Trennungsschmerz: Wenn aus Liebe Trauer wird
Trennungsschmerz ist die natürliche Folge eines schweren Verlusts. Eine Scheidung oder die Trennung von einem langjährigen Partner lösen ihn ebenso aus wie der Tod eines geliebten Menschen. Gefühle der tiefen Trauer sind normal, können jedoch auch in eine Depression umschlagen. Umso wichtiger ist es, richtig mit dem lähmenden Kummer umzugehen und erste Anzeichen einer ernsthaften psychischen Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Also, was tun, um den Trennungsschmerz zu bewältigen? Im Folgenden nehmen wir das Phänomen Trauer unter die Lupe, geben dir situationsbedingte Verhaltenstipps zum Umgang mit Trennungsschmerz an die Hand und zeigen dir, bis zu welchem Grad Trennungsschmerzen normal sind!
Trennungsschmerz kann vielseitige Ursachen haben
Menschen unterscheiden sich nicht nur im emotionalen Umgang mit Verlusten. Ebenso reagieren Menschen auf dieselben Ereignisse mit unterschiedlichen Gefühlen. Nicht verwunderlich also, dass auch ernsthaftem Trennungsschmerz zahlreiche Ursachen zugrunde liegen können. Trennungsschmerz und die zugehörigen starken Trauergefühle können nahezu alle Menschen gleichermaßen betreffen.
Hinsichtlich der Dauer des Trennungsschmerzes sind keine pauschalen Angaben möglich. Letztlich reagiert jeder Mensch anders auf eine Trennung – und das gilt auch für die Dauer des Schmerzes. Während einige Menschen sich schon nach einigen Tagen wieder ins Leben werfen, trauern andere dem Partner noch Jahre hinterher. Ganz prinzipiell gilt: Je länger und intensiver die gescheiterte Beziehung war, desto länger hält der Trennungsschmerz an.
Trennungsschmerz: Typische Symptome auf einen Blick
Gemeinsam sind allen von Trennungsschmerz Betroffenen die plagenden Symptome. Diese umfassen insbesondere:
- Niedergeschlagenheit,
- Antriebslosigkeit,
- verstärktes Rückzugsbedürfnis,
- Schlaflosigkeit,
- gestörtes Essverhalten sowie
- die Neigung zum Konsum von Alkohol und sonstigen Drogen.
Geschlechterunterschiede im Umgang mit Trennungsschmerz
Kurios: Männer und Frauen gehen mit Trennungsschmerz deutlich anders um. Frauen geben sich der Trauer nach einer Trennung oftmals voll hin. Sie durchleben ihre negativen Gefühle – und heilen auch entsprechend schnell. Männer dagegen sind wahre Meister im Verdrängen. Sie versuchen ihren Schmerz so weit wie möglich von sich weg zu schieben. Dadurch erleben Sie den Trennungsschmerz meist nicht ganz so intensiv wie Frauen. Dafür leiden sie deutlich länger.
Zwar gibt es in puncto Trennungsschmerz durchaus signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Allzu sehr verallgemeinern darf man diese aber nicht. Die Unterschiede zwischen den Individuen sind sehr stark.
Die vier Phasen der Trauer bei Trennungsschmerzen
Für viele Menschen, die Trennungsschmerzen erleben, steht vor allem ein Gefühl im Vordergrund: eine tiefe, nahezu überwältigende Trauer.
Die Psychologie bemüht sich seit Jahrzehnten, diese Trauer zu verstehen und greifbar zu machen. So haben sich viele Psychologen mit dem Phänomen Trauer auseinandergesetzt.
Einen prominenten Ansatz zur Beschreibung des Trauerprozesses liefert in diesem Zusammenhang der systemische Theologe Yorick Spiegel. Dieser unterscheidet insgesamt vier Phasen der Trauer. Spiegel hatte dabei zwar vorwiegend den Tod eines geliebten Menschen als Auslöser der Trauergefühle im Auge. Auf Trennungsschmerz lassen sich die beschriebenen Phasen aber ebenso übertragen.
1. Schockphase
In der ersten Trauerphase steht der Schock im Vordergrund. Wer mit dem Trennungswunsch einer geliebten Person konfrontiert wird, wird zunächst in eine Art Schockzustand versetzt. Folgende Punkte zeichnen dieses Gefühl aus:
- Die Dauer des Schockzustands umfasst in der Regel wenige Stunden bis einige Tage.
- Kam die schockierende Nachricht überraschend, dauert der Schockzustand in der Regel länger an.
