Reizdarm: Was hilft?
Bauchgrummeln, Blähungen, Durchfall. Bald jeder fünfte Deutsche wird von diesen Symptomen geplagt. Die Diagnose lautet oft: Reizdarm. Die Ursachen dieser chronischen Darmerkrankung sind noch nicht gut erforscht. Derzeit gilt das Reizdarmsyndrom (RDS) als nicht heilbar. Doch durch die Kombination verschiedener Therapiebausteine lässt sich die Lebensqualität erheblich steigern. Erfahre alles über Symptome, mögliche Ursachen und Behandlung des Reizdarmsyndroms.
Was ist ein Reizdarm?
Ein Reizdarm oder ein Reizdarmsyndrom ist keine organische Erkrankung, sondern eine chronische Funktionsstörung des Darms. Unter anderem ist die Kommunikation zwischen dem Bauchhirn und dem Gehirn nicht intakt. Normale Reize, die im Zuge der Verdauung entstehen, werden bei einem Reizdarm viel intensiver wahrgenommen. Das Nervensystem im Darm reagiert empfindlicher auf Reize als das von gesunden Menschen.
Unter einem Reizdarm oder Reizdarmsyndrom wird das Auftreten verschiedener Beschwerden zusammengefasst, die im Zusammenhang mit der Verdauung stehen und für die sich mit den üblichen Diagnoseverfahren keine Ursache finden lässt. Andere Experten wiederum fassen auch zugrundeliegende Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie eine Histamin-, Gluten- oder Laktoseintoleranz unter dem Krankheitsbild Reizdarm zusammen.
Häufig werden diese zugrundeliegenden Auslöser gar nicht diagnostiziert. Dann scheint es, als würde es keine Ursache für die Beschwerden geben. Dabei wurde sie nur nicht erkannt. Eine einheitliche Definition für den Reizdarm sucht man daher vergeblich. Wohl deshalb orientieren sich die Experten bei der Definition von Reizdarm an den Symptomen.
Das Reizdarmsyndrom oder der nervöse Darm schränkt die Lebensqualität der betroffenen Menschen zwar ein, aber es ist keine ernstere Erkrankung wie die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Auch das Risiko für schwere Folgeerkrankungen wie Darmkrebs ist nicht erhöht.
Reizdarm Symptome
Die Symptome können bei den Betroffenen variieren und auch verschiedene Auslöser haben. Bei einem Reizdarm sind folgende Symptome möglich:
- Stuhldrang
- Durchfall
- Verstopfung (Obstipation)
- dumpfe Bauchschmerzen oder krampfartige Bauchschmerzen (die sich meist nach Stuhlgang bessern)
- Blähungen
- Blähbauch
- veränderte Stuhlform (z. B. breiiger Stuhl)
- veränderte Stuhlfarbe
- Völlegefühl
- Aufstoßen
Zusätzlich zu diesen Symptomen kann es zusätzlich noch zu weiteren Beschwerden kommen. Dazu zählen häufig:
- Abgeschlagenheit
- Schwächegefühl
- Leistungsminderung
- Morgentief
- Stimmungsschwankungen
- Depression
- Angst
- Erschöpfung
- Unruhe
- allergische Beschwerden
- Nebelgefühl im Kopf
- Gelenkbeschwerden
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Hautprobleme
Psychische Symptome wie Angst oder eine Depression können entweder direkte Folge des Reizdarms sein oder eine der Ursachen für das Reizdarmsyndrom.
Die Reizdarm-Subtypen: Reizdarm mit Durchfall, Verstopfung oder beidem
Entweder steht das Symptom Durchfall (Typ RDS-D) oder das Symptom Verstopfung (Typ RDS-O) im Vordergrund des Reizdarmsyndroms. Andere Reizdarm-Patienten leiden wiederum unter einem steten Wechsel von Durchfall und Verstopfung (Typ RDS-M). Die Symptome Blähungen und Bauchschmerzen treten bei allen 3 Reizdarm-Formen auf.
Reizdarm Durchfall-Typ: chronischer, wässriger Durchfall als Leitsymptom
Steht der Durchfall (Diarrhoe) im Vordergrund des gereizten Darms, können Betroffene chronischen, wässrigen Durchfall haben oder einen zu weichen Stuhl. Sie müssen mindestens 3 Mal täglich die Toilette aufsuchen. Patienten fühlen sich zudem häufig erschöpft und schwach. Es gibt Betroffene, die ihren Stuhldrang kaum kontrollieren können und Angst davor haben, das Haus zu verlassen. Andere Patienten leiden nur hin und wieder unter einem akuten Durchfall. Die Lebensqualität betroffener Menschen leidet in jedem Fall unter der Erkrankung.
Reizdarm Typ Verstopfung
Geht der Reizdarm vornehmlich mit Verstopfung einher, ist der Stuhl zu hart. Daher bereitet die Darmentleerung ohne Medikamente große Mühe. Betroffene vom Typ RDS-O (Obstipation = Verstopfung) haben maximal 3 Mal wöchentlich Stuhlgang.
Reizdarm mit Durchfall und Verstopfung
Menschen, die vom Reizdarm-Mischtyp betroffen sind, leiden unter Durchfall und Verstopfung im Wechsel. Sie können sich also nicht auf ein festes Symptom verlassen. Sie haben oft einen Blähbauch, ein Druckgefühl oder Schmerzen im Ober- oder Unterbauch.
Wie häufig ist ein Reizdarm?
Der Anteil von Menschen mit Reizdarm variiert in der Literatur. Zwischen 15% und 25% der Deutschen sollen am Reizdarmsyndrom erkrankt sein. Demnach sind hierzulande Millionen Menschen betroffen. Männer und Frauen leiden etwa zu gleichen Teilen an der Erkrankung. Andere Experten gehen davon aus, dass doppelt so viele Frauen wie Männer dieses Krankheitsbild entwickeln. Diese These könnte aber auch daher rühren, dass Frauen schlichtweg eher einen Arzt aufsuchen als Männer. Das Reizdarmsyndrom findet sich zudem in allen Altersklassen, am häufigsten jedoch unter den 15- bis 30-Jährigen.
