Nicht nein sagen können
Nein zu sagen ist für viele Menschen ein Problem. Kein Wunder, denn es wird als unhöflich empfunden. Daher sind viele von uns notorische Jasager, denn dies ist gesellschaftlich akzeptiert und erwünscht. Doch auf Dauer kann das ewige Jasagen negative Auswirkungen haben – zum Beispiel auf die Gesundheit. Daher ist es gut, ab und an Nein zu sagen – und zwar ohne Angst oder Schuldgefühle. Doch wie schafft man das als gewohnheitsmäßiger Jasager? Und wie vermeidet man es, den Gesprächspartner vor den Kopf zu stoßen? Wir verraten Dir, was hilft, wenn Du nicht Nein sagen kannst.
Die verschiedenen Reaktionen auf eine Bitte oder Forderung
Wenn man mit einer Bitte oder Forderung konfrontiert wird, hat man verschiedene Möglichkeiten der Antwort zur Auswahl. Hier gibt es:
- den Jasager
- den Neinsager
- den Jein-Sager
Der gewohnheitsmäßige Jasager
Der Jasager ist dadurch charakterisiert, dass er zu schnell und zu oft auf eine Forderung mit „Ja“ antwortet. Dadurch riskiert er, von anderen ausgenutzt zu werden. Er kann sich nur schlecht von anderen Menschen abgrenzen und stellt seine eigenen Bedürfnisse beziehungsweise Interessen stets hinten an. Notorische Jasager zeichnen sich weiterhin durch folgende Merkmale aus. Sie:
- halten ihre echten Gefühle oft zurück
- verhalten sich oft passiv (reagieren eher denn zu agieren)
- haben Angst vor Liebesentzug und vor Verlust der Zuneigung
- sagen oft Ja, obwohl sie Nein meinen (Fassade)
- finden es sehr wichtig, anerkannt zu werden
- zahlen für die Anerkennung durch andere einen hohen Preis
Der gewohnheitsmäßige Neinsager
Der Neinsager wirkt durch sein klares, spontanes „Nein“ eher schroff und ablehnend auf andere Menschen. Er wird schon bald nicht mehr gern gefragt, ob er eine zusätzliche Aufgabe übernehmen könnte, denn er wirkt unhöflich, egoistisch und daher unsympathisch auf andere. In der Regel fühlen sich Neinsager mit ihrem „Nein“ nicht wirklich wohl. Sie haben lediglich Angst davor, vom Gegenüber überredet zu werden und antworten daher lieber schnell mit einem brüsken „Nein“. Oft basiert ihr Verhalten auf der Erfahrung durch Jasagen ausgenutzt worden zu sein, was sie durch ein vorschnelles Neinsagen künftig versuchen zu vermeiden.
Notorische Neinsager zeichnen sich weiterhin durch folgende Merkmale aus. Sie:
- zeigen ihren Ärger und ihre Ablehnung offen
- lassen sich nichts gefallen
- denken, dass sie sich nur kämpferisch durchsetzen können
- wirken aggressiv und ungeduldig auf andere
- denken, durch ihre harsche Ablehnung Kontrolle über alles zu haben
Der Jein-Sager
Der Jein-Sager sagt weder ein klares Nein noch ein deutliches Ja. Seine Antwort ist nicht eindeutig und daher verschieden auslegbar. Durch Formulierungen wie „Eigentlich habe ich jetzt keine Zeit“ oder „Es ist gerade etwas ungünstig“ bleibt er seinem Gesprächspartner eine klare Positionierung schuldig. Dadurch hat der Gesprächspartner die Möglichkeit einzugreifen und den Jein-Sager zu seinem Gunsten zu überreden.
