Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) hat sich schon vor Jahrtausenden mit den natürlichen Zyklen beschäftigt, denen unser Körper unterworfen ist. Nach der Lehre der TCM fließt die Lebensenergie (Qi) auf 12 Bahnen – den sogenannten Meridianen – zyklisch durch unseren Körper. Im Rhythmus von zwei Stunden wird dabei ein Organ besonders stark durchblutet, während ein anderes den Tiefpunkt seiner Leistungsfähigkeit erreicht. Wir stellen die Zeiten und Zyklen der sogenannten chinesischen Organuhr vor und erklären die Anwendung auf leicht verständliche Weise. Denn wer die Organuhr versteht und sich daran orientiert, ist in der Lage seinen Lebensrhythmus zu optimieren und hält damit den Schlüssel für ein gesünderes Leben in den Händen.
Herzschlag, Atem, Schlaf: Wie alle Lebewesen unterliegen auch wir Menschen einem biologischen Rhythmus, der sich unser gesamtes Leben über periodisch wiederholt. Mit diesen physiologisch nachgewiesenen Phänomenen befasst sich die Wissenschaft der Chronobiologie. So ist heute empirisch bewiesen, dass Menschen eine biologische innere Uhr haben, die nicht nur Emotionen, sondern auch unsere Körperfunktionen maßgeblich bestimmt. Ein Wissen, das sich in der westlichen Gesellschaft erst im 20. Jahrhundert herauskristallisiert hat, in der traditionellen chinesischen Medizin aber schon seit Jahrtausenden gelehrt wird.
Der Mediziner Franz Halberg, der als Mitbegründer der modernen Chronobiologie gilt, konnte etwa im Rahmen einer umfangreichen Studie zeigen, dass der Zeitpunkt, zu dem wir eine Mahlzeit einnehmen, einen direkten Einfluss auf die Gewichtszunahme hat. Er kam zu dem Schluss, dass es für die Gesundheit deutlich vorteilhafter ist, morgens und mittags mehr und abends weniger Kalorien aufzunehmen. Dies hängt mit unserem Insulinspiegel zusammen, der im Laufe des Tages variiert.
Seit mehr als 2000 Jahren befasst sich die traditionelle chinesische Medizin mit der Funktionsweise unseres Körpers. Während einige Heilmethoden der TCM – allen voran die Akupunktur – Eingang in den westlichen Medizin-Kanon gefunden haben, sind andere Erkenntnisse der TCM hierzulande weitestgehend unbekannt.
Die traditionelle chinesische Medizin beruht auf verschiedenen Verfahren, die als „Säulen“ der TCM bezeichnet werden. Hierzu gehören:
Yin und Yang, männlich und weiblich, hart und weich, Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Donner und Blitz, kalt und warm, gut und schlecht… das ist die Wechselwirkung der gegensätzlichen Prinzipien, die das Universum formen.
Yin | Yang |
---|---|
Kälte | Hitze |
Winter | Sommer |
Innen | Außen |
Dunkel | Licht |
Leere | Fülle |
Weiblich | Männlich |
Nacht | Tag |
Mond | Sonne |
Tal | Berg |
Materie | Energie |
Passivität | Aktivität |
Die sogenannte Fünf-Elemente-Lehre steht neben der Lehre des Yin und Yang. Die fünf Grundelemente, in die sich gemäß der TCM sämtliche Dinge einteilen lassen, gehen aus dem Prinzip des Yin und Yang hervor. Während sich etwa das Feuer dem Yang zuordnen lässt, geht das Wasser aus dem Yin hervor. Das Element Erde, das durch Wandlung gekennzeichnet ist, lässt sich dagegen Yin und Yang gleichermaßen zuordnen. Die TCM unterscheidet die folgenden fünf Elemente:
Diese fünf Elemente stehen nicht beziehungslos nebeneinander, sondern sind durch ihre beständige Wechselwirkung miteinander gekennzeichnet. Sie befinden sich ebenfalls in einem beständigen Zyklus aus Werden und Vergehen, der auch auf unseren Organismus übertragen werden kann. So finden sich die fünf Elemente in dem für die traditionelle chinesische Medizin fundamentalen Konzept der Organuhr wieder.
Qi formt den menschlichen Körper, genauso wie Wasser zu Eis wird. So wie Wasser wird, um Eis zu werden, so ballt sich auch das Qi zusammen, um den menschlichen Körper zu formen.
Die 12 Meridiane, die durch unseren Körper verlaufen, lassen sich konkreten Organen zuordnen. Zu bestimmten Uhrzeiten fließt das Qi durch die entsprechenden Energieleitbahnen, sodass die betreffenden Organe besonders aktiv sind. Im Folgenden die 12 Meridiane mit dem Zeitpunkt ihrer höchsten Aktivität in der Übersicht.