Verlauf bei Reizdarm und Heilungsprognose
Ein Reizdarm ist nicht heilbar, jedoch können die Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung durch aktive Mitarbeit der Betroffenen und umfangreichen Therapiemaßnahmen verringert werden. So kann die Lebensqualität der Betroffenen durch eine Therapie deutlich zunehmen. Die Angst vor Erkrankungen wie Darmkrebs oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist bei Reizdarm unbegründet. Es besteht bei Reizdarm kein erhöhtes Risiko, diese schweren Krankheitsbilder zu entwickeln.
Reizdarm Ursachen
Die Ursachen für das Reizdarmsyndrom sind bislang noch nicht ausreichend erforscht. Es müssen offenbar mehrere Faktoren zusammenkommen, damit ein Reizdarm entsteht. Auch muss nicht bei jedem Betroffenen der gleiche Auslöser zugrunde liegen. Als mögliche Faktoren, die zum Reizdarm führen können, kommen infrage:
- genetische Veranlagung zur Überempfindlichkeit des Darms
- gestörte Darmbeweglichkeit
- gestörte Darmflora
- Magen-Darm-Infektion
- erhöhte Menge der Verdauungsenzyme Serinproteinasen im Darm
- Antibiotika-Einnahme oder andere Medikamente
- psychische Belastungen
- falsche Ernährung
- chronischer Stress
- Veränderungen im Serotoninstoffwechsel
- Umwelttoxine, z. B. Feinstaub
- Vitamin B12-Mangel oder Vitamin D-Mangel
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz, Glutenintoleranz, Weizenunverträglichkeit, Sorbitintoleranz, Fruktoseintoleranz, Histaminintoleranz
- Mastzellenüberaktivität
Überempfindlichkeit des Darms als Ursache von Reizdarm
Bei Menschen mit Reizdarm lässt sich keine organische Ursache finden. Vielmehr liegt eine erhöhte Sensibilität des Darms vor. Die Nervenzellen in der Darmwand reagieren in dem Fall schlicht empfindlicher auf normale Reize wie Dehnungen des Darms im Zuge der Nahrungspassage oder die vorhandenen Gase.
Offenbar ist bei Reizdarm-Patienten die Kommunikation zwischen dem Nervensystem des Darms (Bauchhirn) und dem Gehirn (Darm-Hirn-Achse) fehlerhaft. Das Bauchhirn meldet dem Gehirn fortwährend, dass etwas im Darm nicht in Ordnung ist. So werden Schmerzen wahrgenommen, wo eigentlich keine ausgelöst worden sind, denn es laufen lediglich die gewöhnlichen Verdauungsvorgänge ab.
Gestörte Darmbeweglichkeit als Ursache von Reizdarm
Eine weitere Ursache des Reizdarmsyndroms könnte eine gestörte Darmmotorik sein. Das bedeutet, dass eine nicht optimal funktionstüchtige Darmmuskulatur den Nahrungsbrei mal zu schnell, mal zu langsam durch den Darm befördert, wodurch es zu Symptomen wie Schmerzen oder Stuhldrang kommen kann.
Gestörte Darmflora als Ursache von Reizdarm
Eine wesentliche Rolle bei Reizdarm-Patienten scheinen Darmflorastörungen zu spielen. Diese lassen sich zwar nicht bei allen Betroffenen finden, aber bei vielen. Für unsere Gesundheit ist es entscheidend, dass die guten Darmbakterien in ausreichender Anzahl vorhanden sind und dass eine große Vielfalt an den verschiedenen Bakterienarten besteht.
Bei Reizdarm-Patienten liegt häufig eine verminderte Anzahl gesundheitsfördernder Bakterien wie den Lactobacillen, den Escherichia coli oder den Bifidobakterien im Darm vor. Diese übernehmen aber eine Reihe von wichtigen Aufgaben im Körper – von der Produktion wichtiger Neurotransmitter wie dem Serotonin (Glückshormon) oder der Gamma-Aminobuttersäure (GABA), die wichtig für unsere Hirngesundheit sind.
Zudem sind die guten Darmbakterien an der Herstellung von Geschlechtshormonen und Vitaminen wie den B-Vitaminen beteiligt. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle in der Abwehr von Krankheitserregern, verhindern übersteigerte Immunreaktionen und hemmen Entzündungen im Körper. Die guten Darmbakterien halten auch die Darmschleimhaut gesund, sodass keine schädlichen Substanzen durch die Darmbarriere ins Blut übertreten und zu Entzündungen sowie zahlreichen Erkrankungen führen können.
Sind nun also zu wenig von den nützlichen Bakterien vorhanden oder ist die Vielfalt an Bakterien vermindert, kann es zu diversen gesundheitlichen Störungen wie dem Reizdarmsyndrom kommen. Besteht beispielsweise ein Mangel an Vitamin B12 treten schnell psychische Symptome wie Niedergeschlagenheit, Angst oder sogar eine Depression auf. Denn Vitamin B12 ist wichtig, um unsere „Glückshormone“ wie das Serotonin zu produzieren. Über die Darm-Hirn-Achse wirkt sich ein solcher Mangel nicht nur auf unsere Stimmung, sondern auch auf den Darm aus. Ein Reizdarm kann entstehen.
Die Ursachen für eine gestörte Darmflora sind vielfältig. Neben der Einnahme von Antibiotika und anderen Medikamenten wie der Pille wirken sich Umwelttoxine (Schwermetalle, Feinstaub, etc.), eine ungesunde Ernährung, eine Kaiserschnitt-Geburt und chronischer Stress ungünstig auf unsere Darmflora aus.
Ungünstige Ernährung als Ursache von Reizdarm
Ein weiterer Faktor, der an der Entstehung des Reizdarmsyndroms beteiligt ist, ist die Ernährung. Wenn man sich dauerhaft ungesund ernährt, schwächt man die eigene Darmflora und läuft Gefahr, einen Mangel an Vitaminen und Mineralien zu entwickeln. Zuckerreiche Lebensmittel, tierisches Fett, Fleisch und Weißmehlprodukte zählen zu den ungesunden Nahrungsmitteln, wenn sie zu oft auf dem Speiseplan stehen. Denn diese Lebensmittel enthalten kaum nützliche Ballaststoffe, die in vollwertigen Nahrungsmitteln wie Obst, Gemüse, Samen und Vollkornprodukten vorkommen.
