Autogenes Training – Das Entspannungsverfahren für Körper, Geist und Seele
Autogenes Training (AT) ist eines der erfolgreichsten und beliebtesten Entspannungsverfahren. Denn die positiven Gesundheitseffekte der wissenschaftlich fundierten Entspannungsmethode, die Menschen durch regelmäßiges Üben erzielen können, sprechen für sich. Durch eine Art Selbsthypnose sinkt man beim Autogenen Training in einen tiefen Entspannungszustand, der zur Linderung vielfältiger Beschwerden beitragen kann – sowohl körperlich als auch psychisch. Autogenes Training eignet sich hervorragend zum Stressabbau und wird von Experten häufig bei vegetativer Dystonie empfohlen. Doch wie genau funktioniert das? Wer hat diese Entspannungsmethode erfunden? Und bei welchen Leiden kann sie tatsächlich helfen? Hier erfährst Du alles, was Du über Autogenes Training wissen sollest, wie es geht und wie es wirkt.
Was ist Autogenes Training?
Autogenes Training ist eine Entspannungsmethode, in der sich der Übende mit an sich selbst gerichteten Botschaften in einen tiefen Entspannungszustand (Trance oder Selbsthypnose) versetzt. Diese Botschaften werden Autosuggestionen genannt, wobei „autós“ auf Griechisch „selbst“ bedeutet und „suggestio“ das lateinische Wort für „Eingebung“ ist.
Zielgerichteter Fokus auf eine konkrete Botschaft
Um in diesen tiefen Entspannungszustand zu gelangen, schließt der Übende im Sitzen oder Liegen die Augen und konzentriert sich auf bestimmte Formeln, wie zum Beispiel „Mein rechter Arm ist schwer“. Gleichzeitig versucht er, kraft seiner Gedanken, dieses Gefühl entstehen zu lassen. In diesem Zustand wird versucht, die Außenwelt komplett auszublenden und nur bei dieser einen Vorstellung zu bleiben. Plötzlich auftretende andere Gedanken sollen hingegen sofort wieder losgelassen werden.
Ziel des Autogenen Trainings
Autogenes Training kann – vorausgesetzt, es wird regelmäßig praktiziert – bei vielfältigen Erkrankungen und Beschwerden als therapiebegleitende Maßnahme helfen. Es wird aber auch eingesetzt, um den Körper, den Geist und die Seele zur Ruhe zu bringen oder um Erkrankungen vorzubeugen. Denn jeder Ruhezustand ermöglicht es sowohl dem Körper als auch der Psyche, sich zu erholen, zu regenerieren und sogar Heileffekte zuzulassen.
Wirkungsweise des Autogenen Trainings
Autogenes Training ist eine westliche, medizinisch anerkannte Therapiemethode, die ganzheitlich wirkt, das heißt:
- auf körperlicher Ebene (körperlich)
- auf geistiger Ebene (mental)
- auf seelischer Ebene (emotional)
So können mithilfe des Autogenen Trainings beispielsweise nicht nur körperliche Muskelspannungen gelöst werden, sondern zum Beispiel auch Ängste gelindert oder negative Gedanken und Gefühle behandelt werden.
Bei welchen Beschwerden ist Autogenes Training sinnvoll?
Autogenes Training hat sich – vorausgesetzt, sie wird unter fachlicher Anleitung und regelmäßig durchgeführt – als ergänzende oder alleinige Therapiemethode bei vielen körperlichen, psychosomatischen, stressbedingten und psychischen Leiden bewährt. Dazu zählen:
- (chronische) Schmerzen am Bewegungsapparat wie Rückenschmerzen, Nackenschmerzen
- Kopfschmerzen (u.a. Migräne)
- Rheuma
- Erschöpfungszustände (Burnout)
- Schlafstörungen
- Unruhezustände und Gereiztheit
- Angststörungen
- leichte bis mittelschwere Depressionen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck
- allergische Erkrankungen wie Asthma, Heuschnupfen, Neurodermitis
- Verdauungsprobleme wie Reizdarm
- Durchblutungsstörungen
- Schilddrüsenerkrankungen
- Wechseljahresbeschwerden
- Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen
- Geburtsschmerzen
- sonstige Schmerzzustände
Wie genau wirkt Autogenes Training im Körper?