- Betroffene sind oftmals kaum ansprechbar. Ihre Umwelt nehmen sie nur noch eingeschränkt wahr.
- Häufig entsteht das Gefühl, dass „eine Welt zusammengebrochen ist“.
Die Hilfe der Angehörigen ist in der Schockphase besonders wichtig. Sie lindern die Auswirkungen des Schocks und erlauben es dem Betroffenen, mit den eigenen Gefühlen umzugehen zu lernen. Die Schockphase ist laut Spiegel essenziell, um den Trauerprozess in Gang zu bringen.
Tipp: Lass deine Trauer zu
Es hilft alles nichts: Wer in der Schockphase ist, wird zwangsweise mit sehr starken negativen Emotionen konfrontiert. Wer versucht, diese auf Gedeih und Verderb zu unterdrücken, wird nur das Gegenteil erreichen. Irgendwann brechen sich die Gefühle ihre Bahn und kommen mit aller Heftigkeit durch. Wesentlich heilsamer ist es daher die Trauer zuzulassen. Nur so lässt sich der Trennungsschmerz langfristig überwinden. Auch wenn es ein Klischee sein mag – sich bei guten Freunden mit einer tröstenden Portion Eiscreme auf der Couch auszuweinen, kann wahre Wunder wirken!
2. Kontrollierte Phase
Die zweite Phase der Trauer steht ganz im Zeichen der Kontrolle. Der Trauernde bringt viel Energie auf, um seine Gefühle zu kontrollieren und die Beherrschung zu wahren. Während die trauernde Person um Selbstkontrolle kämpft, erlebt sie ein starkes Gefühl der Passivität. Das Treffen von Entscheidungen fällt schwer und ein gewisses Leeregefühl breitet sich aus. Emotional tritt ein Zustand des „Nicht-wahrhaben-wollens“ ein, was meist in einer erlebten Distanz zwischen sich und der Umwelt mündet.
Tipp: Sei nicht zu streng zu dir
Gegenüber der ersten Trennungsphase wird die zweite meist als Erleichterung empfunden. Es kostet zwar viel Kraft die vielbeschworene Contenance zu wahren, doch es ist immerhin möglich. Nehmen Gefühle des Surrealen überhand, hilft es, sich so viel wie nur irgendwie möglich abzulenken. Es gilt der Grundsatz: Alles, was dir Spaß macht und dich von deinem Schmerz ablenkt, ist erlaubt.
3. Phase der Regression
Die Phase der Regression ist geprägt von einem tiefen Gefühl der Hilflosigkeit. Der Trauernde scheint sich gegenüber früheren Trennungsphasen zurück zu entwickeln. Dieser vermeintliche Rückschritt ist jedoch normaler Teil des Trennungsprozesses. Die dritte Phase zeichnet sich insbesondere durch die folgenden Punkte aus:
- Der Trauernde zieht sich aus dem Alltagsleben in mehr oder weniger großem Ausmaß zurück.
- Allmählich erfolgt nicht nur eine kognitive, sondern auch eine emotionale Realisierung des Verlustes bzw. der schmerzlichen Trennung.
- Trotz des beginnenden Begreifens der Situation ist eine Loslösung von der verlorenen Person noch nicht vollständig geschehen. Die Folge ist ein Gefühl der Unwirklichkeit.
- Die Emotionen des Trauernden sind extrem und teils unkontrolliert. Phasen der Aggression sind in diesem Zusammenhang nicht ungewöhnlich.
- Die zuvor mühsam erkämpfte Selbstkontrolle beginnt zu bröckeln und ein lähmendes Gefühl der Hilflosigkeit macht sich breit.
- Soziale Kontakte werden in dieser Phase meist abgelehnt – auch wenn ein heimlicher Wunsch nach Hilfe durch Freunde und Verwandte vorhanden sein mag.
- Die trauernde Person hat häufig mit Schlafproblemen zu kämpfen.
- Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Verdauungsschwierigkeiten sind in dieser Trauerphase keine Seltenheit.
- Häufig versuchen Trauernde ihrer scheinbaren Ausweglosigkeit durch den Konsum von Drogen wie Nikotin, Alkohol oder Medikamenten zu entkommen.
Erst gegen Ende der dritten Trauerphase gelingt es den Betroffenen, allmählich mit dem erfahrenen Verlust zu leben. Die vierte und letzte Phase der Trennung wird eingeleitet.