Von diesen unverdaulichen Ballaststoffen ernähren sich aber die Bakterien im Dickdarm. Gibt es reichlich Ballaststoffe, können sie gut gedeihen und unsere Gesundheit günstig beeinflussen. Auch enthalten Fast Food, Brot aus Auszugsmehlen oder Nudeln keine probiotischen Bakterien. Diese sollten dem Körper aber regelmäßig zugeführt werden, damit unsere Darmflora ausgewogen bleibt.
Auslöser für Reizdarm-Beschwerden können aber auch eine Reihe von Lebensmitteln sein, die die Gasbildung im Darm fördern. Dazu gehören Weizen, Gerste, Milchprodukte, aber auch Äpfel, Birnen sowie Kohl, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch und viele mehr. Reizdarm-Experten sprechen in diesem Zusammenhang von FODMAP-reichen Nahrungsmitteln.
FODMAP („fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole“) steht für verschiedene Inhaltsstoffe der Nahrung, die vom Dünndarm nicht aufgenommen werden und dann im Dickdarm von den Bakterien verwertet werden. Zwar sind diese Stoffe nicht ungesund, aber durch sie werden verstärkt Gase frei, die dann die typischen Reizdarm-Symptome auslösen.
Magen-Darm-Infektion als Ursache für Reizdarm
Der Reizdarm entsteht auch häufig infolge eines akuten Magen-Darm-Infekts. Die vorübergehende erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Magen-Darm-Trakts durch einen Infekt klingt bei einigen Menschen nach der Erkrankung nicht ab, sondern bleibt bestehen.
Die Forscher vermuten, dass das Schmerzgedächtnis den Schmerz der akuten Erkrankung nicht gelöscht hat, sondern ihn weiterhin aufrechterhält. Auch nimmt man an, dass sich die Darmflora der Betroffenen nach dem Magen-Darm-Infekt nicht wieder von selbst regeneriert hat.
Gibt es eine Reizdarm-Persönlichkeit?
Ein Grund, warum es zum Reizdarm kommt, könnte in der Persönlichkeit liegen. So scheinen laut ersten Untersuchungen ängstliche, eher introvertierte, sensible und weniger stressresistente Naturen anfälliger für die Ausprägung eines Reizdarms zu sein.
Die Studienlage hierzu ist allerdings noch recht dünn, weshalb hierüber vorerst nur spekuliert werden kann. Ängste oder gar Depressionen können allerdings auch Folgen eines Reizdarms sein, die oft aus dem großen Leidensdruck resultieren.
Reizdarm durch Stress
Schon besser erforscht ist der Zusammenhang von chronischem Stress und Reizdarm. Zwar kann Stress allein keinen Reizdarm verursachen, aber er trägt in jedem Fall zu seiner Entstehung bei. Dabei ist egal, in welcher Form der Stress besteht. Ob es sich um ein dauerhaft zu hohes Arbeitspensum, Probleme im zwischenmenschlichen Bereich, ständiges Arbeiten unter Zeitdruck oder ein verdrängtes Kindheitstrauma wie Missbrauch handelt. Psychische Belastungen verstärken die Symptome bei Reizdarm oder lösen die Erkrankung (mit) aus.
Gestörter Serotoninhaushalt bei Reizdarm
Bei vielen Reizdarm-Patienten liegt eine Störung im Serotonin-Haushalt vor. Ist der Spiegel des „Glückshormons“ erniedrigt, treten schnell Symptome wie Depressionen, Niedergeschlagenheit oder Angst auf. Diese psychischen Beschwerden liegen bei vielen Betroffenen mit Reizdarmsyndrom auf. An der Produktion von Serotonin sind wiederum bestimmte Darmbakterien beteiligt, die wenn sie in zu geringer Zahl vorhanden sind, den Neurotransmitter nicht in ausreichender Menge herstellen können.
Oft besteht auch ein Mangel an Vitamin B12, das zur Serotoningewinnung benötigt wird. Ein gestörter Serotoninhaushalt begünstigt außerdem eine Überempfindlichkeit des Darms, beeinträchtigt die Darmbewegungen und verändert die Freisetzung von Verdauungssäften.
Mastzellenüberaktivität als eine mögliche Ursache für Reizdarm?
Es gibt Hinweise darauf, dass bei Menschen mit Reizdarm bestimmte Immunzellen zu aktiv sind. Die sogenannten Mastzellen setzen beim Kontakt mit Krankheitserregern wie Bakterien, Viren oder Allergenen Botenstoffe frei, die eine Immunreaktion mit Entzündungen in Gang setzen.
Nun kann es sein, dass diese Mastzellen krankhaft verändert sind, sodass Immunreaktionen ohne eigentlichen Grund ablaufen und zu verschiedenartigsten Symptomen führen. Dazu gehören neben den typischen Reizdarm-Symptomen wie Blähungen asthmaähnliche Beschwerden sowie Konzentrationsstörungen, Hitzewallungen, Missempfindungen in den Armen oder Beinen sowie Schlafstörungen. Demnach könnte eine Mastzellenüberaktivität eine weitere mögliche Ursache für die Reizdarm-Beschwerden sein.
Erhöhte Konzentration an Verdauungsenzymen als Ursache für Reizdarm
Bei Reizdarm-Patienten ist die Konzentration des Verdauungsenzyms Serinproteinase in den Verdauungssäften viel höher als bei gesunden Menschen. Dadurch kommt es zu Problemen mit der Verdauung, die sich in Symptomen wie Durchfall, Verstopfung oder Bauchschmerzen zeigen.
Diagnose von Reizdarm
Die Diagnose Reizdarm kann der Hausarzt oder der entsprechende Facharzt für Innere Medizin stellen. Der Hausarzt oder Gastroenterologe kann zunächst eine körperliche Untersuchung vornehmen, indem er den Bauch auf etwaige Veränderungen abtastet. Auf der Grundlage eines ausführlichen Gesprächs mit der Darstellung der Symptome kann der behandelnde Arzt oft schon eine Diagnose stellen.
