Der Lifestyle-Trend: Downsizen und minimalistisch leben
Egal ob es Zeit für den Frühjahrsputz ist, der Keller aufgeräumt werden soll oder ein Umzug ansteht: Irgendwann stellen wir uns wahrscheinlich alle die Frage, wann genau wir die Kontrolle über unseren Kleiderschrank, den Hauswirtschaftsraum, den Dachboden oder den Schreibtisch im Büro verloren haben.
Wann hat sich das Innenleben der Schubladen, Schränke und Kisten verselbstständigt und Dimensionen angenommen, die vermutlich nie wieder zu bändigen sind? Uns beschleicht das ungute Gefühl, dass es nun wirklich höchste Zeit ist, etwas zu ändern. Ausmisten hieß es früher.
Downsizing ist heute nicht nur der modernere Begriff, er spiegelt auch einen ganzen Lifestyle wider. Downsizing ist mit Verschlankung, Verkleinerung aber auch Gesundschrumpfung zu übersetzen. Downsizing kann zum Minimalismus führen, was im besten Fall bedeutet, dass man ein Leben ohne unnötigen Ballast führt.
Weniger ist mehr – Was ist Downsizing und Minimalismus?
Besitz belastet – eine Weisheit, deren Botschaft mithilfe von Downsizing einfach erhört und gelebt werden kann. Denn Downsizing bedeutet, dass man sich von etwas trennt, das man nicht braucht und das man schon viel zu lange mit sich herum geschleppt hat. Für jeden einzelnen bedeutet es Geld- und Platzverschwendung aufgrund verzichtbarer Dinge.
Für die Natur und Umwelt bedeutet es eine sinnlose Vergeudung von Ressourcen. Diese Erkenntnis lässt zur Zeit viele Menschen umdenken und macht sie offen für einen Lifestyle, in dessen Mittelpunkt Minimalismus steht. Ob bei der Wohnungseinrichtung oder bei dem Verzicht auf Plastikverpackungen – dieses Denken kann in jeden Lebensbereich greifen.
Das Ergebnis: weniger Ballast und ein gutes Gewissen. Das ist ganz einfach. Mach Dir einfach beim nächsten Shopping-Bummel bewusst, dass ein Paar Schuhe in der Herstellung mehr als 16.000 Liter Wasser verbraucht und frag Dich, ob sie es wert sind. Die meisten Praktizierenden dieses Lebensstils bestätigen: Der Konsumverzicht und das Reduzieren von Besitztümern macht frei und glücklich.
Die Ursprünge des Downsizing
Vorzeichen auf einen minimalistischen Lebensstil und Downsizing waren bereits in der griechischen wie römischen Antike zu erkennen. Dort wurde neben der Einfachheit auch der Ansatz propagiert, dass man aufgrund des leidvollen und unberechenbaren Lebens lernen müsse loszulassen, um sich der Vergänglichkeit der Dinge bewusst zu werden. So könne man sich von Dingen trennen oder sie verlieren, ohne Wut oder Trauer zu empfinden.
Downsizing im Ingenieurwesen
Eine weitere Bedeutung von Downsizing existiert bei Verbrennungsmotoren. Durch das Downsizing, also die Verringerung von zum Beispiel gewissen technischen Faktoren wie Gewicht oder Hubraum, kann der Energieverbrauch bei gleicher Leistung reduziert werden.
Downsizing im Personalmanagement
Wenn bei einem Unternehmen von Downsizing gesprochen wird, bezieht sich die Verringerung meist auf die Ausgaben der Firma. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass Mitarbeiter entlassen werden.
Für das Arbeitsergebnis des Unternehmens hat das Downsizing in so einem Fall jedoch keine Bedeutung. Denn das soll häufig beibehalten werden. Das bedeutet, dass die Arbeit der Entlassenen auf die verbleibenden Kollegen aufgeteilt wird.
Historische Vorläufer des Downsizing
Der Wunsch nach Loslassen und sich nicht zum Sklaven seines Besitzes oder seiner Verführbarkeit machen zu lassen, ist kein Phänomen der heutigen Zeit. Schon vor vielen Hundert Jahren empfanden nicht nur Philosophen den Drang, sich gegenüber der Gesellschaft und dem Leben so zu positionieren, dass sie zwar keine Außenseiter waren, sich aber dennoch nicht in jedwede Machenschaften, unklare Beziehungen oder Vorkommnisse verwickeln lassen wollten.
