Hier erfährst Du alles, was Du über die Borderline–Persönlichkeitsstörung (BPS) wissen solltest – von den Ursachen über Test und Diagnose bis zur Therapie.
Was ist das Borderline-Syndrom?
Beim Borderline-Syndrom handelt es sich um eine Persönlichkeitsstörung, die sich durch emotionale Instabilität auszeichnet. Die Bezeichnung Borderline stammt aus dem Englischen. Sie geht auf die Annahme zurück, dass sich Erkrankte zwischen Neurose und Psychose, also in einem Grenzbereich (“borderline”), bewegen.
Das Leben von Borderline-Patienten ist durch Impulsivität und Instabilität gezeichnet. Dies bezieht sich sowohl auf soziale Beziehungen als auch auf das Selbstbild und die Stimmung. Häufig verbergen sich traumatische Erlebnisse aus der Kindheit hinter der Störung, von der etwa 3% aller Deutschen betroffen sind. Über die Hälfte von ihnen hat bereits einen Suizidversuch hinter sich, was unterstreicht, wie wichtig die Diagnose und Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist.
In diesem Beitrag erfährst Du, welche Ursachen die Krankheit hat, welche Symptome typisch sind, was Borderline mit der Beziehung macht, welche Besonderheiten es bei erkrankten Jugendlichen gibt und ob Du mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung weiterhin arbeiten kannst. Zudem gehen wir auf die Diagnose und Therapie der psychischen Krankheit ein.
Mögliche Ursachen für eine Borderline-Störung
Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für die Borderline Personality Disorder. Fest steht, dass traumatische Erlebnisse in der Kindheit sowie Missbrauchserfahrungen Risikofaktoren für die Borderline-Persönlichkeitsstörung darstellen. Gestörte Beziehungen der Betroffenen lassen sich häufig darauf zurückführen, dass sie von einer nahestehenden Person misshandelt wurden. Darüber hinaus gibt es aber auch Betroffene, die ihre Erkrankung kaum oder gar nicht erklären können.
Dementsprechend haben Wissenschaftler weitere Erklärungen wie etwa organische Veränderungen im Gehirn untersucht.
Traumatische Erlebnisse in der frühen Kindheit
Wer als Kind körperliche Gewalt erlebt hat oder zum Beispiel sexuell missbraucht wurde, hat ein schlimmes Trauma erlitten. Derartige posttraumatische Belastungsstörungen erhöhen das Risiko für eine Borderline-Erkrankung erheblich – auch, wenn der Betroffene sich nicht an das Ereignis erinnern kann.
Die meisten Traumata geschehen innerhalb der Familie. Auch Trennungserfahrungen wie etwa der Tod eines Elternteils oder die Scheidung der Eltern können ein Traum auslösen. Zudem erhöhen psychische Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie oder Alkoholismus in der Familie das Risiko dafür, eine Borderline-Erkrankung zu entwickeln.
Missbrauch und Misshandlung
Neben traumatischen Erfahrungen in der frühen Kindheit sind auch seelische und körperliche Misshandlungen wie sexueller Missbrauch in der Jugend typische Auslöser für das Borderline-Syndrom. Zu den seelischen Misshandlungen gehören zum Beispiel mangelnde Wärme in der Familie und unberechenbare Bezugspersonen. Häufig sind enge Bezugspersonen wie die Eltern zugleich Beschützer und Täter, was die resultierende schwierige Beziehung, die Betroffene mit ihnen haben, erklärt.
Die Gefühle, die Opfer gegenüber den misshandelnden Tätern haben, sind oft eine Mischung aus Wut, Ekel, Furcht, Liebe, Scham und Hass. Im späteren Krankheitsverlauf kehren sich diese negativen Gefühle gegen die eigene Person, was einen Versuch darstellt, den erlebten Missbrauch durch die eigene “schreckliche Persönlichkeit” zu rechtfertigen. Auch im Umgang mit anderen Menschen schwanken Betroffene häufig zwischen extremen Polen.
Organische Veränderungen im Gehirn
Da Borderline-Patienten nicht immer ein Trauma oder eine Misshandlung erlebt haben, betonen Experten, dass die Erkrankung auch in “ganz normalen” Familien vorkommt. Untersuchungen haben gezeigt, dass hirnorganische Veränderungen die Persönlichkeitsstörung fördern können. Bei Betroffenen sind zum Beispiel die Mechanismen zur Emotionskontrolle im Gehirn recht schwach ausgeprägt. Dies erklärt, warum sie Gefühle sehr viel stärker erleben als gesunde Menschen.
Andere Studien betonen, dass eine Beeinträchtigung des Frontalhirns ein Auslöser sein könnte. In dem Frontallappen des Gehirns befindet sich unter anderem die Impulssteuerung, die Handlungen planen und hemmen kann. Eine eingeschränkte Funktion dieses Hirnbereichs kann erklären, warum Borderliner oft so impulsiv handeln.
Kommt Borderline häufig vor?
In Deutschland leiden etwa 3% der Menschen an einer Borderline-Störung. Die ersten Anzeichen dafür treten typischerweise in der Pubertät auf. Allgemein scheinen Menschen zwischen einem Alter von 15 und 45 Jahren zu erkranken. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass etwa gleich viele Männer und Frauen betroffen sind. Jedoch begeben Frauen sich deutlich häufiger in eine Psychotherapie.
