Frühjahrsmüdigkeit – Das jährliche Volksleiden
Wieso leiden so vielen Menschen im März und April, teilweise sogar von Februar bis in den Wonnemonat Mai, unter Frühjahrmüdigkeit? Eigentlich müssten wir als Teil der Natur doch von der Jahreszeit zu neuem Leben erweckt werden wie die Bäume und Pflanzen, die zu sprießen beginnen, und die Tiere, die aus dem Winterschlaf erwachen, aus ihren Höhlen kommen und sich vergnügt auf Partnersuche machen. Spätestens mit der Zeitumstellung scheint die dunkle Jahreszeit überstanden, doch bis zu 70 % aller Deutschen fühlen sich, als ob der Winter gerade beginnt. Mitunter macht man sich sogar Sorgen, ob man krank ist, weil man nicht erklären kann, wieso man trotz aller Frühlingsgefühle nicht richtig in Schwung kommt und am liebsten den ganzen Tag im Bett bleiben würde. Hier erfahren Sie, was Sie gegen Frühjahrsmüdigkeit tun können.
Welche Ursachen hat Frühjahrsmüdigkeit?
Die genauen Zusammenhänge zwischen Jahreszeit und Müdigkeit sind wissenschaftlich noch nicht abschließend ergründet, doch als Hauptursache der Frühjahrmüdigkeit werden hormonelle Anpassungen des Körpers an die saisonal bedingten klimatischen Verhältnisse angesehen. Erforscht werden diese u. a. im Bereich der sogenannten Chronobiologie. Die Chronobiologie beschäftigt sich mit der zeitlichen Organisation von Lebewesen und untersucht biologische Rhythmen, in denen sich bestimmte physiologische Abläufe wiederholen, gemäß einer Art inneren Uhr. Eine solche Periode kann z. B. ein Tag sein – 24 stündige Rhythmen werden als zirkadiane Rhythmen bezeichnet und bestimmen u. a. unseren Schlaf-Wach-Rhythmus. Die Veränderung der Tageslänge (Photoperiode) im Frühjahr verursacht biochemische Reaktionen im Körper, die dazu führen, dass wir uns schlapp und schwach fühlen. Der Hormonhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht und das „Große Gähnen“ setzt ein, wie es im Volksmund heißt.
Frühjahrsmüdigkeit, Melatonin und Serotonin
Die sich verändernden Lichtverhältnisse sorgen für eine veränderte Ausschüttung der chemischen Botenstoffe Melatonin und Serotonin. Melatonin ist das sogenannte Schlafhormon, das vornehmnlich von der Zirbeldrüse (Epiphyse) produziert und ins Blut abgegeben wird. Vereinfacht gesagt, teilt das Hormon den Zellen mit, dass Schlafenszeit ist. Daneben übernimmt Melatonin jedoch noch weitere Funktionen im Körper und hat u. a. eine antioxidative und anti-entzündliche Wirkung. Angeregt wird die Bildung durch den sogenannten Nucleus suprachiasmaticus (SCN) im Hypothalamus, einem Abschnitt des Zwischengehirns. Der SCN ist die Zentrale der biologischen Uhr, deren Zeitgeber das Licht ist, insbesondere kurzwelliges blaues Licht mit einer Wellenlänge von 460 bis 480 nm, an dem das Sonnenlicht einen hohen Anteil hat. Fällt es auf die Netzhaut im Auge, wird ein in den lichtempfindlichen Sinneszellen vorkommendes Eiweiß (Melaposin) aktiviert, das ein Signal an den SCN weiterleitet. Der SCN teilt der Zirbeldrüse mit, dass es Tag ist und hemmt so die Melatoninsynthese. Bei Dunkelheit kommt es dem entsprechend zu einer vermehrten Melatoninausschüttung. So erhöht sich der Melatoninspiegel im Laufe der Wintermonate.
Ebenfalls über den SCN gesteuert wird die Produktion des Botenstoffes Serotonin (5-HT), der auch als Glückshormon bekannt ist. Serotonin hat viele verschiedene Funktionen im Körper. Es beeinflusst nicht nur den Schlaf-Wach-Rhythmus, sondern u. a. auch die Blutgerinnung, die Darmaktivität, den Appetit, das Schmerzempfinden und die Körpertemperatur. Sogar für das Lernen ist Serotonin erforderlich. Doch am spürbarsten ist der stimmungsaufhellende und antriebsteigernde Effekt. Serotonin hemmt Ängste, steigert unser Wohlbefinden und sorgt für innere Ruhe und Gelassenheit. Im Gegensatz zu Melatonin wird die Ausschüttung durch Licht angeregt. Die meisten serotoninbildenden Zellen befinden sich im Darm, jedoch gibt es auch im Gehirn und der Zirbeldrüse Zellen, in denen das Hormon produziert wird, das laut einer Studie von Jaime M. Monti aus dem Jahre 2010 auch den Wachzustand fördert. Aufgrund des Lichtmangels in den Wintermonaten, ist der Serotoninspeicher im Frühjahr häufig bei vielen Menschen leer.
Aus biologischer Sicht ist der jahreszeitliche Einfluss auf die innere Uhr sinnvoll. Im Winter schlafen wir mehr, um Energie zu sparen, die der Organismus bei kälteren Temperaturen z. B. zur Aufrechterhaltung seiner Körpertemperatur oder zur Infektabwehr während der Erkältungszeit benötigt. Eine große Problematik stellt jedoch unser moderner Lebensstil dar, der dazu geführthat, dass wir die wenigen Sonnenstunden im Winter in der Regel nicht auskosten können. Statt in der freien Natur halten wir uns tagsüber im Haus auf und bekommen daher zu wenig Licht. Das einen einen erhöhten Melatoninspiegel am Tag sowie eine unzureichende Serotoninsynthese zur Folge. Das bekommen Millionen von Menschen nicht erst in Form von Frühjahrsmüdigkeit zu spüren, sondern bereits vorher als Winterdepression oder saisonal-affektive Störung (SAD).
Führt man sich die Komplexität körperlicher Prozesse vor Augen, leuchtet es ein, dass die Umstellung des Melatonin-Serotonin-Stoffwechsels ein Vorgang ist, der den Körper erst einmal durcheinanderbringt und nicht von heute auf morgen stattfinden kann. In diesem Sinne handelt es sich bei Frühjahrsmüdigkeit auch nicht um eine Krankheit, sondern um ein normales Verhalten unseres biologischen Systems. Insbesondere Veränderungen im Melatoninspiegel wirken sich erst nach Tagen oder Wochen aus. Die Frühjahrsmüdigkeit von demnach von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen andauern. Wie stark jeder Einzelne davon betroffen ist, hängt von vielen Faktoren wie dem Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand, der momentanen Lebenssituation sowie der Reaktionen auf die Veränderung ab. Denn es gibt durchaus Möglichkeiten, um Frühjahrsmüdigkeit zu vermeiden oder zumindest zu verringern.
