuern. In diesem Zusammenhang können folgende Bachblüten hilfreich sein: Wer vor seinen gegenwärtigen Gefühlen in eine Traumwelt flüchtet, anstatt sie aufmerksam und realistisch zu betrachten, kann mit der Bachblüte Clematis arbeiten, um wieder zur Realität und zum Augenblick zurückzufinden. Wer seine wahren Gefühle nicht annehmen will und sie lieber verdrängt oder beschönigt, kann die Bachblüte Agrimony verwenden, um ehrlicher zu sich selbst zu werden. Wer sich von seinen Gefühlen so überwältigt fühlt, dass er sie nur unter großer innerer Anspannung zu kontrollieren weiß, ist mit der Bachblüte Cherry Plum gut beraten, die einen gelasseneren und angemesseneren Gefühlsausdruck unterstützen kann. Wer seine Gefühle nicht zu beeinflussen weiß, weil er gar nicht weiß, was seiner wahren Persönlichkeit entspricht, kann mit der Bachblüte Wild Oat einen Selbstfindungsprozess initiieren. Und wer die Verbindung zu seinen Gefühlen und damit das Interesse am Leben vollkommen verloren hat, findet in der Bachblüte Wild Rose einen seelischen Begleiter auf dem Weg aus der Gleichgültigkeit.
Als interpersonale Intelligenz bezeichnet man die Fähigkeit, die Gefühle und Intentionen anderer Menschen zu verstehen und einfühlsam mit ihnen kommunizieren zu können. Hierfür können insbesondere folgende Bachblüten interessant sein: Die Bachblüte Heather fördert das Interesse an seinen Mitmenschen und deren Bedürfnissen, wenn man zu stark auf sich selbst und seine eigenen Themen fixiert ist. Die Bachblüte Water Violet richtet sich an Personen, die allgemein Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Kontakten haben und lieber allein sind. Die Bachblüte Beech fördert das Verständnis für die Schwierigkeiten und Schwächen anderer, die man zu verurteilen geneigt ist. Die Bachblüte Vervain sorgt für einen seelischen Ausgleich bei Menschen, die sich aufgrund ihres Enthusiasmus nicht auf die Meinungen anderer einlassen können. Die Bachblüte Vine richtet sich an Menschen, die sich stets behaupten müssen und sich über die Wünsche anderer hinwegsetzen.
Neben dem Klassiker „EQ. Emotionale Intelligenz“ von Daniel Goleman, der inzwischen über 20 Jahre alt und immer noch eines der wichtigsten Bücher zum Thema Emotionen ist, gibt es mittlwerweile noch weitere Bücher zum Thema, die neue Sichtweisen, Erkenntnisse und Praxistipps zum Steigerung der emotionalen Intelligenz beinhalten. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich näher damit zu befassen.
Für den privaten und beruflichen Erfolg hat sich der EQ – das Maß für die emotionale Intelligenz – als wesentlich signifikanter erwiesen als der deutlich bekanntere Intelligenzquotient. Da emotionale Intelligenz mittels vielfältiger Techniken erlernbar ist, steht der Weg zu mehr Erfolg und Zufriedenheit im Leben prinzipiell jedem Menschen offen. Doch wie überall im Leben gilt auch hier der Grundsatz: Von nichts kommt nichts! Essenzielle Voraussetzung zur Steigerung des EQ ist der Wille, kontinuierlich an sich und seiner Gefühlswelt zu arbeiten.