Warum es wichtig ist, Nein sagen zu können
Zwar sind viele Menschen bestrebt, die Harmonie in einem Gespräch aufrechtzuerhalten und Ja zu sagen, dennoch ist es notwendig, auch mal Nein sagen zu können. Die Vorteile des Neinsagens liegen darin:
- anderen Menschen die persönlichen Grenzen aufzuzeigen
- Überforderung durch ein zu großes Arbeitspensum zu vermeiden
- eine gute Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten
- die eigene Gesundheit zu schützen
- stressbedingten Erkrankungen wie einer Depression oder einem Burnout vorzubeugen
- aktiv selbst zu bestimmen (der Herr über das eigene Leben zu werden oder zu bleiben)
- sich den Respekt und die Wertschätzung durch andere zu sichern
- sich selbst besser kennenzulernen und den eigenen Wert zu erkennen (wertschätzender Umgang mit sich selbst)
- das Selbstbewusstsein zu stärken und für sich einzustehen
- die eigenen Emotionen und Bedürfnisse besser wahrzunehmen, die Wegweiser für ein dauerhaft gutes Wohlbefinden sind
- dass das soziale Umfeld uns so kennenlernt, wie wir sind (als authentisch, ohne Fassade)
- in Harmonie mit uns und anderen zu leben
- erfüllt und zufrieden zu leben
Nicht nein sagen können: Typische Ursachen
Es gibt eine Reihe von Ursachen, warum die meisten Menschen eher Jasager als Neinsager sind. In der Hauptsache, nicht nein sagen zu können, geht es um tiefsitzende Ängste, beispielsweise die Angst vor:
- Verlust von Liebe, Zuneigung
- Verlust der Anerkennung (für inkompetent oder zu langsam gehalten zu werden)
- Zurückweisung, Ablehnung
- Respektverlust
- dem Abweichen von der gesellschaftlichen Norm (der Höflichkeit)
- einem Konflikt (Verlust der Harmonie)
- dem Verletzen einer anderen Person
- Verlust des Arbeitsplatzes
- dem sich-Durchsetzen-müssen
Weitere Ursachen für das ständige Jasagen
Schwache Nerven als Grund für das Jasagen
Es gibt aber auch Gründe für ständiges Jasagen, die nicht einer Angst entspringen. Manchmal möchte man zum Beispiel einfach in Ruhe gelassen werden, beispielsweise, wenn man als Eltern gestresst ist und die Kinder quengeln, weil sie etwas wollen. Man möchte nicht zu diskutieren anfangen und entscheidet sich für ein „Ja“ statt für ein „Nein“.
Perfektionismus als Grund für das Ja-Sagertum
Aber auch Menschen, die besonders perfektionistisch – etwa im Job – sind und hohe Ansprüche an sich selbst stellen, haben in der Regel Probleme damit, Nein zu sagen. Diese Menschen sind bereit viel zu leisten und haben etwa Probleme damit, eine Aufgabe, die ihnen zusätzlich noch übertragen wird, abzulehnen. Andere Menschen können nicht Nein sagen, weil sie den Anspruch an sich selbst haben, stets hilfsbereit und für jedermann da zu sein.
Rollenkonflikte als Ursache für das Jasagen
Ein weiterer Grund, weshalb Menschen Jasager sind, kann darin liegen, dass sie in Rollenkonflikten feststecken. Das bedeutet folgendes: Jeder Mensch hat im Alltag mehrere Rollen inne. So kann eine Frau Mutter, Mitarbeiterin, Frau (im Sinne des Geschlechts), Chefin und Kollegin sein. Zudem besitzt sie eine bestimmte Persönlichkeit mit festen Charaktereigenschaften. Diese verschiedenen Rollen können in bestimmten Situationen miteinander in Konflikt treten. Das bedeutet, dass die Interessen der Rollen unterschiedlich gelagert sein können.
Wenn etwa ein Mitarbeiter einer Firma infolge eines persönlichen Problems eine Bitte hat, ist es für die Frau, die auch Chefin ist, schwierig, Nein zu sagen, weil das Interesse als Chefin dem der Persönlichkeit zuwiderläuft. So würde die Frau in der Rolle der Chefin lieber Nein sagen (im Sinne der Firma), in der Rolle als Mensch hingegen lieber Ja (im Sinne des Mitarbeiters) und somit der Bitte des Mitarbeiters nachkommen.
Der ewige Jasager: Woher weiß man, ob man Ja oder Nein sagen soll?
