Generalisierte Angst – Wenn Ängste den Alltag bestimmen
Angst ist ein ganz normales menschliches Gefühl. Jeder Mensch kennt es. Angst zu empfinden, ist wichtig, sogar lebenswichtig, denn sie motiviert uns in Gefahrensituationen dazu, schnell zu handeln, um unser Überleben zu sichern. Viele Menschen leben aber in einem permanenten Zustand übersteigerter Angst und Sorge. Bei solch langanhaltenden Angstzuständen spricht man von einer generalisierten Angststörung (GAS). Was das genau ist, wie dieses Krankheitsbild zustande kommt und welche Wege es aus der generalisierten Angst gibt, lesen Sie hier.
Was ist eine generalisierte Angststörung?
Die generalisierte Angststörung ist eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene eine chronische, über das Normalmaß weit hinausgehende Angst und Sorge bezogen auf diverse Aspekte des Lebens entwickeln. Sie fürchten sich vor potenziell eintretenden Gefahrensituationen, die aber im realen Leben nicht existieren. Die Ängste und Sorgen werden von Außenstehenden als übertrieben wahrgenommen. Sie können von den Betroffenen nicht unter Kontrolle gebracht werden. Menschen mit einer generalisierten Angststörung überschätzen die Wahrscheinlichkeit, dass ein schlimmes Ereignis tatsächlich eintritt. In ihrer Vorstellung nimmt es katastrophale Ausmaße an. Die Krankheit ist weit verbreitet. Frauen sind davon wesentlich häufiger betroffen als Männer.
Bemerkenswert ist, das eine generalisierte Angststörung oft mit anderen Erkrankungen einhergeht – möglicherweise als Auslöser, z. B. eine posttraumatische Belastungsstörung (Trauma), oder auch als Folgeerkrankung, z. B. Depression, Sucht oder Zwangsstörung.
Betroffene von generalisierter Angststörung stellen oft körperliche Symptome beim Arzt vor
Diese Form der Angststörung lässt sich nicht an einer bestimmten Sache oder Situation festmachen. Sie ist vielmehr diffus. Das heißt, Betroffene wissen in der Regel gar nicht so genau, wovor sie sich konkret fürchten. Sie machen sich um viele verschiedene Dinge sorgen, springen in Gedanken von einer Sorge zur nächsten.
Die generalisierte Angststörung ist im Leben der Menschen fortwährend präsent – mal mehr, mal weniger stark – wodurch die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt wird. Betroffene stellen sich oft mit ihren körperlichen Begleiterscheinungen beim Arzt vor und nicht mit der zugrunde liegenden Angstsymptomatik. Besonders oft tritt dieses Krankheitsbild in Erscheinung, wenn belastende Lebensumstände über einen längeren Zeitraum bestehen.
Natürliche Angst vs. generalisierte Angststörung
Bei der generalisierten Angststörung handelt es sich nicht um das normale Gefühl von Angst, das wir alle in verschiedenen Situationen empfinden können, Prüfungsangst etwa oder wenn ein Angehöriger einen schlimmen Unfall hatte, sondern um eine mehr oder minder ständig präsente Angst. Die Grenze zwischen normalen Angstreaktionen und krankhafter Angst und Anspannung lässt sich nicht immer eindeutig definieren.
Angst ist eine normale Reaktion auf eine bedrohliche Situation
Angst ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf eine (lebens-)bedrohliche Situation. Sie löst einen Alarmzustand aus, der uns in einer brenzligen Situation zur Flucht oder zum Gegenangriff – auf jeden Fall zum schnellen Handeln – animiert. Dabei werden bestimmte Körperreaktionen veranlasst – wie der Steigerung der Atem- und Herzfrequenz – die dazu führen, dass wir die erforderliche körperliche Leistungsfähigkeit erbringen können. Ein normaler Angstzustand klingt nach dem Ende der bedrohlichen Situation wieder ab, der Körper beruhigt sich wieder.