So waren sie – dank der dadurch gewonnenen Fähigkeit, sich nur soweit einzulassen, dass sie jederzeit unbekümmert loslassen konnten – gegen die Macht allem unausweichlich Vergänglichem gewappnet. Durch das Ändern ihrer Haltung übten sie sich in Dankbarkeit für die schönen Dinge, mit denen sie sich umgeben durften, ob sie ihnen nun von Nutzen waren oder nicht. Sie empfanden keinen Groll, wenn sie sie wieder verloren.
Diogenes in der Tonne
„Geh mir aus der Sonne!“ Eine nicht gerade freundliche Aufforderung, die Diogenes dem Feldherrn Alexander dem Großen gegenüber geäußert haben soll. Und doch hat der Philosoph aus Sinope (400 v. Chr. – 323 v. Chr.) am Schwarzen Meer mit diesem kurzen Satz nahezu alles über seine Haltung ausgedrückt.
Er, der in diesem Moment die Möglichkeit hatte, vom mächtigsten Mann den es zu jener Zeit gab, einen Wunsch erfüllt zu bekommen, und vielleicht von Stund an in Saus und Braus und privilegiert zu leben, lehnte diese für jeden anderen scheinbar fantastische Chance ab. Denn Diogenes bedeuteten weder Besitztümer noch gesellschaftliche Gepflogenheiten etwas. Er zog es vor, in seiner ärmlichen Tonne, die ihm als Behausung diente, seinen minimalistischen Lebensstil fortzuführen.
Als er sah, wie Kinder aus ihrer hohlen Hand Wasser tranken, schmiss er seinen Becher mit der Begründung weg, dass er ein nutzloser Gegenstand sei – noch mehr Downsizing war quasi nicht mehr möglich. Anspruchslos, besitzlos, aber frei und glücklich. Auf die Frage, was das Schönste für den Menschen sei, soll Diogenes gesagt haben: „Das freie Wort – die Freiheit, alles ausleben, alles aussprechen zu können.“
Wandervogel-Bewegung
Sie fühlten sich eingeengt und bedrängt durch die zunehmende Verstädterung, welche die Industrialisierung ihrer Zeit mit sich brachte. Die Rede ist von der Jugendbewegung Wandervogel, die sich um 1900 in Steglitz, dem heutigen Berlin, formierte und als „Wandervogel-Ausschuss für Schülerfahrten e.V.“ ihrem Bedürfnis nach einem minimalistischen Leben im Einklang mit der Natur ein Gesicht und eine Stimme verlieh. Ihnen war ihre Freiheit lieb und teuer, das ungezwungene Umherschweifen sowie das Einswerden mit der Natur. Mehr brauchten sie nicht, um glücklich zu sein. Das Streben nach Geld, Häusern und Macht lehnten sie ab.
Hunderttausende junge Leute schlossen sich bereits in den ersten Jahren den Wandervögeln an. Ihr erklärtes Ziel war es, kein Ziel zu haben. Denn ihre Leidenschaft galt der Fahrt, dem Unterwegs sein unter freiem Himmel und dem gemeinsamen Singen.
Pfadfinder
„Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.“ So lautet einer der wohl bedeutendsten und wichtigsten Sätze von Robert Baden-Powell, dem Gründer der Pfadfinderbewegung.
Der englische General Baden-Powell (1857 – 1941) trat Anfang des 20. Jahrhunderts mit seinem Buch „Scouting for Boys“ und dem von ihm entwickelten Pfadfinderlager eine unglaubliche Jugendbewegung los, die sich durch alle Schichten und später auch Glaubensrichtungen und Nationalitäten zog.
Ihr Hauptaugenmerk liegt tatsächlich, wie in Baden-Powells berühmtem Zitat ausgedrückt, darin, die Welt besser zu machen. Eitelkeit ist bei den Pfadfindern fehl am Platze, Minimalismus ist angesagt, keiner versucht, den anderen zu übertrumpfen. Alle tragen die gleiche Uniform: einfach, schmucklos und zweckentsprechend.
Alle verfügen über die gleiche Ausrüstung und über das gleiche Wissen, zumindest über kurz oder lang. In ihren Gesetzen wird an ihre Ehre appelliert, an ihre Verlässlichkeit, ihre Hilfsbereitschaft und ihre Sparsamkeit.
Warum ist das Downsizing für viele Menschen so interessant?