Dennoch erfolgen weitere Tests. Die Diagnose des Reizdarms erfolgt nach dem Ausschlussprinzip. Der Arzt veranlasst Untersuchungen, mit denen er andere Erkrankungen wie organische Krankheiten, Infektionen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausschließen kann.
Reizdarm Test – Atemtest zur Erkennung von Nahrungsmittelintoleranzen
Atemtests dienen der Diagnose einer Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz. Dabei bekommen Betroffene eine laktose- oder fruktosehaltige Lösung zum Trinken verabreicht. Bei Menschen, die unter einer der Unverträglichkeiten leiden, werden die entsprechenden Kohlenhydrate im Dünndarm nicht aufgenommen. Sie gelangen unverdaut in den Dickdarm, wo sie zersetzt werden. Dabei wird Wasserstoff frei, der wiederum über die Lungen abgeatmet wird.
Lässt sich Wasserstoff in der Atemluft nachweisen, besteht entweder eine Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) oder eine Fruktoseintoleranz (Fruchtzuckerunverträglichkeit) – je nachdem welcher Stoff der Lösung zugesetzt wurde.
Magenspiegelung und Darmspiegelung bei Reizdarm zum Ausschluss organischer Erkrankungen
Zum Ausschluss von organischen Erkrankungen können Ärzte je nach Symptomlage eine Magenspiegelung oder eine Darmspiegelung veranlassen. Diese Untersuchungen werden aber nicht von jedem Arzt bei Reizdarm als notwendig befunden.
Bei einer Spiegelung des Darms erfolgt eine Untersuchung mittels einer Sonde und einer kleinen Kamera, die vorsichtig über den After in den entleerten Darm eingeführt wird. Bei der Darmspiegelung können etwaige Entzündungen oder Engstellen im Darm aufgespürt werden.
Stuhluntersuchung und Urinuntersuchung bei Reizdarm
Der behandelnde Arzt kann auch eine Untersuchung des Stuhls und des Urins veranlassen, um eine mögliche Infektion mit Bakterien oder Viren auszuschließen. Eine Histaminintoleranz, bei der der Abbau des in der Nahrung enthaltenen Histamins gestört ist, kann ebenfalls über erhöhte Mengen Histamin im Stuhl nachgewiesen werden.
Eine Testung zur Zusammensetzung der Darmflora kann bei spezialisierten Naturheilkundlern erfolgen. Dadurch erhält man einen Überblick über die Anzahl der guten und schlechten Darmbakterien und über die Vielfalt der verschiedenen Bakterienstämme. Auch ein vermehrtes Auftreten von schädlichen Pilzen kann anhand der Stuhluntersuchung festgestellt werden.
Mediziner halten den Stuhltest für wenig sinnvoll, da die Forschungslage hierzu noch keine ausreichenden Aussagen zur Erkrankung und Behandlung zulässt. Auch würde damit nur die Anzahl der ausgeschiedenen Darmbakterien gemessen, nicht die viel wichtigere Anzahl der auf der Darmschleimhaut lebenden.
Dennoch erzielt der professionelle Aufbau einer gesunden Darmflora bei diagnostizierten Darmflorastörungen aus Sicht von Naturmedizinern häufig gute Behandlungserfolge bei Reizdarm.
Bluttests bei Reizdarm
Auch anhand des Blutes lassen sich bestimmte Erkrankungen ausschließen. Ärzte können im Blut bestehende Entzündungen im Körper erkennen. Außerdem lassen sich im Blut bestimmte Antikörper auf Proteine in Lebensmitteln wie im Falle einer Weizenallergie oder einer Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) aufspüren. Weiterhin können über das Blut Vitalstoffmängel wie ein Mangel an B-Vitaminen, Vitamin D, Eisen oder Magnesium entdeckt werden. Diese Nährstoffe sind wichtig für eine gesunde Darmfunktion.
Ultraschall und Röntgen bei Reizdarm
Zur Diagnose von Reizdarm kann auch ein Ultraschall der Bauchregion vom Arzt durchgeführt werden. Damit lassen sich eine vermehrte Darmgasbildung sowie Darmentzündungen erkennen. Auch zum Ausschluss von Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder der Leber kann ein Ultraschall sinnvoll sein. Nur in seltenen Fällen wird ein Röntgenbild vom Bauchraum angefertigt.
Reizdarm Behandlung
Das Reizdarmsyndrom ist zwar nicht heilbar, aber die Symptome können mit einer Kombination verschiedener Therapien deutlich abgemildert werden. Die wichtigsten Bausteine in der Therapie der Erkrankung sind:
- Ernährungsumstellung auf gesunde Ernährung mit Reduktion beschwerdefördernder Lebensmittel (FODMAP-arme Nahrungsmittel)
- Darmsanierung: Aufbau einer gesunden Darmflora und Darmbarriere mit Präbiotika und Probiotika
- Psychotherapie (Verhaltenstherapie, Hypnotherapie)
- aktives Stressmanagement, etwa durch Erlernen und regelmäßiges Praktizieren einer Entspannungstechnik (Yoga, Autogenes Training, Meditation)
- regelmäßiger Sport
- Phytotherapie (Heilpflanzen)
- Medikamente
Reizdarm Ernährung und FODMAP-arme Kost
Ein ganz wichtiger Baustein in der Behandlung von Reizdarm ist eine gesunde, ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung. Denn die unverdaulichen, pflanzlichen Fasern, die im Dünndarm nicht verdaut werden, dienen den Bakterien im Dickdarm als Nahrungsgrundlage. Ballaststoffe finden sich reichlich in Obst und Gemüse sowie in Nüssen, Samen und Vollkornprodukten.
Weiterhin ist es wichtig, nicht zu viel tierisches Fett zu sich zu nehmen, dafür mehr von den gesunden Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren. Diese sind in Fisch sowie in Samen und pflanzlichen Ölen enthalten. Besser verträglich als Rohkost sind erhitztes Obst und Gemüse. Dadurch lassen sich die Symptome des Reizdarms schon allein deutlich abmildern.
