Tuina ist eine ganzheitliche, selbständige und manuelle Therapiemethode aus dem Bereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Neben der chinesischen Arzneimittellehre, Akupunktur, chinesischen Diätetik und Qigong gehört die Massagekunst Tuina zu den so genannten fünf Säulen der TCM. Tuina entwickelte sich ursprünglich aus den zwei Behandlungstechniken der Massagetherapie Anmo, dem Drücken (An) einerseits und Streichen, Reiben (Mo) andererseits.
Der Begriff Tuina bezieht sich wie Anmo ebenfalls auf zwei wesentliche Techniken, dem Schieben und Stoßen (Tui), sowie dem Greifen, Nehmen und Anheben (Na). Inzwischen verfügt Tuina über mehr als 30 verschiedene Griff-Techniken, wie zum Beispiel das Rollen, Schieben, Streichen, Klopfen, Kneifen oder Reiben der Leitbahnen und Muskeln, Pressen von Akupunkturpunkten, rhythmische Schlagbewegungen mit der Handkante oder Vibrationen.
Die Grundlage von Tuina basiert auf den Gesetzmäßigkeiten der Traditionellen Chinesischen Medizin. Das beinhaltet unter anderem die Lehre von den Leitbahnen (Meridiane), die energetischen Prinzipien von Yin und Yang sowie die Fünf-Elemente-Lehre (Wandlungsphasen). Im Sinne der energetischen Wirkprinzipien der TCM spielen Faktoren wie die Anregung der Blut- und Qi-Zirkulation, Regulierung von Yin und Yang sowie der inneren Organe, die Harmonisierung von so genannten Leere- und Fülle-Zuständen des Organismus und die Stärkung des Immunsystems eine wesentliche Rolle.
Die Tuina-Therapie umfasst sowohl muskuläre Massagen, Massagen der Leitbahnen (Meridiane) und inneren Organe, Entspannungsmassagen, Dehntechniken der Gelenke und Muskeln, chiropraktische Manipulationen und Mobilisation für die Behandlung von Funktionsstörungen und Schmerzen des Bewegungsapparates, die aktive und passive Gelenkmobilisation, als auch die Akupressur entlang der Leitbahnen (Meridiane) und deren Punkten (Akupunkturpunkten).
Insbesondere die Akupressur, die gezielte Massage bestimmter Akupunkturpunkte, gilt im Vergleich zu anderen Methoden als eine besonders sanfte Behandlungsform und eignet sich deshalb sehr gut für eine Selbstbehandlung. Grundsätzlich sollte eine Tuina-Therapie zur Behandlung von Beschwerden von einem gut ausgebildeten und erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden, der im Vorfeld eine entsprechende differenzierte Diagnose im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin und darauf basierend ein Therapiekonzept für die Behandlung erstellt. Bei einer Tuina-Behandlung stehen neben Gewebeanteilen des Organismus wie z.B. die Muskulatur, Bindegewebe, Knorpel und Knochen insbesondere die Meridiane und Akupunkturpunkte im Mittelpunkt der Therapie.
Tuina wird hauptsächlich angewendet bei Störungen und Erkrankungen unseres Bewegungsapparates. Bei orthopädischen Erkrankungen und Verletzungen, degenerativen Veränderungen und auch bei akuten Beschwerden kann Tuina zum Einsatz kommen und Beschwerden lindern. Es gibt noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten für eine Tuina-Therapie, in einigen Fällen kann Tuina auch bei inneren Krankheitsverläufen, unterstützend zur Akupunktur, Anwendung finden. Auch bei Kindern und sogar im Säuglingsalter eignet sich Tuina als Therapiemethode. Die Techniken für Kinder unterscheiden sich jedoch zu denen von erwachsenen Patienten.
Wie die meisten alternativen Naturheilverfahren wird auch die Traditionelle Chinesische Medizin mitsamt ihrer verschiedenen Therapieformen von der so genannten westlichen Schulmedizin nicht anerkannt, weil wissenschaftliche Beweise bisher noch nicht ausreichend erbracht wurden und damit die Wirksamkeit als nicht hinreichend gesichert und anerkannt gilt.
Tuina gehört als eine selbständige, manuelle Therapieform zu den 5 Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin und basiert dementsprechend auf den Grundlagen der TCM. Dazu gehören unter anderem die Lebensenergie Qi, die Lehre der Meridiane und Akupunkturpunkte, die energetischen Prinzipien von Yin und Yang, sowie die Fünf-Elemente-Lehre (Fünf Wandlungsphasen).
Das Ziel einer Tuina-Therapie ist, die körpereigene, fließende Lebensenergie Qi und die Zirkulation des Blutes (Xue) zu regulieren und zu harmonisieren. Das Blut im Sinne der TCM ist nicht mit der Bedeutung von Blut innerhalb der westlichen Medizin zu vergleichen. Weiter sollen die Tuina-Techniken Yin und Yang sowie die fünf Wandlungsphasen mit ihren Funktionskreisen harmonisieren, Blockaden in den Leitbahnen sollen aufgelöst, die inneren Organe beeinflusst und der Energiefluss des Qi gefördert werden. Am Ende eines erfolgreichen Tuina-Behandlungszyklus sollte wie bei allen ganzheitlichen Therapieformen Körper, Geist und Seele wieder im Einklang sein.
Qi wird häufig mit „Lebensenergie“ übersetzt. Die Lebensenergie Qi bildet die Grundlage jeglicher Substanz, d.h. letztendlich besteht aus Qi. Es verfügt über einen materiellen und immateriellen „energetischen“ Aspekt und wirkt in allem Sichtbaren und Unsichtbaren. Weiter wirkt das Qi aus der Polarität heraus und ist entweder dem Yin oder Yang zugeordnet. Die TCM geht davon aus, dass jeder Prozess und jedes Ding eine Transformation aus ein und desselben Qi darstellt. Qi ist Energie und manifestiert sich auf der körperlichen (physischen) und psychischen Ebene. Es befindet sich in einem konstanten Fluss und in verschiedenen Aggregatzuständen. Die Transformation und Wandlung stellt die Natur des Qi dar. Die Lebensenergie Qi transportiert, transformiert, kontrolliert, schützt, erwärmt und ernährt.
Im menschlichen Körper sammelt sich Qi in den Organen und zirkuliert in einem energetischen Netzwerk und in den Leitbahnen. Sowohl über die Nahrung als auch aus der Atemluft und Atmosphäre wird Qi von uns aufgenommen. Verbraucht wird Qi hingegen, wenn etwas erwärmt, verändert oder bewegt wird.
Qi zirkuliert entlang der Leitbahnen und verbindet alle inneren Organe miteinander. Eine Qi-Stagnation oder Qi-Stauung entsteht, wenn die Energie in den Meridianen nicht mehr ungehindert fließen kann. Die Ursachen für solche Blockaden können äußere Faktoren wie Wind, Kälte, Hitze, Verletzungen sein oder innere Einflüsse wie Sorgen und Traurigkeit.
Ein Zuviel oder Zuwenig von Qi bedeutet auch ein Ungleichgewicht von Yin und Yang, was zu Beschwerden und Krankheiten führt. Ein Qi-Mangel ist eine der häufigsten Ursachen für Krankheiten. Diese Blockaden oder Störungen des Qi-Flusses können dann mittels Akupunktur und / oder auch durch die Tuina-Therapie aufgelöst werden.
In der TCM wird zwischen verschiedenen Qi-Formen unterschieden:
Die Aufgabe des Ursprungs-Qi ist die Erwärmung und Aktivierung der Organe sowie die Förderung der Entwicklung des gesamten Körpers. Es ist die treibende Kraft, die Grundlage des Nieren-Qi und erleichtert die Qi-Umwandlung.
Das Nahrungs-Qi entsteht im Magen und in der Milz und ist die Grundlage sowohl für die Blutbildung (Xue) als auch für die weitere Umwandlung in immer feinere Qi-Qualitäten. In der TCM hat das Blut eine andere Bedeutung als in der westlichen Medizin, so ernährt das Xue in der TCM die Haut, Muskeln, Knochen, Sehnen und die inneren Organe. Das Nahrungs-Qi wird aus der Nahrung aufgenommen und extrahiert.