Es ist nicht einfach, zu entscheiden, ob man in einer Situation besser Ja oder besser Nein sagt. Manche Kommunikationsspezialisten schlagen deshalb vor, folgende Fragen für sich zu beantworten und daraus die Entscheidung zum Jasagen oder Neinsagen abzuleiten. Dies sind folgende:
- Für wen sollen Sie etwas tun?
- Welche Bedeutung hat diese Person für Sie?
- Wie oft kam diese Person schon mit einer Bitte zu Ihnen?
- Wie haben Sie sich jeweils entschieden?
- Um welches Anliegen handelt es sich ganz genau?
- Wollen Sie das, worum Sie gebeten werden, wirklich tun oder handeln Sie aus Gewohnheit heraus?
- Steht Ihnen dafür Zeit und Energie zur Verfügung?
- Wieviel Zeit und Energie können Sie wirklich in diese Sache investieren?
- Welche Dinge müssen dann hinten angestellt werden?
- Welche Einschnitte müssen Sie in Kauf nehmen, um die Bitte zu erfüllen?
- Inwiefern profitieren Sie persönlich von Ihrer Entscheidung zum Ja/ Nein?
Anhand Ihrer Antworten auf diese Fragen können Sie prüfen, zu welcher Seite das Pendel ausschlägt, ob es also sinnvoller ist, „Ja“ zu sagen oder die Forderung auszuschlagen.
Die Persönlichkeitstypen des Neinsagens
Die Kommunikationstrainerin Monika Radecki unterscheidet fünf verschiedene Persönlichkeitstypen, die aus verschiedenen Gründen Probleme mit dem Neinsagen haben. Dies sind:
- die Vermeider
- die Selbstverneiner
- die Kämpfer
- die Drängler
- die Jein-Sager
Neinsager-Persönlichkeiten: die Vermeider
Die Vermeider-Persönlichkeiten schätzen Harmonie und eine gute Zusammenarbeit. Sie stellen als echte Teamplayer ihre eigenen Interessen in den Hintergrund und können sich nur schlecht von anderen abgrenzen. Das Problem ist laut Radecki, dass die Vermeider sich gerade in stressigen Zeiten nicht ausreichend von anderen angrenzen können und nötigen Auseinandersetzungen lieber aus dem Weg gehen.
Diese Persönlichkeiten müssen das Neinsagen lernen, indem sie aus ihrer Funktion als „Kitt eines Teams“ heraustreten und ihre eigenen Bedürfnisse kommunizieren. Nur so entgehen sie der Gefahr, als gute Seele dauerhaft ausgenutzt zu werden. Das verschafft ihnen Respekt im Team.
Neinsager-Persönlichkeiten: die Selbstverneiner
Die Selbstverneiner zeichnen sich durch einen hohen Anspruch an sich selbst aus. Sie stellen persönliche Interessen immer hinten an, um sehr engagiert der Sache zu dienen. Sie sind Perfektionisten und besitzen eine hohe Anpassungsbereitschaft. Sie können gut organisieren und denken im Team für andere mit. Unvorhergesehenes, Spontanes sowie Veränderungen bringen sie schnell aus dem Konzept.
Die Selbstverneiner müssen laut Radecki Nein sagen lernen, sonst laufen sie Gefahr, bei chronischem Stress auszubrennen und krank zu werden. Sie sollten lernen, sich realistische Ziele zu setzen, ihre Anforderungen herunterzuschrauben und Aufgaben zu delegieren.
Neinsager-Persönlichkeiten: die Kämpfer
Die Kämpfer lieben den Wettkampf. Sie laufen erst zur Höchstform auf, wenn sie sich mit Konkurrenten messen können. Kämpfer sind autonom, risikobereit, zuverlässig, entscheidungsfreudig – und richtige Arbeitstiere. Dabei vergessen sie in der Regel, dass auch sie Grenzen haben, weshalb sie nicht gern Nein sagen. Nach Radecki müssen Kämpfer besonders lernen, nicht immer im Wettkampf zu stehen, sondern sich Auszeiten zu gönnen, sonst droht die Überforderung.
Auch müssen sie lernen, ihre eigenen Schwächen und Grenzen zu erkennen und danach zu handeln. Dazu gehört auch, sich wenn nötig Hilfe zu holen, Aufgaben zu delegieren oder sich mit einem klaren „Nein“ bei einer zusätzlichen Aufgabe abzugrenzen und mal nicht als ewiger Gewinner dazustehen.