Die generalisierte Angststörung: Daueralarm im Körper
Bei der generalisierten Angststörung verhält es sich anders. Die Angstsymptome klingen nicht ab, denn es gibt ja eben keinen konkreten Auslöser wie eine Spinne oder eine soziale Situation, bei der eine soziale Phobie auftreten kann, sondern bleiben permanent – mehr oder weniger stark ausgeprägt – bestehen. Der Körper befindet sich quasi fortwährend in einem Daueralarmzustand, der für Betroffene außerordentlich belastend und einschränkend ist. Es gelingt ihnen nicht mehr, die Anforderungen, die das Leben ihnen stellt, in angemessener Weise einzuschätzen.
Wann sind Angst und Sorgen noch normal, wann Symptome einer generalisierten Angststörung?
Wir alle haben zuweilen Ängste und Sorgen. Der Unterschied zu einer generalisierten Angststörung besteht darin, dass gesunde Menschen ihre Sorgen und Ängste kontrollieren können, sie also damit aufhören können, sich zu sorgen oder zu fürchten und sich etwas anderem zuwenden. Demnach halten Befürchtungen bei ihnen nicht über Wochen oder Monate an. Sie sind nicht ständig präsent. Zudem leiden gesunde Menschen auch nicht unter den charakteristischen psychischen und körperlichen Angstsymptomen.
Mögliche Situationen, auf die sich eine generalisierte Angststörung beziehen kann
Die generalisierte Angststörung ist durch andauernde Befürchtungen und übermäßige Sorge in Bezug auf diverse Aspekte des Lebens charakterisiert – selbst wenn keine Gefahr bzw. kein Grund zur Sorge besteht. Sie kann sich beispielsweise zeigen in der ständigen Angst vor:
- dem Scheitern in der Schule (Angst, den Leistungsanforderungen nicht zu genügen)
- dem Scheitern in der Ausbildung/Studium (Angst, den Leistungsanforderungen nicht zu genügen)
- dem Scheitern im Job (Angst, den Leistungsanforderungen nicht zu genügen)
- Geldknappheit
- eigener Erkrankung oder der eines nahen Angehörigen
- einer belastenden Situation am Arbeitsplatz
- einer Trennung vom Partner
- Verlust eines nahen Angehörigen
Betroffene machen sich quasi mehr oder weniger um alles und jeden Sorgen, auch über völlig belanglose Dinge. Von Moment zu Moment können die vermeintlichen Gründe ihrer Besorgnis variieren.
Symptome einer generalisierten Angststörung
Bei einer generalisierten Angststörung können sowohl psychische als auch psychosomatische, sprich körperliche Symptome auftreten. Dabei haben die Betroffenen in der Regel nicht alle Symptome auf einmal. Vielmehr treten mehrere in Kombination auf. Diese Kombination kann wiederum individuell verschieden sein. Folgende Symptome können vorkommen:
- Nervosität
- ständige Anspannung
- Unfähigkeit zur Entspannung
- ständige geistige Übererregbarkeit, Gereiztheit
- Angst vor Kontrollverlust
- Angst zu sterben
- ständige Sorge um Angehörige (auch Sorge um die eigene Besorgtheit)
- Derealisation: Wahrnehmung, dass die Umwelt fremd erscheint, obwohl man sie kennt
- Depersonalisation: Wahrnehmung, dass man sich selbst fremd ist
- Neigung zum Grübeln
- Schreckhaftigkeit und erhöhte Aufmerksamkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit
- Schwindel, Benommenheit
- Schwächegefühl
- Muskelverspannung
- (Spannungs-)Kopfschmerzen
- Atembeschwerden
- Kloßgefühl im Hals
- Beklemmungsgefühl
- Brustschmerzen
- Herzrasen
- Schwitzen
- Hitzewallungen
- Frösteln
- Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Übelkeit, Missempfindungen im Bauchbereich)
- Schlafstörungen
Sorgenketten sind typisch für die generalisierte Angststörung
In der Regel haben Menschen mit einer generalisierten Angststörung keine konkrete Sorge, sondern fallen gedanklich von einer Sorge zur nächsten, ohne dass eine Sorge zu Ende gedacht wird. Dies wird von Psychotherapeuten als Sorgenkette bezeichnet. Ein Beispiel dazu ist, dass sich ein Elternteil davor fürchtet, eine schlimme Krankheit zu bekommen. Dieser Gedanke führt dazu, dass er fürchtet, er könne dann seinen Job verlieren, was wiederum die Sorge entstehen lässt, was dann wohl aus den Kindern werden wird. Betroffene erleben das Leben nur noch aus der Sorgen-Perspektive.