Gehöre ich zur Borderline-Risikogruppe?
Früher war der Glaube weit verbreitet, dass vor allem junge Frauen ein hohes Risiko für die Borderline-Erkrankung haben. Inzwischen steht jedoch fest, dass die Verteilung zwischen Männern und Frauen ungefähr gleich ist. Viel eher scheint das Alter das Risiko für eine Erkrankung am Borderline-Syndrom zu beeinflussen. Laut den Schätzungen von Wissenschaftlern sind etwa 6% der Jugendlichen in Deutschland und 1 bis 2% der älteren Bevölkerung betroffen.
Die Diagnose von Borderline kann nur durch einen Arzt oder Psychologen erfolgen. Wenn Du bereits weißt, dass es in Deiner Familie Tendenzen zu psychischen Erkrankungen gibt, hast Du leider ein höheres Risiko. Auch, wenn Du eine traumatische Kindheit oder Misshandlungen erleben musstest, ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung ein höheres Risiko für Dich.
Familiärer Hintergrund: Ist Borderline vererbbar?
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung als Krankheit ist nicht vererbbar. Selbst wenn Deine Mutter oder Dein Vater erkrankt ist, heißt das nicht automatisch, dass Du auch an der Störung erkranken wirst. Bisher konnte weder ein Borderline-Gen noch eine direkte Vererbung nachgewiesen werden.
Auf der anderen Seite ist es schwierig, genetische Faktoren vom sogenannten “sozialen Erbe” zu trennen. Denn bestimmte Verhaltensweisen wie emotionale Instabilität und Reaktionen in stressigen Situationen können auch erlernt sein. Fest steht daher, dass Dein äußeres Umfeld einen zentralen Einfluss darauf hat, ob Du an Borderline erkrankst oder nicht.
Wie äußert sich das Borderline-Syndrom? Typische Borderline Symptome
Wer an der Borderline-Persönlichkeitsstörung erkrankt ist, leidet fast immer unter Stimmungsschwankungen, Störungen des Selbsterlebens, einem Gefühl der inneren Leere und großen Schwierigkeiten in Beziehungen zu anderen Menschen. Viele Erkrankte weisen eine Mischung aller oder der meisten im Folgenden genannten Borderline Symptome auf:
Schwer kontrollierbare Gefühle
Ein typisches Borderline Symptom ist die sogenannte Abspaltung der Betroffenen von ihren Gefühlen. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Dissoziation: Kinder, die einer traumatischen Situation nicht entfliehen können, begeben sich emotional an einen anderen Ort. Wenn dann im späteren Leben wieder negative Gefühle auftauchen, kopieren Betroffene dieses Verhalten. Sie trennen sich von ihren Gefühlen. Dies hat jedoch auch zur Folge, dass die Emotionen nicht mehr unter Kontrolle sind und in impulsiven Ausbrüchen auftauchen können.
Entsprechend ist es typisch, Schwierigkeiten bei der Kontrolle von Impulsen und Gefühlen zu haben. Manche Personen mit der instabilen Persönlichkeitsstörung “rasten aus”, wenn Kleinigkeiten nicht stimmen, oder sind richtiggehend streitsüchtig. Dahinter stecken häufig starke Selbstzweifel.
Dieses instabile Selbstbild kann zu impulsiven Emotionen und Handlungen führen. Betroffene vernachlässigen oft die Konsequenzen ihrer Handlungen. Ihr als “überzogen” wahrgenommenes Auftreten bringt sie in Konflikte mit anderen.
Stimmungsschwankungen
Aus den schwer kontrollierbaren Gefühlen werden schnell starke Stimmungsschwankungen, welche ein weiteres wesentliches Borderline Symptom darstellen. Insbesondere Wut ist eine Emotion, die Borderline-Patienten kaum unter Kontrolle haben. Nach Wutausbrüchen, bitterem Sarkasmus oder Tobsuchtsanfällen folgen umso stärkere Selbstvorwürfe und Schuldgefühle.
Darüber hinaus neigen Betroffene dazu, ihre Meinung über andere Menschen schnell und drastisch zu ändern. Typischerweise idolisieren sie ihren Partner oder gute Freunde und wollen alles miteinander teilen, bis die Stimmung plötzlich umkippt und zu Wut, Enttäuschung oder gefühlter Vernachlässigung wird. Die Stimmungswechsel dauern oft mehrere Stunden und können sich ebenso schnell wieder legen, wie sie auftauchen.
Störungen des Selbsterlebens
Betroffene der Borderline Störung nehmen weder ihr Umfeld noch sich selbst objektiv wahr. Diese Dissoziation ist auch als mangelnde Subjekt-Objekt-Differenzierung bekannt. Da die Betroffenen häufig an starker innerer Spannung, Angst oder auch einer wahrgenommenen Leere leiden, kommt es dazu, dass sie sich selbst nicht mehr spüren.
Die eigenen Bedürfnisse, die eigenen Gefühle sowie die Wahrnehmung der eigenen Person sind gestört. Dies führt häufig dazu, dass sie sich selbst verletzen, um “wenigstens den Schmerz” zu spüren. Zudem sind Patienten meist davon überzeugt, dass sie schlechte Personen sind und eine Bestrafung verdient haben.