Meridian | Haupt-Zeit |
---|---|
Gallenblase |
23:00 bis 01:00 Uhr |
Leber | 01:00 bis 03:00 Uhr |
Lunge | 03:00 bis 05:00 Uhr |
Dickdarm | 05:00 bis 07:00 Uhr |
Magen | 07:00 bis 09:00 Uhr |
Milz | 09:00 bis 11:00 Uhr |
Herz | 11:00 bis 13:00 Uhr |
Dünndarm | 13:00 bis 15:00 Uhr |
Blase | 15:00 bis 17:00 Uhr |
Niere | 17:00 bis 19:00 Uhr |
Perikard (Herzbeutel) | 19:00 bis 21:00 Uhr |
Sanjiao (Dreifacherwärmer) | 19:00 bis 21:00 Uhr |
Neben den 12 Hauptmeridianen kennte die TCM außerdem noch acht Nebenmeridiane. Diese werden in der gängigen Organuhr jedoch nicht eindeutig zugeordnet und stellen – im Gegensatz zu den Hauptmeridianen – auch keinen geschlossenen Zyklus dar.
Gleich dem mittlerweile auch im Westen geläufigen Prinzip des „Yin und Yang“ – den entgegengesetzten und sich dennoch ergänzenden Kräften – besitzt jeder Meridian einen spiegelbildlichen Partnermeridian. Erreicht das Energieniveau in einem Meridian seinen Höhepunkt, befindet es sich im korrespondierenden Partnermeridian auf dem niedrigsten Niveau. Medizinisch ist diese Verwobenheit insofern relevant, als dass charakteristische Beschwerden eines Meridians auf Störungen des zugehörigen Partnermeridians verweisen können. Wer etwa die klassischen Beschwerden des Lungenmeridians behandeln möchte, sollte stets auch den korrespondierenden Blasenmeridian mitbehandeln.
Während die aufeinander bezogenen Gegensätze des Yin und Yang als Triebfeder der Organuhr angesehen werden können, lassen sich unsere Organe auch in das System der Wandlungsphasen, das von den fünf Elementen beschrieben wird, einteilen. So lässt sich jeder Meridian einem bestimmten Element zuordnen.
Element | Meridiane |
---|---|
Holz | Galle, Leber |
Metall | Lunge, Dickdarm |
Erde | Magen, Milz |
Feuer | Herz, Dünndarm, Perikard, Sanjiao |
Wasser | Blase, Niere |
Diese Zuordnung illustriert, wie sich die in den fünf Elementen manifestierten Wandlungszyklen der Natur auch in unserem Körper wiederfinden.
Wichtig: Erreicht ein Organsystem seinen täglichen Höhepunkt, hat das nicht nur konkrete körperliche, sondern auch spezifische emotionale Auswirkungen! Bestimmte Beschwerden – egal, ob physiologischer oder psychologischer Natur – lassen sich durch eine Störung des Energieflusses des Qi erklären. Je nach Zeitpunkt des Auftretens können einsetzende Symptome gemäß der traditionellen chinesischen Medizin einem bestimmten Organsystem zugeordnet werden. Wurde das entsprechende Organ identifiziert, können die Beschwerden gezielt behandelt werden.
Die Anforderungen unserer schnelllebigen Welt bringen unsere innere Uhr immer wieder aus dem Takt und fordern über kurz oder lang ihren Tribut. Die in der traditionellen chinesischen Medizin schon seit Jahrtausenden bekannte Organuhr beschreibt die biologische Uhr unseres Körpers en détail – und gibt uns damit den Schlüssel zur Selbstoptimierung an die Hand. Das Wissen von der Funktion und den Zeiten der höchsten Aktivität unserer Organe ermöglicht es uns, unseren Alltag effizienter und gesünder zu gestalten. Beschwerden, die im Zusammenhang mit einem gestörten Energiefluss im betreffenden Organ auftreten, können mit natürlichen Mitteln kuriert werden.