Neinsager-Persönlichkeiten: die Drängler
Die Drängler sind schnell und tragen immer eine Ladung Hektik mit sich herum. Sie brauchen den Wandel, die Veränderung, das Neue. Auch erschließen sich Drängler laut Radecki binnen kurzer Zeit zum Beispiel Inhalte, Menschen oder Aufgaben. Sie werden bei Überforderung schnell ungehalten und reagieren genervt.
Drängler sollten nach Radecki lernen, sich in Geduld zu üben und anderen genau zuzuhören. Für sie empfiehlt Radecki das Erlernen einer Entspannungsmethode, um zu lernen, herunterzufahren und sich mehr Zeit zu nehmen. Die Drängler sollten lernen, an entsprechender Stelle auch mal Nein zu sagen, denn sie werden ob ihrer schnellen Arbeitsweise gern ausgenutzt.
Neinsager-Persönlichkeiten: die Jein-Sager
Die Jein-Sager stehen immer zwischen dem Ja und dem Nein. Sie lehnen eine Bitte nicht konsequent ab, wollen aber auch nicht ernsthaft zusagen. („Eigentlich habe ich schon genug zu tun“) Sie stellen ihre Interessen gern zurück – gerade darin wollen sie am besten sein. Sie arbeiten engagiert, sind spontan und aktiv. Bei Diskussionen möchten Jein-Sager nur ungern Stellung beziehen. Jein-Sager haben das Problem, dass sie mit ihrer Strategie des nicht wirklichen Neinsagens Verhandlungsspielräume lassen. Dadurch wird es möglich, dass der Bittsteller nachhakt und einen Überredungsversuch unternimmt.
Die Folgen des zu häufigen Jasagens
Positive Folgen des häufigen Jasagens
Das Jasagen hat natürlich auch viele Vorteile, sonst würden wir Menschen es ja nicht so häufig tun. Dazu gehören beispielsweise:
- Lob, Respekt und Anerkennung durch Bekannte, Kollegen Vorgesetzte
- Vermeidung von Konflikten
- Bewahrung der Harmonie
- Freude darüber, jemand anderen einen Gefallen getan zu haben
- Steigerung des Selbstwertgefühls
- Vorbeugen negativer Erwartungen
Mögliche negative Folgen des zu häufigen Jasagens
Demgegenüber stehen die negativen Auswirkungen. So steigt mit dem Ruf, eine gute Seele zu sein, die Gefahr der Ausnutzung durch andere. Gleichwohl wächst beim notorischen Jasager das Gefühl von Überforderung und Hilflosigkeit, was dazu führen kann, dass die Leistungsfähigkeit abnimmt und die Gesundheit leidet. Übernommene Aufgaben werden dadurch nicht mehr fertiggestellt, da der Jasager sich zu viel Arbeit zugemutet hat. Er wird reizbar und riskiert, den Respekt der anderen zu verlieren, da er die eigenen Grenzen nicht einschätzen und kommunizieren kann. Vorgesetzte und Kollegen sind dann darüber verärgert, wenn das Zugesagte nicht erledigt wurde – der Jasager riskiert im schlimmsten Fall, seinen Job zu verlieren.
Die Folgen des zu häufigen Neinsagens
Ebenso wie zu häufiges Jasagen hat auch zu häufiges Neinsagen Nachteile. Dazu gehören:
- unangenehme Emotionen
- körperliche Symptome wie Schwitzen, Unruhe oder Erröten
- zeitweiser Sympathieverlust
- drohender Jobverlust
- (Angst) jemanden zu verletzen
- möglicher Verlust von Personen aus dem sozialen Umfeld
Mögliche Reaktionen des Gesprächspartners auf das Neinsagen
Den Neinsager überreden durch einen Appell an dessen Mitgefühl
Nach einem Nein hat der Bittsteller verschiedene Möglichkeiten zu reagieren. So kann er etwa an das Mitgefühl seines Gegenübers appellieren. Ein Beispiel von zwei Arbeitskollegen: „Ich habe nur diese Woche die Möglichkeit, mit meinem Mann zu verreisen. Bitte lass mich jetzt nicht hängen.“ Hier versucht der Bittsteller, den Kollegen unter Druck zu setzen, die zusätzliche Arbeit zu übernehmen, indem er an sein Mitgefühl appelliert. Es wird aufgrund gesellschaftlicher Konventionen erwartet, der Kollege habe keine andere Wahl, als der Bitte nachzukommen und sich hilfsbereit zu zeigen.