Autogenes Training beeinflusst Nerven- und Immunsystem positiv
Durch die selbstständige Versenkung in einen tiefenentspannten Zustand lockert sich nicht nur die Körpermuskulatur, sondern es beruhigt sich auch das vegetative Nervensystem. Indem sich der Übende von der Außenwelt mit den kleineren und größeren Alltagsproblemen löst und sich auf die Innenwelt konzentriert, kreiert er einen harmonischen, ruhigen Geistes- und Seelenzustand, in dem die Selbstheilungskräfte wieder verstärkt aktiv werden und Heilungsprozesse angestoßen werden können. So wie seelische Belastungen das Immunsystem schwächen können, können regelmäßig praktizierte Entspannungsverfahren wie Autogenes Training die Zahl der Antikörper erhöhen.
Autogenes Training fokussiert die lebensnotwendige Entspannung
Das Anspannen von Muskeln ist für die Aufrechterhaltung des Lebens ebenso wichtig wie das Loslassen. Das erkennt man am Beispiel bestimmter essenzieller Körperfunktionen, etwa der Atmung oder der Herzaktivität. Um beispielsweise einatmen zu können, bedarf es der aktiven Beteiligung aller zur Atmung benötigten Muskeln. Beim Ausatmen werden diese Muskeln dann wieder losgelassen. Beim Herzschlag vollzieht sich das gleiche Wechselspiel aus An- und Entspannung. Wenn das Herz schlägt, spannt es sich aktiv an, dann folgt eine Ruhepause, in der es loslässt. Das Anspannen von Muskeln kann nur dann funktionieren, wenn darauf eine Entspannung folgt.
Demnach sollte der aktiven Entspannung gerade heute, in unserer hektischen Welt, in der viele von uns unter permanentem Zeitdruck mit steter Anspannung stehen, viel mehr Beachtung geschenkt werden. Denn sie ist tatsächlich lebens-notwendig. Nur weil man während der Entspannung scheinbar nichts tut, heißt das nicht automatisch, dass sie überflüssig ist.
Autogenes Training stärkt Selbstwahrnehmung und fördert Stressresistenz
Den tiefenentspannten Zustand, den man beim Autogenen Training immer wieder anvisiert, kann man nach einigem Üben in den Alltag übertragen und reagiert entsprechend gelassener auf Stress. Man findet die Ruhe trotz hektischer Arbeitsatmosphäre und verkrampft nicht so schnell in der Muskulatur. Denn durch Autogenes Training verbessert sich auch die Selbstwahrnehmung, so dass man die Muskeln in stressigen Zeiten bewusst locker und die Atmung nicht verkrampfen lässt. In der Folge können insbesondere stressbedingte Beschwerden oder Erkrankungen verschwinden oder zumindest gelindert werden.
Auch können Menschen, die Autogenes Training praktizieren, das innere Gleichgewicht nach außergewöhnlichen Belastungen, schneller und gezielter wieder herstellen, das heißt die aktuell so viel zitierte Resilienz zu fördern. Von daher ist Autogenes Training eine effiziente Methode für erfolgreiches Stressmanagement.
Autogenes Training verbessert die Funktionsweise der Organe
In Studien fand man heraus, dass durch Autogenes Training sämtliche unbewusst ablaufende Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung beeinflusst und harmonisiert werden, wodurch Erkrankungen gelindert oder letztlich ganz verschwinden können.
Autogenes Training sorgt für positive Stimmung
Da das vegetative Nervensystem in enger Verbindung mit unseren Gefühlen und Gedanken steht, wirkt sich eine Beruhigung des Nervensystems auch immer positiv auf unsere Empfindungen aus, weshalb eben auch psychische Beschwerden gut auf Autogenes Training ansprechen. Auch die Gedanken werden durch Autogenes Training klarer und positiver, weil man durch den Fokus auf das Innenleben (wieder) einen Zugang zu den eigenen Bedürfnissen bekommt und sich auf das Wesentliche konzentriert.