Borderline: Selbstverletzendes Verhalten kommt häufig vor
Etwa 80% aller Borderline-Patienten gehen selbstschädigenden Verhaltensweisen nach. Häufig ist das sogenannte Ritzen, bei dem sie sich mit Rasierklingen oder anderen scharfen Gegenständen in die Arme oder andere Körperteile schneiden. Dabei geht es darum, einen schnellen Schmerz zu spüren. Manchmal ist das Ritzen aber auch ein Hilferuf der Betroffenen nach Aufmerksamkeit.
Die folgenden Arten der Selbstverletzung gehören sind klassisches selbstschädigendes Verhalten bei der Borderline Personality Disorder:
- Ritzen
- Verbrennungen mit Zigaretten oder anderen heißen Gegenständen
- Verbrühen mit heißen Flüssigkeiten
- Verätzungen
- Stichwunden
- Kopf gegen harte Fläche schlagen
- Würgen (“strangling”)
Die Selbstschädigung kann sich auch in anderen Aktivitäten äußern. Die Selbstverletzung ist zwar häufig, muss aber nicht immer auftreten. Auch durch Hochrisikoverhalten, Essstörungen, den Missbrauch von Substanzen oder exzessives Spielen versuchen Borderline-Patienten, gegen die eigene Krankheit anzugehen.
Fast alle dieser Varianten der Selbstschädigung sind als suizidale Verhaltensweisen bekannt. Borderliner drohen häufig einen Selbstmord an, obwohl dieser nicht unbedingt geplant ist. Dennoch ist es sehr wichtig, diese Ankündigungen ernst zu nehmen. Denn das Selbstmordrisiko ist bei Borderlinern 40-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Man nimmt an, dass 8-10% der Erkrankten an einem Selbstmord sterben.
Spannungszustände
Ein weiteres Borderline Symptom ist ein starkes Gefühl der inneren Anspannung, das zusätzlich oder alternativ zu einem gestörten Selbsterleben auftreten kann. Dies kann an äußeren Belastungen liegen, aber meist sind es die konflikthaften Gefühle, die für extreme Spannungszustände sorgen. Daraus entstehen manchmal schizophrene oder paranoide Gedanken. Zudem sind Borderline-Betroffene meist sehr empfindlich. Schon das kleinste Problem kann die Spannung zum Explodieren bringen.
Ein Grund für die extreme Spannung, die Erkrankte verspüren, ist das typische Schwarz-Weiß-Denken. Situationen, ebenso wie Personen, sind in ihrer Wahrnehmung entweder “sehr gut” oder “sehr schlecht”. Entsprechend wechseln sie in ihren Beziehungen zwischen einem Klammerverhalten und Abweisung. Dadurch entsteht eine ständige innere Spannung.
Innere Leere
Ein weiteres häufiges Symptom der Borderline Personality Disorder ist ein anhaltendes Gefühl der inneren Leere. Dazu gehört eine quälende Langeweile. Um diese loszuwerden, suchen Patienten teilweise fast manisch nach einer Beschäftigung. Andere verfallen in einen apathischen Zustand, trennen sich ganz von ihren Gefühlen und ihrem Selbsterleben und verlieren so jeglichen Antrieb im Leben.
Hinzu kommt, dass Borderliner sich typischerweise allein und verlassen fühlen. Sie sind davon überzeugt, dass niemand sie verstehen kann. Entsprechend schwierig ist es für nahestehende Personen, zu helfen. Die Beziehungen werden aufgrund der Borderline-Reaktionen immer schwieriger und zerbrechen zum Teil, obwohl die Liebe stark ist.
Begleiterscheinungen von Borderline
Zusätzlich zu den geschilderten Borderline Symptomen gibt es weitere Begleiterscheinungen, die häufig auftreten. Denn die instabile Persönlichkeitsstörung ist selten in ihrer reinen Form vorhanden. Hinzu kommen zum Beispiel Depressionen, Angststörungen wie posttraumatische Belastungsstörungen, sowie Schlaf-, Ess- und Trinkstörungen. Auch Zwangshandlungen und Abhängigkeiten sind verbreitet. Die begleitenden Erscheinungen lassen sich ähnlich wie das Syndrom durch traumatische Ereignisse erklären.
Essstörungen
Essstörungen sind eine Folge von dem für Borderliner typischen impulsivem Verhalten, das sich nicht kontrollieren lässt. In Kombination mit einem gestörten Selbstbild sowie dem Impuls, sich selbst als “schlechte Person” zu bestrafen, handelt es sich um eine gefährliche Begleiterkrankung des Borderline-Syndroms. Besonders häufig kommt es zu einer Ess-Brech-Sucht (Bulimie), aber auch Magersucht oder Binge-Eating (“Fressattacken”) können auftreten.