Das Atmungs-Qi ist der Lunge und dem Herz zuzuordnen. Es steuert die rhythmischen Bewegungen von Atmung und Herzschlag, lässt das Blut fließen und die Stimme erklingen. Atmungs-Qi entsteht in der Lunge aus der Verbindung von Atemluft und Nahrungs-Qi.
Das Nahrungs-Qi bildet gemeinsam mit dem Atmungs-Qi in der Lunge das Sammel-Qi. Es nährt Herz und die Lunge und unterstützt die Funktionen der Lunge und des Herzens.
Das Wahre-Qi bildet sich aus dem Sammel-Qi (Zong-Qi) und stammt aus der Lunge. Das Wahre-Qi nimmt zwei verschiedenen Formen an: das Nähr-Qi (Ying-Qi) und das Abwehr-Qi (Wie-Qi).
Die Aufgabe des Nähr-Qi ist, den gesamten Körper und die inneren Organe zu nähren. Es ist außerdem eng mit dem Blut (Xue) verbunden und fließt in den Leitbahnen und Blutgefäßen.
Während sich das Nähr-Qi im inneren des Organismus befindet, ist das Abwehr-Qi an der Oberfläche zu lokalisieren. Die Hauptfunktion des Abwehr-Qi ist, den Körper vor äußeren pathogenen Faktoren wie Wind, Kälte, Hitze und Feuchtigkeit zu schützen. Weiter wärmt, befeuchtet und nährt das Wie-Qi die Haut und Muskeln, reguliert das Öffnen und Schließen der Poren und damit die Schweißsekretion.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es 12 Hauptmeridiane und 8 außerordentliche Meridiane. Das chinesische Wort „Jingluo“ bedeutet Meridiane und heißt übersetzt „ein Netzwerk von Kanälen und Kollateralen“. Die Yin-Meridiane verlaufen an der Körperinnenseite, die Yang-Meridiane an der Körperaußenseite.
Die Yin- und Yang-Meridiane sind gekoppelt und bilden entsprechende Funktionskreise. Jeder Yin- und Yang Meridian steht dabei mit einem Organ in enger Beziehung. Zu den Yin-Meridianen gehören die Funktionskreise Herz, Niere, Leber, Lunge, Milz-Pankreas und zu den Yang-Meridianen Dünndarm, Blase, Gallenblase, Dickdarm, Magen und der Dreifacher Erwärmer, den es nur im Bereich der TCM gibt. Die Hauptmeridiane sind im inneren Verlauf mit den Organen und im äußeren Verlauf mit den Extremitäten und Gelenken verbunden. In den Leitbahnen fließt und bewegt sich Qi und Blut und versorgen den gesamten Körper.
Auf den Meridianen befinden sich meisten Akupunkturpunkte. Insgesamt gibt es etwa 800 Akupunkturpunkte, die sich über den gesamten Körper verteilen. 361 Akupunkturpunkte befinden sich jedoch auf den Hauptmeridianen. Sie liegen an genau definierten Stellen, die sich anhand anatomischer Merkmale finden lassen. Mit etwas Übung erspüren die Finger Akupunkturpunkte, es fühlt sich so an, als würde der Finger in eine Vertiefung fallen. Die Akupunkturpunkte sind Stellen, an denen das Qi leicht zu erreichen ist. Sie eignen sich daher besonders für die Behandlung mit Massagen (Tuina) und Akupunktur.
Die Akupunkturpunkte werden aufgrund ihrer spezifischen Wirkung klassifiziert. Jeder Punkt verfügt über einen Namen, der Rückschlüsse auf seine Funktion und Wirkung zulässt.
Die Gegensatzpaare Yin und Yang bilden die Grundlage der Traditionellen Chinesischen Medizin, denn alle Lebensprozesse basieren auf den gegensätzlichen Prinzipien. Die Betrachtung von Yin und Yang ist der Schlüssel zum Verständnis der chinesischen Philosophie.
Während Yin für absteigende, kühlende, dunkle, bewahrende und ruhende Energien steht, werden dem Yang aufsteigende, wärmende, helle, transformierende und bewegende Energien zugeschrieben. Ein wichtiger Aspekt ist, dass etwas nie ausschließlich Yin oder ausschließlich Yang sein kann, denn alles steht in Relation zueinander. Beispielsweise entspricht Wasser im Vergleich zu Feuer eher dem Yin-Charakter, da Wasser absinkt, kühlt und Bewegung dämpft. Ein reißender Fluss im Vergleich zu einem ruhigen Bach hingegen stellt aufgrund der Bewegung vielmehr einen Yang-Charakter dar.
Yin und Yang sind zwar Gegensätze, sie schließen sich aber nicht aus, sondern ergänzen und bedingen sich gegenseitig. Das Eine kann ohne das Andere nicht auskommen, so wie der Tag die Nacht birgt, das Äußere das Innere oder das Licht den Schatten. Dieses dynamische Wechselspiel zwischen Yin und Yang bringt die Lebenskraft der Natur hervor, das Qi.
Wird das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang gestört, können sich Krankheiten entwickeln. Ursächliche Faktoren dafür können unter anderem Klimaverhältnisse und äußere pathogene Faktoren wie Wind, Kälte, Feuchtigkeit, Hitze usw. sein, emotionale Faktoren wie Zorn, Wut, Sorge, Erregung, Angst, Ernährungsfehler, Über- und Unterbelastungen sowie Verletzungen.
Besteht ein Ungleichgewicht zwischen Yin und Yang ist das Ziel einer Behandlung immer die Harmonisierung von Yin und Yang.
Eine weitere zentrale Theorie der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Lehre der Fünf Elemente oder auch der Fünf Wandlungsphasen. Die Lehre basiert auf den fünf Grundelementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, denen verschiedene Entsprechungen wie Naturphänomene, Körpergewebe, Emotionen, Sinnesempfindungen, Funktionen, Meridianpaare und Begriffe zugeordnet werden.
Die einzelnen Elemente stehen in bestimmten Beziehungen zueinander und daraus wurden verschiedene Zyklen entwickelt: den Hervorbringungszyklus (Sheng-Zyklus), den Kontroll-Zyklus (Ke-Zyklus), den Erschöpfungszyklus (Cheng-Zyklus und den Auflehnungszyklus (Wu-Zyklus).
Alle gesunden Dinge und Zustände laufen harmonisch ab und unterliegen dabei einem ständigen Wandel, so wie die Jahreszeiten ineinander übergehen oder die kurzen oder längeren Zyklen des Lebens eines Menschen. Auch die Fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser bringen sich in dieser Reihenfolge hervor und jedes Element kontrolliert ein anderes Element. In der Chinesischen Medizin lassen sich physiologische Beziehungen und pathologische, d.h. krankhafte Veränderungen des menschlichen Körpers auch mit Hilfe der Fünf Wandlungsphasen erklären. Wird der harmonische Ablauf der Wandlungsphasen unterbrochen oder versagt die Kontrolle, weil ein entsprechendes Element zu stark oder zu schwach ist, entsteht Krankheit.
Die Wandlungsphasen der 5 Elemente beschreiben die dynamischen Prozesse der Natur.
In den antiken Schriften wird Tuina auch als „Anmo“, „An Qiao“ oder „Qiao Mo“ bezeichnet. Tuina-Anmo bezeichnet die traditionelle manuelle Therapie der Traditionellen Chinesischen Medizin. „Anmo“ wird übersetzt mit dem Drücken (An) einerseits und Streichen, Reiben (Mo) andererseits. Tuina bezieht sich ursprünglich ebenfalls auf zwei wesentliche Techniken, dem Schieben und Stoßen (Tui), sowie dem Greifen, Nehmen und Anheben (Na).
Tuina hat eine über 4000 Jahre alte Geschichte und ist damit eine noch ältere Behandlungsform als die Akupunktur. Die ersten Massagetechniken wurden zur damaligen Zeit instinktiv und intuitiv von Menschen zur Selbstbehandlung eingesetzt.
So wurden schmerzhafte und geschwollene Stellen am Körper automatisch gedrückt, gepresst, geknetet, gekniffen oder gezwickt, um die Missempfindungen, Schmerzen und Schwellungen zu lindern. Auf die Art und Weise wurden die ersten Lokalisationen und Manipulationen am menschlichen Körper durchgeführt.