Den Neinsager überreden durch Unterstellung von Egoismus
In diesem Fall wird dem Neinsager ein schlechtes Gewissen eingeredet. Ein Beispiel von einem Mitarbeiter, der von seinem Chef Mehrarbeit aufgetragen bekommt: „Ihnen ist es wohl egal, dass ich noch ein Privatleben habe. Dann kann ich ja meinen gebuchten Urlaub vergessen. Hauptsache, Sie haben Ihr Projekt durchgezogen.“ Es wird versucht, den Neinsager doch noch vom Gegenteil zu überzeugen, indem man ihm Vorwürfe macht, er würde sich nur um seine Interessen sorgen.
Den Neinsager überreden, indem man sich von ihm enttäuscht zeigt
Eine weitere Möglichkeit, auf ein Nein vom Gesprächspartner zu reagieren, besteht darin, dass man seine Enttäuschung darüber offen kundtut. Ein Beispiel: „Ich habe fest mit deiner Zusage gerechnet. Ich bin sehr enttäuscht von dir.“ Man versucht mit dieser Strategie, das Blatt doch noch zu seinem Gunsten zu wenden, indem man den Neinsager manipuliert. Man kritisiert ihn offen und beschreibt, dass sich das positive Bild, das man bis dato von ihm hatte, gewandelt hat.
Den Neinsager überreden, indem man seine Argumente nicht akzeptiert
Hier unterstellt man dem Neinsager, dass seine Begründung nicht der Wahrheit entspricht („Das sagen Sie doch jetzt nur, weil Sie keine Lust darauf haben“). Der Gesprächspartner lässt das Argument des Neinsagers nicht gelten und geht zum Angriff über. Dadurch kommt der Neinsager in den Zwang, sich rechtfertigen zu müssen. Je unsicherer der Neinsager sein Nein kommuniziert, desto wahrscheinlicher ist es, dass sein Nein nicht gehört wird.
Generelle versus situationsbedingte Eigenschaft des Neinsagens
Nicht immer entscheidet die individuelle Fähigkeit, Nein sagen zu können, darüber, ob wir Nein sagen oder Ja. Auch die Situation entscheidet darüber, ob wir ein Jasager oder Neinsager sind. So fällt es manchen Menschen in bestimmten Kontexten leichter, Nein zu sagen als in anderen. Der eine ist vielleicht im Job ein guter Neinsager, aber im Privaten nicht. Der andere kann im Privaten sehr gut Nein sagen, aber bekommt es im Job nicht über die Lippen. Dem einen fällt es vielleicht bei bestimmten Personen schwer, Nein zu sagen. Und wir alle kennen Situationen, in denen uns ein Nein schneller über die Lippen kommt als in anderen.
Nein sagen lernen – Die besten Tipps
Die gute Nachricht ist: Auch als ewiger Jasager kann man das Neinsagen lernen. Wendet man einige Tricks an, kommt das Nein dann sogar friedlich, freundlich und auf sympathische Art herüber, ohne die Person zu verletzen. Wichtig ist, dass Jasager lernen, künftig auch auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören und sie nicht mehr zu übergehen – also durchaus bestimmt, nein zu sagen. Ein wesentlicher Vorteil, das Nein auf freundliche Weise zu sagen, besteht darin, dass der Gesprächspartner sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlt und die Bereitschaft zur Kooperation bestehen bleibt.
Die Nein-Sage-Strategie mit der Plus-Minus-Minus-Plus-Regel
Eine Möglichkeit, höflich aber bestimmt Nein zu sagen, ist, wenn man die Plus-Minus-Minus-Plus-Regel einsetzt. Bei dieser Strategie bettet man sein Nein und die dazugehörige Begründung in einen höflichen, wertschätzenden Rahmen ein. Auf diese Weise fällt es dem Gesprächspartner leichter, das Nein anzunehmen, sich nicht herabgesetzt zu fühlen und die Entscheidung nachzuvollziehen.