Schlafstörungen
Eine weitere Begleiterscheinung der Borderline-Störung sind Schlafstörungen. Aufgrund von Spannungs- oder Angstzuständen sowie häufiger Stimmungswechsel können Borderline-Betroffene in vielen Fällen nicht gut schlafen. Ihre Schlafstörungen lassen sich unter anderem mit Albträumen erklären. Eine Verschiebung des Schlaf-/Wachrhythmus ist ebenfalls häufig. Die sogenannte Agitation, also eine motorische Unruhe und körperliche Impulsivität, ähneln manchmal den Symptomen einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS). Diese Persönlichkeitsstörungen können gemeinsam auftreten.
Angststörungen
Eine große Angst davor, verlassen zu werden, ist typisch für die Borderline-Persönlichkeitsstörung. Betroffene möchten nicht allein sein. Wenn sie das Gefühl haben, jemand möchte sie verlassen, werden sie meist sowohl ängstlich als auch wütend. Das kann sich unter anderem in Panikattacken bei geringen Verspätungen oder Absagen anderer Personen ausdrücken. Zudem ist ein Missbrauch von Beruhigungsmitteln eine Gefahr.
Depression
Besonders häufig für die Borderline-Störung ist die Begleiterkrankung Depression. Hier handelt es sich ebenfalls um eine psychische Erkrankung, die sich unter anderem in einer anhaltend gedrückten Stimmung, einer Antriebslosigkeit, einem Interessenverlust und körperlichen Anzeichen wie Appetitstörungen äußert. Da Depressionen ebenso wie Borderline-Störungen mit Suizidgedanken einhergehen, ist eine Doppelerkrankung entsprechend ernst.
Borderline Symptome bei Männern
Die Borderline-Störung kommt bei Männern vermutlich genauso häufig vor wie bei Frauen. Allerdings tendieren sie dazu, keine professionelle Hilfe zu suchen. Etwa 80% der Borderline-Patienten in Therapie sind weiblich. Dies lässt sich damit erklären, dass Männer anders mit Erkrankungen umgehen.
Insbesondere bei psychischen Erkrankungen ist es für viele nach wie vor ein Tabu, sich Hilfe zu suchen. Zudem gehen Wissenschaftler davon aus, dass sich Borderline Symptome bei Männern ein wenig anders äußern als bei Frauen.
Die folgenden Symptome sind bei Männern besonders häufig:
- Ausübung körperlicher Gewalt
- Andere zwischenmenschliche Aggressionen wie Wut und Sarkasmus
- Starke negative Reaktionen auf Kritik jeglicher Art
- Selbstverletzungen
- Missbrauch von Alkohol, Drogen und Medikamenten
Entsprechend landen männliche Borderliner tendenziell eher in einer Jugendvollzugsanstalt oder gar im Gefängnis als in einer Klinik. Die Gesellschaft nimmt betroffene Männer als “asozial” wahr und auch die Männer selbst glauben an diese Diagnose. Entsprechend besteht nach wie vor ein großer Nachholbedarf, was die Diagnose und Behandlung der psychischen Störung bei Männern angeht.
Borderline Symptome bei Frauen
Bei Frauen ist die Krankheit deutlich besser erforscht. Zu den typischen Borderline Symptomen bei Frauen zählt selbstschädigendes Verhalten, um sich besser zu fühlen oder mit der Krankheit umzugehen. Während die Reaktion von Männern sich eher gegen die Außenwelt richtet, tendieren Frauen mit der Borderline Personality Disorder dazu, ihre Emotionen und Probleme zu internalisieren. Daher kommt auch sogenanntes selbstverletzendes Verhalten bei ihnen häufiger vor.
Die folgenden Borderline-Symptome treten vor allem bei Frauen auf:
- Essstörungen
- Versteckte Selbstverletzung
- Innere Leere
- Angststörungen
Da Wissenschaftler lange der Meinung waren, dass deutlich mehr Frauen als Männer am Borderline-Syndrom erkranken, profitieren Frauen immerhin davon, eine schnelle Diagnose zu erhalten. Zudem neigen weibliche Patienten eher dazu, sich freiwillig in Therapie zu begeben. Sie sind Verhaltenstherapie und Psychotherapie gegenüber oft recht aufgeschlossen, weshalb die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung für Frauen vermutlich besser sind als für Männer.
Borderline bei Jugendlichen
Etwa 5 von 100 Jugendlichen leiden unter einer Borderline-Störung. Selbst für gesunde Menschen ist die Pubertät emotional sehr belastend. Besonders empfindsame oder traumatisierte Kinder haben in dieser Lebensphase ein erhöhtes Risiko für den Ausbruch der Borderline-Erkrankung. Wenn zu den üblichen Herausforderungen noch Probleme in der Schule oder in zwischenmenschlichen Beziehungen kommen, entstehen schnell weitaus größere Probleme wie ernsthafte Erkrankungen. Auch genetische Faktoren wie ein Hang zu anderen Persönlichkeitsstörungen in der Familie können das Risiko für die Erkrankung erhöhen.
Erkennungshilfen für Eltern
Für Eltern ist es oft schwierig, bei Jugendlichen zwischen einer anstrengenden Pubertät und einer ernsten psychischen Erkrankung zu unterscheiden. Die Borderline-Diagnose kann von ihnen nicht selbst gestellt werden. Hinzu kommt, dass sich die Störung vor allem in der Schule bemerkbar macht, wo die gewohnte Umgebung fehlt. Daher sind es häufig die Lehrer oder Erzieher, die Verdacht schöpfen.