Ein weiterer Aspekt, der in diesem Zusammenhang zum Tragen kommt, ist unser meist zwangsläufiges Ignorieren der inneren Uhr. Wir stehen auf und gehen zu Bett, wann es uns in den Sinn kommt bzw. es unsere Umstände erfordern, wodurch sich die biologische Uhr jeden Tag neu justieren muss. Künstliches Licht und abendliches Arbeiten am PC oder Spielen am Handy, deren Bildschirme ebenfalls einen hohen Anteil blauen Lichtes haben, führen zu weiteren Störungen der zirkadianen Rhythmik, wenn sie dem Gehirn zum falschen Zeitpunkt den Eindruck vermitteln, dass Tag herrscht. Dazu kommt die Zeitumstellung am letzten Sonntag im März. Auch wenn es sich dabei nur um eine Stunde handelt, kann diese kleine Zeitverschiebung bereits zu Störungen der inneren Uhr führen, die sich durch Schläfrigkeit und Energiemangel bemerkbar macht. Sie sehr unserem Körper so etwas zu schaffen macht, weiß jeder, der schon mal eine Fernreise gemacht und einen Jetlag erlebt hat.
Frühjahrsmüdigkeit bei Wetterumstellung
Der April macht, was er will, lautet die mit Sicherheit geläufigste Bauernregel. Heute ist es kalt, morgen warm; heut scheint die Sonne, morgen ist es trüb und düster. Das belastet den Kreislauf und schwächt den Körper. Das typische Aprilwetter hierzulande ist ein weiterer Grund, weshalb wir im Frühjahr oftmals auffällig müde sind. Hohe Temperaturunterschiede und starke Schwankungen des Luftdrucks oder der Luftfeuchtigkeit veranlassen den Körper zu Anpassungsreaktionen, die ihn Kraft kosten und einige Zeit benötigen. Wir sind zwar an Wetterwechsel gewöhnt, aber wer in anderen Klimazonen Urlaub macht, kennt das Phänomen, dass eine Akklimatisierung körperliche Symptome hervorrufen kann. Ist es z. B. zu warm, muss der Körper die Körpertemperatur senken, hauptsächlich durch eine verstärkte Durchblutung der Haut, Arme und Beine und durch Schwitzen. Ist es zu kalt, muss er die Körpertemperatur durch eine geringere Durchblutung der Haut, Arme und Beine erhöhen. Dieses Hin- und Her wirkt sich dann mitunter auch auf die Fitness aus. Die Empfindlichkeit gegenüber Witterungserscheinungen wird bei besonders starker Ausprägung auch als Wetterfühligkeit bezeichnet und beeinträchtigt Betroffene dann nicht nur im Frühjahr, wo das Wetter am häufigsten zu unberechenbaren Kapriolen neigt.
Doch nicht nur bei wechselhaftem Wetter mit signifikanten Warm-Kalt-Perioden, kann es zu Frühjahrsmüdigkeit kommen, sondern auch bei durchgängig schönem Wetter. Denn steigende Temperaturen sorgen eindeutig dafür, dass der Blutdruck sinkt. Dies hat eine umfangreiche Längsschnittstudie von Katja van den Hurk und Kollegen aus dem Jahre 2015 belegt, in der die Daten von mehr als 100.000 gesunden Menschen ausgewertet wurden. Ursache für den sinkenden Blutdruck sind sich zur Temperaturregulation weitende Blutgefäße. Der niedrige Blutdruck wiederum löst eine rasche Ermüdung aus.
Frühjahrsmüdigkeit durch Mikronährstoffmangel
Eine weitere Ursache, die Frühjahrsmüdigkeit zumindest begünstigen kann, ist eine über die Wintermonate zunehmender Unterversorgung an wichtigen Vitalstoffen, deren Mangel Müdigkeit als Folgeerscheinung haben kann. Am häufigsten ist wahrscheinlich ein Vitamin D-Mangel. Vitamin D ist das einzige Vitamin, eigentlich ein Prohormon, das der Körper selbst herstellen kann, jedoch benötigt er dafür Sonne. Denn Vitamin D wird in der Haut mit Hilfe von UV-B Licht gebildet. Lediglich ca. 20% des Bedarfs wird über die Nahrung (insbesondere über Fisch) gedeckt. Daher wird Vitamin D auch als Sonnenvitamin oder Sonnenhormon bezeichnet. Aufgrund einer zu niedrigen Sonnenexploration im Winter sind Experten zufolge, je nach zugrunde gelegtem Blutserumwert, 60% (bei 20 ng/ml) bis mehr als 90% (bei 30 ng/ml) aller Deutschen von einem Mangel betroffen. Vitamin D ist an verschiedensten Vorgängen im Körper beteiligt und wichtig etwa für das Immunsystem, die Muskelfunktion, Knochen und die Zellteilung. Eine Studie von Aryajeet Roy und Kollegen aus dem Jahr 2014 hat zudem gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin D-Spiegel und Müdigkeit gibt. Der Körper kann Vitamin D über mehrere Monate speichern, doch zu Beginn des Frühlings sind die Speicher bei vielen Menschen völlig leer.
Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Mikronährstoffe, die nachweislich zu einer Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung beitragen. Zu nennen sind hier vor allem die Vitamine C, B2, B3, B5, B6, B12 und Folsäure, der Mineralstoff Magnesium sowie das Spurenelement Eisen. Eine Unterversorgung kann sicher nicht als Ursache von Frühjahrsmüdigkeit im engeren Sinne betrachtet werden. Dennoch ist es wichtig, sich klar zu machen, dass viele Menschen im Winter weniger von diesen wichtigen Substanzen aufnehmen, was sich dann im Frühjahr bemerkbar machen kann. Zwar gibt es im Supermarkt das ganze Jahr über frisches Obst und Gemüse, doch die im Winter erhältlich Ware ist oftmals relativ nährstoffarm, da die Pflanzen z. B. in Gewächshäusern unter künstlichem Licht und Dünger hochgezogen oder auf übernutzen nährstoffarmen Böden angebaut werden und es sich vielfach um moderne Hybride handelt, die auf Ertrag gezüchtet sind und nicht auf ihren Nährstoffgehalt.
Frühjahrsmüdigkeit als Befindlichkeitsstörung
Wenn die Mutter, die Kollegin und der Nachbar über Frühjahrsmüdigkeit klagen, ist es verlockend, in den Kanon mit einzustimmen. Etwaige Müdigkeit wird dann rein subjektiv viel gravierender wahrgenommen als zu anderen Zeiten. So kann die Frühjahrsmüdigkeit auch im Kopf entstehen. Sie kann sogar zu einer Self-fulfilling Prophecy werden, wenn man im Vorfeld schon damit rechnet. Außerdem wird sie gerne als Vorwand oder Ausrede genutzt, sei es, weil man zu spät ins Bett gegangen ist oder weil sie sich so hervorragend als Ventil eignet – endlich kann man seinem Stress, seiner Überforderung oder seiner Unlust problemlos Ausdruck verleihen, indem man sich hängen lässt. Schließlich muss sich nicht dafür schämen oder ein schlechtes Gewissen haben, wenn die Hormone einen dazu zwingen, einfach mal im Bett zu bleiben oder nein zu sagen.