Autogenes Training steigert die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit
In Studien konnte man nachweisen, dass Autogenes Training nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit steigert, sondern auch die mentale Leistungsfähigkeit verbessert. Autogenes Training sorgt dafür, dass dem Körper mehr Energie zur Verfügung steht – sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene. Eine bessere Durchblutung (durch ein geringeres Spannungsniveau in den Muskeln) und eine optimale Sauerstoffversorgung, die durch Autogenes Training erreicht werden, sorgen für mehr körperliche Energie. Die erhöhte Klarheit im Denken durch erlernte Konzentration auf das Wesentliche führt zu mehr Energie im geistigen Bereich.
Autogenes Training stärkt das Selbstbewusstsein und die Problemlösefähigkeit
In Studien fand man zudem heraus, dass Menschen, die Autogenes Training praktizieren, von einem gestärkten Selbstbewusstsein profitieren, weniger ängstlich und deprimiert sowie insgesamt aktiver sind. Zudem entwickeln sie mit der Entspannungsmethode eine bessere Problemlösefähigkeit. Häufig bringt das Üben neue Gedanken, Sicht- und Verhaltensweisen hervor, wodurch Veränderungen im Leben, im Lebensstil und in der Persönlichkeit angestoßen werden können.
Grenzen des Autogenen Trainings: Wann sollte die Technik nicht praktiziert werden?
Bei schweren körperlichen oder psychischen Erkrankungen sollte Autogenes Training nicht angewendet werden. Dazu zählen:
- ein Herzinfarkt
- Hypochondrie
- schwere Depressionen ohne äußere Ursache (mit körperlicher Ursache, etwa einem Tumor)
- schwere Zwangsstörungen
- körperlich begründbare Psychosen (z. B. Schidzophrenie)
Autogenes Training bei bestimmten Leiden nicht angebracht
Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Störungen, Migräne oder Epilepsie ist die Stirnkühle-Übung des Autogenen Trainings nicht empfehlenswert. Denn durch sie wird die Durchblutung des Kopfes reduziert, was sich auf die Symptomatik negativ auswirken kann.
Wie lange dauert es, bis man beim Autogenen Training Erfolge spürt?
Die ersten Effekte lassen sich laut Experten bereits nach erstmaligem Üben feststellen. Umfassendere Gesundheitseffekte können sich bei regelmäßigem Üben dann nach einigen Wochen oder Monaten einstellen (etwa bei Grunderkrankungen wie einer Angststörung).
Geschichte des Autogenen Trainings
Krankheiten und Schmerzen mit Suggestion zu heilen, ist schon eine sehr alte Form der Therapie. Schon die alten Ägypter kannten das Phänomen der gezielten Beeinflussung der Psyche zur Linderung von Beschwerden.
Der britische Chirurg James Braid forschte 1843 erstmalig zur Hypnose, einem der wichtigsten Suggestiv-Verfahren, das wir heute kennen und begann damit, es als therapeutisches Verfahren einzusetzen. Aufbauend auf der Arbeit von Braid forschte auch der deutsche Hirnforscher Oskar Vogt Ende des 19. Jahrhunderts zur Hypnose, genauer zur Bedeutung der Selbst-Hypnose.
Schultz entwickelt eine Form der Selbstentspannung: das Autogene Training
Begründer des Autogenen Trainings ist der deutsche Nervenarzt Johann Heinrich Schultz. Er baute auf den Erkenntnissen von Vogt auf und entwickelte schließlich 1932 das Autogene Training in seiner heutigen Form, um sich selbst in einen tief entspannten Zustand zu versetzen. Er erkannte aber auch die therapeutische Wirkung des Autogenen Trainings, also dass es zur Heilung vieler Beschwerden eingesetzt werden kann. Heute wird dieses Verfahren von Schultz hauptsächlich in Europa angewendet.