Sehr vielen Patienten mit Reizdarm kann geholfen werden, indem sie FODMAP-reiche Lebensmittel zumindest für 6 Wochen von ihrem Speiseplan streichen. Das sind all jene Lebensmittel, die fermentierbare (F) Oligosaccharide (O), Disaccharide (D), Monosaccharide (M) und Polyole enthalten. Dazu zählen beispielsweise auch Laktose oder Fruktose.
Reizdarm Lebensmittel
Um die Beschwerden bei Reizdarm abzumildern, solltest Du demnach auf folgende Lebensmittel verzichten oder sie zumindest reduzieren:
- Getreide: Gerste, Roggen, Weizen, Dinkel, Erbsenmehl, Lupinenmehl, Sojamehl und Produkte daraus
- Gemüse: Erbsen, Zwiebeln, Fenchel, Knoblauch, Lauch, Linsen, Spargel, Bohnen, Avocado, Artischocke, Blumenkohl, Rosenkohl, alle Bohnen außer grüne Stangenbohnen, Chicorée, Frühlingszwiebel (weißer Teil), Paprika grün, Pilze, Rote Bete, Schalotte, Schwarzwurzel, Sellerie, Soja, Wirsing, Mais, Rucola
- Milchprodukte: Dickmilch, Kondensmilch, Molke, Joghurt, Milch, Sahne Buttermilch, Fetakäse, Frischkäse, Hüttenkäse, Mascarpone, Eis, Ricotta, Quark, Sauerrahm, Milch, andere laktosehaltige Lebensmittel, Schokolade, unreifer Käse, Ziegenmilch
- Obst: Äpfel, Birnen, Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, Nektarinen, Pflaumen, Trockenobst, Dosenfrüchte, Fruchtsäfte, Früchtetees, Banane, Mango, Litschi, Wassermelone, Brombeeren, Kaki
- Sonstiges: Honig, Diätprodukte, Nüsse v.a. Pistazien, Cashews, Kaffeeweißer, Kokosmilch, Sojadrink, Tofu, Bier (mehr als 1 Glas), Fruchtzucker, Fruktosesirup, fruktosehaltige Getränke, Ketchup, Kokoswasser, Maissirup, Pesto, Süßigkeiten mit Zuckeraustauschstoffen, Vollmilchschokolade, Wein, Schaumwein (halbtrocken, süß), Weizenbier
Bei folgenden Lebensmitteln kannst Du zugreifen, da sie FODMAP-arm sind:
- Obst: Ananas, Banane, Blaubeeren, Heidelbeeren, Boysenbeeren, Preiselbeeren, Clementine, Erdbeeren, Grapefruit, Himbeeren, Honigmelone, Kiwi, Limette, Mandarine, Maracuja, Netzmelone, Orange, Papaya, Pomelo, Rhabarber, Weintrauben, Zitrone, Sternfrucht
- Gemüse: Aubergine, Brokkoli, Chinakohl, Fenchel, Frühlingszwiebel (grüner Teil), grüne Bohnen, Gurke, Ingwer, Karotte, Kartoffel, Süßkartoffel, Kohlrabi, Kichererbsen, Kürbis, Lauch (grüner Teil), Mangold, Okra, Oliven, Paprika, Pastinake, Petersilie, Radieschen, Rettich, Salat, Radicchio, Schnittlauch, Sellerie (jung), Sojasprossen, Bambus, Speiserübe, Spinat, Tomate, Weißkraut, Zucchini, Chinakohl, Pak Choi, Alfalfa
- Getreide: Dinkel, Buchweizen, Reis, Mais, Buchweizen, Amaranth, Hafer, Hirse, Polenta, Quinoa, Tapioka (sowie Produkte aus diesen Lebensmitteln, auch Sauerteigbrote), glutenfreie Teigwaren
- Milchprodukte: laktosefreie Milch und laktosefreie Milchprodukte, Brie, Camembert, Cheddar, Feta (ohne Kuhmilch), Hartkäse, Mozzarella, Parmesan, Butter
- Fleisch: Hühnerfleisch, Lammfleisch, Rindfleisch, Schweinefleisch, Truthahn
- Sonstiges: Ahornsirup, Aspartam, Zucker, Traubenzucker, Zuckersirup, Stevia, Tofu, Tempeh, Essig, Fischsauce, Marmelade, alle Pflanzenöle, Schokolade (dunkel), Senf, Sojasauce, Flohsamen, Eier, Fisch, Meeresfrüchte, Kokosmilch, Sorbet
- Getränke: Bier (bis zu 1 Glas), Wein trocken (1 Glas), Kaffee (wenig), Mandelmilch, Kokosmilch, Hafermilch, Sojamilch aus Sojaprotein, Wasser, Tee
- Nüsse und Samen: Haselnüsse, Mandeln, Walnüsse, Erdnüsse, Kürbiskerne, Sesam, Sonnenblumenkerne, Chia-Samen
Nach 6 Wochen kannst Du auch FODMAP-reiche Lebensmittel ausprobieren, am besten indem Du nacheinander testest, welche Du verträgst. Macht 1 Lebensmittel erneut Probleme, dann lass es wieder weg.
Bei den meisten Menschen reduzieren sich die Reizdarm-Beschwerden, die aufgrund der vermehrten Gasbildung durch FODMAP-reiche Nahrungsmittel entstehen. Die erhöhte Darmempfindlichkeit jedoch bleibt bestehen. Dagegen müssen andere Maßnahmen ergriffen werden. Beispielsweise hilft hier vielen Betroffenen eine Verhaltenstherapie oder Hypnotherapie.