Frühjahrsmüdigkeit Symptome
Wie der Name schon sagt, fühlt man sich hauptsächlich müde und schläfrig. Selbst wenn man ausreichend geschlafen hat, kommt man nicht so Recht in Gang, fühlt sich den ganzen Tag schlapp und hat ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Ebenfalls weit verbreitet sind Kreislaufprobleme aufgrund eines niedrigen Blutdrucks und eines damit häufig einhergehenden erhöhten Pulses. Ein niedriger Blutdruck kann Schwindel (Vertigo) hervorrufen, d. h. ein Gefühl des Drehens oder Schwankens, was wiederum zu Benommenheit bis hin zur Übelkeit führen kann. Kreislaufschwäche kann sogar Bewusstseinsstörungen oder Atembeschwerden auslösen. Weitere Anzeichen von Frühjahrsmüdigkeit können erhöhte Wetterfühligkeit, Kopfschmerzen und gelegentlich auch Verdauungsstörungen sein.
Zu den körperlichen Beschwerden wie Schläfrigkeit, Abgeschlagenheit, Antriebsarmut und Kraftlosigkeit gesellen sich mitunter auch signifikante psychische Symptome, vorrangig bedingt durch einen Serotoninmangel. So kann sich Frühjahrsmüdigkeit als Gereiztheit, Ängstlichkeit, Launenhaftigkeit, Unzufriedenheit, Traurigkeit bis hin zur depressiven Verstimmtheit äußern. Daneben kann sie sich auch durch Appetitlosigkeit bemerkbar machen. Es gibt also genügend Gründe, frühzeitig dagegen aktiv zu werden.
Frühjahrsmüdigkeit – Wann zum Arzt?
Wie beschrieben, handelt es sich bei Frühjahrsmüdigkeit nicht um eine Erkrankung, sondern um eine natürliche Begleiterscheinung normaler Stoffwechselvorgänge. Ein Arzt sieht somit keinen Therapiebedarf und wird Ihnen voraussichtlich lediglich die Tipps geben, die Sie auch hier lesen werden. Gezielte Behandlungsmöglichkeiten gibt es nicht. Evtl. wird er Ihnen noch eine Aufbaukur wie Medivitan vorschlagen; das sind ärztlich verabreichte Vitaminspritzen zur Wiederherstellung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.
Dennoch sollten Sie zur Sicherheit einen Arzt aufsuchen, falls die Symptome über einen längeren Zeitraum anhalten, sich kontinuierlich verschlimmern, auffällig stark ausgeprägt sind und das Allgemeinbefinden erheblich beeinträchtigen oder mit weiteren nicht genannten Symptomen einhergehen, die auf eine tatsächliche Erkrankung hindeuten. Denn die Müdigkeit kann durch auch ein Hinweis auf eine Krankheit oder funktioneller Störung sein, die einer ärztlichen Behandlung bedarf. Das können eher unbedenkliche Erkrankungen wie eine harmlose Infektion sein, die das Immunsystem herausfordert und den Körper dadurch schwächt, aber auch schwerwiegende Erkrankungen wie beispielsweise Schilddrüsenfunktionsstörungen, Organschäden, Diabetes, Krebs, CFS (Chronic Fatigue Syndrome) oder Autoimmunerkrankungen. Stehen negative, belastende oder bedrückende Gedanken oder Gefühle im Fokus, so kann es sich um eine psychische Erkrankung wie etwa eine Depression oder Angststörung handeln. Sie sollten die Signale Ihres Körpers und Ihrer Seele auf jeden Fall ernst nehmen.
Frühjahrsmüdigkeit – Was hilft?
Es gibt zwar keine Medikamente gegen Frühjahrsmüdigkeit, aber hilfreiche Hausmittel und Verhaltensregeln, die sich bei Frühjahrsmüdigkeit bewährt haben. Jeder kann etwas gegen die Erschöpfung und Antriebslosigkeit tun. Daher stellen wir Ihnen im Folgenden die Dinge vor, die von Experten empfohlen werden und wirklich helfen.
Sonne tanken bei Frühjahrsmüdigkeit
Das Zauberwort gegen Frühjahrsmüdigkeit lautet Licht. Gehen Sie in die Sonne und lassen Sie Licht an Ihren Körper. Das regt die Produktion von Serotonin und Vitamin D an und macht somit wach und glücklich. Nutzen Sie jede freie Minute, um vor die Tür zu gehen. Am besten schon morgens und in der Mittagszeit. Wer einen Balkon oder eine Terrasse hat, sollte den Morgen darauf begrüßen und seinen Kaffee im Freien genießen. Ziehen Sie zumindest nach dem Aufstehen gleich die Gardinen auf. Machen Sie in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang. Das zahlt sich am Nachmittag aus. Die biologische Uhr weiß dann auch eindeutig, dass gerade Tag ist und stellt den inneren Schalter auf Aktivität. UV-Schutz für die Augen ist sehr wichtig. Dennoch sollten Sie nicht beim kleinsten Sonnenstrahl im Frühling mit Sonnenbrille vor die Tür gehen, da wichtige Lichtimpulse über die Netzhaut aufgenommen werden.
Sport und Bewegung bei Frühjahrsmüdigkeit
Regelmäßiger Sport hat viele gesundheitliche Vorteile und hilft nicht nur gegen Frühjahrsmüdigkeit. Körperliche Aktivität regt den Kreislauf an, steigert die Fitness, stärkt die Abwehrkräfte und trägt dazu bei, überschüssige Kilos, die wir im Winter angesammelt haben, abzubauen. Sport kann sogar verjüngend wirken, wie verschiedene Studien belegen. Forscher des Exzellenzclusters REBIRTH fanden in einer 2013 veröffentlichten Studie heraus, dass sich das biologische Alter durch Sport um bis 15 Jahre reduzieren lässt, wie sich anhand wachsender Telomere (Enden unserer Chromosome), die sich mit jeder Zellteilung verkürzen, belegen ließ. Eine Studie von Mark Hamer und Kollegen aus dem Jahre 2012 zeigte, dass regelmäßige körperliche Aktivität auch zu niedrigeren CRP (C-Reaktives Protein) und IL-6 (Interleukin-6) Werten führt. Das sind Entzündungsmarker, deren Wert mit zunehmendem Alter in der Regel ansteigt. Außerdem kann Sport glücklich machen, da er die Bildung verschiedener Botenstoffe anregt. Dieses Glücksgefühl kann bis zur Euphorie gehen, wenn es zu einer Ausschüttung von Endorphinen bzw., nach neuesten Erkenntnissen, von Endocannabinoiden kommt. Am besten helfen Ausdauersportarten wie Joggen oder Radfahren gegen die Müdigkeit, die den weiteren Vorteil haben, dass sie unter freiem Himmel ausgeübt werden können. Übertreiben Sie es jedoch nicht, denn wenn Sie über Ihre Leistungsgrenzen hinausgehen, wirkt Sport nicht belebend, sondern erschöpfend.