Das Behandeln, also Handauflegen zur Beruhigung oder Behandlung von Menschen ist weltweit in jeder Kultur verankert. Die Wurzeln der Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und damit auch die Anfänge der Tuina-Therapie liegen mehrere tausend Jahre zurück und nicht mehr mit der heutigen Therapie zu vergleichen.
Über Jahrhunderte entwickelte sich die Massagekunst immer weiter. Im damaligen China entdeckten Heilkundige, dass die gezielte Manipulation und Stimulation von bestimmten Punkten des Körpers eine ganz bestimmte Wirkung auf den Körper ausübten, sie fanden Verbindungen zwischen diesen lokalisierten Punkten und nannten sie „Jingluo“, was übersetzt wird mit „ein Netzwerk von Kanälen und Kollateralen“. Damit sind die Leitbahnen (Meridiane) gemeint, die den gesamten Körper durchziehen. Die chinesischen Heiler stellten weiter fest, dass die Leitbahnen auch im Körperinneren verlaufen und die Organe mit den Körperteilen wie ein Netzwerk miteinander verbinden.
Aus diesen Erkenntnissen entwickelte sich über die vielen Jahrhunderte die Tuina-Therapie. Zunächst gab es nur wenige Techniken und Anwendungsmöglichkeiten, aber aufgrund der kontinuierlichen Weitergabe von Erfahrungen und Wissen über die Körperpunkte und das Leitbahnsystem entwickelte sich die chinesische Massageform zu einer umfangreichen Therapieform. Sowohl die Lehre der Meridiane als auch die Lehre der Akupunkturpunkte entwickeln sich immer weiter und sind bis heute nicht abgeschlossen.
Inzwischen verfügt Tuina über mehr als 30 verschiedene Techniken, wie z.B. das Rollen, Schieben, Streichen, Klopfen, Kneifen oder Reiben der Leitbahnen und Muskeln, das Pressen von Akupunkturpunkten, rhythmische Schlagbewegungen mit der Handkante oder Vibrationen.
In China gingen viele frühere klassische Schriften über Heilkünste verloren. Eines der ältesten und bekanntesten Standartwerke der Chinesischen Medizin ist die antike Schrift „Huang Di Nei Jing“, übersetzt „ Der Klassiker zur Inneren Medizin“ oder auch „Der innere Klassiker des Gelben Kaisers“. Alle wichtigen Indikationen, Anwendungen und Behandlungstechniken wie auch die Massage sind in diesem Werk beschrieben, weshalb es auch zu der wichtigsten Grundlage der Chinesischen Medizin zählt.
Seit 1979 ist die Tuina-Ausbildung in China staatlich geregelt und damit fester Bestandteil an medizinischen Universitäten und Krankenhäusern. Die heutige Tuina-Therapie umfasst muskuläre Massagen, chiropraktische Manipulationen, aktive und passive Gelenkmobilisation, die Akupressur der Leitbahnen und deren Körperpunkte sowie Einreibungen mit Kräutern und Kräuterauflagen.
In Europa wurde in den 1920er Jahren zunächst die Akupunktur bekannt, darauf folgte die Akupressur, die nur einen Teilbereich der Tuina-Therapie abbildet. Erst in den 1980er Jahren verbreitete sich Tuina in Europa. Inzwischen wird Tuina weltweit gelehrt und praktiziert, die Ausbildung zum Tuina-Therapeuten ist im Vergleich zu China allerdings nicht klar geregelt und gilt auch nicht als so umfangreich wie in China. In Deutschland ist die Bezeichnung „Tuina-Therapeut“ nicht geschützt.
Eine Tuina-Therapie beeinflusst nicht nur die körperliche Ebene, sondern wirkt sich auch positiv auf die Psyche und das Gemüt aus. Die ganzheitliche Therapieform sorgt dafür, dass sowohl lokale Beschwerden als auch der gesamte Organismus des Menschen mit einbezogen werden. Durch viele verschiedene, manuelle Techniken des Tuina soll im Sinne der TCM Blut (Xue) und Qi in den Meridianen angeregt, mobilisiert und reguliert, das energetische System von Yin und Yang und seiner Funktionskreise der Fünf Elemente harmonisiert werden und sich die manualtherapeutische Wirkung im ganzen Körper entfalten kann. Die Wirkweise der Tuina-Therapie in der westlichen Medizin zielt hingegen auf eine Förderung der Durchblutung, Normalisierung des Muskeltonus, eine positive Beeinflussung auf das vegetative Nervensystem und auf eine Schmerzlinderung insbesondere bei Beschwerden im Bewegungsapparat.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin stellt eine Tuina-Therapie das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang wieder her, normalisiert die Blut- und Qi-Zirkulation im Leitbahnsystem, was zu einer Linderung von Schmerzzuständen führen und Durchblutungsstörungen beheben kann. Auch Bewegungseinschränkungen aufgrund einer Störung der Qi- und Blut-Zirkulation in den Meridianen, Tennisarmbeschwerden und vieles mehr können mit Tuina behandelt werden. Tuina wirkt sich außerdem positiv auf die Funktionen innerer Organe aus und kann Beschwerden verursacht durch Störungen der Eingeweide, z.B. bei einem nervösen Magen lindern.
In der westlichen Schulmedizin werden Tuina-Techniken angewendet, um die Durchblutung im Organismus zu fördern oder unser vegetatives Nervensystem positiv zu beeinflussen. Das vegetative oder auch autonome Nervensystem (VNS), bestehend aus dem Sympathikus, Parasympathikus und dem Eingeweidenervensystem, steuert automatisch ablaufende innerkörperliche Prozesse wie z.B. die Atmung, Verdauung oder Stoffwechsel. Ziel einer Tuina-Therapie soll die Verbesserung der Funktionen von Herz-Kreislauf und Magen-Darm sein. Auch der Schlaf soll besser, die Psyche stabiler, ausgeglichener und ruhiger, die Stimmungslage und Leistungsfähigkeit verbessert werden.
Eine Tuina-Therapie soll auch zur Normalisierung des Muskeltonus beitragen und zu einer deutlichen Linderung von Schmerzzuständen führen. Weiter wurde eine positive Wirkung auf die Körperabwehr beobachtet, indem die Patienten nach einer Behandlung gegenüber Infekten und saisonalen Erkrankungen gestärkt waren.
Die Tuina-Therapie kann bei bestehenden Krankheiten, zur Prävention oder zur Rehabilitation nach Erkrankungen zum Einsatz kommen. Die Domäne von Tuina sind Beschwerden des Bewegungsapparates, die mit Symptomen wie Schmerzen, Muskeltonus, Durchblutung und Bewegungseinschränkung einhergehen. Es sind meist verletzungsbedingte Beschwerden, degenerative, chronische oder akute Prozesse. Aber auch innere Erkrankungen, gynäkologische Störungen oder neurologische und psychosomatische Erkrankungen gehören zu den Indikationen für eine Tuina-Behandlung.
Kontraindikationen, die gegen eine Tuina-Behandlung sprechen, sind unter anderem Entzündungen, Fieber, erhöhte Blutungsneigung, allgemeine Schwäche innerer Organe (Insuffizienzen), bösartige Tumoren und schwere Osteoporose. Auch während einer Schwangerschaft sollte auch eine Tuina-Therapie verzichtet werden.
Die Tuina-Therapie sollte in erster Linie nur bei funktionellen, reversiblen, d.h. umkehrbaren Störungen angewendet werden.
Erkrankungen des Bewegungsapparates
Innere Erkrankungen
Neurologische und vegetative Störungen
Die Tuina-Therapie bietet viele verschiedene Techniken zur Durchführung einer Behandlung. Je nach Körpergewicht, Konstitution des Patienten und der zu behandelnden Körperstelle wird mit den Fingern, dem Daumen, Handflächen, Handkanten und Handballen, mit dem Ellenbogen und dem Unterarm gearbeitet. Es werden verschiedene Grifftechniken verwendet, wie zum Beispiel Drücken, Rollen, Schieben, Kneifen, Klopfen oder Reiben.
Jede Tuina-Technik kann in Form tonisierender, d.h. in stützender und stärkender Weise, in sedierender, d.h. ableitender Weise oder in Form einer harmonisierenden, neutralen Weise ausgeführt werden. Bei jeder Tuina-Behandlung sollte stets auf eine solche energetische Wirkung geachtet werden, was eine genaue Diagnose im Sinne der TCM voraussetzt.