Anhand der folgenden Symptome ist eine vorsichtige Borderline Personality Disorder Diagnose bei Jugendlichen möglich:
- Rasch wechselnde Stimmungen
- Geringe soziale Kompetenz
- Schulische Probleme
- Schlafprobleme
- Essstörungen
- Selbstverletzung
- Bettnässen
Ein besonders eindeutiges Anzeichen ist die Selbstverletzung. Jedoch ist dieses Borderline-Symptom sehr schwer zu erkennen, da Betroffene ihre Borderline Personality gut verstecken können. Für Eltern und Erzieher ist es wichtig, nicht zu schnell und gleichzeitig nicht zu spät aktiv zu werden.
Verhalten gegenüber betroffenen Jugendlichen
Wenn die Borderline-Erkrankung bei Jugendlichen fortgeschritten ist, äußern sie häufig erste Suizidgedanken. Als Angehöriger solltest Du diese Ankündigungen immer ernst nehmen, auch wenn sie zunächst melodramatisch oder spaßhaft klingen mögen. Zudem ist es wichtig, sich gut über die Krankheit zu informieren. Das Zusammenleben mit einem Borderline-Patienten ist immer kompliziert. Denke daran, auch schwierige Einstellungen und Haltungen nicht persönlich zu nehmen und nach Möglichkeit mit Liebe und Geduld zu reagieren.
Am besten kannst Du einen Betroffenen unterstützen, indem Du immer wieder zeigst, dass Du für ihn da bist. Unterstützung und Begleitung bei der Therapie sind ebenso wichtig wie Einfühlungsvermögen und Verständnis.
Zugleich sollten Angehörige sich selbst gut im Blick behalten, denn die Unterstützung eines Borderline-Patienten erfordert viel Kraft. Denke daher an Dein eigenes seelisches Wohl. Angehörigen-Gruppen können sehr hilfreich sein.
Borderline und Beziehung
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sind oft unsicher im Umgang mit anderen Personen, weshalb Borderline und Beziehung häufig ein schwieriges Thema ist. Erkrankte haben Probleme damit, ihre Umgebung und die Emotionen in zwischenmenschlichen Beziehungen einzuschätzen. Hinzu kommen ein geringes Selbstwertgefühl, ein verletzliches und wechselhaftes Selbstbild und die Spannung zwischen Selbstliebe und Selbsthass. Dementsprechend ist es für Betroffene schwierig, eine stabile Beziehung zu führen.
Borderline-Erkrankte und ihre Familie
Die Betreuung von Menschen mit Borderline Personality ist ohne professionelle Hilfe kaum möglich. Für alle Familienmitglieder kann die Erkrankung eine große Herausforderung darstellen. Hinzu kommt, dass die Störung häufig durch Erfahrungen innerhalb der Familie ausgelöst wurde.
Daher ist es für viele Patienten empfehlenswert, Abstand zu einigen Familienmitgliedern zu halten. Ein Psychotherapeut kann dabei helfen, die schwierige Balance zwischen Verständnis und Unterstützung zu finden und die Familie in ihrer Beziehung mit der erkrankten Person zu unterstützen.
Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass Eltern mit dem Syndrom hohe Ansprüche an sich und ihr Kind stellen und dadurch viel Druck ausüben. Wenn Du zum Beispiel weißt, dass Deine Mutter oder Dein Vater an der Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet, solltest Du versuchen, ein offenes Gespräch zu führen und therapeutische Unterstützung etwa in Form einer Familientherapie zu erhalten.
Borderline und Partnerschaft
Wer eine sogenannte Borderline Personality hat, weist zugleich Angst vor Nähe und vor Abstand auf. Zu Beginn einer Borderline-Beziehung neigen Patienten dazu, den neuen Partner stark zu idealisieren oder richtiggehend zu vergöttern. Sie suchen intensive Nähe und sehr engen Kontakt.
Auf der anderen Seite haben Betroffene Probleme damit, Vertrauen und Liebe aufzubauen. Sie haben oft übertriebene Panik vor einer Trennung oder davor, vernachlässigt oder “verraten” zu werden. Schon Kleinigkeiten können zu einem großen Streit oder tiefen Unsicherheiten führen. So kommt es schnell zu einer Ablehnung oder Verachtung des Partners, die sich ebenso rasch wieder zu intensiver Liebe wandeln kann.
Dementsprechend ist es für einen gesunden neuen Partner eine Herausforderung, eine Beziehung mit einer Person mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung einzugehen. Die Mischung aus Verklärung und Abwertung, die an der Tagesordnung ist, ist verwirrend und anstrengend.
Zugleich solltest Du als gesunde Person in einer Beziehung mit einem Borderliner gut auf Dich selbst achten. Leider kommt es häufig zu Trennungen, da die gesunden Partner sich ebenso als Opfer der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung sehen wie die Erkrankten selbst.
Als Ex-Freund hast Du eine andere Perspektive auf die Beziehung und kannst erkennen, wie schwierig sie für Dich war. Mit professioneller Unterstützung ist es jedoch möglich, eine Borderline-Beziehung erfolgreich zu führen.