Vegetatives Nervensystem ist bei generalisierter Angststörung überaktiv
Bei der generalisierten Angststörung ist besonders das vegetative Nervensystem andauernd übermäßig aktiv, wodurch die muskuläre Anspannung, die Gereiztheit, die Schlafstörungen und viele andere körperliche Symptome zustande kommen. Das vegetative Nervensystem regelt autonom – also ohne unser Zutun – die körperlichen Vorgänge, die bei Stress, etwa in einer Gefahrensituation, ablaufen. Dazu gehören beispielsweise ein erhöhter Herzschlag, ein gesteigerter Blutdruck sowie eine erhöhte Aufmerksamkeit.
Folgen einer generalisierten Angststörung
Die permanenten Angstgefühle und körperlichen Reaktionen der generalisierten Angststörung führen zu Veränderung des Verhaltens der betroffenen Person. Charakteristisch ist ein Absicherungs- und Vermeidungsverhalten. Das bedeutet, dass Betroffene Aktivitäten, die sie als gefährlich erachten, meiden, um dem Risiko einer vermeintlichen Katastrophe aus dem Weg zu gehen. Wer sich beispielsweise in der Vorstellung detailliert ausmalt, ihm könne auf einer Reise etwas zustoßen, wird keine Reise mehr antreten wollen oder das Reisen, wo es möglich ist, einschränken.
Depression und Einsamkeit kommen bei generalisierter Angststörung oft vor
Nicht selten ziehen sich Menschen mit einer generalisierten Angststörung mehr und mehr zurück aus dem sozialen Leben, da für sie die Angst permanent präsent ist und sie sehr darunter leiden. Das hat nicht selten Einsamkeit zur Folge. Die meisten Betroffenen geraten aufgrund ihrer schweren Symptomatik schließlich auch in eine Depression. Spätestens dann ist der Gang zum Arzt notwendig.
Verbreitung der generalisierten Angststörung
Die generalisierte Angststörung ist eine weit verbreitete psychische Erkrankung. In Deutschland leiden aktuell schätzungsweise 2,5 Millionen Menschen darunter, wobei Frauen häufiger davon betroffen sind. In anderen Quellen vermuten Forscher, dass zwischen fünf und acht Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens an dieser Form der Angststörung erkranken.
Ursachen einer generalisierten Angststörung
Wie eine generalisierte Angststörung genau zustande kommt, ist noch nicht genau erforscht. Die Wahrscheinlichkeit für eine Ausprägung der typischen Symptomatik ist erhöht, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen. Diskutiert werden dabei:
- traumatische Erfahrungen (etwa Verlust eines nahen Angehörigen)
- Fehlkonditionierungen (erlerntes Fehlverhalten wie wenn Angst vorgelebt wurde)
- eine zu frühe Trennung von den Eltern
- zu strenger oder überbehütender Erziehungsstil
- genetische Einflüsse (Ängstlichkeit, Hemmung)
- Auffälligkeiten in bestimmten Gehirnarealen
- geringerer Schulerfolg
- Störungen im Haushalt bestimmter Hirnbotenstoffe (wie Serotonin, Adrenalin)
- eine allgemein erhöhte Reaktionsbereitschaft auf verschiedene Reize (etwa auf Stress)
Genetische Einflüsse als Ursache der generalisierten Angststörung
Experten gehen davon aus, dass eine Neigung zur Ängstlichkeit, zur hohen Sensibilität und Nervosität vererbt wird. Auch besteht bei Menschen ein größeres Risiko für die generalisierte Angststörung, wenn sie von ihrer Anlage her gehemmt sind, also auf Unbekanntes mit sehr großer Vorsicht oder sogar Rückzug reagieren. Bei diesem Persönlichkeitstyp liegt eine erhöhte Aktivität der Amygdala (Gehirnbereich, der für die Einschätzung emotionaler Reize und Situationen zuständig ist), wenn sozial bedrohliche Reize wie ein verärgertes Gesicht auftreten. Diese Zusammenhänge sind aber noch nicht gut erforscht. In Studien konnten neuronale Veränderungen wie eine erhöhte Aktivität bestimmter Gehirnareale durch Achtsamkeitstraining rückgängig gemacht werden.