Die Grundstufe im Autogenen Training – effektive Entspannungsübungen
Die Grundstufe im Autogenen Training besteht aus bestimmten, festgelegten Formeln, die Sie bis zu sechs Mal gedanklich oder leise vor sich hin sprechend an sich selbst richten. Es ist empfehlenswert, wenn Sie die grundlegende Technik des Autogenen Trainings zunächst unter fachlicher Anleitung in einem Kurs erlernen, denn hier können Sie gegebenenfalls auch Fragen stellen. Nach einiger Zeit, wenn Sie die Übungen sicher beherrschen, können Sie das Autogene Training dann regelmäßig in eigener Regie durchführen. Alternativ können Sie auch mit einer Hör-CD arbeiten.
In welcher Position führe ich die Übungen des Autogenen Trainings durch?
Sie können die Übungen des Autogenen Trainings sowohl liegend als auch sitzend durchführen. Wichtig ist, dass Sie sich dafür einen Ort aussuchen, an dem Sie ungestört sein können und sich wohlfühlen.
Autogenes Training in der Liegeposition
Wenn Sie sich für die Durchführung der Übungen im Liegen entscheiden, legen Sie sich mit der Rückseite auf eine Unterlage. Lassen Sie die Beine auseinanderfallen. Der Kopf und die Arme liegen locker auf dem Boden, die Handflächen zeigen nach unten auf die Matte. Schließen Sie nun die Augen.
Autogenes Training im Sitzen
Praktisch für zwischendurch ist es, wenn Sie die Übungen im Sitzen, etwa in Ihrem Bürostuhl, durchführen. Setzen Sie sich dabei aufrecht hin und bringen Sie Gesäß, Rücken und Kopf an die Stuhllehne. Die Füße stehen vollständig auf dem Boden, Ober- und Unterschenkel im rechten Winkel zueinander. Die Arme ruhen entweder bequem auf den Armlehnen oder auf dem Schoß. Schließen Sie dann die Augen.
Wann führe ich die Übungen des Autogenen Trainings am besten durch?
Optimal für die Wirksamkeit des Autogenen Trainings sind drei kurze Übungseinheiten von etwa drei Minuten Dauer pro Tag. Besonders eignet sich dafür die Zeit nach dem Aufwachen am Morgen, die Mittagspause und die Phase vor dem Einschlafen.
Wenn Sie ein eigenes Büro haben, dann können Sie für einige Minuten die Bürotür schließen. Wer in einem Großraumbüro arbeitet oder an einem anderen Ort, an dem Alleinsein nicht möglich ist, der kann notfalls auch auf der Toilette Autogenes Training absolvieren. Das Wichtigste ist, dass Sie regelmäßig üben. Lieber mehr kurze Einheiten als eine lange und das vor allem fortwährend. Nur so können über die Zeit Beschwerden gelindert werden oder ganz abklingen.
Die Grundübungen des Autogenen Trainings
In der Grundstufe des Autogenen Trainings erlernt man zunächst die grundlegende Technik des Autogenen Trainings anhand bestimmter Übungen kennen. Der Kursleiter vermittelt diese nacheinander in einzelnen Sitzungen. Dabei spricht er pro Übung eine knappe, einfache Formel, um die gesundheitsfördernde tiefe Entspannung beim Übenden zu einzuleiten und beizubehalten und wiederholt sie dann mehrmals hintereinander. In der Regel werden in der Grundstufe sechs Übungen erlernt:
- die Schwereübung zur Entspannung der Muskeln: „Mein rechter Arm ist ganz schwer“
- die Wärmeübung zur Entspannung der Blutgefäße in den Armen und Beinen: „Mein linker Arm ist ganz warm“
- die Herzübung zur bewussten Wahrnehmung der Herztätigkeit: „Mein Herz schlägt ruhig“
- die Atemübung zur Wahrnehmung der natürlichen Atmung
- die Sonnengeflechtsübung zur Entspannung im Bereich des Bauches
- die Stirnkühleübung zur Regulation der Durchblutung
Die Rücknahme nach jeder Übung des Autogenen Trainings
Bevor man mit den eigentlichen Übungen des Autogenen Trainings beginnt, ist es wichtig vorab zu wissen, wie man sich selbst nach jeder Übung aus dem tiefen Entspannungszustand wieder herausholt. Diese Rücknahme erfolgt mit bestimmten Formeln in drei Schritten:
- „Arme fest“: Fäuste ballen, Unterarme an den Körper ziehen, dann Räkeln und Strecken der Arme
- „Tief atmen“: tief ein- und ausatmen
- „Augen auf“: Augen öffnen zur Wiederherstellung des Kontakts zur Außenwelt
Die Schwereübung im Autogenen Training
Bei der Schwereübung im Autogenen Training versucht man sich vorzustellen, wie ein Körperteil, etwa ein Arm, ganz schwer wird. Das gelingt nicht jedem Übenden sofort. Hier sind Geduld und Übung gefragt. Es geht in der Schwereübung darum, wirklich jeden Muskel in dem betreffenden Körperbereich loszulassen. Dazu wird die Formel „Mein rechter Arm ist schwer“ gesprochen. Früher oder später stellt sich dann tatsächlich eine Schwere im Arm ein, die deutlich wahrzunehmen ist. Dann hat sich die Muskulatur erfolgreich gelöst.