Das Downsizing, also das Verringern von unnötigem Besitz, bedeutet für viele Menschen einen längst überfälligen Befreiungsschlag oder sogar auch eine Entschlackungskur und geht mit einer großen Erleichterung einher. Darüber hinaus kann energisches Aufräumen Spaß machen, einen aus seiner Lethargie reißen und für Neues begeistern und motivieren.
Bewusstes Leben statt Schnelllebigkeit und Reizüberflutung
Die Reduktion auf einige wenige Dinge hilft dabei, uns in Zukunft genau auf diese, von uns ausgewählten Gegenstände zu konzentrieren. Schließlich haben wir es uns während des Downsizing-Prozesses wirklich schwer gemacht und uns bei jedem einzelnen Stück über dessen persönliche Wertigkeit den Kopf zerbrochen.
Das Ergebnis ist eine ruhige, von uns geschaffene und dekorierte Wohnlandschaft mit Konstanz. Und kein zufällig, aus diversen Kauflaunen heraus entstandenes Nippes-Inferno, das eigentlich nur noch als Wimmelbild taugt.
Gegenentwurf zu einer materialistischen Lebenswelt
Wenn einem gewahr wird, dass es nicht die kostbaren Kunstwerke an der Wand sind, die einen glücklich machen, und auch nicht die Tischplatten aus edelstem italienischen Carrara-Marmor – dann kann der richtige Zeitpunkt gekommen sein, um sich dem Minimalismus hinzugeben.
Vielleicht merkt man plötzlich, dass das Gegenteil zum ausdruckslosem Prunk, nämlich aufgeräumte, einfache Klarheit, die Seele viel mehr berührt. Und dass man der Konsumgesellschaft nicht mehr viel abgewinnen kann.
Ausweg aus der Konsumgesellschaft
Die vermehrte Beschäftigung mit Downsizing durch Recherche, Erzählungen, Erfahrungsberichte anderer verändert den Blick zunächst auf sich selbst. Und, weil es gar nicht anders möglich ist, auch auf die Umwelt.
Gedanken über den letzten Frustkauf und die Erkenntnis, dass man die schicken Schuhe bisher nicht einmal getragen hat – und sie auch bei genauerer Betrachtung eigentlich gar nicht mehr so toll sind. Dann wird Downsizing zur Chance, das eigene Kaufverhalten kritisch zu überdenken.
Rücksicht auf die Umwelt
Die Zahlen sind schockierend: Die Produktion einer Tasse Kaffee benötigt etwa 140 Liter Wasser, ein T-Shirt liegt bei etwa 2.500 Liter Wasser, eine Jeans bei 8.000 Liter Wasser. Für die Erzeugung eines Kilos Rindfleisch werden 15.000 bis 20.000 Liter Wasser verbraucht. Und die Produktion eines Autos schlägt mit etwa 400.000 Litern Wasser zu Buche.
Angesichts dieser Mengen fragt man sich beschämt, ob es tatsächlich schon wieder ein neues Kleidungsstück sein muss und ob das tägliche Steak nicht einem anderen Lebensmittel weichen kann. Ein glücklicher Nebeneffekt des Downsizing ist, dass mit der Rücksichtnahme auf den Lebensraum auch eine erhöhte Aufmerksamkeit auf sich selbst einhergeht.
Ideale eines minimalistischen Lebensstils
Die Reduzierung auf das Wesentliche kann sehr befreiend wirken, uns Erleichterung verschaffen und für eine große Zufriedenheit sorgen. Darüber hinaus bietet der minimalistische Lebensstil viele weitere Vorteile und Glücksmomente, die wir vielleicht mit anderen, denen es nicht so gut geht, teilen möchten.
Familie – Der Kern deines Lebens
Die meisten von uns hüten sie wie einen Augapfel: Erinnerungsstücke. Dabei sind sie doch nur der optische Beweis für etwas, das in Deinem Herzen tief verankert ist.
Die Schmetterlingssammlung vom Großvater verstaubt auf dem Dachboden, der gestrickte Pulli der besten Freundin dient seit Jahren im Schrank als Mottenfutter und die selbstgemalten Bilder der Kinder stapeln sich in den Schubladen. Triff die Entscheidung, inwieweit Du diese Gegenstände brauchst, um die Erinnerung am Leben zu halten. Du wirst schnell feststellen, dass Du das gar nicht brauchst, weil Dein Herz diese Momente für immer abgespeichert hat.