Tipp: Durchhalten und Alternativen suchen
Wenn du in der dritten Phase der Trennung bist, hast du es bald ausgestanden. Nun gilt es durchzuhalten. Leider ist die Versuchung den Schmerz durch Alkohol oder sonstige Drogen zu betäuben, in dieser Phase besonders groß. Doch fast immer gilt: Jeder Tropfen Alkohol verlängert nur das Leiden. Um die Trennung so schnell wie möglich zu überwinden, musst du dich daher nach Alternativen umschauen. Sport, Yoga und Meditation beispielsweise können eine ähnlich befreiende Wirkung haben wie Alkohol und Co. – schädlich sind diese Aktivitäten jedoch nicht!
4. Phase der Anpassung
Die Phase der Anpassung ist geprägt von einem Rückfinden in die normalen Prozesse des Alltags. Auch wenn die Schwere des Verlusts noch immer erlebt wird ist es dem Trauernden nun möglich, wieder ins eigene Leben zurückzufinden. Die betroffene Person stellt sich auf ein Leben ohne den Partner ein.
Wichtig: Diese adaptive Phase ist keineswegs als strikt kontinuierlicher Prozess zu verstehen. Vielmehr ist ein kurzzeitiger Rückfall in zuvor durchlebte Trauerphasen – mitsamt den hier durchlebten Emotionen – nicht ungewöhnlich. Allerdings sind entsprechende Rückfälle in der Regel nur von kurzer Dauer.
Tipp: Versuche Perspektiven zu erkennen und Chancen zu nutzen
In der letzten Trennungsphase finden deine Gefühle allmählich wieder in ihren Normalzustand zurück. Um die Trennung endgültig zu überwinden, musst du Gelegenheiten, die dir das Leben bietet, aber auch nutzen. Habe daher Mut zu neuen Erfahrungen. Anderenfalls droht schnell der Rückfall in alte Muster.
Trauerarbeit: Trennungsschmerz verschwindet nicht von alleine
Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
Eine zentrale Erkenntnis hat sich in der Psychologie durchgesetzt: Trauer und der Umgang mit einem Verlust sind keineswegs passive Prozesse. Ganz im Gegenteil. Nur wer selbst aktiv wird ist in der Lage eine Trennung zu überwinden, mit dem erfahrenen Verlust zu leben und diesen sogar als Bereicherung anzunehmen. Dieser aktive Teil des Trauerprozesses spiegelt sich in dem Begriff der „Trauerarbeit“ wieder.
Trennungsschmerz bewältigen und verarbeiten: So wird der Trauerprozess in Gang gebracht
Trauerarbeit ist bei Trennungsschmerz absolut notwendig, um den Trauerprozess abzuschließen. Betroffene Personen müssen sich dabei mit mehreren Themenkomplexen auseinandersetzen. Zu lösen sind im Rahmen der Bewältigung und Verarbeitung von Trennungsschmerz insbesondere die folgenden Aufgaben:
- Es obliegt dem Trauernden, die eigenen Gefühle zu ordnen und zu strukturieren.
- Die Realität des erfahrenen Verlustes muss kognitiv wie emotional angenommen werden.
- Der Trauernde muss einen Weg finden, die gesamte Schwere der belastenden Gefühle anzunehmen.
- Letztlich ist es Aufgabe der trauernden Person wieder ins Leben zurückzufinden. Dies setzt eine aktive Entscheidung zum Leben voraus.
- Der Betroffene muss in der Lage sein eine Bewertung des Verlustes vornehmen zu können und die durchlebte Trennung ins eigene Leben integrieren.
- Im letzten Schritt gilt es, sich neu zu orientieren.
Trotz Trennungsschmerz: So kann es nach der Trennung weitergehen
Ist eine gescheiterte Beziehung Grund für den Trennungsschmerz, kann der Trauerprozess unter Umständen besonders schwierig ausfallen. Schließlich ist die „verlorene“ Person nicht aus der Welt. Womöglich sind regelmäßige Interaktionen – beispielsweise wegen eines gemeinsamen Arbeitsplatzes oder aufgrund gemeinsamer Kinder – sogar unabdingbar. Wie sollte man sich in solchen Situationen verhalten, um den Trennungsschmerz nicht noch zu vertiefen? Im Folgenden geben wir dir wichtige Tipps für konkrete Situationen an die Hand.
Die Scheidung steht bevor und die Gefühle fahren Achterbahn?