Generalisation im Autogenen Training: vom Detail zum Ganzen
Gelingt die Vorstellung von Schwere in einem Körperabschnitt, kann der Übende zur Generalisation übergehen. Das heißt, die Vorstellung von Schwere wird auf den gesamten Körper übertragen. Die Formel dafür ist: „Arme und Beine sind schwer“ oder einfach „Schwere“. Nach einiger Zeit der Übung im Autogenen Training reicht allein diese 1-Wort-Formel aus, um eine umfassende Entspannungsreaktion im ganzen Körper zu bewirken.
Die Wärmeübung im Autogenen Training
Bei der Wärmeübung im Autogenen Training geht es darum, dass sich der Übende vorstellt, wie ein Körperteil – etwa das linke Bein – warm wird. Dazu wird sechsmal die Formel „Mein linkes Bein ist warm“ wiederholt. Damit dies leichter fällt, kann man sich bildhaft vorstellen, wie dieser Körperbereich von Sonnenstrahlen erwärmt wird.
Nach etwas Übung im Autogenen Training ist man dann tatsächlich in der Lage, eine lokale Wärme wahrzunehmen, die nachweislich aus der gesteigerten Durchblutung des Bereiches resultiert. Dann kann wieder generalisiert werden, also die Formel „Mein ganzer Körper ist warm“ verwendet werden. Beim Trainieren der Schwereübung und der Wärmeübung ist es für Rechtshänder sinnvoll, mit den rechten Gliedmaßen zu beginnen. Linkshänder hingegen starten mit dem linken Bein oder Arm und wechseln dann zur rechten Seite.
Die Herzübung im Autogenen Training
Die Herzübung im Autogenen Training zielt darauf ab, sich bewusst auf den Herzschlag zu konzentrieren. Auch das fällt nicht wenigen Menschen zunächst schwer, denn der Herzschlag scheint nicht wahrnehmbar zu sein. Mit etwas Übung gelingt einem aber auch dies. Die Formel für die Herz-Übung ist beispielsweise „Das Herz schlägt ruhig und regelmäßig“. Auch diese Formel wird etwa sechsmal wiederholt, um die Entspannung zu vertiefen.
Die Atemübung im Autogenen Training
Eine weitere wichtige Übung im Autogenen Training ist die Konzentration auf die Atmung, die Atemübung. Dabei lenkt der Übende den Fokus auf den natürlichen Atemprozess, ohne diesen in irgendeiner Form zu beeinflussen. Man versucht lediglich wahrzunehmen, wie der Atem durch die Nase ein- und wieder ausströmt, wie sich beim Einatmen die Lungen füllen und sich Brustkorb und Bauch heben. Dann versucht man zu erspüren, wie sich Brust und Bauch beim Ausatmen wieder senken.
Die Atemformeln im Autogenen Training
Während der Ausatmung richtet man die Formel für die Atemübung an sich selbst, etwa „Atmung ruhig“ oder „Mein Atem fließt ruhig und gleichmäßig“. Die Atemformel kann in dieser Übung bis zu sechsmal wiederholt werden. Danach bietet sich die Ruheformel „Ich bin ganz ruhig“ zur Autosuggestion an, die ein- bis zweimal wiederholt wird. Versuchen Sie, auftauchende Gedanken loszulassen und sie nicht weiter zu verfolgen. Bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit bei Ihrer Atmung.
