Hier erfährst Du alles, was Du über die Heilpflanze Brennnessel wissen solltest – von den Inhaltsstoffen über die Wirkung bis zur Anwendung.
Die Brennnessel (Urtica dioica) gehört wie mehr als 2500 Arten auch zur Familie der Brennnesselgewächse. Die beliebte Heilpflanze kommt zwar auf der ganzen Welt vor, vermutlich stammt sie aber aus den kälteren Gefilden Europas und Asiens. In Mitteleuropa sind besonders die Große Brennnessel und die Kleine Brennnessel in freier Natur verbreitet. Sie wachsen bevorzugt an Wald- und Parkrändern, auf stickstoffreichen Brachflächen oder in Wassernähe, meist in großer Anzahl. Das Wort „Nessel“ geht vermutlich auf die germanische Bezeichnung „nezze“ zurück, was „Zwirn“ bedeutet. Denn früher hat man aus ihren Fasern robuste Stoffe, etwa für Schiffssegel hergestellt.
Die Brennnessel ist eine mehrjährige, krautige Heilpflanze, die zwischen 40 und 300 Zentimeter groß werden kann. Ihre bis zu 20 Zentimeter langen Blätter sind gezackt und erinnern an die Form eines Herzens. Sie sind weniger für ihr Heilpotenzial denn für ihre Brennhaare berühmt. Unter dem Mikroskop sehen diese Haare wie kleine Nadeln aus, die sich beim Kontakt in die Haut eines Menschen bohren können. Dabei setzt sie Substanzen frei, die das Brennen und die typischen Hautquaddeln verursachen. Die Brennnessel blüht von Juni bis Oktober, jedoch fallen ihre winzigen, bis zu 1,5 Millimeter großen Blüten mit ihrer weißlich-grünlichen Farbe kaum auf.
Neben der Ameisensäure, die die Hautreizungen verursacht, enthält die Brennnessel noch die arzneilich relevanten Inhaltsstoffe Kieselsäure, Serotonin, Histamin, Essigsäure, Caffeoyläpfelsäure sowie ungesättigte Fettsäuren. Weiterhin kommen die gesundheitsfördernden Flavonoide wie Rutin, Mineralstoffe wie Eisen, die Vitamine C und A, Polysaccharide, Sterole und Cumarine in der Brennnessel vor.
Die nachgewiesene antibakterielle, harnfördernde und antientzündliche Wirkung der Brennnessel macht man sich in der Volksmedizin in der Therapie von Harnwegsinfekten zunutze. So ist die Brennnessel hier etwa ein beliebtes pflanzliches Mittel bei einer Blasenentzündung oder einer gereizten Blase. Denn sie wirkt harntreibend, wodurch die Nieren und die ableitenden Harnwege vermehrt durchgespült und die Bakterien schneller aus dem Körper ausgeschieden werden. Weil die Brennnessel zusätzlich ein natürliches Antibiotikum ist und sie Entzündungen eindämmen hilft, lassen sich mit diesem sanften Hausmittel die unangenehmen Schmerzen beim Wasserlassen möglicherweise schneller beseitigen. Zudem soll das Heilkraut aufgrund seiner entwässernden Wirkung bei Wassereinlagerungen im Gewebe Abhilfe schaffen.
Die Brennnesselwurzel kann auch bei Beschwerden, die mit einer Prostatavergrößerung einhergehen, helfen. Dazu zählen häufiger Harndrang oder Schmerzen beim Wasserlassen. Zudem soll die Heilpflanze auch über krebshemmende Eigenschaften verfügen, indem sie beispielsweise Krebszellen in der Prostata bekämpft.