Nach einer Trennung befinden sich viele Menschen in einer emotionalen Extremsituation. Steht nun auch noch eine Scheidung an, ist der lähmende Trennungsschmerz allerdings mehr als kontraproduktiv. Immerhin gilt es gerade jetzt im Streit über Besitztümer und Co. einen kühlen Kopf zu bewahren. Folgende Vorgehensweisen können dir helfen die Scheidung über die Bühne zu bringen, ohne dich von deinen Trennungsschmerzen paralysieren zu lassen:
- Es ist vollkommen legitim – und sogar empfehlenswert – nach einer Trennung nicht sofort die Scheidung einzuleiten. Beide Partner sollten sich ausreichend Zeit lassen, um den ersten Schock zu überwinden.
- Geht es um die Aufteilung von bedeutenden Besitztümern, kann es hilfreich sein, neutrale Freunde als Vermittler einzusetzen.
- Ein wichtiges Meeting mit deinem Expartner steht bevor, das möglichst sachlich gehalten werden sollte? Eine ausgiebige Runde Ausdauersport vor dem Treffen kann wahre Wunder wirken!
- Auch Meditation und autogenes Training können helfen, die stressige Zeit einer Scheidung mit klarem Kopf zu überstehen.
Was ist das Beste für meine Kinder?
Sind Kinder im Spiel, wiegt eine Trennung besonders schwer. Immerhin gilt es einen Weg zu finden, dem Nachwuchs infolge von Groll auf den Expartner nicht zu schaden – und das trotz Trennungsschmerz! Eine schwierige Situation, für deren Lösung es leider kein Pauschalrezept gibt. Zwei Verhaltensweisen erweisen sich jedoch in den meisten Fällen als sinnvoll:
- Keine Entscheidungsfrage: Für Kinder ist es verständlicherweise schwierig, sich ganz für ein Elternteil zu entscheiden. Sie sollten daher nicht vor die Wahl gestellt werden. Vielmehr sollten sie die Möglichkeit haben, mit beiden Elternteilen einen normalen Umgang zu pflegen.
- Keine Manipulationsversuche: Die Kinder für den eigenen Zweck zu manipulieren ist ein absolutes No-Go. Blind vor Trennungsschmerz mag es beispielsweise verführerisch sein, den neuen Partner des Exmannes oder der Exfrau schlecht zu reden. Eine solche Beeinflussung trägt aber nahezu nie gute Früchte. Entsprechende Manipulationsversuche des Nachwuchses sind daher unbedingt zu vermeiden!
- Eigene Gefühle zurückstellen: Zum Wohle der Kinder ist es mitunter notwendig, die eigenen Gefühle zurückzustellen. Zur Wahrung der Harmonie kann es zumindest ab und an hilfreich sein, dem Expartner unangemessenes, provozierendes oder unverständliches Verhalten durchgehen zu lassen.
Dem Trennungsschmerz keine Chance geben: Verhaltenstipps im Überblick
Eine ganze Reihe von Situationen kann als regelrechter „Trigger“ wirken und alte Trennungswunden wieder aufreißen. Die folgenden Tipps gegen Trennungsschmerzen können Dir helfen, Dich nicht wieder vom Trennungsschmerz überwältigen zu lassen:
- Expartner sucht Kontakt: Dein Expartner sucht bereits kurz nach der Trennung wieder freundschaftlichen Kontakt zu dir? Und das, obwohl du noch unter heftigem Trennungsschmerz leidest? Dann bist du gut damit beraten, dich nicht allzu früh auf eine Freundschaft mit deinem Ex einzulassen. Vielmehr ist in den ersten Wochen und Monaten Abstand halten angesagt. Das gilt selbstverständlich auch für „Stalking“ in sozialen Netzwerken.
- Partner hat neue Beziehung: Es ist die Horrorvorstellung schlechthin: Der oder die Ex schleppt auf eine Party plötzlich seine neue Beziehung an. Schnell kommen in dieser Situation alte Trennungsschmerzen wieder hoch. Jetzt stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Entweder du machst gute Miene zum bösen Spiel oder du entschuldigst dich und suchst erst einmal das Weite. Beide Wege sind durchaus legitim. Keineswegs solltest du in dieser Situation allerdings versuchen die Trennungsschmerzen durch Alkohol zu betäuben!
- Das Foto des Ex taucht im Geldbeutel auf: Jetzt gilt es tief durchzuatmen. Versuche nicht in Panik zu geraten und halte dir vor Augen, dass dein Expartner auch sehr nervige Seiten an sich hat. Das gefundene Foto gilt es, bei der nächsten Gelegenheit zu entsorgen oder in die Tiefen einer „Erinnerungskiste“ verschwinden zu lassen.
