Heutzutage scheint es vor Egomanen nur so zu wimmeln. Denn unsere Leistungsgesellschaft fördert narzisstische Verhaltensweisen. Doch ist der energische Chef oder der selbstbewusste Partner schon ein Narzisst? In den meisten Fällen wohl eher nicht. Doch wo ist die Grenze zwischen gesunder Ich-Bezogenheit und echtem Narzissmus? Und wann handelt es sich um eine psychische Störung? Das verraten wir Dir hier. Außerdem: Welche Merkmale Narzissten ausweisen sind, welche Narzissmus Typen es gibt und die besten Tipps für Opfer von Narzissten.
Ein Narzisst ist ein Mensch, der sich selbst als bedeutsamer ansieht als alle anderen. Er liebt und bewundert nur sich. Stets muss er im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Nur seine Ansichten sind die richtigen. Der Narzissmus selbst hat aber noch keinen Krankheitswert. Er befindet sich – wenn man die Ausprägung narzisstischer Verhaltensweisen auf einem Kontinuum darstellt – zwischen den normalen narzisstischen Persönlichkeitsanteilen und der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, die tatsächlich Krankheitscharakter hat.
Der Begriff Narzissmus geht auf eine antike Sagengestalt zurück und zwar auf den Jungen Narziss. Dieser habe alle Frauen und Männer, die an ihn herangetreten waren, zurückgewiesen, sodass er von den Göttern mit unendlicher Selbstliebe bestraft wurde. Daraufhin erblickte er in einem Gewässer sein Spiegelbild und verliebte sich unsterblich darin. Da es ihm nicht gelang, sich von seinem eigenen Bild abzuwenden, starb er. Daraufhin wuchs an dem Ort eine Narzisse.
Alle Menschen haben und brauchen eine gewisse Dosis Narzissmus. Denn eine bestimmte Selbstbezogenheit ist notwendig, um die eigenen Bedürfnisse, Ziele und Wünsche wahrzunehmen und sie zu realisieren. Für sich und seine Interessen einzutreten, hat aber noch lange nichts mit einer narzisstischen Verhaltensweise zu tun. Dabei handelt es sich eben nur um narzisstische Persönlichkeitsanteile.
Narzissmus wird erst zum hervorstechenden Persönlichkeitsmerkmal eines Menschen, wenn mehrere typische Eigenschaften zusammenkommen und er sich im Umgang mit anderen Personen deutlich narzisstisch verhält.
Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung nehmen die Eigenschaften und Verhaltensweisen des Narzissten bedenkliche Ausmaße an. In der Regel leidet dann der Narzisst selbst darunter, zumindest aber die Menschen in seinem engeren Umfeld. Denn sie bekommen die negativen Auswirkungen der Persönlichkeitsstörung am deutlichsten zu spüren. Oft geht die narzisstische Persönlichkeitsstörung mit anderen Begleiterkrankungen wie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, einer Depression, Angststörung oder Suchterkrankung einher.
Narzissten kannst Du an folgenden Eigenschaften und Verhaltensweisen erkennen. Sie:
Dies sind aber erst einmal die Symptome, an denen Du Narzissmus erkennst. Zu einer Störung wird der Narzissmus aber erst, wenn die Symptome extrem ausgeprägt sind und Betroffene oder Personen im Umfeld einen großen Leidensdruck verspüren. Laut dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) wird Narzissmus als krankhaft angesehen, wenn ein Mensch wenigstens fünf der nachfolgend genannten Eigenschaften oder Verhaltensweisen aufweist:
Viele Narzissten nehmen keine therapeutische Hilfe in Anspruch. Daher erfolgt auch in vielen Fällen keine Diagnose. Erst wenn der Leidensdruck sehr hoch ist und sich eine Begleiterkrankung wie eine Depression, eine Ess- oder Angststörung manifestiert hat, beginnen die Betroffenen eine Therapie. Vielleicht auch aus dem Grunde, weil sie aufgrund ihres narzisstischen Verhaltens mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind.