Aufgrund ihrer entzündungshemmenden, blutreinigenden und entgiftenden Eigenschaften kann die Brennnessel bei Erkrankungen eingesetzt werden, bei den Entzündungen im Körper eine Rolle spielen. Besonders kommt sie in der Naturmedizin bei allergisch bedingten Hauterkrankungen und anderen Hautleiden wie Akne, Pickeln, Ekzemen, Neurodermitis, Schuppenflechte, Juckreiz, trockener Haut oder Nesselausschlag zum Einsatz. Auch die für allergisches Asthma und Heuschnupfen typischen Symptome kann die Heilpflanze lindern helfen, indem sie den Körper entschlackt, Entzündungsreaktionen eindämmt und die Ausscheidung krankheitsfördernder Toxine fördert.
Die Brennnessel wird in der Volksmedizin auch zur Linderung rheumatischer Schmerzen wie bei Gicht oder Arthritis eingesetzt. So soll die Heilpflanze als Brennnesseltee, Brennnesselsalbe oder in Form von Umschlägen entzündlich bedingte Gelenkschmerzen ebenso reduzieren helfen wie Muskelschmerzen. Das pflanzliche Heilmittel als Tee oder Extrakt trägt dazu bei, dass sich die Zellen schneller erneuern, wodurch die Schmerzen zurückgehen können. Daher nutzt die Volksmedizin die Brennnessel beispielsweise bei Rheuma-Erkrankungen wie Gicht, Arthrose und Arthritis. Früher behandelte man Gelenkschmerzen, indem Betroffene mit frischen Brennnesseltrieben „gegeißelt“ wurden.
Aufgrund ihres hohen Eisengehalts empfehlen Naturmediziner einen Einsatz des Brennnesseltees bei Eisenmangel, der zur Blutarmut (Anämie) führen kann. Gerade Frauen sind wegen ihrer Menstruation oft von einem Eisenmangel betroffen und können den Brennnesseltee nutzen, um die Blutbildung anzuregen.
Zugleich besitzt die Brennnessel eine blutstillende und wundheilungsfördernde Wirkung. Daher kann das pflanzliche Mittel zur Reduktion von Blutungen durch Operationen, etwa Zahnoperationen, verwendet werden, aber auch um Blutungen aus Myomen oder infolge einer Geburt zu verringern.
Der Brennnessel werden in der Volksmedizin außerdem heilende Wirkungen beziehungsweise positive Effekte bei folgenden Beschwerden nachgesagt:
Sowohl die Blätter und der Stamm als auch die Wurzel der Brennnessel können arzneilich genutzt werden. Besonders beliebt ist der Tee aus den frischen oder getrockneten Brennnesselblättern. Brennnesseltee gibt es in der Apotheke, im Bioladen oder im Online-Handel zu kaufen. Die wertvollen Inhaltsstoffe der Brennnessel können dem Körper aber auch als Saft oder in Form von Extrakt über Kapseln oder Tabletten zugeführt werden.
Zur äußeren Anwendung stehen Dir selbstgemachte Umschläge aus den mit heißem Wasser übergossenen frischen Blättern oder aus verdünnter Tinktur zur Verfügung.
In der Küche findet die Brennnessel ebenfalls Verwendung, indem ihre Blätter als gesunde Beigabe zu Suppen und Smoothies dienen oder zu Gemüse verarbeitet werden. Du kannst die gehaltvollen Brennnesselblätter wie Spinat dünsten oder in ein selbstgemachtes Pesto integrieren. Sowohl beim Kochen als auch beim Dünsten und Trocknen büßen die Brennhaare ihre abschreckende Wirkung ein.
Als empfohlene Tagesdosis Brennnesselblätter gelten 8 bis 12 Gramm. Die meisten Ärzte raten vom Einsatz von Brennnesseltee in der Schwangerschaft und bei Kindern ab. Der Einsatz in der Stillzeit ist umstritten. Dazu sollte ein Arzt oder Heilpraktiker befragt werden. Auch Diabetes-Patienten müssen bei einer Verwendung zuvor ihren Arzt befragen. Nebenwirkungen sind bei gesunden Menschen kaum zu erwarten, jedoch reagieren manche mit leichten Magen-Darm-Beschwerden oder allergischen Hautreaktionen.