Freundlich Neinsagen – 1. Schritt: Verständnis, Mitgefühl und Interesse zeigen
Man startet also bei der Plus-Minus-Minus-Plus-Regel mit einer Aussage, die Interesse an der Situation des Gegenübers bekundet. Man kann versuchen, Verständnis zu zeigen, indem man sich beispielsweise entschuldigt („Es tut mir leid“) oder sein Bedauern („Leider“ oder „Ich bedauere es wirklich sehr“) ausdrückt (Plus). Dadurch vermittelt man dem Gesprächspartner das Gefühl, dass man ihn als Mensch wertschätzt und sich in ihn und in seine Lage hinein versetzen kann. Formulierungen wie „Ich würde ja gern, aber ich kann nicht“ sollten vermieden werden, da sie das Gegenüber enttäuschen. Gerade, wenn man diese Phrase häufiger benutzt, macht man sich unglaubwürdig.
Freundlich Neinsagen – 2. Schritt: das Nein
Als nächstes folgt dann das Nein, das klar und entschieden formuliert werden sollte (Minus). Man sollte voll und ganz hinter dem Nein stehen, sonst wirkt es nicht authentisch. Freundlich klingt ein Nein immer dann, wenn es nicht ganz am Anfang der Antwort steht. Ein Beispiel: „Leider nein. Ich bin heute schon verabredet.“ Dies klingt netter, als wenn jemand sagt: „Nein. Ich bin heute schon verabredet. Tut mir leid.“ Zudem sollte das Nein auch nicht am Ende der Begründung stehen, da sich der Gesprächspartner sonst bis zuletzt Hoffnung macht, und dann enttäuscht wird.
Es ist aber auch möglich, das Nein vollständig wegzulassen und es mithilfe einer Formulierung zu umschreiben. Ein Beispiel: „Es tut mir leid. Heute kann ich nicht. Ich bin schon verabredet.“ Auch dies ist eine sanfte, höfliche Form, jemandem eine Absage zu erteilen.
Freundlich Neinsagen – 3. Schritt: die Begründung für das Nein
Im Anschluss wird dem Gesprächspartner laut der Plus-Minus-Minus-Plus-Regel eine plausible Begründung für das Nein geliefert (Minus). Kommunikationstrainer raten dazu, diese so kurz wie möglich zu halten und nicht mehrere Argumente anzuführen. Zu lange Ausführungen lassen schnell das Gefühl entstehen, dass man sich rechtfertigt. Zu viele Argumente für das Nein werten das erste Argument ab. Auch macht man sich durch eine solche Häufung von Gründen schnell unglaubwürdig. Es klingt zu sehr nach Ausrede.
Doch was macht man, wenn man die Begründung für das Nein lieber nicht äußern, sondern den Grund für sich behalten möchte? Dann kann der Neinsager auf eine Ausrede ausweichen. Solch eine Notlüge sollte natürlich nicht die Regel werden, sondern eine Ausnahme bleiben. Oder man traut sich, die Wahrheit auszusprechen und sagt etwa: „Dazu habe ich heute keine Lust“ oder „Heute möchte ich lieber etwas Zeit für mich haben“. Diese wahren Gründe kommen in der Regel immer noch besser an als Flunkereien.
Freundlich Neinsagen – 4. Schritt: Alternative anbieten
Um das Gespräch letztlich wieder zum Positiven zu wenden, bietet der Neinsager dem Gegenüber am besten eine Alternative an oder er bittet bei diesen um Verständnis für seine Entscheidung (Plus). Dies vermittelt dem Gesprächspartner das Gefühl, dass er mit seinem Problem ernstgenommen wird. Besonders wichtig ist hier der Ton, der angeschlagen wird. Das Bedauern sollte ernst gemeint sein und sollte auch dementsprechend herüberkommen.