Du kennst jemanden, der von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung betroffen sein könnte? Womöglich hast Du aber auch bei Dir einige narzisstische Verhaltensweisen entdeckt und möchtest wissen, was Sache ist? Dann mache einfach mal einen Test im Internet. Zur eindeutigen Diagnose ist es aber besser, sich in die Hände eines erfahrenen Therapeuten zu begeben. Liegt tatsächlich eine Störung vor, kann dieser dann auch gleich eine psychotherapeutische Behandlung einleiten.
Narzissmus ist nicht gleich Narzissmus. Der Persönlichkeitszug kann sich auf verschiedene Weise zeigen. Es gibt den sogenannten grandiosen Narzissmus. Das ist der Narzisst, wie wir ihn kennen. Er tritt dominant auf, ist charismatisch, verhält sich rücksichtslos und egoistisch. Die von dieser Form des Narzissmus Betroffenen stellen das übersteigerte Selbstwertgefühl offen zur Schau. Meist handelt es sich dabei um Männer.
Dann gibt es noch eine andere Art von Narzissten. Da diese Form häufiger bei Frauen als bei Männern auftritt, heißt sie auch „weiblicher Narzissmus“. Dieser Narzissmus ist nicht so leicht zu erkennen, weil er eher im Stillen abläuft. Die Betroffenen sehen sich hier zwar auch als etwas Außergewöhnliches an, denken dies aber nur und zeigen es nicht offen. Die Betroffenen sind eher introvertiert, angepasst und zurückhaltend. Sie brauchen die Bewunderung und Anerkennung aber ebenso sehr wie andere Narzissten.
Oft sind es die scheinbar perfekten, selbstbewussten Frauen, die hinter ihrer taffen Fassade mit großen Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen haben. Um diese auszugleichen, bauen sie sich ein von Selbstüberhöhung, Empathielosigkeit und übertriebener Leistungsorientierung gekennzeichnetes Ego auf. Der weibliche Narzissmus geht ebenfalls oft mit zusätzlichen Erkrankungen wie einer Depression, Angststörung, Essstörung oder einer psychosomatischen Krankheit einher.
Der maligne Narzissmus ist die extremste Ausprägung des Narzissmus. Denn diesen Narzissten ist jedes Mittel Recht, um ihre Ziele zu erreichen. Dafür scheuen sie weder vor Lügen und Verrat noch vor Gewalt zurück. Sie sind völlig unfähig, Rücksicht auf andere Menschen zu nehmen. Häufig sind Diktatoren wie einst Hitler oder auch Mörder maligne Narzissten. Die Betroffenen kennen keine Reue und keine Scham. Sie sehen in anderen Menschen eine ständige Gefahr für sich selbst, da sie glauben, diese hätten ihnen gegenüber nur böse Absichten.
In Deutschland sollen 0,8 bis 6,4 Prozent der Bevölkerung von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung betroffen sein. Andere Quellen gehen hingegen von einem geringeren Anteil aus (0,4 Prozent). Bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung handelt es sich überwiegend um ein männliches Phänomen. Denn der Anteil der betroffenen Männer liegt bei 75 Prozent.
Häufig ist die Diagnose Narzissmus aber ein Zufallsbefund. Denn die meisten Betroffenen suchen ärztliche Hilfe nicht wegen ihrer narzisstischen Störung auf, sondern wegen anderer Probleme. Meist begibt sich ein narzisstischer Patient wegen einer fortgeschrittenen psychischen Erkrankung wie einer Depression in Behandlung. Daher ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer an Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung höher ist.