Weitere Ernährungstipps bei Reizdarm
Wenn Du unter dem Reizdarmsyndrom leidest, ist eine gesunde Ernährung mit reichlich Ballaststoffen und wenig FODMAPs das A und O. Sorge außerdem dafür, dass Du:
- Alkohol, Nikotin und Kaffee reduzierst
- für ausreichende Pausen zwischen den Mahlzeiten sorgst
- genügend trinkst: 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßte Tees täglich
- kohlensäurehaltige Getränke meidest
- Zucker und Gluten reduzierst, da sie Entzündungen auslösen und aufrechterhalten
- scharfe Gewürze meidest und Salz reduzierst
- gründlich kaust
- nicht zu heiß oder zu kalt isst
- nicht zu viel isst
- frittierte Speisen meidest oder reduzierst
- Lebensmittel mit Zusatzstoffen (wie Süßstoffe, Aromen) meidest und naturbelassen kochst
- möglichst viele Lebensmittel aus Bio-Anbau in die Ernährung integrierst
- wenig Fleisch isst (2 bis 3 Mal pro Woche)
Darmsanierung bei Reizdarm: Darmflora aufbauen mit Probiotika und Präbiotika
Da bei vielen Patienten mit Durchfall oder Verstopfung die Darmflora nachweislich gestört ist, ist eine Darmsanierung eine sinnvolle Therapie bei Reizdarm. Dazu ist es notwendig, den Körper zunächst zu entsäuern und zu entgiften.
Dafür kannst Du mehrere Wochen lang ein Basenpulver einnehmen und ein Präparat aus Myrrhe und Kaffeekohle, das Schadstoffe aus dem Gewebe löst und aus dem Körper abtransportiert. Bentonit, ein Vulkangestein, kann ebenfalls zur Entgiftung eingesetzt werden.
Mithilfe von Flohsamenpulver kannst Du Deinen Darm reinigen, denn Flohsamen haben die Eigenschaft, den Stuhl im Darm voluminöser zu machen. Auf die Art kannst Du eine natürliche Darmreinigung durchführen.
Nach einigen Wochen kannst Du dann mit dem Aufbau der Darmflora beginnen. Hier bieten sich Tropfen mit Escherichia coli-Bakterien und Enterococcus faecalis an, um die Bakterien zur Immunstärkung zu vermehren. Auch empfiehlt sich die Einnahme von Präparaten mit Lactobacillen, etwa mit dem Stamm Lactobacillus acidophilus. Diese Milchsäurebakterien können als wichtige Regulatoren der Darmflora die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen den verschiedenen Darmbakterienstämmen fördern. Den Einsatz von Probiotika solltest Du allerdings mit Deinem Arzt oder Heilpraktiker besprechen.
Zusätzlich kannst Du Deinem Körper Probiotika auch über entsprechende, fermentierte Lebensmittel zuführen. Dies sollte regelmäßig über einen längeren Zeitraum erfolgen. Zu diesen Nahrungsmitteln gehören:
- Joghurt
- Kefir
- vergorenes Sauerkraut oder anderes Gemüse wie Gurken (nicht in Essig eingelegt)
- Kimchi
- Kombucha-Tee
- Brottrunk
- Kwas
- Apfelessig
- Tempeh (Sojaerzeugnis)
- Misopaste (Soja-Getreideerzeugnis)
- Buttermilch
- einige Käsesorten wie Cheddar, Mozzarella, Gouda
- Rotwein (1 Glas täglich)
Oft werden aber gerade fermentierte (probiotische) Lebensmittel nicht gut vertragen, etwa wegen des enthaltenen Histamins (Histaminintoleranz) oder enthaltener FODMAPs. Wenn die Beschwerden durch diese Lebensmittel zunehmen, kannst Du auch indirekt positiv auf Deine Darmflora einwirken: mit Präbiotika. Dies sind Ballaststoffe wie das Inulin in pflanzlichen Lebensmitteln. Diese gelangen unverdaut in den Dickdarm, wo sie von den dort lebenden Darmbakterien fermentiert werden. Führst Du Deinem Körper täglich ausreichend Ballaststoffe zu, kann Deine Darmflora gut gedeihen. Die optimale Menge an Ballaststoffen liegt bei 30 Gramm täglich.
In der Naturheilkunde wird in der Darmsanierung oft das Präbiotikum Akazienfaser eingesetzt. Dieses Präbiotikum in Pulverform dient den Darmbakterien als Grundlage. Aber auch Obst, Gemüse, Vollkornprodukte sowie Nüsse und Samen sind reich an Präbiotika, die Deine Darmflora stärken.
Welche Probiotika helfen bei Durchfall, Verstopfung oder Blähungen?
Gegen Durchfall sollen vor allem Präparate mit den Bakterien Lactobacillus acidophilus helfen. Auch Bauchschmerzen kann dieser Stamm lindern können. Bei Bauchschmerzen hat sich aber auch Lactobacillus rhamnosus bewährt.
Leidest Du verstärkt unter einem Blähbauch und Blähungen kannst Du die Bakterienarten Bifido animalis, Lactobacillus plantarum, Lactobacillus casei Shirota, Bifidobacterium infantis, Escherichia coli und Enterococcus faecalis ausprobieren. Oder Du greifst zu Kombipräparaten. Darin sollten Bifidobacterium longum, Bifido infantis, Bifido breve, Lactobacillus acidophilus, Lactobacillus plantarum, Lactobacillus bulgaricus und Streptococcus thermophilus enthalten sein.
Bei Verstopfung sollen Lactobacillus casei Shirota, Bifidobacterium animalis, Bifidobacterium lactis sowie Escherichia coli die Beschwerden lindern helfen.
In Studien hat sich aber gezeigt, dass die Darmflora nur während der Zeit der Behandlung von den Probiotika profitiert. Daher ist es wichtiger, die Probiotika und Präbiotika regelmäßig über Deine Ernährung zuzuführen.
Psychotherapie bei Reizdarm
Verhaltenstherapie bei Reizdarm
Gibt es eine schwierige Situation oder ein belastendes Ereignis, das zur Ausprägung des Reizdarms führte? Diese Frage kann im Rahmen einer Psychotherapie beantwortet werden. Denn ungelöste psychische Konflikte können zur Entstehung von Reizdarm beitragen. Stellt sich im Gespräch mit dem Therapeuten ein seelischer Konflikt heraus, kann dieser gemeinsam aufgearbeitet und aufgelöst werden.
Auch Veränderungen im Lebensstil wie das Annehmen günstigerer (positiver) Gedanken, Sicht- und Verhaltensweisen wie der Entschluss zu einer gesünderen Ernährung können mithilfe einer Verhaltenstherapie bewirkt werden. Dadurch kann es in der Folge zur Linderung der Beschwerden kommen.