Kaffee bei Frühjahrsmüdigkeit
Kaffee enthält Koffein, das stimulierend auf das zentrale Nervensystem wirkt. Die belebende Wirkung hilft Ihnen, wach zu bleiben. Teilweise ist der schmackhafte Muntermacher etwas in Verruf geraten, da es hieß, Kaffee sei schlecht für das Herz, hätte eine dehydrierende Wirkung und könne süchtig machen. Doch all diese Thesen sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar. So hat z. B. eine 2011 von A. E. Mesas durchgeführte Metaanalyse ergeben, dass langfristiger Kaffeekonsum nicht zu einem erhöhten Blutdruck bzw. einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen führt. Eine Studie von Sophie Killer aus dem Jahre 2014 wiederum bewies, dass es bei einem Kaffeekonsum von täglich vier Tassen keine körperlichen Anzeichen einer Dehydration gibt. Daher empfehlen viele Herzspezialisten ohne Bedenken, bei Blutniederdruck, wie er bei Frühjahrsmüdigkeit typisch ist, ruhig eine Tasse Kaffee mehr zu trinken. Am besten sollten Sie, wie man es aus guten Cafes kennt, stets ein Glas Wasser dazu trinken.
Neben dem anregenden Koffein enthält Kaffee außerdem weitere Inhaltsstoffe, aufgrund derer sich Kaffee sehr wohl als gesund einstufen lässt. So enthält Kaffee verschiedene Antioxidantien wie Flavonoide und Chlorogensäuren, die schädliche freie Radikale im Körper neutralisieren können. Chlorogensäure wird zudem nachgesagt, evtl. Dickdarm- und Leberkrebs vorzubeugen. Des Weiteren Kaffee kann die Verdauung anregen und das Risiko für Gallen- und Nierensteine verringern. Am effektivsten gegen Frühjahrsmüdigkeit wirkt Kaffee, wenn er statt als große Menge zum Frühstück in kleinen Mengen über den Tag verteilt getrunken wird. Selbstverständlich sollten Sie den Kaffeekonsum nicht übertreiben und als Ersatz für Sonne und Sport verwenden.
Voll im Trend sind Sie übrigens mit der sogenannten „Sprayable Energy“. Dabei handelt es sich genau genommen nicht um Kaffee, sondern um ein Koffeinspray, das wegen seiner aufputschenden Wirkung gelegentlich als Sprühkaffee bezeichnet und als „gesunder“ Ersatz für normalen Kaffee gehandelt wird, da es ohne die mögliche Nebenwirkungen von Kaffee daherkommen soll. Es besteht lediglich aus Koffein, Wasser und der Aminosäure Tyrosin. Sprayable Energy wurde von dem Harvard-Studenten Ben Yu entwickelt und wird gerne auch als Spray gegen Frühjahrsmüdigkeit in den Medien angepriesen. „Sprayable Energy“ wird einfach beispielsweise auf den Nacken gesprüht, wo das Koffein schnell über die Haut aufgenommen wird. In Deutschland ist es noch nicht erhältlich, kann aber über das Internet bestellt werden. Die Mehrzahl der Menschen, die das Spray getestet haben, sind offenbar wahrlich davon angetan.
Die richtige Ernährung bei Frühjahrsmüdigkeit
Evolutionsbedingt neigt auch der Mensch dazu, sich in der kalten Jahreszeit unbewusst fettreicher zu ernähren, um Energiereserven aufzubauen. Doch schwere Kost liegt schwer im Magen und macht träge. Die dafür erforderliche Verdauung sorgt dafür, dass wir weniger Elan haben, weshalb wir nach einem üppigen Mahl gerne einen Verdauungsschlaf machen. Daher sollten Sie bei Frühjahrsmüdigkeit auf den Schweinebraten in der Kantine verzichten und Lebensmittel, die schwer im Magen liegen, von Ihrem Speiseplan streichen. Statt eines kalorienreichen Mittagessens sollten Sie mehrere kleine Mahlzeiten zu sich nehmen und den Tag stets mit einem ausgewogenen Frühstück beginnen, dass Ihnen viel Energie für den Tag liefert. Empfehlenswert sind gesunde proteinreiche Nahrungsmittel und ausreichend Ballaststoffe, z. B. ein zuckerarmes Vollkorn-Müsli mit Naturjoghurt und frischem Obst. Gegen Frühjahrsmüdigkeit sind leichte Speisen angeraten – dazu kann man sich ausgezeichnet von der mediterranen Küche inspirieren lassen, also bunte Salate mit Essig-Öl-Dressing, gedünsteter Fisch und viel frisches Gemüse. Die Ernährung sollte auf jeden Fall reich an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen sein.
In der Phytotherapie setzt man z. B. auf die besonderen pflanzlichen Inhaltsstoffe der Cranberries gegen Frühjahrsmüdigkeit. Wissenschaftlich ist deren Wirkung dies bezüglich nicht eindeutig bewiesen, aber ein Cranberry-Müsli schmeckt ja auch sehr lecker, wenn es keinen gesundheitlichen Effekt hat. Sie können auch mit tryptophanhaltigen Lebensmitteln experimentieren, in wie weit diese Ihnen guttun. L-Tryptophan ist eine Aminosäure, die vom Körper in Serotonin umgewandelt werden kann. Besonders tryptophanreiche Lebensmittel (auch bekannt als „Gute-Laune-Nahrung“) sind beispielsweise Cashewkerne, Erdnüsse, Bohnen, Sonnenblumenkerne, Weizenkeime und Pilze. Dass Schokolade glücklich macht, liegt ebenfalls am darin enthaltenen Tryptophan.
Viel trinken ist bei Frühjahrsmüdigkeit besonders wichtig. Ein Flüssigkeitsmangel kann sich etwa durch Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen oder Kopfschmerzen bemerkbar machen. Empfohlen werden ca. 30 ml pro Kilogramm Körpergewicht. Wenn Sie Sport treiben oder es draußen sehr heiß ist, benötigt der Körper noch mehr. Schließlich besteht der Körper zu etwa 70% aus Wasser. Flüssigkeit regt unter anderem den Stoffwechsel an, und wenn dem Körper zu wenig zur Verfügung steht, kann es zu einer Verdickung des Blutes und damit zu Kreislaufproblemen und Folgeerscheinungen wie Schwindel kommen. Dabei ist es sinnvoller, regelmäßig kleine Mengen über den Tag verteilt zu trinken, anstatt beispielsweise viermal am Tag einen halben Liter. Am besten eignen sich Mineralwässer, Fruchtsaftschorlen und ungesüßte Kräutertees. Morgens ein Glas kohlensäurehaltiges Mineralwasser auf nüchternen Magen zu trinken, hat einen belebenden Effekt. Voll im Trend liegt lauwarmes Zitronenwasser – dieser aus dem Ayurveda bekannte Detox-Power-Drink ist gut ist für die Verdauung, das Immunsystem, die Nieren und Gelenke. Zitronenwasser wird basisch verstoffwechselt und fördert die Entgiftung. Probieren Sie es aus. Unter den Tees ist Holunderblüte derzeit der absolute Insider-Tipp.