Ist es beispielsweise nicht möglich, eine Aufgabe auf Arbeit noch zusätzlich zu erledigen, kann man dem Chef beispielsweise folgende Alternative vorschlagen: „Gern rufe ich aber Herrn Schmidt an und sage ihm, dass die Rechnung doch erst morgen ausgehändigt werden kann. Ist das so für Sie in Ordnung?“ Eine weitere Möglichkeit, eine Alternative anzubieten, ist es, die Aufgabe an jemand anderen in der Firma zu delegieren, der momentan vielleicht weniger stark eingespannt ist.
Fragt einen jemand: „Kommst du heute mit zum Sport?“ wäre eine denkbare Alternative, um Empathie (Einfühlungsvermögen) zu zeigen zum Beispiel diese Aussage: „Passt es dir, dass wir am Samstag zum Sport gehen?“
Nein sagen lernen: Reduziere Deinen Stress und entspann Dich
Stress ist oft der Grund dafür, dass es uns nicht möglich ist, freundlich Nein zu sagen. Wir sind dann ungeduldig und entscheiden uns automatisch für einen schroffen Ton. Wer sich oft gestresst fühlt, sollte eine Entspannungsmethode lernen, um zur Ruhe zu kommen, achtsamer mit sich und den Mitmenschen umzugehen, innere Stärke zu tanken und freundlich Nein sagen zu können. Dabei ist es gleich, ob man einen Kurs für Yoga, Autogenes Training, Tai Chi oder Muskelentspannung nach Jacobson besucht. Die Entspannungsverfahren haben alle die gleiche Wirkung auf die psychische Gesundheit.
Nein sagen lernen: Fordere Bedenkzeit ein
Häufig sagen wir auch aufgrund von Zeitmangel nicht Nein. Weil wir denken, dass wir sofort antworten müssen, nachdem uns jemand um etwas gebeten hat. Doch dieser automatische Antwortmechanismus lässt sich überwinden – einfach, indem man sich Zeit für die Antwort erbittet. So könnte man in dem Fall beispielsweise sagen: „Ich möchte es mir überlegen, ich sage dir später Bescheid.“ Auf die Art gewinnt man Zeit, sich zu überlegen, ob man dem Gefallen wirklich nachkommen möchte und dafür überhaupt Ressourcen (Zeit, Energie) zur Verfügung hat. Natürlich sollte man dann auch sein Wort halten und demjenigen seine Entscheidung mitteilen.
Nein sagen lernen: Akzeptiere Deine Grenzen
Notorische Jasager erwecken den Eindruck, alle übernommenen Aufgaben zu schaffen. Sie versäumen es zu kommunizieren, wenn ihnen etwas zu viel wird. Dabei ist dies wichtig, damit Kollegen oder andere Mitmenschen überhaupt wissen, wenn man mit einer zusätzlichen Aufgabe überfordert ist. Kann man realistisch einschätzen, was man schafft und sagt rechtzeitig Nein, enttäuscht man seine Mitmenschen nicht, weil man die Aufgabe dann nicht bewältigt. Zugleich verschafft man sich auch Respekt, dass man die eigenen Grenzen erkennt und auch danach handelt. Um herauszufinden, ob man zu einer Aufgabe Ja oder Nein sagen möchte, sollte man auch erst mehr Informationen einholen, um abschätzen zu können, wie umfangreich und zeitintensiv sie ist.
Nein sagen lernen: Offenbare Deine Gefühle
Eine andere Option, auf freundliche Weise Nein zu sagen, besteht darin, die eigenen Gefühle oder Bedürfnisse einfach offenzulegen. So kommt ein „Mir ist heute nach Ruhe“ oder „Mir geht es gerade nicht so gut“ beim Gegenüber besser an als beispielsweise eine Ausrede. Denn Emotionen, Stimmungen und Bedürfnisse können in der Regel von den anderen gut nachvollzogen werden.
Nein sagen lernen: Formuliere positiv
Ein Nein kommt auch freundlicher an, wenn man seine Begründung so positiv wie möglich formuliert. Wenn der Chef Sie beispielsweise fragt: „Können Sie das bitte heute noch für mich erledigen?“ könnte eine positiv formulierte Antwort so aussehen: „Danke für Ihr Vertrauen. Sie haben mir bereits in der letzten Woche einen Auftrag gegeben, den ich heute fertigstellen soll. Daher kann ich diese Aufgabe leider nicht übernehmen, ohne die andere zu verschieben.“ Hier wird nicht mit aggressiven Mitteln (wie mit einer schroffen Ablehnung) versucht, ein Nein durchzusetzen, sondern mithilfe friedlicher sprachlicher Formulierungen.