Die energetische Wirkung sollte bei der Durchführung der einer Tuina-Behandlung immer berücksichtigt werden. Dabei wird zwischen der tonisierenden, sedierenden und harmonisierenden Wirkung unterschieden. Neben diesen drei Behandlungsprinzipien gibt es in der TCM noch fünf weitere Therapieprinzipien des Tuina: Wärmen bei Kälte und Mangelzuständen (Wen Fa), Kühlen und Klären von Hitze (Qing Fa), Feuchtigkeit und Schleim in Fluss bringen (Tong Fa), Auflösen und Zerstreuen von Ablagerungen und Ansammlungen (San Fa), zum Schwitzen anregen (Han Fa).
Tonisieren bedeutet Anregen oder Auffüllen und ist angezeigt, wenn eine Körperregion oder ein Organ einen Mangelzustand zeigt. Die tonisierende Methode beschreibt eine stärkende, stützende und nährende Technik, die durch sanfte, weiche, leichte und langsame Griffe, stets zum Körperzentrum hin, im Uhrzeigersinn und in Richtung des Meridianverlaufs durchgeführt wird.
Bevorzugte tonisierende Techniken sind Tui (Schieben, Stoßen), Rou (Kreisendes Kneten), Mo (Reiben, kreisendes Streichen, Berühren) und Ca (Hin- und Herreiben).
Die tonisierende Methode kommt bei Erschöpfungs- und Leere-Zuständen von Qi und Blut oder zum Ausgleich von Yin und Yang zum Einsatz. Bei einem energetischen Mangel sollte die Tuina-Behandlung durch weitere Therapien aus dem Bereich der TCM ergänzt werden. Die chinesische Phytotherapie oder die chinesische Diätetik erweisen sich als sinnvoll.
Sedieren bedeutet Abschwächen oder Wegnehmen und ist angezeigt, wenn sich Organe oder Körperregionen in einem Fülle-Zustand befinden. Die sedierende Methode ist eine ableitende, zerstreuende Technik und die Wirkung wird erzielt durch kräftige, dynamische, schnelle und mit hoher Frequenz durchgeführte Griffe. Hier erfolgen die Bewegungen gegen den Uhrzeigersinn, gegen den Leitbahnverlauf und vom Körperzentrum weg. Die sedierende Methode kommt zum Einsatz bei Qi- und Blut-Stasen, zum Ausleiten von pathogenen Faktoren oder zum Ausgleich von Yin und Yang. Bevorzugte Techniken sind dabei Nie (Kneifend auf der Stelle massieren), Na (Greifen), Rou (Kneten) und An (Drücken).
Das Behandlungsprinzip ist das Harmonisieren, Regulieren, Besänftigen des Energieflusses und der Organfunktionen. Hauptsächlich wird die harmonisierende Methode im Rahmen einer Konstitutionsbehandlung angewendet.
Bevorzugte Techniken sind hier Mo (Reiben, kreisendes Streichen, Berühren), Nie (Kneifend auf der Stelle massieren) und Tui (Schieben, Stoßen).
Bei Kälte- oder Mangelzuständen kommt das Behandlungsprinzip Wärmen zum Einsatz, indem zügige, kräftige und anhaltende Grifftechniken ausgeübt werden. Bevorzugte Techniken sind Ca (Hin- und Herreiben), Na (Greifen, Ziehen, Kneifen), Rou (Kneten) und Cuo (Beidhändiges Hin- und Herreiben).
Zu den Anwendungsbereichen gehören akute Wind-Kälteangriffe, z.B. Nackenstarre, Schmerzen an der Lendenwirbelsäule (LWS) durch einen Yang-Mangel oder heftige und fixierte Schmerzen durch eine Kälte-Stagnation.
Das Behandlungsprinzip Kühlen und Klären kommt bei äußeren pathogenen Faktoren wie Wind-Hitze, z.B. Fieber, Hitze in der Lunge oder bei Leere-Hitze, z.B. während der Menopause zum Einsatz. Kraftvolle, schnelle, kurzandauernde Grifftechniken werden dafür ausgeübt.
Bevorzugte Tuina-Techniken sind Na (Greifen), Ning (Zwei-Finger-Zwick-Technik), Pai (Klopfen, Klatschen und Schlagen), An (Drücken) und Rou (Kneten).
Die Anwendungsbereiche des Behandlungsprinzips des Tong Fa sind eine Leber-Qi-Stagnation, z.B. Anspannung und prämenstruelles Syndrom (PMS), Blutstase oder Blockaden in der Tiefe wie Muskelverkrampfungen, aber auch Feuchtigkeits- und Schleimblockaden in den Leitbahnen und Gelenkblockaden. Die Wirkung wird durch dynamische, bewegende, kräftige, sedierende Grifftechniken erzielt.
Bevorzugte Techniken sind Tui (Schieben, Stoßen), Na (Greifen), Nie (Kneifend auf der Stelle massieren), Rou (Kneten), Gua (Schabtechnik), Kou Ji (Klopfen und Schlagen), Cuo (Beidhändiges Hin- und Herreiben), Yi Zhi Chan (Hin- und Her-Schwingen) und Dou (Schütteln).
San Fa kommt bei Schleim- und Blut-Stasen wie Verhärtungen, Schwellungen oder Verklebungen, Verkalkungen oder Ödeme zum Einsatz. Leichte, schnelle und hochfrequente Griffe werden angewendet, um die Wirkung Auflösen, Zerstreuen von Ablagerungen und Ansammlungen zu erzielen.
Bevorzugte Tuina-Techniken sind Tui (Schieben, Stoßen), Na (Greifen), An (Drücken), Nie (Kneifend auf der Stelle massieren), Rou (Kneten), Gun (Rollende Behandlung), Kou Ji (Klopfen und Schlagen), Pai (Klopfen, Klatschen und Schlagen), und Yi Zhi Chan (Hin- und Her-Schwingen).
Das Behandlungsprinzip Han Fa wird mit zunächst leichten und oberflächlichen, dann so lange mit kräftigen und tiefen Griffen ausgeübt, bis das Schwitzen angeregt wurde. Anwendungsbereiche sind Blockaden durch äußere pathogene Faktoren wie Wind-Kälte oder Windhitze.
Bevorzugte Techniken sind Na (Greifen), Nie (Kneifend auf der Stelle massieren), Rou (Kneten), Gua (Schabtechnik) und Gun (Rollende Behandlung).
In der Tuina-Therapie kommen viele verschiedene Massagetechniken mit verschiedenen Wirkungen zum Einsatz. Ziel einer Behandlung ist, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Die Techniken beziehen Faktoren wie Konstitution, Empfindlichkeit und die Leitbahnverhältnisse sowie eingedrungene äußere pathogene Einflüsse wie Wind, Kälte, Hitze, Feuchtigkeit und Nässe mit in die Tuina-Behandlung ein. Zu den Grundtechniken gehören Druck, Vibration, Bewegung auf dem Gewebe und Kneifen. Dafür gibt es etwa 18 Grundgriffe und insgesamt etwa 300 Einzelgriffe. Der Tuina-Therapeut arbeitet mit seinen Fingerkuppen, Handballen, Handflächen und dem Ellenbogen.
Tui beschreibt das Schieben und tiefe Stoßen in der Tuina-Behandlung. Die Massagetechnik kann mit der flachen Hand, dem Handballen, der Handflächenwurzel, dem Handrücken, dem Unterarm und Ellenbogen sowie mit einem oder zwei Fingern ausgeübt werden.
Ziel dieser Technikform ist die Belebung der Meridiane, der reibungslose Fluss von Qi und Blut, das Vertreiben von Wind, Kälte und Hitze, Regulierung der Verdauungsfunktion und das Lösen von Krämpfen. Außerdem werden die Leitbahnen gewärmt und Qi bewegt.
Hustenanfälle, Qi-Stagnationen im Brustkorb, Brustschmerzen, Asthma, Kurzatmigkeit sowie Beschwerden im Magen-Darm-Trakt können mit Tui behandelt werden. Es gibt einige Untertechniken von Tui.