Das richtige Schlafverhalten bei Frühjahrsmüdigkeit
Viel hilft nicht immer viel. Bei Frühjahrmüdigkeit ist es wichtig, sich dem ganztätigen Schlafverlangen nicht hinzugeben und sich bei beim kleinsten Durchhänger sofort hinzulegen. Wenn wir den ganzen Tag ruhen, kommen wir gar nicht mehr in Gang. Zu viel Schlaf ist ungesund. Auch wenn verschiedene Faktoren wie der allgemeine Gesundheitszustand und genetische Veranlagungen eine pauschale Aussage über die optimale Schlafdauer unmöglich machen, raten Experten dazu, nicht länger als neun Stunden pro Tag zu schlafen. In Australiens größter Studie zum Thema fanden Dr. Melody Ding und ihre Kollegen 2015 heraus, dass mehr als neun Stunden Schlaf in Verbindung mit viel Sitzen und wenig Bewegung genauso schädlich sind wie Alkohol und Zigaretten und diese Kombination zu einer viermal höheren Wahrscheinlichkeit führt, jung zu sterben. Ein gesundes Maß sind sieben bis neun Stunden Schlaf.
Sie brauchen allerdings tagsüber nicht vollkommen auf Schlaf zu verzichten, wenn die Müdigkeit Sie vollkommen übermannt. Sinnvoll ist sogenanntes Power Napping. Dabei handelt es sich um ein kurzes Nickerchen zusätzlich zum normalen Nachtschlaf. Ein Power Nap lässt sich mit einem Mittagsschlaf vergleichen, mit der Besonderheit, dass die Schläfchen nicht länger als 20 bis maximal 30 Minuten dauern darf. Denn danach geht der Körper in den Tiefschlaf über, und wenn Sie daraus aufwachen, fühlen Sie sich danach schlaftrunken und bewirken damit das Gegenteil der gewünschten Regeneration. Sie müssen während der Zeit gar nicht richtig einschlafen. Entscheidend ist, sich eine bewusste Ruhepause zu nehmen, abzuschalten und zu dösen. Auf der Arbeit können Sie einfach Ihren Kopf auf den Schreibtisch legen und sich entspannten. Das kommt nicht nur dem im Biorhythmus mehr oder weniger verankerten mittäglichen Leistungstief zugute. Power Napping kann die Leistungsfähigkeit um bis 35% steigern und soll sogar das Herzinfarktrisiko um 37% senken.
Ebenfalls von großer Bedeutung ist die Schlafqualität. Wenn Sie keinen erholsamen Schlaf haben, werden Sie auch nach neun Stunden Schlaf am nächsten Tag nicht fit sein, was bei Frühjahrsmüdigkeit logischerweise noch mehr ins Gewicht fällt. Um besser ein- und durchzuschlafen, gibt es einige nützliche Tipps, die man beachten kann. Gehen möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett, dunkeln Sie Ihr Schlafzimmer vollkommen ab, verbannen Sie den Fernseher aus dem Schlafzimmer, gehen Sie ins Bett, wenn Sie müde sind, anstatt auf dem Sofa einzuschlafen und legen Sie sich mit positiven Gedanken ins Bett, anstatt über vor dem Einschlafen über Probleme zu grübeln. Die empfohlene Zimmertemperatur im Schlafzimmer beträgt 18 Grad Celsius. Viele Menschen schlafen in zu warmen Räumen und halten sich, nebenbei erwähnt, auch am Tag in überheizten Räumen auf mit Temperaturen über 22 Grad, was die Müdigkeit zusätzlich begünstigt.
Für einen ruhigen und ausgeglichenen Schlaf sollten Sie Ihr Abendbrot bis 19 Uhr verzehrt haben und auf die Tüte Chips vor der Nachtruhe verzichten, damit sich der Körper während des Schlafes nicht mit der Verdauung beschäftigen muss. Falls Sie nachts aufwachen, liegt dies häufig an einer Unterzuckerung. Dagegen empfiehlt der bekannte Mediziner Dr. Bodo Kuklinski ein sogenanntes Spätstück in Form eines Vollkornbrotes mit Butter, das Sie eine Viertelstunde vor dem Zubettgehen verzehren. Sie können sich darüber hinaus noch einen Würfel Traubenzucker ans Bett legen, den Sie essen, wenn Sie nachts wachwerden, um den Körper nochmal schnell mit Energie zu versorgen.
Daneben ist es gut, wenn Sie im Einklang mit der inneren Uhr wachen und schlafen. Das bedeutet, spätestens um 22 Uhr ins Bett zu gehen und morgens bis 7 Uhr aufzustehen. Dazu kommt ein regelmäßiger Rhythmus, damit sich der Organismus darauf einstellen kann, wann Schlafenszeit ist und wann er wach sein soll. Gehen Sie also abends möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett und stehen Sie morgens stets zur gleichen Zeit auf.
Der richtige Lifestyle bei Frühjahrsmüdigkeit
Wenn Sie sich körperlich und/oder geistig ermüdet fühlen, sollte dies grundsätzlich ein Signal für Sie sein, kürzer zu treten. Nutzen Sie Techniken aus dem Zeitmanagement wie To-Do-Listen, mit denen Sie Aufgaben nach Prioritäten sortieren, um Ihre Ressourcen zu schonen und Ihr Tagespensum besser abstecken zu können. Prüfen Sie, ob Sie Aufgaben an Kollegen oder Familienmitglieder abgeben können, die vielleicht nicht aufgrund von Frühjahrsmüdigkeit in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind. Power Sie sich auf keinen Fall aus und sagen Sie ruhig mal einen Termin ab. Eine gute Work-Life-Balance kann latente Energiereserven freisetzen, und Entspannungstechniken wie Yoga oder Tai Chi helfen Körper, Geist und Seele, in Balance zu bleiben und neue Kraft zu tanken.