- Die Schwiegereltern rufen an: Selbst nach der Trennung wollen die Schwiegereltern zu deinem Ärgernis den Kontakt zu dir halten? Dann mach ihnen freundlich aber bestimmt klar, dass du nun Abstand brauchst und dich entsprechende Anrufe belasten. Auch ein höflicher Hinweis darauf, dass die Schwiegereltern kein Mitspracherecht auf die Partnerwahl ihres Sohnes oder ihrer Tochter haben, kann hilfreich sein.
Trennung im Streit – Was tun?
Dass sich Paare im Streit trennen, ist leider sehr häufig der Fall. Wie aber sollte man sich verhalten, wenn nach der Trennung die Wut im Vordergrund steht? Letztlich bleiben hier nur zwei Möglichkeiten:
- Du brichst jedweden Kontakt ab.
- Du versuchst, dich mit deinem Expartner auszusöhnen.
Kurz- und mittelfristig scheint Option eins die bessere Variante zu sein. Getreu dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“ verraucht bei einem vollständigen Kontaktabbruch auch die Wut auf den Verflossenen schneller. Allerdings kann die durchlebte Trennung auf diese Weise oftmals nicht vollständig verarbeitet werden. Unter der Oberfläche brodelt es meist weiter. Im schlimmsten Fall wirken sich die unzureichend verarbeiteten Gefühle negativ auf die nächste Beziehung auf – und äußern sich beispielsweise in Eifersucht.
Auf lange Sicht gesehen, ist es daher empfehlenswerter, die Aussöhnung mit dem Ex zu suchen. Das gelingt am ehesten, indem man sich auf alte Gemeinsamkeiten besinnt. Das können sein:
- gemeinsam durchlebte, prägende Lebensereignisse,
- gemeinsame Freunde, womöglich sogar gemeinsame Kinder,
- geteilte Interessen oder schlicht
Trennungsschmerz: Was ist noch normal?
Keine Frage, eine Trennung tut furchtbar weh. Gefühle der Niedergeschlagenheit sind nach einem schweren Verlust vollkommen normal. Selbst dann, wenn sie sich über mehrere Wochen hinziehen. Doch wo liegt eigentlich die Grenze des Normalen? Wann ist Trennungsschmerz noch Teil des natürlichen Trauerprozesses und ab welchem Zeitpunkt nimmt er krankhafte Züge an?
Leider verschwimmen in der Praxis die Grenzen zwischen „normal“ und „krankhaft“. Ob Trennungsschmerz als notwendiger Teil des Trauerprozesses oder als psychische Störung angesehen werden muss, hängt maßgeblich von der Intensität und der Dauer der durchlebten Gefühle ab.
Wenn aus Trennungsschmerz eine Depression wird
So birgt jeder Verlust das Potenzial, den Trauernden in eine ernsthafte Depression zu stürzen. Ein solcher Ausnahmezustand der Gefühle kann sich prinzipiell bei jedem Menschen einstellen. Neben der durchlebten Trennung ist meist ein ganzes Faktorenbündel dafür verantwortlich, ob sich eine Depression – und damit eine behandlungsbedürftige psychische Störung – aus dem Trennungsschmerz entwickelt. Stoffwechselstörungen im Gehirn können hier ebenso eine Rolle spielen wie eine erbliche Vorbelastung.
Obwohl sich die Symptome von Trauer und Depression in der Anfangszeit maßgeblich gleichen, ist es wichtig, eine sich entwickelnde extreme Mutlosigkeit möglichst frühzeitig zu erkennen. Immerhin nimmt eine solche den Betroffenen nicht nur ein hohes Maß an Lebensqualität. Auch die Gefahr des Drogen- und Medikamentenmissbrauchs steigt und die Suizidgefahr erhöht sich. Grund genug, sich näher mit den Anzeichen einer Depression zu beschäftigen.
Depression durch Trennungsschmerz: 5 goldene Regeln
Mit einer Depression sollte nicht leichtfertig umgegangen werden, stellt sie doch eine große Belastung dar. Dennoch solltest du dir klarmachen, dass sie sehr gut behandelbar ist – und keineswegs so ungewöhnlich, wie du vielleicht denken magst. Wenn du in Folge einer Trennung bzw. eines Verlustes in eine depressive Phase gerutscht bist, solltest du dir zunächst die folgenden fünf Punkte vor Augen halten.
- Du trägst keine Schuld an deinen Gefühlen.
- Es ist nicht ungewöhnlich, infolge von Trennungsschmerz eine Depression zu entwickeln.
- Viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens eine depressive Phase. Das ist vollkommen normal.
- Es ist absolut in Ordnung, sich von anderen Menschen helfen zu lassen.
- Du musst allerdings auch selbst aktiv werden, um die Depression zu besiegen und wieder zurück ins Leben zu finden.
Wege aus der Depression durch Trennungsschmerz
Die gute Nachricht: Einmal erkannt ist eine Depression in aller Regel sehr gut zu behandeln. Betroffenen steht dabei eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, um die Depression zu überwinden. Wir stellen drei Wege vor, die besonders erfolgsversprechend sind.
- Sport kann Wunder wirken: Dass sich Ausdauersport positiv auf unser psychisches Wohlbefinden auswirkt, ist seit Langem bekannt. Grund sind die hierbei ausgeschütteten Glückshormone.
- Heilende Worte: Die entlastende Wirkung einer Gesprächstherapie ist nicht zu unterschätzen. Im Rahmen einer Psychotherapie bei einem Psychologen oder einem Psychiater werden Ursachen des heftigen Trennungsschmerzes und der daraus resultierenden Depression aufgearbeitet. Zugleich lernst du, mit deinem Schmerz umzugehen und diesen besser zu kontrollieren. Übrigens: Häufig wirken auch klärende Gespräche mit Freunden und Angehörigen bereits sehr entlastend.
- Antidepressiva: Wenn sonst gar nichts mehr hilft, können bei Depressionen auch Medikamente zum Einsatz kommen. In Verbindung mit einer Gesprächstherapie erlauben es Antidepressiva, Betroffenen wieder ins emotionale Gleichgewicht zu finden. Entsprechende Medikamente sind allerdings zu Recht verordnungspflichtig, sodass Du Dir ärztliche Hilfe suchen musst, wenn Du das Gefühl hast, den Schmerz nicht aus eigenem Antrieb überwinden zu können.
Trennungsschmerz muss aktiv angegangen werden
So vielseitig die Ursachen von Trennungsschmerz auch sein mögen, die Symptomatik bleibt stets die gleiche. Wer sich allzu sehr in Trauer und Schmerz verliert, droht von diesem vereinnahmt zu werden. In diesem Fall lauert die Depression bereits hinter der nächsten Ecke. Eine aktive Trauerarbeit ist daher essenziell, um der gefährlichen Abwärtsspirale zu entkommen. Das ist umso wichtiger, wenn der Partner nach einer gescheiterten Beziehung noch immer zur persönlichen Alltagswelt gehört.
Bachblüten bei Trennungsschmerz
Trennungsschmerzen sind Schmerzen, die vor allem seelisch spürbar sind. Um der Seele unter die Arme zu greifen, gibt es verschiedene Bachblüten, die mit typischen seelischen Zuständen infolge einer schmerzhaften Trennung korrespondieren. In der ersten Schockphase ist sicherlich die Original Bachblüten-Mischung nach Dr. Bach, bekannt als Rescue, wertvoll, weil sie die wesentlichen Disharmonien derartig überwältigender Situationen abdeckt. Unter den Einzelsubstanzen ist Star of Bethlehem bei Nachwirkungen eines Schocks die Blüte der Wahl. In der Phase der Gefühlskontrolle können verschiedene Bachblüten angebracht sein, z. B. Cherry Plum, bei der es eben genau um Kontrollverlust geht. Wenn starke Negativgefühle auf den Ex-Partner aufkommen, kann die Bachblüte Holly ratsam sein. Wenn in dieser Phase aufgrund innerer Leere eine Passivität vorherrscht, ist wiederum eher die Bachblüte Wild Rose passend, bei der es darum geht, sich wieder aktiver auf seine Umwelt einzulassen. In der Phase der Regression dominiert oft eine Hoffnungslosigkeit bzw. Hilflosigkeit – die je nach Ausprägung auf Bachblüten wie Gorse oder Sweet Chestnut hindeuten können. Um die folgende Anpassungsphase seelisch zu meistern, eignet sich etwa die Bachblüte Walnut. Wie bei allen Themen lohnt es sich jedoch, genau hinzuschauen, was die Seele bewegt und welche Bachblüte darauf ausgerichtet ist. Wer beispielsweise eine Angst vor dem Alleinsein als Begleiter des Trennungsschmerzes entdeckt, sollte sich für die Bachblüte Mimulus öffnen. Oder wer zu stark an der guten, alten Zeit vor der Trennung festhält, findet in Honeysuckle eine stimmige Blüte.