Nein sagen lernen: Körpersprache verstärkt das Nein
Unsere Körpersprache ist in der Lage, die Wirkung unserer gesprochenen Worte zu verstärken. Daher sollte sie auch beim Neinsagen zum Einsatz kommen. Die Körpersprache setzt sich zusammen aus der Mimik und Gestik, also aus den Bewegungen, die wir mit unseren Armen (Gestik) und unserem Gesicht (Mimik) ausführen. So können wir ein Nein mit folgenden nonverbalen Signalen bekräftigen:
- die Arme vor der Brust verschränken
- eine abwehrende Bewegung mit der Hand machen
- den Kopf schütteln
- dem Gesprächspartner fest in die Augen schauen (ohne zu starren)
Nein sagen lernen: Freundlich lächeln
Wenn man dem Nein und der Begründung für die Absage ein freundliches Lächeln voranstellt, wirkt das Neinsagen weniger hart und unfreundlich, als wenn man das Lächeln weglässt. Es lohnt sich also, trotz eines Neins in einer Situation für eine positive Atmosphäre zu sorgen.
Nein sagen lernen: Atme tief durch
Neigt man von seiner Persönlichkeit her zu Gefühlsausbrüchen und kann nur schwer auf freundliche Art Nein sagen, kann es hilfreich sein, ein Entspannungsverfahren zu erlernen und regelmäßig anzuwenden. Denn dann kann man auch zwischendurch immer wieder kleine Entspannungsübungen einbauen, bevor man aufgrund einer Bitte um Erledigung einer zusätzlichen Aufgabe an die Decke geht und vorschnell brüsk Nein sagt. Einfach und sehr wirksam ist das tiefe Durchatmen vor einer Reaktion. Bei der Bauchatmung atmet man langsam und bewusst so tief, dass sich der Bauch beim Einatmen wölbt und nicht nur die Brust.
Nein sagen: Bachblüten zur Unterstützung
Nicht Nein sagen zu können, hat oftmals seelische Hintergründe. Um das Thema auf seelischer Ebene zu bearbeiten, können Bachblüten eine wundervolle Unterstützung sein. Dabei schaut man sich seine Verhaltensmuster an und wählt danach die passenden Bachblüten. Die vielleicht wichtigste Bachblüte für Ja-Sager ist Centaury. Sie repräsentiert den Persönlichkeitstyp, der nicht Nein sagen kann, weil er willensschwach und unterwürfig ist. Er will anderen Gefallen und macht sich dadurch zum Sklaven. Er ist so fügsam, dass seine Gutmütigkeit oftmals ausgenutzt wird.
Darüber hinaus sollten die Bachblüten verwendet werden, die die individuellen Zusammenhänge des Ja-Sagens aufgreifen. Wer sich z. B. als Versager fühlt und aufgrund von mangelndem Selbstbewusstsein nicht Nein sagen kann, arbeitet mit der Bachblüte Larch. Wer infolge eines Neins den Verlust von Liebe und Zuneigung fürchtet, verwendet die Bachblüte Heather. Wer beim Nein sagen mit Schuldgefühlen kämpft, nimmt die Bachblüte Pine. Wer sehr verantwortungsbewusst ist und deshalb nicht Nein sagen kann, nutzt die Bachblüte Oak. Wer nicht Nein sagen kann, weil er perfekt sein will, greift auf die Bachblüte Rock Water zurück. Und wer mit dem Nein sagen eine konkrete Angst verbindet, z. B. den Job oder den Partner zu verlieren, ist mit der Bachblüte Mimulus gut beraten. Je nach Persönlichkeit können auch andere Bachblüten geeignet sein, daher lohnt es sich, alle 38 Bachblüten näher zu betrachten. Die entsprechenden Blüten können dabei auch immer kombiniert werden.