Nahrungsergänzungsmittel bei Frühjahrsmüdigkeit
Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung und einen gesunden Lebensstil. Um die körpereigenen Vorräte wieder aufzufüllen und einer Unterversorgung vorzubeugen, können die oben genannten Mikronährstoffe aber in angemessener Dosierung als Nahrungsergänzung wirklich hilfreich sein. Bei Vitamin D lohnt es sich aufgrund der weitverbreiteten Unterversorgung, den sogenannten 25 (OH) D3 Wert im Blut von einem Labor bestimmen zu lassen, um die zu supplementierende Menge individuell zu bestimmen. Dazu nimmt Ihr Hausarzt Ihnen Blut ab und schickt es in ein Labor. So ein Test kostet nur ca. 25 €, die gut investiert sind. Selbst wenn Sie keinen Test machen, empfehlen immer mehr Experten eine ergänzende Zufuhr von 2000 bis 4000 IE (internationale Einheiten) pro Tag, die Sie am besten morgens oder mittags zu einer Mahlzeit einnehmen, da Vitamin D ein fettlösliches Vitamin ist. Nebenwirkungen sind bei dieser Dosis nicht zu erwarten.
Auch die Einnahme eines B-Komplex-Präparates kann sinnvoll sein. Diese gibt es in der Apotheke von verschiedenen Herstellern günstig zu kaufen, wobei Sie auf eine hohe Produktqualität achten sollten. Verwenden Sie keine Präparate mit unnötigen Füll- oder Zusatzstoffen wie Titandioxid, das als Farbstoff verwendet wird, sondern greifen Sie zu gut verträglichen Reinsubstanzen. Vorteilhaft sind Produkte mit Vitaminen in bioaktiver Form, die nicht erst vom Körper umgewandelt werden müssen, z. B. Riboflavin-5-phosphat als aktivierte Form von Vitamin B2, Pyridoxal-5-phosphat (P5P) als aktivierte Form von Vitamin B6 oder Methylcobalamin als aktivierte Form von Vitamin B12. Bei Methylcobalamin empfiehlt sich die Einnahme als Lutschtablette, da es optimal über die Mundschleimhaut resorbiert werden kann.
Bei Vitamin C setzen Sie am besten auf Präparate mit natürlichem Vitamin C. Eine gute Quelle ist die Acerola (Malpighia glabra) oder Acerolakrische. Diese ist in Pulver- oder Tablettenform in Bio-Qualität in Apotheken und gut sortierten Naturkostläden erhältlich. Vitamin C kann nicht überdosiert werden, sodass eine Einnahme völlig unbedenklich ist. Bei Vitamin C es gut, es in mehreren kleinen Portionen über den tag verteilt einzunehmen.
Magnesium ist ein Mineralstoff, mit dem viele Deutsche nicht ausreichend versorgt sind, sodass eine ergänzende Zufuhr angeraten sein kann. Anzeichen eines Mangels können neben Müdigkeit u. a. Wadenkrämpfe, Muskelschwäche, Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen und Migräne, Nervosität, Depressionen sowie Appetitlosigkeit sein. Magnesium gibt es in unterschiedlichen Formen, wobei mit Hinblick auf Verträglichkeit und Bioverfügbarkeit organische Verbindungen wie Magnesiumcitrat oder Magnesiumorotat zu bevorzugen sind. Eine angemessene Dosierung sind 200 bis 400 mg pro Tag. Als „Anti-Stress-Kombination“ bewährt hat sich die Einnahme zur Mittagszeit in Kombination mit Vitamin C.
Ein Eisenmangel kann ebenfalls Müdigkeit hervorrufen. Dennoch sollten Sie das Spurenelement besser nur bei nachgewiesenem Eisenmangel einnehmen, da der Körper nicht viel Eisen benötigt und auch nicht haben möchte. Wenn Sie nicht nur im Frühjahr mit Dauermüdigkeit zu kämpfen haben, sollten Sie sich beim Arzt Ihren Eisenstatus überprüfen lassen. Im Bedarfsfall wird es dann kurmäßig über mehrere Monate zum Auffüllen des Eisendepots eingenommen.
Sauerstoff bei Frühjahrsmüdigkeit
Ohne Sauerstoff können wir nicht leben. Sauerstoff ist eine unverzichtbare Komponente für die Energiegewinnung aus Nährstoffen und die Zellatmung. Etwa 90% unserer Energie wird mit Hilfe von Sauerstoff produziert. Somit können Müdigkeit und Abgeschlagenheit auch ein Symptom von Sauerstoffmangel sein. Um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen, sollten Sie sich, insbesondere bei Frühjahrsmüdigkeit, viel an der frischen Luft bewegen – am besten in der Natur, einem Park oder Wald, wo die Luft nicht so stark mit Schadstoffen belastet und ihr Sauerstoffgehalt höher ist als am Rand einer vielbefahrenen Straße.
Ein weiterer Punkt, der viel zu oft vernachlässigt wird, ist das ausgiebige Lüften. Da wir uns viel im Haus aufhalten, wenn es draußen kühl ist, ist es erforderlich, mindestens viermal am Tag eine sogenannte Stoßlüftung zu machen, bei der alle Fenster eines Raumes vollständig geöffnet werden, um einen schnellen und hohen Luftaustausch zu erreichen und für viel Frischluft zu sorgen. Sofern es die Außentemperatur erlaubt, sollten Sie das Schlafzimmerfenster über Nacht gekippt lassen.
Zu guter Letzt muss in diesem Zusammenhang auf eine gesunde Atmung hingewiesen werden. Viele Menschen atmen zu flach und zu schnell, wodurch der Körper nicht optimal mit Sauerstoff versorgt werden kann. Die richtige Atemtechnik hat zahlreiche gesundheitliche Vorteile und wirkt nicht nur gegen Frühjahrsmüdigkeit. Nehmen Sie sich hin- und wieder Zeit, Ihren Atem bewusst zu beobachten und zu steuern, um den Körper eine tiefe, gleichmäßige Atmung anzutrainieren. Für eine umfangreiche Sauerstoffversorgung praktizieren Sie eine Bauchatmung, bei der Sie entspannt in den Bauch einatmen, so, dass sich beim Einatmen nicht die Brust hebt, sondern der Bauch wölbt. Achten Sie neben einer tiefen Einatmung genauso auf eine tiefe Ausatmung. Für eine gute Atmung sollten beim Sitzen eine aufrechte Haltung bewahren und beim Liegen die Rückenlage bevorzugen.
Frühjahrsmüdigkeit vorbeugen
Die beste Maßnahme gegen Frühjahrsmüdigkeit ist Prävention. Kümmern Sie sich nicht erst um Ihre Vitalität, wenn Sie im Stehen einschlafen könnten. Zur Vorbeugung gegen Frühjahrsmüdigkeit sollten Sie die vorangegangenen Empfehlungen das ganze Jahr über beherzigen, insbesondere in Bezug auf die Bewegung, die frische Luft , die vitalstoffreiche Ernährung und das Licht. Eine gute ergänzende Maßnahme für die dunkle Jahreszeit kann eine Lichttherapie sein. Dafür gibt es spezielle Tageslicht- oder Vollspektrumlampen, sowohl als Therapiegeräte für den Heimbedarf als auch beispielsweise als Schreibtischlampe oder Glühlampen, die Sie in jede normale Fassung schrauben können. Tageslichtlampen simulieren das Sonnenlicht und können so die Stimmung nachweislich aufhellen und dazu beitragen, dass der Hormonhaushalt im Gleichgewicht bleibt. Solarien sind aufgrund der schädlichen UV-Strahlung keine adäquate Alternative. Eine mögliche Vitamin D-Supplementierung sollte bereits im Herbst begonnen werden, wobei u. U. sogar eine ganzjährige Vitamin D-Einnahme sinnvoll sein kann. Damit Ihr Kreislauf bei den steigenden Temperaturen nicht so leicht schlappmacht, können Sie ihn im Winter durch regelmäßige Saunabesuche stärken, die auch Ihrem Immunsystem zugute kommen und beim Entgiften helfen.