Narzissmus ist immer mit einer Störung des Selbstwerts verbunden. Die Forschung steht bei diesem Thema noch ganz am Anfang. Daher weiß man noch nicht genau, warum sich diese Persönlichkeitsstörung ausbildet. Es gibt aber zwei Theorien. Die eine besagt, dass ein Narzisst als Kind zu sehr verwöhnt wurde. So konnte das Kind nicht lernen, mit Enttäuschung umzugehen. Folglich erwartet es auch im Erwachsenenalter, dass alles stets nach seinem Willen geht und dass seine Person stets im Mittelpunkt steht. Der Narzisst hat nie gelernt, ein gesundes Selbstbild zu etablieren und auf Dauer aufrechtzuerhalten.
Die zweite Theorie des Psychoanalytikers Heinz Kohut besagt das genaue Gegenteil: Der Narzissmus hat sich ausgebildet, weil der Mensch als Kind nicht genügend wertgeschätzt und beachtet wurde. Vielleicht wurde ihm auch nur Anerkennung zuteil, wenn es sehr gute Leistungen erbrachte, beispielsweise in der Schule. Der Mangel an Liebe, Anerkennung und Aufmerksamkeit wird laut dieser Theorie dann im Laufe der Zeit mit einem überhöhten Selbstbild und übertriebenen Leistungsanspruch ausgeglichen.
Fest steht aber – und das haben Studien gezeigt – dass auch genetische Einflüsse bei der Entstehung von Narzissmus eine Rolle spielen. So soll Narzissmus zu einem Großteil vererbt werden.
Wer in eine Beziehung mit einem Narzissten eintritt, muss sich klar machen, dass er stets die zweite Geige spielt. Denn: Auch der Partner scheint nur dazu da zu sein, dem Größenwahn des Narzissten zu dienen. Der Partner wird häufig übersehen, denn er steht im großen Schatten des charismatischen Narzissten. Oft zerbrechen die Beziehungen zu einem Narzissten, weil das überzogene Ego und sein rücksichtsloses Verhalten für den Partner auf Dauer nicht auszuhalten sind.
Häufig sind Narzissten selbst aber auch nicht an langen Partnerschaften interessiert, weil es ihnen oft weniger um echte Liebe, sondern vielmehr um die anfängliche Eroberung geht. Denn die gibt dem geringen Selbstwertgefühl neuen Auftrieb. Dann wird der Partner aber auch recht schnell uninteressant, weshalb sich der Narzisst dann gern eine neue Bewunderin sucht. Narzissten sind besonders anfällig für Liebesaffären, da sie die Bestätigung und Bewunderung vom Partner irgendwann nicht mehr bekommen und sie dann in externen Liebschaften suchen.
Der Mensch an sich spielt für den Narzissten in der Liebesbeziehung keine große Rolle. Er ist beliebig austauschbar. Oft landen wenig selbstbewusste Frauen in Beziehungen mit einem Narzissten, denn sie sind leichter lenkbar als selbstbewusste Frauen und blicken mit Freuden zu ihrem „perfekten“ Mann auf. Der Narzisst profitiert zum Beispiel von der Schönheit seiner Frau, denn dadurch wird ihm erneut Bewunderung und Neid durch andere zuteil. Eine selbstbewusste und erfolgreiche Frau an seiner Seite wäre dem Narzissten ein Gräuel, denn das hieße ja Konkurrenz für seine Grandiosität.
Wenn Du in einer Beziehung mit einem Narzissten gelandet bist und auch an der Beziehung festhalten möchtest, haben wir hier wichtige Survival-Tipps für Dich:
Oft bekleiden gerade Narzissten wichtige Führungspositionen. Denn viele ihrer Eigenschaften sind hier gefragt. Denn neben einem hohen Leistungsanspruch und einem großen Ehrgeiz verfügen viele Narzissten über Durchsetzungsstärke, Begeisterungsfähigkeit und fortschrittliches Denken. Doch so gut es für ein Unternehmen auch ist, einen solchen Mitarbeiter zu haben, so schwierig kann es sein, unter einem solchen Chef zu arbeiten. Die Mitarbeitenden können sehr unter einem Chef mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden. Denn Lob und Anerkennung sind rar, Kritik und Beschimpfungen umso häufiger.
