Was bitteschön ist eine passiv-aggressive Person? Ist sie denn nun aggressiv oder nicht? Die Antwort lautet: Ja. Nur eben auf eine andere Art. Eine subtilere Art. Jeder von uns verhält sich zuweilen passiv-aggressiv. Das ist normal und nicht weiter schlimm. Doch bei manchen Menschen nimmt dieses Verhalten dramatische, ja krankhafte Dimensionen an. Was passiv-aggressives Verhalten ist, bei welchen Anzeichen Deine Alarmglocken schrillen sollten und wie Du am besten mit betroffenen Menschen umgehst, liest Du hier.
Was bedeutet passiv-aggressiv? Das ist gar nicht so leicht zu erklären. Im Grunde geht es um ein schädliches Verhalten, bei dem eine Person ihren Ärger und ihre Wut stets nur auf indirekte Weise zum Ausdruck bringt. So weiß ihr Gegenüber gar nicht, worin genau das Problem liegt. Der passiv-aggressive Mensch bringt Gedanken und Gefühle zum Ausdruck, die seinen tatsächlichen gar nicht entsprechen. Dadurch wirkt er widersprüchlich und oft unsympathisch auf andere Menschen. Passiv-aggressive Menschen fördern eine toxische Atmosphäre, da sie ihre Wut oder ihren Widerwillen nicht offen an entsprechender Stelle kundtun, sondern sich dafür unschöner Mittel bedienen.
Passiv-aggressives Verhalten wird oft beschreeben als Verhaltensmuster aus negativistischer Einstellungen und passiven Widerstandes gegen die Meinung oder das Verhalten anderer. Die passiv-aggressive Taktik besteht darin, Angriffe nicht als solche erscheinen zu lassen, z. B. in Form einer Beleidigung, die als Witz abgetan wird. Ein Problem besteht darin, dass solche Muster oft unbewusst ablaufen und sich die Betroffenen keiner Schuld bewusst sind. Folglich werden sie meist offensichtlich aggressiv, wenn man sie auf ihr unangemessenes Verhalten anspricht.
Jeder Mensch bedient sich gelegentlich der Strategien von passiv-aggressiven Menschen. Doch nur wenn dieses Verhalten zur Gewohnheit wird, sprechen Fachleute von einer passiv-aggressiven Persönlichkeitsstörung. Obwohl sich die Fachwelt hier nicht einig ist. In Amerika etwa gilt dieses Phänomen nicht mehr als krankhaft, denn es wurde aus dem Katalog für psychische Erkrankungen entfernt. Die Fachleute dort betrachten passiv-aggressives Verhalten als einen Charakterzug, nicht als Störung. Die Weltgesundheitsorganisation hingegen listet die Verhaltensweise in ihrer extremen Form jedoch nach wie vor in ihrem ICD-10-Klassifizierungskatalog unter den Persönlichkeitsstörungen auf.
Passiv-aggressive Menschen können Dir überall begegnen: im Job, in der Freizeit, in der Beziehung. Du fragst Dich, woran Du merkst, dass sich jemand Dir gegenüber passiv-aggressiv verhält? Zum einen gibt Dir ein Betroffener häufig ein ungutes Gefühl. Zum anderen erscheint er Dir zwielichtig, also schwer einschätzbar. Auch fallen passiv-aggressive Menschen durch folgende Verhaltensweisen auf:
Meist haben Narzissten kein Problem damit, in die offene Konfrontation zu gehen. Sie fühlen sich überlegen, halten sich für besser als alle anderen und wollen stets im Mittelpunkt stehen. Doch es gibt auch den Narzissmus, der eher im Stillen abläuft – den verdeckten Narzissmus. Bei dieser Form der Persönlichkeitsstörung treten bevorzugt passiv-offensive Verhaltensweisen in Erscheinung. Betroffene versuchen dann über Intrigen, Lügen und schlechtes Gerede eine andere Person im schlechten Licht erscheinen zu lassen. In der Abwertung der anderen Person können sie sich selbst wieder als brillant erleben. Das ist das oberste Ziel eines Narzissten.
Weitere Infos zu diesem spannenden Thema findest Du hier: Narzissmus
Doch wie äußert sich passive Aggression in sprachlicher Hinsicht? Das wollten wir genauer wissen und haben für Dich recherchiert. An folgenden Aussagen kannst Du erkennen, ob sich Dein Gegenüber passiv-aggressiv verhält:
Hinter den passiv-aggressiven Verhaltensweisen steckt in der Regel immer ein schwaches Selbstwertgefühl. Viele der Betroffenen brauchen daher fortwährend die Anerkennung von außen, um sich gut zu fühlen. Die Ursache für den geringen Selbstwert liegt vermutlich in der Kindheit.