Auslöser einer generalisierten Angststörung
Meist lösen bedrohliche Ereignisse im Leben eines Menschen eine generalisierte Angststörung aus. Beispielsweise, wenn jemand vom Verlust des Arbeitsplatzes bedroht ist oder wenn die Anforderungen in Job und/ oder Familie anhaltend als zu hoch erlebt werden.
Diagnose einer generalisierten Angststörung
Da die Betroffenen oft ihre körperlichen Beschwerden in den Mittelpunkt eines Arztbesuchs stellen und die Symptome denen der Depression oder anderer Angststörungen gleichen, ist es für den Arzt nicht immer einfach, eine generalisierte Angststörung zu diagnostizieren.
Differentialdiagnostik bei generalisierter Angststörung wichtig
Der Arzt wird dem Betroffenen im Erstgespräch Fragen zu seinen Beschwerden stellen, beispielsweise, wie lange sie schon bestehen und wann sie auftreten. Um eine generalisierte Angststörung festzustellen, arbeitet er in der Regel mit einem standardisierten Fragebogen.
Um organische Erkrankungen wie eine Schilddrüsenerkrankung ausschließen zu können, wird der Arzt eine körperliche Untersuchung, eine Laboruntersuchung und auch ein EKG (Elektrokardiogramm) zur Kontrolle des Herz-Kreislauf-Systems veranlassen. Zudem wird er bei Verdacht auf eine generalisierte Angststörung auch auf ähnliche, weitere in Frage kommende Erkrankungen abklopfen. Denn es kann beim Patienten auch eine soziale Phobie, eine Agoraphobie (Angst vor öffentlichen Plätzen), eine neurologische Erkrankung oder eine Depression vorliegen.
An wen wende ich mich bei Verdacht auf eine generalisierte Angststörung?
Wer häufiger unter beeinträchtigenden Angstsymptomen leidet, sollte sich an einen Arzt wenden, denn es könnte sich um eine generalisierte Angststörung handeln. Der erste Ansprechpartner ist in diesem Fall der Hausarzt. Aber auch der Psychotherapeut kann entsprechende Hilfe leisten. Allerdings ist hier häufig mit längeren Wartezeiten zu rechnen.
Verlauf einer generalisierten Angststörung
Wird die generalisierte Angststörung nicht behandelt, entwickelt sie sich in den meisten Fällen zu einer chronischen Erkrankung. Die Heilungsaussichten sind insgesamt weniger gut als bei anderen Angststörungen. Die generalisierte Angststörung ist nicht so leicht zu behandeln. Grundsätzlich gilt aber: Je früher ein Arzt zu Rate gezogen wird, desto höher ist die Chance, den andauernden Angstzustand zu überwinden. Noch nicht einmal die Hälfte aller Betroffenen, so schätzen Fachleute, begibt sich in eine Therapie, um die Beschwerden unter Kontrolle zu bringen.