Arbeitest Du unter einem Chef mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung, können wir Dir folgende Tipps ans Herz legen:
Sind Vater und/ oder Mutter von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung betroffen, ist dies eine enorme Belastung für ein Kind. Denn dann bekommt es nicht genügend Anerkennung, Liebe und Aufmerksamkeit, die es für die Entwicklung eines gesunden Selbstwerts braucht. Oft wird ein Kind narzisstischer Eltern oder eines narzisstischen Elternteils nur dann gelobt, wenn es sehr gute Leistungen erzielt. Denn nur dann ist es das perfekte Kind. Und ein perfektes Kind bedeutet in der Logik der Eltern, dass auch sie perfekt sind.
Eine Mutter mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung beispielsweise ist außerstande, Fehler an sich selbst wahrzunehmen. Nach außen hin wirkt sie liebevoll im Umgang mit ihrem Kind. Aber ist die Familie unter sich, ist sie nur mit sich selbst beschäftigt. Oft werden Kinder mit narzisstischen Eltern oder einem narzisstischen Elternteil selbst Narzissten. Entweder weil sie den Persönlichkeitszug geerbt haben oder weil sie gelernt haben, mittels Manipulation und Aggression den eigenen Willen durchzusetzen. Andere gehen später immer wieder Beziehungen zu narzisstischen Personen ein, da ihnen dieses Beziehungsmuster so vertraut ist.
Was tun, wenn Du irgendwann erkennst, dass Deine Eltern Narzissten sind? Oder wenn Du bemerkst, dass ein Elternteil die Störung aufweist? Eines ist sicher: Die Erkenntnis ist nicht leicht. Aber vielleicht können Dir unsere Tipps bei der Bewältigung helfen:
Begibt sich ein Mensch mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung in Therapie, ist das oft eine Befreiung. Denn viele Narzissten leiden unter sich selbst am meisten. In einer Therapie lernt der Patient, was Narzissmus ist und wie er sich anderen Menschen gegenüber angemessener verhalten kann, um weniger Probleme zu bekommen. Auch lernt ein Patient in der Behandlung, mit Kritik besser umzugehen. Folgende Therapien werden bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung eingesetzt:
Ein wundervolles Mittel zur Selbsttransformation ist die Arbeit mit Bachblüten. Denn Bachblüten laden ein zu einer Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit. Auch bei narzisstischen Zügen können Sie sanfte Unterstützung bieten. Für die ausgeprägte Ich-Bezogenheit bietet sich die Bachblüte Chicory an. Das Bedürfnis nach Bewunderung kann mit der Bachblüte Heather bearbeitet werden. Für die mangelnde Empathie empfiehlt sich die Bachblüte Holly.
Und wer unter Narzissmus leidet und genau in sich hineinspürt, wird vielleicht feststellen, dass sich dahinter Schutzmechanismen verbergen. Geht es dabei darum, ein Mangel an Selbstbewusstsein zu bekämpfen, ist Larch die Bachblüte der Wahl. Ist das dahinterliegende Thema ein Misstrauen gegen sich selbst und ein fehlgeleiteter Wunsch nach Bestätigung, kann die Bachblüte Cerato passend sein. Oft sind es auch Ängste, die die Verhaltensstörung auslösen. Dafür gibt es die Bachblüte Mimulus.
Narzissten neigen dazu ein perfekte Fassade aufrechtzuerhalten. Für eine solche Spaltung von innerer und äußerer Welt gibt es die Bachblüte Agrimony. Sofern der Narzissmus mit Machtansprüchen einhergeht, kann die Bachblüte Vine sinnvoll sein. Da jeder NArzisst seinen eigenen Charakter und seine eigene Geschichte hat, sollte auch jeder seine ganz individuelle Bachblüten Auswahl treffen.