Untertechniken von Tui
Die Tuina-Technik Na beschreibt das Greifen, Ziehen, Kneifen während der Behandlung und diese Technik wird den sedierenden Methoden zugeordnet.
Na beinhaltet das Krallen mit fünf Fingern nach innen, oben oder außen, das Zwicken mit Daumen und Zeige- oder Mittelfinger. Es können aber auch drei oder fünf Finger benutzt werden. Die Haut und Muskeln werden zwischen den Fingern zusammengedrückt und gezogen, mit Daumen und Zeigefinger werden Haut udn Muskeln gedreht.
Mit dieser Grifftechnik sollen Wind und Kälte vertrieben, die Blutzirkulation aktiviert und geistige Aktivitäten angeregt werden. Weiter öffnet Na die Sinne, fördert das Schwitzen und entspannt Muskeln und Sehnen. Hauptlokalisation am Körper sind die Beine, Halswirbelsäule, Schulter sowie die Bauchaußenseite.
Deshalb wird die Technik Na auch gerne bei Verkühlung, Nacken- und Schulterschmerzen, bei Beschwerden der Beine sowie bei Durchfall (Diarrhoe) angewendet.
Die Grifftechnik An bedeutet das Drücken, Hineindrücken und wieder auslassen, ein kurzes, leichtes oder starkes Drücken und wird mit dem Daumen oder mit einem Finger, der Fingerspitze, der Handfläche oder Ellenbogen ausgeführt. Die Anwendung dieser Technik ist für den gesamten Körper geeignet und soll den Geist beruhigen, Schmerz und Krämpfe vertreiben, die Leitbahnen bei Blockaden wieder durchgängig machen, die Muskeln und Sehnen entspannen sowie den Qi-Fluss und die Blutzirkulation anregen. Indikationen für die Technik An sind deshalb unter anderem Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Schlafstörungen.
Der Massagetechnik Mo wird eine harmonisierende Wirkung nachgesagt. Mo beschreibt das Reiben, kreisende Streichen, Schieben und Berühren bei der Tuina-Behandlung. Die Technik Mo kann mit der Handinnenfläche oder Handflächenwurzel, den Fingern, dem Ellenbogen oder mit beiden Händen in entgegengesetzten Richtungen reibend durchgeführt werden.
Die Technik Mo soll die Leitbahnen erwärmen und Kälte vertreiben, den Bauchbereich regulieren und wärmen, die Milz stärken, den Verdauungstrakt tonisieren, Nahrungsstagnationen auflösen, den Qi- und Blutfluss regulieren, Krämpfe, Schmerzen und Taubheitsgefühle auflösen, lokale Schwellungen abbauen sowie die Funktion des Nervensystems regulieren. Die Hauptanwendungsgebiete sind Beschwerden des Verdauungstraktes wie Durchfall (Diarrhoe), Verstopfung (Obstipation), Magen- und Bauchschmerzen sowie Blähungen.
Rou beschreibt das kreisende Kneten während der Tuina-Therapie. Die Massagetechnik wird mit der Daumenseite, Fingern, der Handinnenfläche, mit dem Ellbogen, mit der Faust und mit der Handwurzel der Handinnenfläche angewandt. So wird beim Kneten durch die ganze Handfläche, den Handballen, einzelne oder mehrere Finger, manchmal auch den Ellbogen in kleinen kreisenden Bewegungen Druck ausgeübt. Üblicherweise erfolgt das kreisende Kneten schnell und etwa 100- bis 150-mal pro Minute. Die Hand bleibt dabei immer auf dem selben Hautareal und kann an den Akupunkturpunkten am ganzen Körper angewendet werden. Durch das Kneten wird das Unterhautgewebe sanft durchwärmt und gelöst, verhärtete Muskeln und verklebte Sehnen werden gelockert, Schmerzzustände und Schwellungen werden beseitigt. Die Grifftechnik erwärmt die Leitbahnen und vertreibt Kälte, unterstützt den Qi- und Blutfluss, löst Blutstauungen und Knoten auf, baut Schwellungen ab, entspannt die Muskeln und sorgt für eine Linderung von Schmerzen. Die Massagetechnik Rou kommt häufig bei Muskelverhärtungen im unteren Rücken zum Einsatz.
Die Massagetechnik Nie bedeutet das Kneifen, Zwicken und Rollen am Rücken und kann so gut wie an allen Körperstellen mit drei Fingern oder der flachen Hand durchgeführt werden. Durch das Kneifen und Zwicken werden Verspannungen in Muskeln und Sehnen gelöst, Yin und Yang ins Gleichgewicht gebracht, die Leitbahnen bei Blockaden durchlässig gemacht und hebt die inneren Organe.
Indikationen, die für diese Grifftechnik sprechen sind Nacken- und Rückenverspannungen, Muskelverspannungen und Verspannungen des Bindegewebes. Kontraindikationen hingegen sind Hauterkrankungen, Sonnenbrände, Krampfadern und Muskelentzündungen.
Die Technik Cuo beschreibt das beidhändige Hin- und Herreiben, indem mit beiden Handflächen an gegenüberliegenden Seiten eines Körperteils hin und her gerieben wird. Mit dieser Massagetechnik soll die Muskulatur gelockert und durchwärmt, der Qi- und Blutfluss angeregt werden. Bei Hitze, Gewebeentzündungen und bei akuten Verletzungen oder Knochenbrüchen sollte die Technik Cuo nicht angewendet werden.
Die Massagetechniken Kouji und Pai bezeichnen das Klopfen, Klatschen und Schlagen während der Tuina-Behandlung. Pai ist das Klatschen und Kouji das Klopfen, die mit der Technik des Klatschens verwandt ist. Beide Techniken können mit der Handinnenfläche, mit einem oder beiden Faustrücken, mit der Handwurzel oder Fingerspitzen praktiziert werden.
Beide Techniken regen die Leitbahnen, Muskelfasern, Nerven und geistige Aktivitäten an, beruhigen den Geist, vertreiben Wind und Kälte, stabilisieren die Knochen, entspannen und lockern Gewebe, Muskeln und Sehnen, aktivieren den Qi- und Blutfluss, lösen Blutstauungen und Qi-Stagnationen auf. Kouji lindert darüber hinaus Schmerzen, Taubheitsgefühle sowie eine Muskelermüdung.
Kouji kommt bei Kopfschmerzen, Schluckauf, Völlegefühl, Muskelschmerzen, Muskelschwund, Krämpfen und Gelenkschmerzen zum Einsatz.
Die Grifftechnik Pai hingegen wird bei Schlafstörungen, Gelenkschmerzen, Lähmungen, rheumatischen Erkrankungen, Muskelkater und bei Sensibilitätsstörungen oder Druckempfindlichkeit angewendet.
Bei der Durchführung dieser Technik müssen die Schultern und Ellenbogen entspannt und locker sein, dann wird mit dem Handrücken aus dem Handgelenk eine rollende Bewegung an der zu behandelnden Stelle ausgeführt. Durch das Rollen werden die Leitbahnen erwärmt und der Qi- und Blutfluss angeregt. Dadurch werden die Muskeln, Sehnen und Gelenke entspannt und gelockert, Verhärtungen gelöst und Schmerzen gestillt. Weiter soll mit Gun Wind und Kälte vertrieben, die Leitbahnen aktiviert, Blutstauungen und Knoten gelöst und Schwellungen abgebaut werden.
Gun eignet sich zur Behandlung der großen Muskelpartien, des Rückens, der Arme und Beine sowie zur Entspannung von Muskeln und Sehnen. Die Technik kommt deshalb auch gerne bei Rücken- und Schulterschmerzen oder Ischiasbeschwerden zum Einsatz.
Die Tuina-Technik Pan beschreibt das Ziehen und die Traktion. Der Behandler hält dabei mit einer Hand einen Arm, ein Bein oder den Kopf des Patienten und zieht mit der anderen Hand kräftig in eine Richtung. Der Zug an den Gelenken sollte nur durchgeführt werden, wenn die Gelenke vorgewärmt und gelockert wurden. Mit Pan können Gelenke mobilisiert und eingerenkt werden.