Typisch für die generalisierte Angststörung ist, dass Phasen, in denen es den Betroffenen relativ gut geht, sich mit Zeiten abwechseln, in denen die Symptome stärker in den Vordergrund treten. Dabei kommt es nicht zu vereinzelten, heftigen Angstattacken wie bei einer Spinnenphobie, sondern eher zu anhaltenden Grübeleien, Sorgengedanken und Angstgefühlen, die immer da sind.
Therapie und Behandlung einer generalisierten Angststörung
Um eine generalisierte Angststörung zu behandeln, gibt es mehrere Möglichkeiten. Dazu gehören:
- die kognitive Verhaltenstherapie
- die psychodynamische Therapie
- die medikamentöse Therapie
- die medikamentöse Therapie in Kombination mit der Verhaltenstherapie
- sonstige begleitende Maßnahmen (wie Sport, Entspannungsverfahren, Ernährung, etc.)
Die kognitive Verhaltenstherapie zur Behandlung einer generalisierten Angststörung
Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich in Studien als die wirksamste psychotherapeutische Behandlungsmethode in Bezug auf die generalisierte Angststörung erwiesen. Sie wird in wöchentlichen Sitzungen durchgeführt und kann von acht Sitzungen bis zu 28 Sitzungen dauern – in bestimmten Fällen auch länger. Die Kosten dafür werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die meisten Menschen können mithilfe der kognitiven Verhaltenstherapie ihre Symptomatik deutlich lindern, viele überwinden die Erkrankung ganz.
Generalisierte Angststörung ist Kopfsache und muss daher mental therapiert werden
Die kognitive Verhaltenstherapie basiert auf der Annahme, dass Angst im Kopf entsteht und demnach auch nur mental – also mithilfe des Verstandes – aufzulösen ist. Ziel der Therapie ist es, die zugrundeliegenden angstauslösenden Gedanken zu erkennen und zu verändern, indem man sich kritisch mit ihnen auseinandersetzt und lernt, sie durch neue, positive Gedanken zu ersetzen.
Bausteine der Verhaltenstherapie bei generalisierter Angststörung
Neben den Gedanken, Gefühlen und Überzeugungen des Patienten beschäftigt man sich in der Verhaltenstherapie auch mit den sich daraus ergebenden Verhaltensweisen. Für einen Therapieerfolg ist eine gute Beziehung zum Therapeuten sehr wichtig. Weiterhin sind folgende Therapiebausteine für eine erfolgreiche Behandlung essenziell:
- das Betrachten der Lebenssituation und der Geschichte des Betroffenen
- die Aufklärung über die Erkrankung
- die Schulung des Patienten in Selbstbeobachtung
- das Erlernen von Problemlösestrategien (Angstmanagement)
- das Erlernen von Strategien, sich weniger Sorgen zu machen oder weniger Angst zu haben
- die Konfrontation mit angstauslösenden oder besorgniserregenden Aktivitäten (etwa Reisen)
- das Erlernen von positivem Denken (Umstrukturierung im Denken)
- die Akzeptanz von Ungewissheiten (Lernen, mit Ungewissheiten zu leben)
- das Verlernen von angenommenem Absicherungsverhalten (wie dem häufigen Anrufen bei Angehörigen, um zu prüfen, ob es ihnen gut geht)
- die Neubeurteilung von Befürchtungen (Nutzen und Nachteile von Sorgen)
- die Lösung von Problemen, die aufgrund von Perfektionismus entstehen
- die Erarbeitung von persönlichen Zielen (auch Lebenszielen)
- das Erlernen eines Entspannungsverfahrens wie der Muskelentspannung nach Jacobson
Psychodynamische Therapie bei generalisierter Angststörung
Studien zur psychodynamischen Therapie bei generalisierter Angststörung haben ergeben, dass sie weniger hilfreich ist als die kognitive Verhaltenstherapie und dass die Effekte auch nicht so lange anhalten. Im Gegensatz zur kognitiven Verhaltenstherapie geht man beim psychodynamischen Therapieansatz davon aus, dass hinter psychischen Beschwerden ungelöste Beziehungsprobleme aus der Kindheit stecken. Daher werden bei der dynamischen Psychotherapie etwaige Bindungsprobleme des Betroffenen aufgespürt und bearbeitet.