Ein wichtiger Punkt in der kognitiven Psychotherapie ist auch, dass bestehende Ängste oder Depressionen, die im Zusammenhang mit dem Reizdarmsyndrom auftreten, therapiert werden. Hat ein Durchfall-Patient große Angst davor, das Haus zu verlassen, weil er nicht weiß, wo die nächste Toilette ist, werden in der Therapie Strategien erarbeitet, wie er damit umgehen kann. Dabei stellt sich der Betroffene Schritt für Schritt seiner Angst und erkennt, dass diese in vielen Fällen unbegründet ist.
Auch das Leben mit den Schmerzen tolerieren zu lernen, ist ein Aspekt der Verhaltenstherapie. So kann der Therapeut dem Reizdarm-Patienten etwa Methoden zur Entspannung vermitteln.
Hypnotherapie bei Reizdarm
Die Hypnotherapie ist ebenfalls ein vielversprechender Behandlungsansatz bei Reizdarm. Das Ziel der Hypnose ist es, durch den Zugang zum Unterbewusstsein des Patienten, sein Nervensystem zu beruhigen. Denn beim Reizdarm reagieren die Nervenzellen im Darm überempfindlich auf normale Verdauungsreize. Sie melden dem Gehirn fortwährend Alarm. Dabei scheint es gar keinen Grund dafür zu geben. Beruhigt sich das Nervensystem in der Hypnose, kann sich auch die Kommunikation zwischen Bauchhirn und Gehirn wieder normalisieren. Die Beschwerden können in der Folge zurückgehen.
In Studien hat sich gezeigt, dass die Hypnotherapie bei 75% der Patienten zur Verbesserung der Symptome führt. Es besteht auch die Möglichkeit, die Hypnose mithilfe einer Darmhypnose-CD zu Hause durchzuführen. Im Handel stehen dafür diverse Hör-CDs zur Verfügung.
Reizdarm Medikamente
Reizdarm-Medikamente kommen in der Behandlung von Reizdarm ebenfalls zum Einsatz. Sie sind aber in den wenigsten Fällen notwendig, zumal sich Verdauungsbeschwerden mit natürlichen Mitteln wie Heilpflanzen verringern lassen.
Bei starken Blähungen etwa werden spezielle Entschäumer eingesetzt. Dazu gehören die Wirkstoffe Dimeticon, Simeticon und Dimethylpolysiloxan. Medikamente auf der Basis dieser Wirkstoffe sorgen dafür, dass die Gase im Darm reduziert werden, indem sie die Schleimhautschicht um die Gasbläschen zerstören. Dadurch können Bauchschmerzen und Blähungen abgemildert werden.
Um Bauchschmerzen zu lindern, stehen in der medikamentösen Therapie auch Anticholinergika mit dem Wirkstoff Mebeverin sowie Muskelrelaxanzien mit dem Wirkstoff Butylscopalamin zur Verfügung. Diese Medikamente gegen Reizdarm entspannen die Muskulatur im Magen-Darm-Bereich und wirken krampflösend.
Hartnäckige Verstopfung kann durch abführende Elektrolyt-Lösungen oder mit dem Wirkstoff Tegaserod behandelt werden. Durch diese Substanzen wird die Darmbewegung stimuliert, sodass der Transport des Nahrungsbreis beschleunigt wird. Doch auch Ballaststoffe wie Flohsamenpulver helfen der trägen Verdauung bei Verstopfung auf die Sprünge.
Bei Durchfall kann eine Therapie mit Loperamid erfolgen. Dieses Mittel gegen Reizdarm wirkt zu schnellen Darmbewegungen entgegen.
Reizdarm Hausmittel
Nicht immer müssen Medikamente zum Einsatz kommen. Auch die Phytotherapie hält Mittel parat, die bei Reizdarm-Beschwerden gut wirken. Eine verdauungsfördernde, krampflösende oder entzündungshemmende Wirkung entfalten folgende Heilpflanzen:
- Anis
- Kamille
- Kümmel
- Fenchel
- Melisse
- Pfefferminze
- Angelika
- Kurkuma
- Ingwer
Arzneitees aus diesen Kräutern können Reizdarm-Symptome wie Blähungen und Bauchschmerzen abmildern. Die Zubereitung ist einfach: 1 TL zerstoßener Kümmelsamen, Anissamen oder Fenchelsamen mit 150 ml kochendem Wasser übergießen. 10 Minuten ziehen lassen. Dann abseihen und am besten nach dem Essen in kleinen Schlucken trinken. Vom Kräutertee kannst Du mehrmals täglich 1 Tasse trinken.
Neben den Verdauungstees können aber auch die Heilpflanzen Kurkuma oder Ingwer die Verdauung bei Reizdarm beruhigen. Diese haben nicht nur verdauungsfördernde, sondern auch antientzündliche Eigenschaften. Du kannst die Knollen dieser Heilpflanzen nutzen, um daraus Tee zuzubereiten.
Aber auch als Gewürz zum Kochen bieten sich diese Pflanzen an. Kurkuma und Ingwer können außerdem als Pulver, Tabletten oder Kapseln angewendet werden. Die positive Wirkung von Kurkuma bei Reizdarm-Patienten ist in klinischen Studien bestätigt worden. Hier hatten die Probanden 8 Wochen lang 1 bis 2 Tabletten täglich eingenommen.
Ingwer ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin oder im Ayurveda Indiens schon seit vielen Jahrhunderten ein wichtiges pflanzliches Mittel bei nervösen Verdauungsbeschwerden. Ihm werden schleimhautschützende und antientzündliche Wirkungen zugeschrieben. Zudem regt er die Darmbewegung an.
Hausmittel bei Reizdarm Durchfall
Um den Reizdarm zu beruhigen und vor allem das Symptom Durchfall zu lindern, können die Extrakte folgender Heilpflanzen helfen:
- Blutwurz
- Pfefferminze
- Eichenrinde
- Fenchel
- Flohsamen
Auch Flohsamen kann bei Durchfall regulierend eingreifen. Bringen Kräutertees nicht den erwünschten Erfolg, kannst Du es mit hochdosierten Fertigarzneimitteln in Kapselform versuchen. Im Falle von Minze bietet sich alternativ ein Pfefferminzöl aus der Apotheke an.