Die Tuina-Technik Yao beschreibt das Rotieren und wird hauptsächlich zur Behandlung von Gelenken eingesetzt. Wichtig bei der Durchführung von Yao ist, dass das Gelenk und das umliegende Gewebe vorher gewärmt und gelockert werden. Beim Rotieren wird zunächst mit einer Hand das zu behandelnde Gelenk fixiert und mit der anderen Hand, etwas weiter vom Gelenk entfernt, kreisende und schwingende Bewegung ausgeführt. Erst wird mit einem kleinen Radius angefangen und dann langsam gesteigert. Der maximale Rotationsgrad hängt von der Gelenkbeweglichkeit und der Bewegungseinschränkung des Patienten ab. Die Rotation sollte immer behutsam, langsam und gleichmäßig ausgeübt werden und wird bis zu 20-mal wiederholt.
Das Rotieren soll Verklebungen und Stagnationen im Bereich der Gelenke lösen und steife Gelenke mobilisieren. Auch sollen Verhärtungen des um das Gelenk befindenden Gewebes und der Muskulatur gelockert werden. Yao kommt deshalb besonders bei versteiften Gelenken, chronischen Gelenkentzündungen und nach Verletzungen (Sportverletzungen) zum Einsatz.
Die Grifftechnik darf jedoch nicht bei Verdacht auf knöcherne und traumatische Veränderungen im Gelenk angewendet werden.
Die Massagetechnik Dou beschreibt das Schütteln in der Tuina-Behandlung. Das Schütteln wird entweder einhändig oder mit beiden Händen durchgeführt und kommt meist am Ende der Behandlung zur Lockerung und Entkrampfung zum Einsatz. Bei der Durchführung der Grifftechnik hält der Behandler den Arm oder das Bein des Patienten am Hand- oder Sprunggelenk fest und schüttelt die Extremitäten schnell.
Dadurch sollen die Gelenke mobilisiert und angeregt, die Leitbahnen durchgängig, die Sehnen und Muskeln gelockert werden. Auch wird durch das Schütteln der Qi- und Blutfluss harmonisiert. Anwendungsbereiche sind Gelenkbeschwerden der Extremitäten und des Beckens. Akute Verletzungen, Knochenbrüche, der Verdacht auf Bänderzerrungen, bei künstlichen Gelenken ist die Massagetechnik Dou kontraindiziert.
Die Tuina-Techniken Ba Shen Fa beschreibt die Dehnung, das Ziehen und Strecken in der Tuina-Behandlung. Diese Technik wird mit beiden Händen gearbeitet. Mit großer Kraft zieht der Therapeut am Gelenk, so dass eine Dehnung des Gelenkspaltes erfolgt. Ba Shen Fa soll die Leitbahnen dehnen, den Qi- und Blutfluss anregen, Blockaden in den Leitbahnen lösen, Verklebungen lösen und Schmerzen oder Krämpfe lindern. Akute Verletzungen und Verrenkungen von Muskeln, Bänder und Gelenken sind Anwendungsbereiche der Massagetechnik Ba Shen Fa.
Yi Zhi Chan beschreibt das Hin- und Herschwingen in der Tuina-Therapie.
Bei der Durchführung dieser Technik müssen die Schultern und Ellenbogen entspannt sein. Nachdem der Ort der Behandlung lokalisiert wurde, taucht eine oder zwei Daumenspitzen ohne Druck ganz leicht in den Ort ein. YZC ist am gesamten Körper möglich und kann unter anderem bei Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen zum Einsatz kommen. Es entspannt die Sehnen, löst Stagnationen in den Leitbahnen, aktiviert die Leitbahnen, harmonisiert Yin und Yang und reguliert den Qi- und Blutfluss.
Die Massagetechnik Fu beschreibt das sanfte Ausstreichen mit der Hand und entfaltet eine beruhigende Wirkung, weshalb diese Technik entweder zu Beginn einer Behandlung oder zum Ende der Behandlung eingesetzt wird.
Tuina-Technik Zheng Dong meint das Schütteln und Zittern (Vibrieren) in der Tuina-Behandlung und kann am gesamten Körper eingesetzt werden. Mit der ganzen Hand, Handinnenfläche oder mit mehreren Fingern werden Vibrationen im Gewebe erzeugt, die bis zu den inneren Organen weitergeleitet werden. Zheng Dong soll Qi und Blut bewegen, Stasen auflösen, tonisieren, die Muskeln und Sehnen entspannen, die Gelenkzwischenräume weiten, Gelenkfehlstellungen regulieren, Krämpfe und Versteifungen lösen und die Beweglichkeit der Gelenke verbessern.
Die ganzheitliche Diagnose für eine Tuina-Behandlung richtet sich nach den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin. Sie umfasst vier diagnostische Verfahren:
Die Betrachtung (Inspektion), insbesondere der Zunge (Zungendiagnose), die Beurteilung durch Geruch und Gehör, Betastung (Palpation) der betroffenen Körperregionen und der Pulse (Pulsdiagnose) sowie die Befragung nach den Lebensumständen und Befinden des Patienten.
Bei der Inspektion spielen folgende Faktoren eine wichtige Rolle für die Diagnoseerstellung:
Betrachtung der Muskeln, Sehnen, Knochen, des Körperbaus (schwach, kräftig, abgemagert), Körperhaltung
Am Kopf kommen alle Yang-Leitbahnen zusammen und das Kopfhaar steht für die äußere Entfaltung des Nieren-Funktionskreises. Der wohlgeformte Kopf mit vollem Haar stellt in der TCM den physiologischen Zustand dar. Haarausfall, brüchiges und trockenes Haar können auf eine Schwäche des Yang und Qi hinweisen.
Das Gesicht eines gesunden Menschen verfügt laut TCM über einen rosigen Teint und die Haut ist weder zu trocken oder zu fettig. Ein weißer (Kälte, Schwäche), roter (Hitze), gelber (Feuchtigkeit) oder gräulicher (Kälte) Teint zeigt dem TCM-Therapeuten Störungen und pathologische Veränderungen.
Physiologisch sollten die Augen im Rahmen der TCM klar, schimmernd sein und die Pupillen eine klare Zeichnung aufweisen. Glänzende Augen oder getrübte Pupillen weisen in der TCM auf leichte Störungen und pathologische Veränderungen hin.
Physiologisch sollten in der TCM die Lippen mittelrot sein. Farbveränderungen wie tiefrote (Hitze), blassrote (Kälte) oder tiefrote und trockene (extreme Hitze, Feuer) Lippen deuten auf Störungen und pathologische Veränderungen hin.
Die Zungendiagnose stellt wie auch die Pulsdiagnose in der TCM ein zentrales Diagnosekriterium dar. Die Beschaffenheit der Form, des Belages und der Farbe der Zunge und einzelner Areale geben Aufschluss über die Konstitution und die momentane Verteilung des Qi in den verschiedenen Organen und ihren zugehörigen Meridianen, sowie über die Dauer und Tiefe einer Erkrankung. Alle Funktionskreise des Körpers zeigen sich in verschiedenen Zungenarealen, wodurch diagnostische Rückschlüsse gezogen werden können. Die Zungenspitze wird dem Herz und der Lunge zugeordnet, die Zungenmitte dem Magen und der Milz, die Zungenränder der Leber und Gallenblase und die Zungenwurzel der Nieren, Blase und Dickdarm.
Wichtig für die Diagnosestellung ist der Zungenbelag, der bei einem Gesunden weder zu feucht noch zu trocken und leicht blassrosa erscheinen sollte. Ein weißer, weiß-klebriger, gelber, schwach gelber oder dick gelber Zungenbelag in bestimmten Zungenregionen weist in der TCM auf Störungen und pathologische Veränderungen in bestimmten Funktionskreisen hin.
Auch die Unterzungenvenen sollten bei der Zungendiagnose betrachtet werden, denn gestaute Zungenvenen deuten in der TCM auf eine Blutstase im Leber-Funktionskreis hin.
Bei der Beurteilung durch Geruch spielen der Geruch von Stuhl und Urin, des Atems und Schweißes eine wichtige Rolle. Übelriechende Gerüche deuten meist auf Hitzezustände hin und penetranter Schweiß auf Wind, Feuchtigkeit oder Hitze. Geruchlose Ausscheidungen sind meist ein Hinweis auf Kälte.
Bei der Beurteilung durch das Gehör achtet der TCM-Therapeut auf Faktoren wie Atemgeräusche, dem Klang des Hustens und der Stimme sowie auf den Redefluss.