In einem bestimmten Rhythmus atmen: bringt Geist und Seele zur Ruhe
In einer weiteren Atemübung versuchen Sie einmal, beim Einatmen bis drei zu zählen und dann beim Ausatmen im gleichen Rhythmus bis fünf. Dann machen Sie eine kleine Atempause, in der Sie bis eins zählen und atmen anschließend wieder ein.
Die Rolle der freien Atmung für die Gesundheit
Dass unsere Gedanken und Emotionen in enger Verbindung mit unserem Körper, etwa der Atmung und der Muskelspannung stehen, ist unbestritten. Dazu gibt es Studien. Das können wir beispielweise daran sehen, dass wir im Falle eines belastenden Ereignisses die Enge beim Atmen im Brustkorb spüren und vielleicht ein Kloßgefühl im Hals.
Auf psychischen Stress reagieren wir aber zum Beispiel auch mit verstärkter Muskelspannung in Nacken, Schultern oder Rücken. Dadurch kann sich wiederum die Atmung nicht frei entfalten, was oft zu Abgeschlagenheit, Leistungsminderung und vielen anderen Symptomen führt. Daher ist es wichtig, dass die Atmung ungehindert ablaufen kann und das gelingt nur mit einer entspannten Muskulatur. Hier kann das Autogene Training positiven Einfluss ausüben.
Die Sonnengeflechtsübung im Autogenen Training
Eine andere Übung im Autogenen Training konzentriert sich auf die Wahrnehmung der Bauchregion, dem sogenannten Sonnengeflecht (Solarplexus). So wird eine Stelle am Übergang von Brustkorb zur Magengrube bezeichnet, an der ein Nervengeflecht sitzt, das unter anderem die Funktion der Bauchorgane mit reguliert. Mit Autogenem Training lässt sich diese Region durch gezielte Konzentration auf diesen Bereich beruhigen, wodurch viele stressbedingte Leiden (vegetative Störungen) im Bauchraum gelindert werden können.
Die Übungsformeln sind: „Mein Sonnengeflecht ist strömend warm“ oder „Mein Bauch ist weich und warm“. Auch diese Autosuggestion wird in der Regel sechsmal wiederholt. Daran kann man die Ruheformel „Ich bin ganz ruhig“ anschließen, die ein- bis zweimal wiederholt wird.
Die Stirnkühleübung im Autogenen Training
Die sechste Übung im Autogenen Training ist die Stirnkühleübung. Durch Fokussierung auf diesen Bereich des Kopfes soll die Durchblutung des Kopfes optimal reguliert werden. Viele Menschen nehmen eine kühle Stirn bei ansonsten warmer Körpertemperatur als angenehm wahr.
Die Stirnkühleformel im Autogenen Training
Mögliche Übungsformeln für die Stirnkühleübung im Autogenen Training lauten: „Meine Stirn ist angenehm kühl“ oder „Mein Kopf ist frei und klar“. Auch diese Autosuggestion wird im tief entspannten Zustand am besten sechsmal wiederholt. Dann kann wieder die Ruheformel folgen. Während der Stirnkühleübung ist es wichtig, alle Muskeln im Bereich des Kopfes zu entspannen, so etwa die Kiefermuskulatur, die Stirn-, Wangen-, Zungenmuskulatur sowie die Muskeln zwischen den Augenbrauen.
Stirnkühleübung bei bestimmten Leiden nicht zu empfehlen
Vorsicht: Die Stirnkühleübung als Teil des Autogenen Trainings ist bei bestimmten Beschwerden und Erkrankungen wie Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Störungen, Migräne oder Epilepsie nicht empfehlenswert. Denn die daraus folgende verringerte Durchblutung kann die bestehenden Beschwerden weiter verstärken.