Medikamentöse Therapie zur Behandlung einer generalisierten Angststörung
Obwohl die kognitive Verhaltenstherapie sich als die beste Möglichkeit zur Behandlung einer generalisierten Angststörung bewährt hat, können aber auch Medikamente Linderung verschaffen. Ob ein Medikamenteneinsatz angezeigt ist oder nicht, darüber entscheidet im Einzelfall der Arzt. Folgende Medikamente können zur Reduktion von Ängsten verwendet werden:
- selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie die Wirkstoffe Escitalopram und Paroxetin
- selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) wie die Wirkstoffe Duloxetin und Venlafaxin
- Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine
Die ersten beiden Medikamentengruppen sind klassische Antidepressiva, deren Wirkstoffe sowohl gut erforscht als auch wirksam sind. Die Gefahr der Abhängigkeit ist bei diesen Präparaten äußerst gering. Die selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer werden in der Regel erst dann verschrieben, wenn die selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) nicht den erwünschten Erfolg erzielt haben. Chemisch-synthetische Beruhigungsmittel tragen ein größeres Risiko in sich, abhängig zu machen, weshalb sie bei der generalisierten Angststörung besser nicht eingesetzt werden sollten.
Generalisierte Angststörung – Was tun?
Betroffenen stellt sich oft die Frage, welcher Weg der bessere ist: Verhaltenstherapie, medikamentöse Therapie oder einer Kombination aus beiden Verfahren? Welche Behandlung bei der generalisierten Angststörung angebracht ist, darüber entscheidet der Arzt. Beide Therapien, sowohl die Medikamenteneinnahme als auch die Verhaltenstherapie, erzielen ähnliche, positive Effekte. Auch gegen eine Kombination beider Ansätze spricht nichts. Nicht zuletzt sollte der Betroffene mit entscheiden, ob er lieber eine Psychotherapie oder eine medikamentöse Therapie in Anspruch nehmen will.
Vor- und Nachteile der kognitiven Verhaltenstherapie
Häufig bevorzugen Betroffene die Verhaltenstherapie, weil Medikamente unerwünschte Neben- sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben können. Die kognitive Verhaltenstherapie hat wiederum den Nachteil, dass sich durch lange Wartezeiten der Behandlungsbeginn verzögern kann. Auch erfordert diese Therapie die Zeit des Patienten und dessen aktive Mitarbeit zur Überwindung der Angststörung. Dennoch gilt sie als wirksamste und schonendste Methode zur Behandlung einer generalisierten Angststörung überhaupt.
Wann ist die medikamentöse Therapie unverzichtbar?
Mit der medikamentösen Therapie lassen sich die Angstsymptome sofort angehen und schon nach kurzer Zeit lindern. In bestimmten Fällen, die beispielsweise mit einer schweren Depression einhergehen, ist es sogar nötig, gleich mit Medikamenten zu beginnen, um den Betroffenen rasch zu helfen oder eine Verhaltenstherapie überhaupt erst möglich zu machen.
Sonstige begleitende Maßnahmen zur Behandlung einer generalisierten Angststörung
Neben den zentralen Therapien gibt es weitere Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um die generalisierte Angststörung in ihrer Ausprägung abzuschwächen und das eigene psychische Wohlbefinden zu stärken. Dazu sollte man beispielsweise auf folgendes achten:
- ausreichend Sport und Bewegung
- eine gesunde Ernährung
- eine ausgewogene Life-Work-Balance (Stressreduktion, schöne Aktivitäten)
- regelmäßige Entspannung (Meditation, Muskelentspannung, Atemübungen, etc.)