Achten Sie außerdem darauf, mögliche Risikofaktoren für eine erhöhte Müdigkeit zu vermeiden. An erster Stelle steht dabei Übergewicht. Dies belastet den Körper in vielerlei Hinsicht, wodurch er größere Schwierigkeiten hat, sich auf die hormonellen Veränderungen einzustellen. Zudem macht es träge und Bewegungsmangel trägt zur Frühjahrsmüdigkeit bei. Zur Vorbeugung ist es daher eine gute Idee, die jährliche Fastenzeit gezielt für eine Diät oder Entschlackungskur zu nutzen. Daneben ist auch das Rauchen eine schädliche Gewohnheit, die den Körper nachhaltig schwächt. Zum einen bekommt man als Raucher schlechter Luft, zum anderen enthält der Rauch ca. 200 giftige Stoffe, mit denen der Körper nach jedem Zug fertig werden muss. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass er dafür Energie benötigt, die ihm sonst anderweitig zur Verfügung stünde. Der 3. große Risikofaktor ist Stress. Der führt nämlich u. a. zur Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Cortisol ist zwar lebenswichtig und ein Mangel kann zu Antriebsschwäche führen, doch ein Cortisolüberschuss sorgt für noch mehr Chaos im Hormonhaushalt, und ein chronisch erhöhter Costisolspiegel kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, von Übergewicht über Depressionen oder Gedächtnisstörungen bis hin zu ernsthaften Herzerkrankungen oder Diabetes. Üben Sie sich in Achtsamkeit, Nachsichtigkeit und Gelassenheit. Nehmen Sie nicht alles bierernst und höchst persönlich.
Frühjahrsmüdigkeit alternativmedizinisch behandeln
Die Komplementärmedizin findet man Verfahren, die das Thema Frühjahrsmüdigkeit aus ganzheitlicher Sicht betrachten und natürliche Mittel anbieten, etwas gegen die Schläfrigkeit zu tun. Die Methoden, die dabei am häufigsten zum Einsatz kommen, sind die Homöopathie, die Biochemie nach Dr. Schüßler, die Bachblütentherapie und die Aromatherapie.
Homöopathie bei Frühjahrsmüdigkeit
Die Auswahl homöopathischer Mittel erfolgt anhand sogenannter Arzneimittelbilder, in denen Beobachtungen beschrieben sind, die bei gesunden Menschen nach Einnahme eines Mittels gemacht werden konnten. Die darin beschriebenen Symptome können dann gemäß der homöopathischen Lehre mit diesem Mittel behandelt werden. Beliebt in der Homöopathie gegen Frühjahrsmüdigkeit ist Kalium sulfuricum (Kaliumsulfat), zu dem man u. a. folgende Beschreibungen findet: „Müdigkeit nachmittags, nachmittags antriebslos“. Kalium sulfuricum wird auch bei Depressionen eingesetzt. Ein weiteres Mittel ist Gelsemium (Gelber Jasmin), das z. B. angezeigt ist, wenn man sich „müde, benommen, wie gelähmt“ fühlt. Sucht man in den Mittelbildern nach jahreszeitlicher „Verschlimmerung im Frühjahr“, so stößt man auf die Mittel Lachesis muta ((Buschmeisterschlangengift) und Lycopodium (Keulen-Bärlapp), die dementsprechend zu einer Verbesserung des Allgemeinbefindens in dieser Jahreszeit beitragen sollen. Die Leitsymptome Erschöpfung und Schwäche findet man z. B. in Beschreibungen von Arsenicum album (Arsen).
Homöopathische Mittel sind so stark verdünnt, dass selbst giftige Ausgangsstoffe wie Schlangengift oder Arsen unbedenklich sind, weil Sie im Grunde in den Mitteln nicht mehr nachzuweisen sind. Bei der Anwendung niedriger, für die Selbstanwendung typischer Potenzen (D6 bis D12) können Sie auch bei der Auswahl eines ungeeigneten Mittels keinen wirklichen Schaden anrichten. Sie erfahren bloß keine Besserung. In einem solchen Fall lohnt es sich, ein anderes Mittel auszuprobieren, falls das eine bei einer Einnahme von standardmäßig dreimal fünf Globuli bzw. Tropfen pro Tag nach einigen Tagen keine Veränderung bewirkt hat. Bei starken Beschwerden kann die Konsultation eines Facharztes für Homöopathie sinnvoll sein, da dieser viel präziser auf die individuellen Beschwerden eingehen kann als es einem Laien im Rahmen der Selbstmedikation möglich ist.
Schüssler Salze bei Frühjahrmüdigkeit
Auch unter den von Dr. Schüssler entwickelten Mineralsalzen, die inzwischen weitreichend bekannten Schüssler Salze, gibt es einige Mittel, die Alternativmediziner bei Frühjahrmüdigkeit empfehlen. Dies sind Schüssler Salz Nr. 3 (Ferrum phosphoricum) – Ferrum sorgt für die gute Sauerstoffaufnahme im Körper; Schüssler Salz Nr. 5 (Kalium phosphoricum) – Kaliumphospaht gilt als Salz der Nerven und Psyche; Schüssler Salz Nr. 6 (Kalium sulfuricum) – das Salz zur Entschlackung befreit von überflüssigem Ballast sowie Schüssler Salz Nr. 9 (Natrium phosphoricum) – das Stoffwechselsalz sorgt u. a. für einen ausgeglicheneren Säure-Basen-Haushalt. Diese Salze können zu einer Frühjahrskur kombiniert werden, bei der man über einen Zeitraum von 3 Wochen dreimal täglich jeweils fünf Tabletten im Munde zergehen lässt.
Bachblüten bei Frühjahrsmüdigkeit
Auch die Seele kann bei Frühjahrsmüdigkeit Unterstützung vertragen, wofür sich Bachblüten hervorragend eignen. Die Blütenessenz, deren Beschreibung am besten zur Frühjahrsmüdigkeit passt, ist Olive. In Dr. Bach’s Beschreibung ist die Bachblüte Olive für diejenigen, „die so erschöpft und ermüdet sind, dass sie das Gefühl haben, keine Kraft mehr für irgendeine Anstrengung zu haben.“ Ebenfalls passend ist die Bachblüte Walnut, die u. a. bei körperlichen Umstellungsphasen eingesetzt wird. Diese beiden Blütenmittel kann man bei Frühjahrsmüdigkeit gut mischen. Daneben lohnt es sich, mit Hilfe der Beschreibungen der 38 Blüten nach weiteren persönlichen Problemen der Seele Ausschau zu halten, die mit der Müdigkeit in Zusammenhang stehen könnten.