Was bleibt sind die Menschen um Dich, mit denen Du das Jetzt und Hier genießen solltest: die Familie. Wenn Du den äußeren Ballast abwirfst, wirst Du wieder freier für Neues sein.
Nachbarschaftshilfe – Mit deinen Nächsten zusammen leben
Bist Du erst einmal Deinen eigenen Ballast losgeworden und hast Dich neu sortiert, bist Du wieder in der Lage, im wahrsten Sinne des Wortes über den Gartenzaun zu schauen und Kontakt mit Deinem Umfeld aufzunehmen. Ohne den Stress, den Dir der Wust an leidigem Gerümpel bereitete, hast Du jetzt wieder die Muße und die Klarheit, Dich um andere zu kümmern.
Ehrenamtliche Tätigkeiten – Sinnerfüllung im Ehrenamt
Gleiches gilt auch die Tätigkeit in einem Ehrenamt. Hast Du Dich erst selbst wieder in einen aufgeräumten Zustand versetzt, kannst Du auch anderen unter die Arme greifen. Denn Minimalismus bedeutet nicht nur Reduzierung von Gegenständen und anderen belastenden Sachen, sondern auch frei darüber entscheiden zu können, wofür Du in Deinem Leben Platz schaffen möchtest und womit oder mit wem Du diese Zeit verbringen willst.
Fürsorge – Anderen Menschen helfen
Warum Du gewisse Dinge besitzt und warum Du Dich von anderen im Laufe des Downsizing trennen wirst, weißt Du letztendlich am allerbesten. Die Hauptsache ist, dass Du irgendwann bereit bist, Dich damit zu beschäftigen.
Vielleicht merkst Du währenddessen, dass jemand anderes mit diesem Gegenstand viel mehr anfangen könnte? Die Bilder der Kinder können das Zimmer im Pflegeheim Deiner Tante schmücken, der Liebesroman kann einer Freundin mit gebrochenem Herzen ein paar schöne Stunden schenken, die überflüssigen Winterstiefel können einem armen Menschen warme Füße bescheren.
Soziales Engagement – Die Gesellschaft unterstützen
Sich für andere zu engagieren, geht nur, wenn man ausreichend Zeit zur Verfügung hat. Wenn Du Dich erst einmal durch Dein überflüssiges Gerümpel gearbeitet hast, wirst Du staunen. Hat der Tag plötzlich mehr Stunden? Nein, es ist einfach nur so, dass Du dank eines zugegeben mächtigen Kraftaktes nicht nur Ballast verloren, sondern Zeit gewonnen hast.
Das liegt daran, dass Du nun nicht mehr ständig nach irgendwelchen Sachen suchen und dabei den ganzen Kram Hin- und Herschieben musst. Außerdem gibt es nicht mehr so viel zu putzen.
Solidarität – Aufeinander Acht geben
Wenn Du die Kontrolle und Selbstbestimmung über Dein Leben zurückerobert hast, und nicht mehr durch Unordnung verwirrt und belastet bist, kannst Du wieder in Ruhe darüber nachdenken, ob und in welchem Maße Du Deine Achtsamkeit anderen zuteil kommen lassen möchtest. Ein Luxus, den Du Dir wahrlich verdient hast!
Ist Downsizing mit meinem Lebensstil vereinbar?
Viele Informationen und Tipps über Downsizing und Minimalismus schwirren durch Deinen Kopf und natürlich fragst Du Dich jetzt, ob diese Einstellung auch in Dein Leben passt.
Downsizing in der Schwangerschaft – Geht das?
Die Antwort ist ein klares „Ja“! Denn gerade, wenn ein neuer Mitbewohner erwartet wird, kann es doch nichts Besseres geben, als für ihn Platz zu schaffen.
Minimalismus leben mit Baby oder Kindern
Babys brauchen nicht viel, um glücklich zu sein. Das ist ein Fakt. Das Umfeld ist es, das sie mit Kuscheltieren, Klamotten und Spielzeug für Erstlinge überhäuft. Ballast, der kostspielig ist und meist auch überflüssig.
Optimalerweise überlegt man so früh wie möglich, welche Ausstattung für ein Baby tatsächlich notwendig ist. Und äußert seine Wünsche gegenüber den Schenk-willigen Angehörigen und Freunden am besten sehr deutlich. So gibt es keine unwillkommenen Überraschungen, wie zum Beispiel fünf Stillkissen und dafür keinen Schnuller.