Regelmäßiger Sport und viel Bewegung steigert das psychische Wohlbefinden bei generalisierter Angststörung
Wer sich viel bewegt und regelmäßig Sport in Form von Ausdauer- oder Muskeltraining treibt, trägt aktiv etwas dazu bei, Stress abzubauen und das seelische Wohlbefinden zu stärken. Sport regt nicht nur den Stoffwechsel an, sondern hilft auch dabei, den Mangel an Hirnbotenstoffen (wie dem Glückshormon Serotonin) im Körper auszugleichen und so die Stimmung auf natürliche Weise aufzuhellen. Dadurch kann sich auch die Symptomatik der generalisierten Angststörung abmildern.
Entspannungs- und Achtsamkeitstraining wichtig bei generalisierter Angststörung
Um eine generalisierte Angststörung abzuschwächen, ist auch das Erlernen eines Entspannungsverfahrens hilfreich, dessen Übungen man dann im Anschluss regelmäßig in eigener Regie durchführen kann. In der Regel ist das Erlernen von gezielter Entspannung und Selbstbeobachtung Bestandteil einer Verhaltenstherapie. Studien haben gezeigt, dass die positiven Effekte von Meditation, Yoga, MBSR, Muskelentspannung nach Jacobson und anderen Verfahren sich auch auf die Angstsymptomatik beziehen.
Mit Entspannungstraining Sorgenketten bei generalisierter Angststörung durchbrechen
Wer regelmäßig eine Entspannungsmethode praktiziert, lernt im Hier und Jetzt zu leben, statt, wie bei übersteigerter Sorge, in der Zukunft. Durch das Üben von Selbstachtsamkeit und Entspannung können Menschen mit generalisierter Angststörung lernen, ihre Aufmerksamkeit bewusst zu lenken. Das heißt, sie lernen, ihre gedanklichen Sorgenketten aktiv zu stoppen, ihre Sorgengedanken zu verändern, die Angstgefühle zu kontrollieren und zu reduzieren. Durch die so provozierte Entspannung beruhigt sich das Nervensystem, wodurch Ängste und letztlich auch deren körperliche Symptome abgemildert werden.
Muskelentspannung nach Jacobson fördert psychisches Wohlbefinden bei generalisierter Angststörung
Bei der Muskelentspannung nach Jacobson beispielsweise lernt man in diversen Übungen, bestimmte Muskelgruppen anzuspannen und wieder loszulassen. Diese körperliche Wahrnehmung des An- und Entspannens überträgt man nach einiger Zeit des Trainierens auf den Alltag, indem man dann auch in stressigen Situationen, die mit erhöhter Anspannung einhergehen, körperlich und mental entspannter bleibt.
Gezielte Ernährung kann bei generalisierter Angststörung sinnvoll sein
Auch die Ernährungsweise hat laut Studien Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden eines Menschen. Wer sich gezielt gesund ernährt – also kaum Süßwaren und Produkte mit Auszugsmehlen, dafür viele Vollkornprodukte, frisches Obst und Gemüse sowie pflanzliche Öle konsumiert – kann aktiv etwas für seine emotionale und körperliche Verfassung tun. Denn darin sind viele wertvolle Mineralien und Vitamine enthalten, die Angstsymptomen und Depressionen evtl. indirekt entgegenwirken können. So könnte etwa eine ausgewogene Ernährung, die auch hochwertige Eiweiße wie in Nüssen oder Kernen mit einschließt, dabei helfen dabei, den Serotonin-Spiegel anzuheben, wodurch Ängste unter Umständen zurückgehen können. Solche möglichen Zusammenhänge werden in der orthomolekularen Nährstoff- und Ernährungsmedizin aktuell weitreichend erforscht.
Fast Food und Süßwaren schwächen Psyche und Körper bei generalisierter Angststörung
Eine Ernährung mit Fast Food und reichlich Süßwaren schwächt auf Dauer nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Psyche. Denn diese Lebensmittel, die oft die falschen Fette und zu viel Zucker enthalten, versorgen den Körper nicht mit den wichtigen Nährstoffen, die er zur Aufrechterhaltung der seelischen und körperlichen Gesundheit braucht. Durch eine säureüberschüssige Ernährung wird der Mensch allgemein anfälliger für Krankheiten.