Borderline-Erkrankte im Umgang mit Liebe & Sexualität
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es drei verschiedene Arten von Sexualverhalten beim Borderline-Typen gibt:
- Sexualität wird nicht ausgelebt: Die Betroffenen geben sich zwar häufig sehr sexy, leiden aber an einer Mischung aus Angst vor Intimität und einer starken Sehnsucht nach einer intimen Beziehung.
- Extreme Sexualität: Dieser Typus ist sexuell sehr aktiv und konfrontiert so seine Angst vor Intimität. Häufig kommt es zu einem riskanten Sexualverhalten.
- “Normale” Sexualität: Andere Betroffene manövrieren eine Borderline-Beziehung recht erfolgreich. Ihre Ängste sowie der Hang zur Selbstverletzung äußern sich dann jedoch in anderen Verhaltensweisen wie etwa dem Ritzen.
Trotz Persönlichkeitsstörung haben fast alle Borderliner ein starkes Bedürfnis nach Liebe und körperlicher Intimität. Ihre Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Beziehungen sowie eine vorherrschende Panik vor einer Trennung verkomplizieren jedoch genau dieses Bedürfnis. Ex-Partner berichten häufig von einem starken Gefühl der Liebe, das die Betroffenen in der Beziehung nicht richtig ausdrücken können.
Umgang mit Borderline-Erkrankten
Meist sind es Eltern, Familienmitglieder, Partner oder Freunde, die erste Auffälligkeiten bei einem Patienten mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung beobachten. Zwar kannst Du als Laie das Borderline-Syndrom nicht unbedingt korrekt diagnostizieren, aber Du solltest auf jeden Fall Hilfe von einem Therapeuten anregen. Das gilt schon bei den ersten Anzeichen einer psychischen Störung, wie etwa bei Selbstverletzung, starken Stimmungsschwankungen oder Suizid-Drohungen.
Darüber hinaus sind Angehörige, Partner und Freunde idealerweise eine verlässliche und vertrauensvolle Stütze für Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung. In der Beziehung zum Erkrankten ist es am besten, sich als “Verbündeter” zu positionieren. Jedoch solltest Du hier beachten, dass Du auch als gesunde Person Unterstützung im Umgang mit einer Borderline Personality brauchst. Dafür gibt es zum Beispiel Selbsthilfegruppen und therapeutische Beratungen.
Borderline am Arbeitsplatz
Wer mit der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wird, ist oft erst einmal überrascht und möchte mit seinem Alltag fortfahren. Für einige funktioniert Borderline am Arbeitsplatz weiterhin gut, aber trotzdem sollte die Priorität immer darauf liegen, zunächst eine Verhaltenstherapie oder eine Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) zu absolvieren, um schnell wieder gesund zu werden.
Auswirkungen von Borderline auf den Berufsalltag
Am Arbeitsplatz kommt es für Borderliner öfter zu Problemen, da ihre zwischenmenschlichen Fertigkeiten mangelhaft sind. Die psychische Erkrankung führt dazu, dass die Betroffenen ihre Emotionen nicht effektiv beherrschen können. Stimmungsschwankungen, Wutanfälle, innere Leere oder auch Verhalten in selbstschädigenden Bereichen wie etwa eine Essstörung haben enorme Auswirkungen auf den Berufsalltag und machen die Arbeit kompliziert.
In vielen Fällen ist ein Arbeitsumfeld sogar richtiggehend schädlich für die Erkrankung. Kritik kann zu Panikattacken und anderen Symptomen führen. Die emotionale Impulsivität sowie das Schwarz-Weiß-Denken der an der Persönlichkeitsstörung Erkrankten sorgen rasch für Konflikte unter Mitarbeitern. Entsprechend kommt es typischerweise schon vor der Diagnose zu einem häufigen Arbeitsplatzwechsel.
Kann ich mit Borderline weiterhin arbeiten?
Instabile Beziehungen und selbstschädigende Handlungen sowie Stimmungsschwankungen machen es schwer, mit dem Syndrom zu arbeiten. Jedoch können manche Erkrankte die Symptome gut kompensieren. Sie brauchen Sinn und Struktur, die sie über die Arbeit erhalten. Wenn sie wenig in Kontakt mit anderen Menschen sind oder sich bereits auf dem Weg der Heilung befinden, kann es sinnvoll sein, weiterhin zu arbeiten.
Da jedoch die meisten Betroffenen in zwischenmenschlichen Beziehungen schnell “entgleisen” und unter Kritik oder Konflikten bei der Arbeit stark leiden, ist es häufig sinnvoller, für die gründliche psychotherapeutischen Behandlung eine Pause von der Arbeit einzulegen.
Die Diagnosestellung von Borderline
Anhand der genannten Symptome kann eine Diagnosestellung von Borderline recht zuverlässig vorgenommen werden. Dennoch ist es nach wie vor nicht leicht für Patienten, um Unterstützung zu bitten oder einen Arzt aufzusuchen, da psychische Erkrankungen mit einem Stigma behaftet sind. Sie werden leider in der Gesellschaft noch immer häufig als „Zimperlein“ abgetan, die keiner Behandlung bedürfen, da es sich nicht um „echte“ Krankheiten handelt. Jedoch kann die Borderline-Therapie nur nach erfolgreicher Diagnose stattfinden.