Viele Menschen mit einem passiv-aggressiven Verhalten wurden zwar von liebevollen Eltern aufgezogen. Jedoch wurden sie auch stets mit hohen Anforderungen konfrontiert. Dabei haben die dominanten Eltern die natürlichen Grenzen ihres Kindes ignoriert. So konnte es nicht lernen, die eigenen Belastbarkeitsgrenzen zu erkennen und selbstbewusst zu verteidigen. Stattdessen lernte es, dass es keine Grenzen ziehen darf, dass es seine Wut leugnen und unterdrücken muss. So können Betroffene dann auch als Erwachsene nicht für ihre Bedürfnisse einstehen. Stattdessen versuchen sie über Umwege, ihre Grenzen zu schützen – mit passiv-aggressiven Druckmitteln.
Auch wenn sich jeder hin und wieder zu passiv-aggressivem Verhalten hinreißen lässt. Folgende Menschen sollen laut Studienlage besonders anfällig für die extreme Ausprägung sein:
Du hast einen passiv-aggressiven Menschen in Deinem Umfeld? Dann wüsstest Du bestimmt gern, wie Du Dich ihm gegenüber am besten verhältst. Zunächst einmal gilt es, im Umgang mit ihm viel Geduld aufzubringen. Rasche Veränderungen wird es hier nicht geben, weil die Verhaltensweisen schon lange bestehen. Versuche dennoch, dem Betroffenen zu helfen, indem Du das offene Gespräch suchst. Frage nach, worin genau das Problem seiner Meinung nach besteht. Nur wenn Ihr darüber redet, kann sich Eure Beziehung bessern. Du kannst den passiv-aggressiven Menschen dabei unterstützen, ein stabiles Selbstbewusstsein zu entwickeln. Das erreichst Du etwa dadurch, indem Du ihm regelmäßig positive Rückmeldung gibst.
Weist der negativ eingestellte Mensch Deine Hilfe zurück, kannst Du nur abwarten, bis er selbst irgendwann einsichtig wird. Erst wenn er bereit ist zu erkennen, dass er ein Problem hat, kann eine Verhaltensänderung erfolgen. Noch ein Tipp: Lass Dich durch das passiv-aggressive Verhalten nicht zur Weißglut treiben. Bewahre Ruhe und sage Dir selbst, dass dieser Mensch ein Gefangener seiner Verhaltensmuster ist. Denn wenn Du einem passiv-aggressiven Menschen gegenüber ausfällig wirst, ist das für ihn besonders schlimm. Denn dieser hat ja gerade im Umgang mit offener Wut ein Problem.
Ebenfalls lebensrettend im Umgang mit einer passiv-aggressiven Person: Möglichst immer Win-Win-Situationen kreieren. Denn damit besänftigst Du den inneren Aggressor, der zerstörerische Kräfte entfalten kann, sobald er sich in der Rolle des Verlierers sieht.
Auch wenn Du es nicht gern zugibst: Du verhältst Dich oft passiv-aggressiv? Kein Thema. Naja, doch… Aber wenn Du das schon mal erkannt hast, hast Du bereits den ersten wichtigen Schritt getan. Denn immer werden Veränderungsprozesse durch Erkenntnis eingeleitet. Was Du noch tun kannst, um das quälende Verhaltensmuster zu durchbrechen:
Beide Geschlechter können sich passiv-aggressiv verhalten. Doch sieht die passive Aggression bei Männern etwas anders aus als bei Frauen. Männer zeigen sich hier etwas offener. Sie können zwischendurch auch mal einen Wutanfall bekommen, bevor sie wieder in ihre aggressiven Andeutungen oder vollständiges Schweigen verfallen. Auch sollen Männer laut dem Psychiater Scott Wetzler vom New Yorker Albert Einstein College of Medicine ihre passiv-aggressiven Züge besonders plump und zerstörerisch zum Ausdruck bringen. Sie ignorieren zum Beispiel besonders häufig Dinge, die vereinbart wurden und lassen Verabredungen öfters mal platzen. Bei Frauen verläuft der passiv-aggressive Mechanismus offenbar in subtileren Bahnen.