Darüber hinaus ist es nützlich zu wissen, dass es im Netz Websites gibt, über die unter anderem Kinderklamotten, Kinderwagen und Spielzeug zu mieten sind. So vermeidet man gefährlich anwachsende Kleiderschränke voller Kinderkleidung, die auf lange Sicht niemandem mehr passt.
Minimalismus in der Familie leben – Wir zeigen euch, wie das geht!
Wenn die Kinder durchs Haus toben, ihre Sachen überall liegen lassen und sich mittlerweile das Kinderzimmer nicht mehr vom Wohnzimmer unterscheiden lässt, ist es Zeit zu handeln. Unbedingt. Ansonsten droht der Kollaps.
Krimskrams nervt und kann immer wieder für Familienstreit sorgen. Wer sich dann endlich an den ewigen Ballast heranwagt, der wird in vielfacher Weise belohnt: Die Wohnung/das Haus sieht plötzlich viel größer und heller aus. Und Deine Tage auch, weil Du nicht dauern aufräumen musst.
Downsizing auf der Arbeit – Wo fängt man am besten an?
Nirgendwo sind wir vor nutzlosem Zeug sicher. Auch nicht an unserem Arbeitsplatz. Um nicht kostbare Zeit mit Suchen und Herumräumen zu verlieren, heißt es nun auch dort: ran an das Gerümpel. Da wahrscheinlich nur der Schreibtisch Dein alleiniges Hoheitsgebiet ist, solltest Du dort beginnen.
Minimalismus auch im Büro leben: Befreien Sie Ihren Schreibtisch
Zunächst einmal nimm Deinen Schreibtisch in Augenschein und rücke alles, was auf ihm liegt, in die Mitte. Dann packe in einen Karton, was Du nicht wirklich ständig benutzt. So vielleicht den einen oder anderen von den zig Schreibblöcken, die Deinen Tisch bevölkern.
Oder zwei der drei Tacker sowie alle Stifte, die nicht mehr schreiben. Obwohl – die gehören besser gleich in den Abfall. Ach ja, auch Deine Deko muss sich ihre Daseinsberechtigung erst verdienen. In diesen Fällen ist die Entscheidung deutlich schwerer zu treffen, da die Fotos, Sprüche, Plastikblumen und Erinnerungsstücke zum einen über ein hohes Ablenkungs- und zum anderen ein ebenso hohes Wohlfühlpotenzial verfügen.
Den gepackten Karton legst Du in einen Schrank oder in ein Sideboard. Solltest Du in der nächsten Zeit etwas aus dem Karton benötigen, nimm es raus. Alles, was sich nach vier Wochen noch in dem Karton befindet, kannst Du getrost wegschmeißen. Diesen Vorgang kannst Du übrigens so oft Du möchtest wiederholen.
Downsizing im Alter – So kann Minimalismus auch im hohen Alter gelebt werden
Für viele gerade ältere Menschen ist es eine extrem unangenehme Vorstellung, dass sich ihre Kinder irgendwann einmal mit ihrem jahrelang angehäuften Krimskrams herumärgern müssen. Schon schlimm genug, dass der Nachwuchs im Todesfall die Wohnung auflösen und sich um den Verbleib der Möbel kümmern muss.
Aber dass dazu dann auch noch unsinniges Gerümpel hinzukommt, dem möchten viele zuvorkommen und sollten rechtzeitig damit beginnen, sich von Dingen zu trennen. Dabei sollte mit der Kraft gehaushaltet werden – vielleicht reserviert man sich jeden Tag eine Stunde für dieses Projekt. Noch schöner ist es natürlich, wenn man die Kinder oder Enkel oder eine Freundin dazu bittet. Sie können nicht nur helfen, sondern hören auch gerne zu, wenn die Erinnerungen noch einmal aufleben wollen.
Aller Anfang ist schwer – Wir zeigen, wo sich Minimalismus im Alltag leben lässt
Minimalismus kennt keine Grenzen. Er lässt sich auf jeden Bereich übertragen. Sei es Deine Wohnung oder Dein Haus, der Garten, die Einrichtung, Deine Küchenausstattung, der Inhalt Deines Kleider- oder Kühlschrankes und, und, und. Wo Du anfängst ist eigentlich egal, Hauptsache, Du machst den Schritt und dann wirst Du nach und nach jeden Lebensbereich auf sein Downsizing-Potential überprüfen.