Die neun Borderline-Kriterien aus dem Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen
Experten für das Syndrom nutzen häufig die folgende Liste mit Borderline-Symptomen aus dem DSM-IV (Internationales Handbuch zur Diagnostik psychischer Störungen), um eine Borderline Personality Disorder zu erkennen:
- Bemühungen, nicht verlassen zu werden
- Instabile, aber oft intensive zwischenmenschliche Beziehungen
- Impulsivität in mindestens zwei selbstschädigenden Bereichen
- Wiederkehrende suizidale Handlungen oder Selbstverletzung
- Instabiles Gefühls- und Gemütsleben
- Chronisches Gefühl von innerer Leere
- Schwierigkeiten bei der Kontrolle von Wut
- Identitätsstörung
- Dissoziative oder paranoide Anzeichen
Diese Borderline-Kriterien geben Aufschluss darüber, ob eine Person erkrankt sein könnte. Wenn in einem Zeitraum von vier Jahren mindestens fünf der Beschwerden aufgetreten sind, lässt sich die emotional instabile Persönlichkeitsstörung diagnostizieren.
Diagnostisches Interview für das Borderline-Syndrom (DIM)
Darüber hinaus nutzen Psychotherapeuten und Ärzte häufig einen speziellen Borderline-Test. Dabei handelt es sich um das diagnostische Interview für das Borderline-Syndrom (DIB). Für den Test ist ein etwa zweistündiges Gespräch nötig, in dem der Untersucher Informationen zu verschiedenen Teilbereichen des Syndroms sammelt. Diese Bereiche lassen sich mithilfe eines Punktesystems auswerten.
Wichtig: Das DIB kommt in der stationären Psychiatrie oder auch ambulant in psychotherapeutischen Praxen zum Einsatz. Ein Online-Selbsttest kann das Diagnostische Interview nicht ersetzen, da für die korrekte Diagnose ein Experte nötig ist.
Borderline-Diagnose nach ICD-10
Zur Borderline-Diagnose wird auch der weltweite ICD-10-Standard verwendet. Auch die Weltgesundheitsorganisation nutzt diesen Standard. Das Syndrom wird hier als “emotional instabile Persönlichkeit” beschrieben und unterscheidet zwischen einem Impulsiven Typus und dem Borderline-Typus. Zur Diagnose laut ICD-10 müssen Patienten mit dem Impulsiven Typus mindestens drei dieser fünf Merkmale aufweisen:
- Neigung zu Streit und Konflikt, vor allem wegen impulsiven Handlungen
- Neigung zu unerwarteten Handlungen ohne Berücksichtigung der Folgen
- Neigung zu Wut- oder Gewaltausbrüchen ohne Kontrollfähigkeit
- Verweigerung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden
- Unbeständige und unberechenbare Stimmung
Um den Borderline-Typus zu diagnostizieren, müssen Betroffene zusätzlich zu mindestens drei Merkmalen noch mindestens zwei Symptome dieser ergänzenden Liste aufweisen:
- Unsicherheit im Selbstbild und in der eigenen Identität
- Neigung zu intensiven, instabilen Beziehungen
- Übertriebene Bemühungen, nicht verlassen zu werden
- Wiederholte Androhung oder Durchführung von selbstverletzendem Verhalten
- Anhaltende Gefühle von innerer Leere
Borderline behandeln: Therapiemöglichkeiten
Die Therapiemöglichkeiten für Borderline-Persönlichkeitsstörung sind inzwischen recht vielfältig. Jedoch gestaltet sich die Borderline-Therapie sowohl für den Betroffenen als auch für den Psychotherapeuten oft recht schwierig, da die Person mit Borderline-Störung auch in der Borderline-Beziehung mit dem Psychotherapeuten zwischen Idealisierung und Herabsetzung schwankt. Daher ist ein häufiger Wechsel des Therapeuten verbreitet.
Ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung heilbar?
Der Verlauf der Bordreline-Erkrankung ist sehr unterschiedlich, was sich auch auf die Heilungschancen auswirkt. Mit dem Alter nimmt die Intensität der Borderline-Störung normalerweise ab, sodass die Betroffenen als Erwachsene stabiler sind. Eine große Gefahr besteht dennoch darin, dass das Syndrom einen chronischen Verlauf nimmt, was eine angemessene Therapie erschwert. Die Schwierigkeit besteht außerdem darin, die passende Psychotherapie oder Verhaltenstherapie unter der Vielzahl der Therapiemöglichkeiten zu finden.
Der Psychoanalytische Ansatz
Die Psychotherapie ist die wichtigste Behandlungsart für eine Borderline Personality. Sie hilft dabei, suizidales Verhalten zu verringern, Depressionen zu lindern und das alltägliche Auftreten der Betroffenen zu verbessern. Da Betroffene oft große Angst davor haben, über ihre Kindheit oder andere mögliche Auslöser zu sprechen, gibt es in der Gesprächstherapie ein großes Hindernis.
Anders als bei anderen Persönlichkeitsstörungen kann das Aufrollen alter Traumata die Borderline-Störung verschlimmern. Daher konzentrieren sich Therapeuten vor allem auf das Verhalten. Die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie ist dafür da, emotionale Fehlregulationen und einen Mangel an sozialen Fähigkeiten zu adressieren.