Aromatherapie bei Frühjahrsmüdigkeit
Die Anwendung ätherischer Öle zu Therapiezwecken hat nicht nur eine lange Tradition, sondern führt auch zu messbaren Ergebnissen. So ergab eine Studie von Eri Watanabe et alt. aus dem Jahre 2015, „dass die kombinierte Inhalation von ätherischem Bergamotte-Öl und Wasserdampf sowohl psychisch als auch physisch positive Effekte innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne hervorruft. Die Messwerte offenbarten u. a. eine positive Auswirkung auf negative Stimmung und Müdigkeit. Neben Bergamotte gelten allgemein Zitrusöle, z. B. auch Zitrone oder Limette, als belebend und stimmungsaufhellend. Eine 2005 veröffentlichte Studie von Mark Ian Keith Norrish und Katie Louise Dwyer zur Wirkung von Pfefferminzöl gegen Tagesschläfrigkeit zeigte, dass dieses tatsächlich die Schläfrigkeit reduzieren kann. Weitere wohltuende ätherische Öle, mit denen Sie im Frühjahr arbeiten könnten, sind Basilikum, Lemongras, Rosenholz, Schwarzer Pfeffer und Ylang-Ylang. Achten Sie darauf, stets hochwertige, reine ätherische Öle zu verwenden und keine Duftöle aus dem Discounter.
Ätherische Öle lassen sich vielseitig anwenden, z. B. zur Raumbeduftung, als Badezusatz oder als Zusatz für Massageöle und Kosmetika. Am effektivsten ist wahrscheinlich die Verneblung mit einem Aroma-Diffusor, der ein Gemisch aus Wasser und ätherischem Öl mittels Ultraschall in Schwingungen versetzt und dadurch einen feinen Dunst im Raum erzeugt. Im Vergleich zu Duftlampen wird das Öl bei der Ultraschall-Vernebelungstechnik nicht erhitzt, sodass die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zerstört werden. Aufgrund einer mikrofeinen Zerstäubung sind derartige Qualitätsprodukte besonders wirksam.
Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit
Neben den bereits ausführlich vorgestellten Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit, finden Sie nun noch einige zusätzliche Anregungen, die Ihnen helfen können:
- Stellen Sie Ihren Wecker auf eine angemessene Zeit: Wenn Sie ihn zu früh klingen lassen, fünfmal die Schlummertaste drücken und eine halbe Stunde im Halbschlaf vor sich hindösen, weiß die innere Uhr nicht so recht, wann es Zeit ist, aktiv zu werden. Läutet er zu spät, starten Sie hektisch in den Tag und vergeuden so wertvolle Energie.
- Beginnen Sie den Tag mit Morgengymnastik: Machen Sie gleich nach dem Aufstehen, also vor dem Duschen und dem Frühstück, eine Runde Frühsport. Dafür brauchen Sie keine Fitnessgeräte und müssen das Haus nicht verlassen. So ein Mini-Workout kann aus einigen Liegestützen, Kniebeugen, Sit-Ups und Dehnübungen bestehen. Es soll nicht schweißtreibend sein, sondern einfach belebend.
- Machen Sie Wechselduschen: Duschen Sie dazu mehrere Male für ca. 30 bis 60 Sekunden abwechselnd heiß und kalt – es soll nicht wirklich angenehm sein, aber Sie sollen sich dabei weder verbrennen noch sollen Sie erfrieren. Starten Sie mit heißem Wasser und hören Sie mit kaltem Wasser auf. Das regt den Kreislauf an und macht richtig munter.
- Fahren Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit: Beim Fahrradfahren schlagen Sie drei Fliegen mit einer Klappe: Sie sind in der Sonne, an der frischen Luft und in Bewegung. Wie Sie wissen, gibt es kein falsches Wetter, sondern nur falsche Kleidung, und damit auch keine Ausrede. Ist der innere Schweinehund erst einmal überwunden, werden Sie es genießen, sobald es zur Gewohnheit geworden ist. Sie können auch erstmal klein anfangen, indem Sie morgens mit dem Rad Brötchen holen.
- Trinken Sie jeden Morgen einen grünen Smoothie: Selbst gemixte Fruchtsäfte mit einer Zugabe von frischem Blattgrün, Salaten oder Kräutern sind wahre Nährstoffbomben, die Ihnen Energie für den Tag liefern. Rezeptideen finden Sie im Internet zuhauf. Eine gesunde Zutat ist Bio Acai-Pulver, das Sie in jedem Bioladen bekommen. So wird das Frühstück zu einem gesunden Genuss. Ein leistungsstarker Blender (Shaker) ist von Vorteil, aber letztlich tut es auch ein Stabmixer.
- Bringen Sie Farbe in Ihr Leben: Kräftige, bunte Farben regen das Gemüt an und wirken belebend. Rot z. B. steht für Aktivität, Liebe und Erotik (passend zu den Frühlingsgefühlen) und ist gerade voll im Trend. Auch Männer dürfen heutzutage rote Schuhe tragen. Auch in der Wohnung können Sie vitalisierende Farbakzente setzen durch neue Kissenbezüge und Schnittblumen. Gelbe Tulpen beispielsweise passen sehr gut zum Frühling. Gelb symbolisiert das Licht und steht für Wachheit, Frohsinn und Lebensfreude.
- Machen Sie etwas, dass Ihnen Spaß macht: Nehmen Sie sich am Wochenende einen ganzen Tag ganz bewusst und ausschließlich dafür Zeit, nur Dinge zu unternehmen, die Ihnen Spaß machen und die Sie vielleicht schon lange nicht mehr gemacht haben oder schon immer mal machen wollten. Essen Sie z. B. Ihr erstes Eis des Jahres, machen Sie eine Probefahrt mit Ihrem Traumauto, gehen Sie zum Indoor-Skydiving und gönnen Sie sich zum Abschluss ein luxuriöses Wellnessritual mit hawaiianischer Ganzkörpermassage. Lernen Sie, wieder zu träumen und erwecken Sie Ihre Träume dann zum Leben. Das wird auch Ihren Körper beleben.
- Schließen Sie alte Baustellen: Arbeiten Sie alles ab, was Sie, vielleicht schon den ganzen Winter, vor sich hergeschoben haben. Machen Sie auch Ihre Steuererklärung, einen Frühjahrsputz und sagen Sie Ihren Mitmenschen, was Ihnen wirklich auf der Seele brennt und am Herzen liegt. Das befreit den Geist und nimmt Ihnen eine Last von den Schultern. Danach werden Sie aufatmen und die Frühjahrsmüdigkeit kann wie weggeblasen sein.