Ausgewogene Life-Work-Balance wichtig bei generalisierter Angststörung
Experten beobachten seit Jahren eine Zunahme von psychischen Erkrankungen wie der generalisierten Angststörung. Forscher sehen hier einen Zusammenhang zu unserer modernen Lebensweise, die von permanentem Zeitdruck und immer höheren Anforderungen in Job und Privatleben charakterisiert ist.
Positive Erlebnisse als Therapiebaustein der generalisierten Angststörung
Chronischer Stress, der sich aus andauernder Überforderung ergibt, gilt als ein Auslöser für generalisierte Angststörungen. Daher ist es wichtig, soweit es geht, Stress zu reduzieren und für ausreichende Ruhe- und Erholungszeiten zu sorgen. Dazu gehört ausreichender Schlaf ebenso wie eine ausgewogene Balance aus Arbeit und angenehmen Aktivitäten. Unternehmungen, die Freude bereiten sollten kein Luxus sein, sondern einen festen Platz im Alltag haben, da man sonst Gefahr läuft, das seelische Gleichgewicht zu verlieren. Denn: Unternehmungen, die uns mit Freude erfüllen, sorgen dafür, dass verstärkt Glückshormone wie Serotonin ausgeschüttet werden. So können die Symptome der generalisierten Angststörung reduziert werden.
Kann einer generalisierten Angststörung vorgebeugt werden?
Einer generalisierten Angststörung vorzubeugen, ist nicht möglich, wenngleich ein gesunder Lebensstil aus viel Sport und Bewegung, weniger Stress, einer gesunden Ernährung und einer ausgewogenen Life-Work-Balance sich positiv auf die allgemeine psychische Gesundheit auswirken. Wohl aber ist es möglich, einen chronischen Verlauf der Erkrankung zu verhindern, indem Betroffene möglichst frühzeitig einen Arzt konsultieren.
Bachblüten bei generalisierter Angstsstörung
Wer auch auf seelischer Ebene etwas tun möchte, kann bei generalisierter Angststörung therapiebegleitend Bachblüten anwenden. In der Alternativmedizin sind sie als ergänzende Maßnahme bei emotionalen Themen sehr verbreitet, wobei sie schulmedizinisch nicht anerkannt sind. Eine generalisierte Angststörung ist eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die einer ärztlichen bzw. psychotherapeutischen Behandlung bedarf. Bachblüten stellen dafür keinen Ersatz dar, können aber ohne Bedenken mit einer medikamentösen Behandlung oder Psychotherapie kombiniert werden.
Grundlose Gefühle von Angst, Bedrohung und Gefahr, wie sie auch bei einer generalisierten Angststörung auftreten, werden von der Bachblüte Aspen repräsentiert, die damit die wichtigste Bachblüte ist. Diese wird in der Bachblütentherapie normalerweise mit weiteren Essenzen kombiniert, die genau nach der Persönlichkeitsstruktur des Anwenders ausgewählt werden – je nachdem, welche Gemütsverstimmungen dominieren. Das kann z. B. Cherry Plum sein, wenn man Angst vor seinen eignen Gefühlsregungen hat und sich nicht traut, darüber zu sprechen. Mimulus, wenn sich Ängste mit konkreten Situationen verbinden lassen. Oder White Chestnut, wenn eine gedankliche Überaktivität im Vordergrund steht und man als Kopfmensch unaufhörlich über seine Situation und Sorgen nachdenkt. Oder Star of Bethlehem, wenn ein schockierendes Erlebnis als potenzieller Auslöser identifiziert ist.
Entscheidend ist nicht die generalisierte Angststörung als Krankheit, da Bachblüten nicht nach Krankheit bestimmt werden, sondern die eigene Gemütslage, sodass potenziell alle 38 Bachblüten als Seelenhelfer in Frage kommen.