Beim psychoanalytischen Ansatz kommt eine Mischung aus Einzel- und Gruppensitzung in Kombination mit dem STEPPS-Programm zum Einsatz. Bei STEPPS handelt es sich um eine Schulung für verbesserte emotionale Berechenbarkeit und Problemlösung.
Über einen Zeitraum von 20 Wochen besuchen die Patienten wöchentliche Gruppensitzungen und lernen, wie sie ihre eigenen Gefühle, die eigenen Bedürfnisse und ihre Gewohnheiten besser wahrnehmen und steuern können.Zudem finden Patienten ein Team aus Freunden und Familie zur Unterstützung der psychotherapeutischen Behandlung.
Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
In Kliniken und psychiatrischen Anstalten, aber auch in der ambulanten Heilbehandlung kommt oft die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) zur Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen zum Einsatz. Es handelt sich um eine Kombination aus Verhaltenstherapie, kognitiver Therapie und Gestalt- sowie Hypnotherapie. Der behandelnde Arzt wählt je nach Art der Erkrankung die passenden Methoden aus.
Diese Phasen lassen sich bei der DBT unterscheiden:
Vorbereitungsphase: Der Therapeut informiert den Patienten über das Syndrom und über den geplanten Therapieverlauf. Zudem werden bei dieser Therapieform frühere Therapieversuche analysiert, um zu verstehen, warum sie gescheitert sind.
Erste Therapiephase: Hier geht es darum, zwischenmenschliche Fertigkeiten zu erlernen, die problematische Verhaltensweisen in Zukunft vermeiden und dem Patienten eine Problemlösung ermöglichen. Der Fokus liegt auf selbstschädigendem und therapiegefährdendem Verhalten sowie auf Haltungen und Handlungen, die die Lebensqualität des Erkrankten reduzieren.
Zweite Therapiephase: Als Nächstes geht es darum, die Folgen traumatischer Erlebnisse zu behandeln. So ist es möglich, Störungen im emotionalen Erleben zu verbessern.
Dritte Therapiephase: Zuletzt bespricht der Therapeut Probleme der Lebensführung und in sozialen Beziehungen mit seinem Patienten. Die so erlernten Verhaltensweisen sollen in den Alltag eingebaut werden.
Weitere verhaltenstherapeutische Ansätze zur Borderline-Behandlung
Neben der typischen Psycho- bzw. Verhaltenstherapie sowie der Dialektisch-Behavioralen Therapie gibt es noch weitere verhaltenstherapeutische Ansätze, die zur Borderline-Behandlung zum Einsatz kommen können.
Schema-fokussierte Therapie
Alternativ oder zusätzlich zur DBT ist es möglich, Schemata im Verhalten des Patienten zu suchen, die aufgrund traumatischer Kindheitserlebnisse entstanden sind. Diese lassen sich mithilfe einer Psychoanalyse verstehen und allmählich auflösen. Auf diese Weise kann der Erkrankte seine Schemata ändern und zum Beispiel an positiven statt negativen Denkmustern arbeiten.
Wichtig ist, dass zunächst eine vertrauensvolle Basis zum Psychotherapeuten besteht. Nach der Aufarbeitung der Traumata wird die therapeutische Beziehung langsam aufgelöst.
Mentalisierungsbasierte Therapie
Wenn der behandelnde Arzt eine mangelnde Subjekt-Objekt-Differenzierung als Grundlage der Borderline-Störung vermutet, kann er mithilfe der mentalisierungsbasierten Therapie (MBT) daran arbeiten, dass der Erkrankte die Emotionen anderer Menschen besser zu erkennen lernt.
Hier kommen Übungen für verbesserte Empathie zum Einsatz. Außerdem kombiniert die MBT Ansätze aus der Bindungstheorie, hilft also dem Betroffenen dabei, an seiner Bindungsangst zu arbeiten und das Erleben anderer Menschen besser zu verstehen. Es handelt sich um Gruppentherapie.
Übertragungsfokussierte Therapie
Bei der übertragungsfokussierten Therapie geht es um die Interaktion zwischen Patient und Therapeut. Indem der Therapeut Fragen stellt, hilft er dem Betroffenen dabei, über Reaktionen auf bestimmte Situationen oder Themen nachzudenken. So ist es möglich, an der Selbstwahrnehmung zu arbeiten. Die Übertragung der therapeutischen Beziehung auf andere Beziehungen hilft dabei, dank der Behandlung einen gesünderen Umgang mit anderen Menschen zu etablieren.
Medikamente zur Borderline-Therapie
Bisher gibt es zur Behandlung der Borderline Personality Disorder noch kein Medikament, das die Dialektisch-Behaviorale Therapie oder die Psychotherapie ersetzen könnte. Jedoch haben Forscher herausgefunden, dass einige Medikamente unterstützend und stabilisierend bei der Borderline-Behandlung zum Einsatz kommen können. Hier geht es vor allem um Stimmungsstabilisierer, Antipsychotika und Antidepressiva. Auch die sogenannten SSRIs, die Selektive-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, zeigen bei Angststörungen und Depressionen im Rahmen der Erkrankung gute Ergebnisse.