Bedeutung: Zwischen 05:00 und 07:00 Uhr morgens fließt das Qi durch den Dickdarm, sodass das Organ seine volle Leistungsfähigkeit erreicht. Während unser Blutdruck sowie unsere Konzentrationsfähigkeit und Leistungsbereitschaft noch auf einem sehr niedrigen Niveau sind, ist unser Verdauungstrakt besonders aktiv – Zeit für den morgendlichen Toilettengang! Gemäß der TCM ist es die Aufgabe des Dickdarms, den Körper von emotionalem wie körperlichem Ballast zu befreien. Nicht verwunderlich also, dass wir in unserer letzten Traumphase die Erlebnisse des Vortags verarbeiten. Ein Wechselspiel aus Festhalten und Loslassen charakterisiert das Organ. Gerät der Dickdarm – etwa durch einen gestörten Tagesrhythmus – aus dem Takt, kann sich der Körper nur noch unzureichend von störendem Ballast befreien. Eine Reihe von körperlichen und seelischen Symptomen sind die Folge. Da der Dickdarmmeridian über die Schulter zur Nase verläuft, stehen auch Symptome abseits des Verdauungstrakts wie eine verstopfte Nase oder Zahnfleischerkrankungen in Zusammenhang mit einem gestörten Energiefluss.
Was tun? Der Dickdarm ist extrem anfällig für Änderungen im gewohnten Tagesablauf. Durch eine größere Regelmäßigkeit lässt sich der Dickdarm zurück ins Gleichgewicht bringen. So ist es vorteilhaft, Mahlzeiten zu festen Zeiten zu sich zu nehmen sowie zu geregelten Zeiten zu Bett zu gehen. Unterstützt werden kann die morgendliche Entgiftungsarbeit des Dickdarms durch das Trinken von lauwarmem Wasser. Wer auf Alkohol, Koffein und Nikotin verzichtet und auf eine gesunde Ernährung setzt, – empfehlenswert ist viel Gemüse, Salate, Reis und Vollkorn – entlastet den Dickdarm zusätzlich.
Bedeutung: Zwischen 07:00 und 09:00 Uhr ist unsere Leistungsfähigkeit noch niedrig, aber allmählich beginnen sich aktivierende Hormone in unserem Körper auszubreiten. Unser Organismus kann nun Nahrung besonders gut verarbeiten – das gilt auch für geistige Nahrung! Ein anregendes morgendliches Gespräch oder Zeitungslesen ist am Frühstückstisch daher genau das Richtige! Zwar ist die Magen-Zeit die Zeit der Energie- und Informationsaufnahme. Doch hier kommt es auf das richtige Maß an! Alles schlecht Verdauliche schlägt wohl oder übel auf den Magen – das gilt für eine unausgewogene Ernährung ebenso wie für Stress. Wer morgens zu viel Unbekömmliches isst, oder sich mit einer Flut aus Informationen überwältigt, leidet schnell an den typischen Symptomen eines gestörten Magenmeridians.
Was tun? Um den Magen morgens nicht zu überfordern, gilt es gut verdauliche Speisen zu sich zu nehmen. Kräutertees – speziell aus Melisse, Kamille und Pfefferminz – sind zudem eine Wohltat für nervöse Mägen. Doch der Verzicht auf allzu üppige Mahlzeiten hilft noch nicht, um das Magen-Qi zu stärken. Vielmehr gilt es, Stress und Hektik weitestgehend auszuschalten. Für viele Menschen ist es beispielsweise deutlich entspannender, statt der Informationsflut aus den Morgennachrichten im TV gemütlich eine Zeitung zu lesen. Es lohnt sich, ausreichend Zeit für entsprechende morgendliche Rituale einzuplanen! Auch eine kurze Atemmeditation von 10 bis 15 Minuten wirkt wahre Wunder!
Bedeutung: Die TCM sieht in der Milz das Kraftwerk unseres Körpers. Sie wird bei Störungen des Immunsystems aktiv und sorgt zur Milz-Zeit für ein wahres Leistungshoch. Zu dieser Zeit läuft der Stoffwechsel auf Hochtouren und wir sind endlich voll leistungsfähig. Nun ist die ideale Zeit, um sich anspruchsvollen geistigen Herausforderungen zu widmen. Die enge Verwobenheit zwischen Magen und Milz ist offenkundig. Während der Magen Nahrung aufnimmt, übernimmt die Milz deren Aufspaltung in Moleküle, die der Körper aufnehmen kann. Ein gestörter Stoffwechsel der Milz wirkt sich negativ auf unser Befinden aus und geht mit einer ganzen Reihe von physischen und psychischen Symptomen einher.
Was tun? Wer den Energiefluss des Milzmeridians anregen möchte, hat eine Reihe von Möglichkeiten. Mit Hilfe der folgenden 3 Tipps kann man die Milz so richtig in Schwung bringen und für ein wahres Leistungshoch sorgen:
Bedeutung: Zu Recht wird unser Herz mit Leidenschaft in Verbindung gebracht. Der Herzmeridian sorgt dafür, dass wir das Bedürfnis verspüren mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, unsere Liebsten zu herzen und die Welt willkommen zu heißen. Während wir uns zur Milz-Zeit noch extrem leistungsfähig gefühlt haben, reduziert sich unser Hoch mit dem Einsetzen der Herz-Zeit. So werden wir nach dem Mittagessen müde. Unser Körper schreit geradezu nach einer Auszeit – eine Pause, die man diesem besser gewähren sollte! Anderenfalls kann es zu den typischen Symptomen eines gestörten Herzmeridians kommen.