Die Pulsdiagnose genießt in der TCM einen besonders hohen Stellenwert als Diagnosekriterium. Durch die differenzierte Pulsdiagnose erhält der TCM-Therapeut wichtige Informationen über den Zustand der Körperfunktionen und die energetische Situation des Patienten. Bei der Pulsdiagnose wird an beiden Handgelenken an jeweils drei nebeneinanderliegenden Stellen und in zwei oder drei Ebenen der Puls getastet. Insgesamt gibt es über 23 verschiedene Pulsqualitäten, die Rückschlüsse auf die Konstitution und Verteilung von Qi in den Organen und Leitbahnen zulassen.
Pulsqualitäten zeigen sich beispielsweise in Form eines gespannten, harten oder weichen, tiefen oder oberflächlichen, schnellen oder langsamen Pulses.
Das gründliche und sorgfältige Befühlen und Untersuchen von betroffenen Körperstellen ist ebenfalls Grundlage für die Diagnosestellung. Dabei werden verschiedene Tests an Körperteilen und Körperbereichen angewendet und die Beschaffenheit von Haut und Gewebe untersucht.
Die ausführliche Erstbefragung sowie die Vor- und Nachbefragung zu den einzelnen Behandlungseinheiten sind fester Bestandteil einer Tuina-Therapie und zeigen dem Therapeuten Aufschlüsse, ob er mit seinem Behandlungsprinzip auf dem richtigen Weg ist. Die ganzheitliche Befragung bezieht auch die Lebensumstände und selbstverständlich das Befinden des Patienten mit ein. Fragen zum Temperaturempfinden, zur Schweißproduktion, Miktion (Entleerung der Harnblase) und zum Stuhlgang, zum Appetit und Durst, Schlaf und Schmerzen stellen wichtige Bereiche der Befragung dar.
Nach einer differenzierten Diagnosestellung erstellt der gut ausgebildete Therapeut ein Behandlungskonzept, der eine Auswahl der Techniken, Punkte, Leitbahnen und Körperzonen beinhaltet. Die zu behandelnden Symptome werden den Meridianen und Organen zugeordnet. Außerdem schließt die Tuina-Therapie die Behandlung von Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken mit ein und ist in diesem Bereich der westlichen Massage sehr ähnlich. Auch sind chiropraktische Eingriffe, die Mobilisation und Reposition sowie die passive und aktive Bewegungstherapie Bestandteil einer Tuina-Behandlung, die in erster Linie von sehr erfahrenen und fortgeschrittenen Tuina-Therapeuten durchgeführt werden sollte.
Wichtig für die Behandlung sind sowohl die Konstitution als auch der aktuelle Zustand des Patienten. Sollte der Patient sehr geschwächt oder gebrechlich sein, sollte von einer Tuina-Therapie abgesehen werden und andere Massagetechniken ohne Krafteinsatz Anwendung finden. Die Tuina-Therapie sollte immer ganz individuell auf den Patienten oder die Patientin abgestimmt erfolgen.
Tuina ist eine Therapieform, die sich jederzeit auch wunderbar bei gesunden Menschen anwenden lässt. So kann sich eine regelmäßige Tuina-Massage regenerierend, harmonisierend oder vitalisierend auswirken, wenn Sie unter Stress und anderen Belastungen des Alltags leiden.
Tuina lässt sich hervorragend mit anderen Therapiemethoden aus dem Bereich der TCM kombinieren, wie zum Beispiel mit Akupunktur.
Die Behandlungsdauer richtet sich nach den Beschwerden, die behandelt werden sollen. Für die Behandlung eines Körperteils wird eine Zeitspanne zwischen 15 und 20 Minuten angesetzt, bei größeren Körperregionen wie z.B. der Rücken liegt die Behandlung bei maximal 30 Minuten. Soll der gesamte Körper behandelt werden, kann eine Tuina-Massage bis zu einer Stunde andauern.
Nach einer Tuina-Behandlung durch einen Therapeuten, sollten Zuhause niemals die gleichen Punkte selbst massiert werden, da es zu einer Überreizung kommen kann, die sich konterproduktiv auswirkt und schädlich sein kann.
Ein Akupressurprogramm sollte im Idealfall immer mit einem Therapeuten abgesprochen und sollte auch nur an behandlungsfreien Tagen durchgeführt werden. Nach einer Tuina-Behandlung sollte zusätzlich eine Ruhezeit von etwa 15 Minuten eingeplant werden.
Tuina kann auch in Form einer Selbstbehandlung wirkungsvoll eingesetzt werden, die Voraussetzungen sind aber ein gewisses Grundwissen über die Leitbahnen, den Leitbahnverlauf sowie über die Lokalisation von Akupunkturpunkten, die behandelt werden sollen. Bei der Selbstbehandlung werden die gewählten Akupunkturpunkte durch bestimmte Tuina-Grundtechniken bearbeitet. Besonders gut zur Selbstbehandlung eignen sich die Grundtechniken Pressen oder Drücken (An), wie es auch bei der Akupressur angewendet wird oder das Kneten (Rou). Beide Techniken werden gerne in Kombination durchgeführt. Die Techniken Reiben (Mo), Greifen und Kneifen (Na, Nie) sind weitere Möglichkeiten für eine Selbstbehandlung.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den es bei einer Selbstbehandlung zu berücksichtigen gilt, ist die Art und Weise der Wirkung des zu behandelnden Punktes: Soll eine tonisierende, sedierende oder harmonisierende Wirkung bei der Manipulation des Punktes erzielt werden?
Im Idealfall sollte eine erste Tuina-Selbstbehandlung durch Anleitung eines erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden. Die Techniken können relativ schnell und einfach erklärt und von einem Therapeuten gezeigt werden, damit die Techniken in den eigenen vier Wänden richtig zum Einsatz kommen können
Möchten Sie eine Selbstmassage mit Tuina durchführen, ist es hilfreich auf gewisse Aspekte im Vorfeld zu achten: Der Raum der Behandlung sollte über eine angenehme Temperatur verfügen, die Fingernägel sollten kurz sein, um Verletzungen zu vermeiden, es sollte ausreichend Zeit eingeplant werden, etwa 15 bis 45 Minuten und insgesamt sollte man sich ausgeglichen und entspannt fühlen.
Es müssen nicht alle angegebenen, empfohlenen Akupunkturpunkte massiert werden, die Auswahl kann individuell getroffen werden und häufig genügen schon zwei oder drei Punkte.
Die Punkte werden üblicherweise mit dem Zeige- oder Mittelfinger in leicht kreisenden, reibenden, kneifenden und drückenden Bewegungen manipuliert und stimuliert. Achten Sie bei der Selbstbehandlung darauf, wie und was sich am angenehmsten anfühlt.
Die Dauer für die jeweilige Massage eines jeden Punktes sollte etwa zwei Minuten betragen. Eine Minute wird im Uhrzeigersinn, die andere Minute gegen den Uhrzeigersinn massiert. Haben Sie die Massage eines Punktes beendet, beginnen Sie mit der Massage des gleichen Punktes auf der gegenüberliegenden Seite des Körpers. Schläfenpunkte sollten allerdings gleichzeitig massiert werden.
Anwendung im Überblick
Eine Selbstbehandlung mit Tuina kann bei vielen verschiedenen Beschwerden zum Einsatz kommen wie zum Beispiel bei Kopfschmerzen und Migräne, Verdauungsstörungen und Menstruationsbeschwerden, Erkältungen oder einfach zur Entspannung.
Zu den am häufigsten auftretenden Kopfschmerzen sind wohl die Spannungskopfschmerzen. Es sind meistens pochende, stechende oder dumpfe Schmerzen im Schläfen- oder Stirnbereich.
Bei der klassischen Migräne hingegen zeigen sich die Beschwerden meist durch einen allmählich zunehmenden, wiederkehrenden, pulsierenden und halbseitigen Kopfschmerz. Manchmal treten zudem Seh- oder Sprachstörungen, Übelkeit und Schwindel auf. Geräusche und Licht werden von den Betroffenen als sehr unangenehm empfunden.
Akupunkturpunkte für die Selbstmassage: Bei Migräne und Kopfschmerzen können folgende Akupunkturpunkte manipuliert und stimuliert werden und Beschwerden lindern: Gb 20, Gb 9, Ex 9, Ex 3, Di 4, Ma 8 und Bl 10.