Die Aufbaustufe des Autogenen Trainings
Wenn man die Grundstufe des Autogenen Trainings sicher beherrscht, kann man mit den Übungen für Fortgeschrittene weitermachen. In der Aufbaustufe geht es oft darum, bestimmte Verhaltensweisen abzulegen und zu neuen, günstigeren Verhaltensweisen und Einstellungen zu finden. Beispiele dafür sind die Raucherentwöhnung oder die Gewichtsreduktion. Aber auch die Entwicklung kreativer Lösungen für ein Problem oder die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit (zum Beispiel: „Ich bin stark und selbstbewusst“) können im Fokus der Aufbaustufe stehen.
Zudem versucht man in der Aufbaustufe des Autogenen Trainings einen noch intensiveren Entspannungszustand zu üben. Auch wird dem Übenden der Zugang zu inneren Bildern vermittelt und wie mit deren Hilfe bestimmte Vorsätze umgesetzt werden können.
Wer übernimmt die Kosten für die Therapie mit Autogenem Training?
Viele gesetzliche Krankenkassen beteiligen sich inzwischen zu einem großen Teil an den Kosten für Kurse zur Gesundheitsprävention. Dazu zählt auch das Autogene Training als anerkannte Entspannungsmethode zur Vorbeugung von Erkrankungen. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach. Die privaten Kassen übernehmen die gesamten Kosten für einen Kurs Autogenes Training.
Können beim Autogenen Training Nebenwirkungen auftreten?
Nebenwirkungen werden beim Autogenen Training eher selten beobachtet, denn es ist eine vergleichsweise sanfte Therapie- und Präventionsform. Bei bestimmten Grunderkrankungen, beispielsweise psychischer Krankheiten, kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Dies äußert sich dann beispielsweise in:
- Verkrampfungen im Bauchbereich
- Herzrasen
- Zittern
- Schweißausbrüchen
- Schmerzzuständen
- Schwindel
- Unwohlsein
- Angstzuständen
Sollten Sie solche Nebenwirkungen an sich wahrnehmen, fragen Sie den Kursleiter und Ihren Arzt. Möglicherweise hängen diese Symptome mit einer bestehenden Grunderkrankung zusammen. Sollten Sie größere Beschwerden oder Erkrankungen haben, informieren Sie sich im Vorfeld bei Ihrem Arzt, ob Autogenes Training für Sie persönlich in Frage kommt.
Wo kann ich Autogenes Training erlernen?
Autogenes Training kann man entweder in Form von Einzelunterricht oder in einer Gruppe erlernen. So bieten Volkshochschulen ebenso wie Fitnessstudios häufig Kurse an. Aber auch viele selbstständige Gesundheitsexperten aus dem Bereich der Alternativmedizin oder dem gezielten Stressmanagement bieten entsprechende Kurse an.
Nachdem die Grundtechnik einmal erlernt und verstanden wurde, kann man auch auf eine Hör-CD ausweichen. Oder man erarbeitet sich die Methode von vornherein mithilfe eines Buches, das in vielen Fällen ebenfalls direkt eine Hör-CD für Übungen enthält. Dies empfiehlt sich vor allem für jene Menschen, die bereits über Erfahrung in anderen Entspannungsverfahren wie Yoga oder Tai Chi verfügen.
Autogenes Training und Bachblüten
Ernsthaft praktiziert vermag Autogenes Training weitaus mehr zu leisten, als dem Körper etwas Gutes zu tun, den Geist zur Ruhe zu bringen, die Konzentration zu steigern oder besser zu schlafen. Es wird gern als „Yoga des Westens“ beschrieben, als körperorientierte Bewusstseinsarbeit, die es einem ermöglicht, vom kleinen ich zum großen Selbst zu gelangen. Durch die Übungen kommt man mehr ins Jetzt, schult die Achtsamkeit, lernt, seine Ängste und Sorgen von einer höheren Perspektive zu betrachten, und wird empfänglicher für die Botschaften der Seele, die den Weg zur Selbstverwirklichung aufzeigt. Und genau darum geht es auch bei der Arbeit mit Bachblüten. Autogenes Training und Bachblüten ergänzen sich daher hervorragend. Die Kombination der beiden Methoden kann einen wahrhaften Quantensprung in der Persönlichkeitsentwicklung bewirken.