Downsizing in den eigenen vier Wänden: Wenn Minimalismus auf Ästhetik trifft
Ästhetik entsteht meist dann, wenn sie auf Minimalismus stößt und die Einrichtung für die Gestaltung mit Bedacht gewählt wurde. So kann ein klarer, geordneter Raum geschaffen werden, dessen aufgeräumte Atmosphäre beruhigt und erfrischt. Diese würde jedoch empfindlich gestört werden, wenn eine übermäßig große Zahl an Möbeln wie Regale und Dekoration wie Poster und Bilder die Wände des Raumes verdecken.
Die Wohnung entrümpeln und Minimalismus leben
Und nun geht es los mit dem Entrümpeln. Gehe in Kategorien vor, also alle Bücher auf einen Haufen, alle Klamotten usw. Nimm jedes einzelne Teil in die Hand und entscheide Dich zwischen nützlich und nutzlos. Wer noch nicht ganz entschlossen zur Tat schreiten möchte, etabliert eine „Vielleicht“-Kiste. Die Gefahr dabei: Die Kiste ist im Nu voll. Sie verschwindet am Ende des Tages für einige Monate im Keller. Wenn Du in der Zeit nicht einmal an der Kiste dran warst, kannst Du den Inhalt nach abgelaufener Frist mit gutem Gewissen wegschmeißen.
Minimalismus fängt im Schlafzimmer an: Kleiderschrank und Kleiderkauf bewusst downsizen
Bevor Du überhaupt daran denkst, eventuell ein neues Kleidchen oder T-Shirt zu kaufen, wird der Inhalt Deines Kleiderschrankes auf seinen Nutzen hin untersucht. Alles was dieser Prüfung nicht standhält, wandert in die Altkleidersammlung oder wird verkauft. Freue Dich auf den Moment, wenn Dein Kleiderschrank nur noch Stücke beherbergt, die Du magst und in denen Du gut aussiehst. Das wird das morgendliche Was-soll-ich-nur-anziehen-Ritual drastisch verkürzen.
Damit nicht nach einiger Zeit die gleichen überfüllten Regale aufzufinden sind, kaufe erst ein neues Teil, wenn Du Dich von einem alten getrennt hast. So behältst Du den Überblick auf lange Sicht.
Downsizing durch Kleiderkreisel: Alte Kleidung verkaufen statt entsorgen
Häufig scheut man sich, gut erhaltene Kleidung wegzuschmeißen oder in die Altkleidersammlung zu geben. Aber aufbewahren will man sie natürlich auch nicht mehr, weil man sich endlich dazu durchgerungen hat, den ungeliebten Ballast über Bord zu werfen.
Für diese Fälle bietet es sich an, die Kleider zu verkaufen: zum Beispiel per Kleiderkreisel im Internet oder ganz klassisch auf dem Flohmarkt. Du kannst aber auch eine Tauschbörse im Freundeskreis ins Leben rufen. Vielleicht passt Dein alter Kaschmir-Pullover toll zu Deiner besten Freundin und ihre nie getragenen Stiefel machen Deinen Schuhschrank erst komplett.
Minimalismus in der Küche leben: Bewusster Lebensmittelkauf spart Geld und Ressourcen
Auch in der Küche herrscht der Wunsch, nur das einzukaufen, was man wirklich braucht. Dieser bewusste Umgang mit Lebensmitteln sollte sich aber nicht nur auf den eigenen Bedarf, sondern auch auf die Herstellung und die Herkunft der Nahrung – Stichwort: Massentierhaltung – beziehen.
Downsizing durch eine Gemüsekiste – Regional und Saisonal einkaufen
Eine Gemüsekiste aus der Umgebung verfügt durch den regionalen Anbau und saisonale Produkte über eine gute Umweltbilanz und unterstützt nebenbei die Menschen in Deiner Umgebung. Vielleicht kannst Du Dich mit Nachbarn zusammentun – denn wenn mehrere bestellen, ist es noch effektiver!
Welche Vorteile kann Downsizing haben?
Wenn der Gang durch die eigene Wohnung zum Spießrutenlauf wird, weil überall Berge von Ballast thronen, die Dir bei ihrem Anblick jedes Mal zu verstehen geben, dass Du Dich endlich um sie kümmern musst. Sich derlei unangenehmen Aufgaben zu stellen, ist zwar lästig, sorgt aber im Nachhinein für große Erleichterung und auch ein bisschen Stolz.