Erkältungen äußern sich auf verschiedene Art und Weise. Typische Symptome sind Halsschmerzen, Schnupfen, Husten und Heiserkeit sowie ein Temperaturanstieg mit Schüttelfrost.
Akupunkturpunkte für die Selbstmassage: Bei Erkältungen können folgende Akupunkturpunkte manipuliert und stimuliert werden und Beschwerden lindern: Bl 2, Ma 3, Di 20, Di 4, Ex 3, KG 17, KG 22, Ni 27, Bl 10, Lu 9, Lu 11 udn Ma 36.
Es gibt viele verschiedene Formen von Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Verdauungsbeschwerden können sich in Form von Magenschmerzen, Sodbrennen, Verstopfung (Obstipation) oder Durchfall (Diarrhoe) zeigen.
Akupunkturpunkte für die Selbstmassage: Bei Verdauungsproblemen können folgende Akupunkturpunkte manipuliert und stimuliert werden und Beschwerden lindern: KG, 12, KG 8, KG 6, Ma 36, Ma 25, Pe 6, Mi 4 und Di 11.
Menstruationsstörungen können sich unter anderem in Form einer ausbleibenden Menstruation (Amenorrhoe) und einer schmerzhaften Menstruation (Dysmenorrhoe) zeigen. Die Dysmenorrhoe geht häufig mit kolikartigen Unterleibs- und Rückenschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie Kreislaufbeschwerden, Müdigkeit und Kopfschmerzen einher.
Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) setzt meist mehrere Tage vor der Monatsblutung ein und zeigt Symptome wie Bauch- und Rückenschmerzen, Spannungsgefühle in der Brust, Hitzewallungen, Wassereinlagerungen im Gewebe oder durch Gemütssymptome wie Reizbarkeit, depressive Verstimmung oder Erschöpfung.
Akupunkturpunkte für die Selbstmassage: Bei Menstruationsbeschwerden und PMS können folgende Akupunkturpunkte manipuliert und stimuliert werden und Beschwerden lindern: Pe 6, Ma 25, Mi 10, Mi 6, Mi 4, KG 4, KG 6, Le 2.
Typisch für Schlafstörungen sind Ein- und Durchschlafbeschwerden, wodurch der nächste Tag mit starker Müdigkeit und Abgeschlagenheit einhergeht. Langfristig schwächen Schlafstörungen außerdem unser Abwehrsystem, weil sich der Körper nicht ausreichend regenerieren kann. Auch die Leistungsfähigkeit ist durch das Schlafdefizit beeinträchtigt.
Akupunkturpunkte für die Selbstmassage: Bei Schlafproblemen können folgende Akupunkturpunkte manipuliert und stimuliert werden und Beschwerden lindern: Pe 6, He 7, Gb 20, Ex 3, Ni 6. Bl 62, Bl 10.
Konzentrations– und Gedächtnisschwierigkeiten unter anderem durch starkem Stress oder Schlafproblemen verursacht, zeigen sich durch abschweifende Gedanken, Denk- und Merkschwierigkeiten, Ruhelosigkeit und einfach darin, dass man weder bei einer Sache bleiben noch sie zu Ende führen kann.
Akupunkturpunkte für die Selbstmassage: Bei Konzentrationsschwierigkeiten können folgende Akupunkturpunkte manipuliert und stimuliert werden und die Konzentration und Gedächtnisleitung fördern: LG 20, LG 26, Ex 3, Ex 9, Gb 20, KG 17, Ma 36.
Eine Tuina-Behandlung eignet sich für jede Altersgruppe. Sehr junge Menschen und sehr alte und chronisch kranke Personen können von Wirkung einer Tuina-Massage profitieren. Für Säuglinge und Kleinkinder hat sich sogar eine eigene Behandlungsform im Bereich der Tuina-Therapie entwickelt.
Im Rahmen der Tuina-Therapie hat sich eine eigene Behandlungsform für Kinder entwickelt, die eine besonders sanfte Variante der Tuina-Therapie darstellt. In China wurde bereits in der Tang-Dynastie um 618 bis 907 n. Chr. Tuina für Kinder eingeführt und bei verschiedenen Kinder- und Säuglingserkrankungen eingesetzt.
Auch in dem berühmten Standartwerk der Chinesischen Medizin, dem „Huang Di Nei Jing“ wird der Bereich Kinderheilkunde (Pädiatrie) erwähnt. Später in der Tang-Dynastie war der Fachbereich Kinderheilkunde fester Bestandteil der ärztlichen Ausbildung. Die eigentliche Tuina-Therapie für Kinder als eigenständige Therapieform entwickelte sich später in der Ming-Zeit, von den Jahren 1368 bis 1644 und in der Qing-Zeit von 1644 bis 1911.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen der Tuina-Therapie bei Erwachsenen und bei Kindern besteht in der Lokalisation der Punkte als auch in den Techniken. Tuina für Kinder stellt eine eigenständige Therapieform dar und bedarf deshalb auch einer eigenständigen Ausbildung. Tuina-Techniken für Kinder wie z.B. das Pressen, Schieben, Kneten, Kneifen, Greifen oder Reiben werden allgemein viel sanfter ausgeführt als bei Erwachsenen. Bei Tuina für Kinder spielen auch Körperregionen wie die Hände, der Handteller und die Fingerregionen eine wichtige Rolle, da sie bestimmten Funktionskreisen zugeordnet sind. Akupunkturpunkte müssen der kindlichen Entwicklung in der Anatomie und Pathologie entsprechen, denn Kinder gelten in der TCM energetisch, körperlich und funktionell als nicht ausgereift und benötigen deshalb eine besondere Form der Behandlung.
Im Vergleich zur Behandlung von Erwachsenen ist die Behandlungszeit für Kinder kürzer. Je nach Entwicklungsstand des Kindes kann eine Tuina-Therapie von Geburt an bis zum 12. Lebensjahr durchgeführt werden, eventuell auch noch länger.
Für Kinder gibt eigene Kriterien für die Diagnosestellung. Neben den Akupunkturpunkten spielen bei Kinder-Tuina auch bestimmte Körperregionen bei der Diagnose und Behandlung eine wichtige Rolle. Neben der Betrachtung (Inspektion) von einzelnen Körperabschnitten und dem gesamten Körper, der Beurteilung durch Geruch und Gehör, dem Betasten (Palpation) ist auch die Befragung der Eltern (Anamnesegespräch) ein zentrales diagnostisches Kriterium. Die Pulsdiagnose erweist sich bei Kindern als eher schwierig, weshalb eine Linie am Zeigefinger zur Diagnostik bevorzugt wird.
Tuina für Kinder wird sowohl für Heilzwecke eingesetzt als auch zur Prävention oder zur Förderung und Unterstützung der geistigen und körperlichen Entwicklung. Weiter Indikationen, die für eine Tuina-Behandlung sprechen, sind:
Als sanfte und ganzheitliche Behandlungsmethode kann Tuina sehr gut bei Säuglingen und Kleinkindern zum Einsatz kommen. Aufgrund einiger wichtiger Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen bezüglich der Diagnosekriterien, den anatomischen Verhältnissen und Tuina-Techniken, sollte im Idealfall nur ein erfahrener Tuina-Therapeut die Behandlung durchführen.
Für Tuina-Behandlungen von Kindern in den eigenen vier Wänden durch ein Familienmitglied sollte im Vorfeld immer ein erfahrener Tuina-Therapeut die Person ausführlich in die Techniken und Lokalisation bestimmter Akupunkturpunkte bei Kindern einweisen. Zum Beispiel sollten bei der Durchführung von Tuina bei Kindern nur die Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie der Handballen zum Einsatz kommen, weil die anatomischen Strukturen von Kindern einfach noch sehr klein und zerbrechlich sind. Die Tuina-Therapie durch einen erfahrenen Therapeuten gewährleistet eine Behandlung ohne Nebenwirkungen.
Alle, die Tuina ernsthaft lernen möchten, kommen um ein ausführliches Lehrbuch nicht herum. Während sich die meisten Werke an professionelle Therapeuten und Masseure richten, gibt es auch Bücher, die sich auch mit einer Selbstanwendung beschäftigen.