Hausmittel bei Reizdarm Verstopfung
Die besten Hausmittel gegen Verstopfung bei Rezidarm sind:
- mindestens 2 Liter Wasser am Tag trinken
- täglich etwa 30 Minuten bewegen
- morgens 1 Tasse Kaffee trinken, um die Verdauung anzuregen
- Wärmflasche auf den Bauch auflegen
- ballaststoffreiche Ernährung
- Abführmittel wie Glaubersalzlösung
- Einlauf mit Klistier oder Irrigator
Bauchmassage bei Reizdarm
Bei Reizdarm mit Bauchschmerzen und Verstopfung kann auch eine Bauchmassage hilfreich sein. Massiere dafür Deinen Bauch mit sanften, kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn. Vermeide dabei großen Druck sowie ruckartige und knetende Bewegungen. Durch die Massage der Bauchdecke wird der Darm stimuliert, wodurch die Darmbewegungen zunehmen.
Gut ist es, wenn Du versuchst, während der Massage in den Bauch zu atmen. Das erreichst Du, indem sich Deine Bauchdecke beim Atmen hebt und senkt. Eine Bauchmassage dauert zwischen 5 und 20 Minuten. Du kannst sie im Sitzen durchführen.
Regelmäßige Entspannung bei Reizdarm
Stress ist ein wichtiger Auslöser des Reizdarms. Versuche daher, Dein Stresslevel – wo es geht – abzusenken. Wichtig ist vor allem, einem hektischen Tag auf Arbeit oder mit der Familie eine ruhige, entspannende Zeit entgegenzusetzen. Diese sollte ganz bewusst erfolgen, damit sie effektiver ist. Um Dich gezielt zu entspannen und neue Kräfte zu sammeln, bietet sich das Erlernen einer Entspannungsmethode an. Das kann Yoga, Meditation oder autogenes Training sein.
Alle diese Verfahren haben sich in klinischen Studien bewährt, um den Körper, die Gedanken und die Emotionen zur Ruhe zu bringen. Yoga hat zusätzlich zu den beiden anderen Entspannungsverfahren den Vorteil, dass zur tiefen Entspannung noch ein sportlicher Aspekt und ein Atemtraining hinzukommt.
Hast Du erstmal eine Entspannungsmethode gelernt, ist es von entscheidender Bedeutung, diese regelmäßig zu praktizieren – am besten 2 bis 3 Mal die Woche. Erst dann entwickelst Du mit der Zeit eine bessere Selbstachtsamkeit, eine höhere Stresstoleranz und eine größere innere Stärke.
Bewegung und Sport bei Reizdarm
Sport hat eine nachgewiesen positive Wirkung auf den Darm. Er begünstigt nicht nur das Wachstum guter Darmbakterien und stärkt das Immunsystem, sondern baut auch überschüssige Stresshormone ab. Stress im Kopf führt durch die Darm-Hirn-Achse – also die Verbindung zwischen Bauchhirn und Gehirn – auch zu Stress im Bauch. Sinkt der Stress im Kopf durch Bewegung, kann sich auch im Darm mehr Ruhe einstellen. Dazu reicht es, wenn Du täglich eine halbe Stunde lang Sport machst. Dies kann in Form eines Spaziergangs sein. Aber auch Walken, Joggen, Gymnastik, Pilates, Schwimmen, Tanzen oder Radfahren bieten sich an.
Durchfall Kinder – Steckt ein Reizdarm dahinter?
Kinder, gerade die kleinen, klagen häufiger über Bauchschmerzen. Dahinter muss sich kein Reizdarm verbergen, kann aber. Ärzte schätzen, dass bei 20% der Kinder mit häufigen Bauchschmerzen ein Reizdarm vorliegt. Wenn das Kind mehr als 4 Mal pro Tag Stuhlgang mit wässrigem Durchfall hat oder sehr harten Stuhl, könnte dies ein Indiz für einen Reizdarm sein. Auch ist ein Blähbauch und das Gefühl, nach der Darmentleerung noch immer Stuhldrang zu verspüren, typisch für einen Reizdarm bei Kindern.
Was tun bei Durchfall oder Verstopfung bei Kindern? Leidet Dein Kind unter Verstopfung sollte es viel trinken und nur wenig Zucker sowie Weißmehlprodukte essen. Günstiger wirken sich Vollkornprodukte, Obst und Gemüse auf die Darmtätigkeit aus. Auch viel Bewegung hilft dem trägen Kinderdarm auf die Sprünge. Kräutertee wie Fenchel oder Anis können Blähungen und Bauchschmerzen lindern helfen.
Hat das Kind Durchfall, geht es in erster Linie darum, den Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt aufrecht zu erhalten. Dein Kind sollte auch hier viel trinken. Die Blutsalze lassen sich mit einer in Pulverform in der Apotheke erhältlichen „Elektrolyt-Glukose-Trinklösung“ auffüllen.
Auch mit Homöopathie (z. B dem Mittel Okoubaka), einer gesunden Ernährung und Probiotika für Kinder können sich die Beschwerden bei Durchfall aufgrund eines Reizdarms bessern.
Außerdem kannst Du Deinem Kind durch Bauchmassagen mit Pfefferminzöl dabei helfen, seine Bauchschmerzen loszuwerden. Antibiotika sollte nur bei schwerwiegenderen Infekten zur Anwendung kommen.
Geht der Reizdarm auf psychische Ursachen zurück, solltest Du diesen auf den Grund gehen. Womöglich läuft bei Deinem Kind in der Schule nicht alles rund? Frag Dein Kind, ob es unter Schulstress oder Schulangst leidet. Hat es womöglich Probleme mit einem Mitschüler? Hat es Konzentrationsschwierigkeiten und Lernprobleme? Dauern die Reizdarm-Beschwerden länger an, kann auch eine Psychotherapie wie eine kognitive Verhaltenstherapie oder eine Hypnotherapie die gewünschten Erfolge bringen.