Die positiven Auswirkungen von gelebtem Minimalismus auf die Psyche
Wer sich von seinem Ballast befreit hat und sich künftig nur noch mit Gegenständen umgeben kann, die sein Herz berühren und/oder die er wirklich braucht, hat ein stabiles Fundament für Zufriedenheit und Entspannung geschaffen.
Rückzug und Ruhe: Bewusst leben durch Downsizing
Aufgrund der vermehrten Konzentration auf das Wesentliche, durch das radikale Entrümpeln Deines Lebens, besinnst Du Dich auf Dich selbst und lernst bewusst zu entscheiden, wie Du Deine Zeit verbringen möchtest.
Der Umwelt zuliebe: Durch Minimierung des Konsums gesünder leben, Geld sparen und die Umwelt schonen
Downsizing kann Dir dabei helfen, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Durch ein verantwortungsvolles Konsumverhalten hast Du es in der Hand, bewusst und Deinen Bedürfnissen entsprechend einzukaufen, was Überschuss, der in der Tonne landet, vermeidet. Das schärft den Blick zum Beispiel für saisonales Obst und Gemüse, das nicht nur günstiger ist, sondern auch mit einer guten Umweltbilanz punktet. Fazit: günstiger leben durch weniger Konsum, der aber aufgrund der bewussten und bedarfsgerechten Lebensmittelauswahl zu überzeugen weiß.
Welche Nachteile kann Downsizing haben?
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“, wusste schon der Dramatiker Friedrich Schiller (aus „Wilhelm Tell“). Ein bisschen so verhält es sich auch mit dem Wunsch, sich zu verschlanken und minimalistisch zu leben.
Offensichtlich gibt es immer wieder Menschen, denen das Statement nicht gefällt, das hinter dem Minimalismus steht. Der sieht sich nämlich als eine Art Gegenbewegung zur Konsumgesellschaft. Der Wunsch, mit wenig auszukommen und sich nur mit Dingen zu umgeben, die man liebt und braucht, wirkt auf einige Menschen anscheinend verdächtig und beunruhigend. Ebenso verhält es sich mit der Einsicht, dass Konsum nicht in der Lage ist, glücklich zu machen, und die daraus resultierende Konsumverweigerung.
Isolierter Lebensstil
Aufgrund des Statements, das man setzt, wenn man einen minimalistischen Lebensstil verfolgt, kann das eigene Umfeld irritiert reagieren und sich zumindest temporär zurückziehen.
Soziale Abgrenzung
Manch einer mag den Wunsch, sich von angesammeltem Ballast zu befreien und in einem einfachen Ambiente sich nur noch mit Dingen zu umgeben, die man für seinen Alltag unbedingt braucht, nicht nachvollziehen können. Vielleicht wird er auch das trügerische Gefühl bekommen, dass sich der Minimalist für etwas Besonderes hält und sich daher abgrenzen möchte.
Verzicht auf Konsum
Die Abkehr vom bisherigen Konsumverhalten ist kein Nachteil vom Downsizing. Selbstverständlich darf man weiterhin in Geschäfte gehen und einkaufen. Nur passiert das jetzt viel bewusster und verantwortungsvoller.
Wie Bücher das Thema Downsizing behandeln
Zahlreiche Autoren haben verstanden, dass es ein enormes Bedürfnis gibt, zumindest in den eigenen vier Wänden die Kontrolle über sein Leben zu behalten. Wahrscheinlich hegte auch der eine oder andere unter den Schriftstellern diesen Wunsch. Kein Wunder also, dass sie sich dieses Themas annahmen.
Besonders erfolgreich gelang das der Japanerin Marie Kondo, die mit ihrem Buch „Magic Cleaning. Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ nicht nur Normalos um viele Kilogramm Wohnballast erleichterte, sondern auch den notorischen Jägern und vor allem Sammlern einen neuen, aufgeräumten Lebensraum schenkte.
Etwas anders behandeln die Autoren Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus das Thema Downsizing. In ihrem Buch „Minimalismus. Der neue Leicht-Sinn“ beschreiben sie, wie ein reduzierter Lebensstil Platz für all das schaffen kann, was wir wirklich brauchen: Freunde, Beziehungen, Achtsamkeit.
Durch Coaches und Kurse lernen, wie Minimalismus im Alltag funktionieren kann
Es gibt diverse Coaching-Angebote zum Thema Minimalismus, in denen man zum Beispiel erfährt, wie man sich vor Kaufsucht und anderen Rückfällen schützen kann. In einigen Fällen hilft der Profi sogar aktiv beim Aufräumen und erstellt individuelle Ordnungssysteme.
Vergleichbare Lebensstile und -Konzepte
Weg vom Überfluss und dem ruhelosen Streben nach immer mehr, hin zu mehr Verantwortung und einem achtsamen, zufriedenen und gesunden Leben. Diese Ziele haben die folgenden Lebenspläne gemein, trotz ihrer unterschiedlichen Herangehensweise.
Der Lifestyle of Voluntary Simplicity (LOVOS)
Sie gelten als die Konsum- und Wachstumsverweigerer unter den Minimalisten. Die LOVOS oder auch Anhänger des Lifestyle of Voluntary Simplicity beziehungsweise des freiwillig gewählten einfachen Lebensstils. Unter ihnen gibt es vom konsumkritischen Bedenkenträger bis hin zum Total-Aussteiger jede mögliche Facette. LOVOS sehen in ihrer Konsumvorsicht bis hin zum Konsumausstieg eine Option mit Zukunftsaussicht – ganz im Gegensatz zu der von ihnen kritisierten Überflussgesellschaft, deren Halbwertszeit in ihren Augen tagtäglich schrumpft.
Der Zero Waste Lifestyle
Der Zero Waste Lifestyle, also der Lebensstil ohne das Verursachen von Müll, setzt auf Nachhaltigkeit und verfolgt daher das Ziel, aus jeglichen abgelegten und ausrangierten Dingen durch Reparatur oder Recycling noch etwas Nützliches und Brauchbares für andere zu schaffen. Produkte sollten demnach so entworfen und entwickelt werden, dass sie wiederverwendet werden können und nicht nach ihrem Produktlebenszyklus verbrannt oder im Erdreich versenkt werden müssen. Einwegflaschen aus Plastik wären dann zum Beispiel Geschichte.
Die Work-Life-Balance
Der Traum eines jeden Arbeitnehmers, wenn schon kein Lottogewinn: ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Job und Privatleben. Kein Vorgesetzter mehr, der einem ständig misstrauisch über die Schulter schaut, Strichlisten über Toilettenbesuche führt oder demonstrativ auf die Uhr guckt, wenn man in den Feierabend geht.
Nein, denn Vertrauen ist der neue Impulsgeber. Mittlerweile liebäugeln auch viele Arbeitgeber mit dem Work-Life-Balance-Prinzip, denn sie haben begriffen, dass sie durch flexible Arbeitszeiten, Home Office oder integrierte Kinderbetreuung die Motivation und Loyalität ihrer Mitarbeiter enorm steigern können; und dabei ganz nebenbei auch noch ihr Firmen-Image mächtig aufpolieren.
Der Akzelerationismus
Höher, schneller, stärker. Wenn diese drei Worte nicht schon das Motto der olympischen Spiele wären, die Anhänger des Akzelerationismus hätten sie sich mit Sicherheit einverleibt. Das Ziel der philosophischen Bewegung ist es, die Werkzeuge des Kapitalismus wie Hochgeschwindigkeitsaktienhandel oder die Algorithmen der Global Player zu verstehen lernen.
Im nächsten Schritt soll daran gearbeitet werden, diese Werkzeuge so exzessiv zu nutzen, dass das System schließlich implodiert. Daher lehnen Akzelerationisten den, wie sie sagen, Technik-Analphabetismus und den allgemeinen Zukunfts-Pessimismus scharf ab.
Nachhaltiger Konsum
Beim nachhaltigen Konsum stehen Umwelt- und soziale Aspekte im Mittelpunkt. Der Kauf von Produkten und die Nutzung von Dienstleistungen geschieht bewusst, streng nach dem Credo des nachhaltigen Konsums: Dieser ist nachhaltig, wenn er „den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden“.
Dazu gehört zum Beispiel, dass man eine Bio-Gurke dann kauft, wenn sie Saison hat. Und sich nicht für jedes schmutzige Detail zuhause einen Extra-Reiniger besorgt. Hausmittel wie Essig, Zitronensäure und Soda tun es in der Regel auch und sind biologisch abbaubar. Außerdem sind sie weniger aggressiv als das meist hochpreisige Chemie-Allerlei an Reinigungsmitteln.