Was tun? Während das Qi den Herzmeridian durchströmt, verspüren wir das natürliche Verlangen eine Pause einzulegen und uns währenddessen mit anderen Menschen zu unterhalten. Wer sich diesem natürlichen Bedürfnis widersetzt und lieber pausenlos durcharbeitet, wird über kurz oder lang klassische Ermüdungserscheinungen bis hin zum Burnout aufweisen. Während der Herzzeit gilt es daher, unbedingt einen Gang zurückzuschalten. Der Austausch beim gemeinsamen Mittagessen mit Freunden oder Kollegen sorgt dafür, dass sich unsere Herzensenergie voll entfalten kann.
Bedeutung: Zur Dünndarm-Zeit verdaut der Organismus die aus dem Mittagessen gezogenen Nährstoffe. Hierzu benötigt er viel Energie. Wir fühlen uns daher matt und sind noch immer nicht voll leistungsfähig. Der Dünndarm trennt Wichtiges von Unwichtigem und wirkt damit reinigend auf Körper und Geist. Diese Aufgabe des Trennens bzw. des Entscheidens spiegelt sich auch auf der emotionalen Ebene wider. So spielt der Dünndarmmeridian eine zentrale Rolle bei dem Erkennen eigener Bedürfnisse und dem Treffen wichtiger Entscheidungen. Gerät der Dünndarmmeridian aus dem Gleichgewicht, ist eine körperliche wie emotionale Unausgeglichenheit vorprogrammiert.
Was tun? Während das Qi durch den Dünndarm strömt, ist die beste Zeit zu reflektieren – sei es über berufliche oder über private Themen. Immerhin sind wir zur Dünndarm-Zeit in der Lage, besonders gut zu analysieren und Probleme zu lösen. Zwischen 13:00 und 15:00 Uhr ist also die ideale Zeit, um wichtige Entscheidungen zu treffen – vorausgesetzt es liegt keine Störung des Dünndarmmeridians vor. Einer solchen lässt sich gut durch den Verzehr von Löwenzahn – beispielsweise in Form von Tee – entgegenwirken.
Bedeutung: Zur Blasen-Zeit profitieren wir in hohem Maß von der mittags gesammelten Energie. Unsere geistige Leistungsfähigkeit erreicht erneut ein Hoch – Kreislauf und Blutdruck sind besonders aktiv. Der Blasenmeridian stellt die längste Energieleitbahn unseres Körpers dar. Entsprechend ist die Blase mit vielen unserer Organe verknüpft und hat einen großen Einfluss auf unser körperliches wie emotionales Wohlbefinden. Ein gestörter Blasenmeridian zeichnet sich durch die folgenden körperlichen und emotionalen Symptome aus.
Was tun? Zur Blasen-Zeit arbeitet unser Langzeitgedächtnis auf Hochtouren. Die Zeit zwischen 15:00 und 17:00 Uhr ist daher hervorragend dazu geeignet zu lernen oder Lernstoff zu wiederholen. Aber auch unsere Kreativität befindet sich zur Blasen-Zeit auf einem hohen Niveau. Kreative Tätigkeiten – etwa die Vorbereitung von Präsentationen oder der Gedankenaustausch mit Kollegen – gehenzeit besonders leicht von der Hand. Wer mit den typischen Beschwerden eines gestörten Blasenmeridians zu kämpfen hat, kann diese mit folgenden Maßnahmen lindern bzw. beseitigen:
Bedeutung: Zur Nieren-Zeit ist unsere Körpertemperatur zwar noch am höchsten, allerdings fährt der Kreislauf seine Aktivität allmählich zurück. Den Nieren kommt dabei die Rolle eines Energiespeichers zu. Sie sind gewissermaßen das Reservoir unserer Lebensenergie, aus der unser Körper im Laufe des Tages schöpfen kann. Der Energiespeicher der Niere gilt in der TCM als Quelle von Yin und Yang. Problematisch wird es, wenn die Nieren zwischen 17 und 19 Uhr infolge eines gestörten Energieflusses nicht genügend Energie aufnehmen und speichern können. Hieraus resultieren eine Reihe von Beschwerden. Da der Nierenmeridian unmittelbar unter der Fußsohle beginnt, sind kalte Füße und daraus resultierende Erkältungen eine häufige Folge eines gestörten Energieflusses. Aber auch Asthma kann auf Probleme am Nierenmeridian hindeuten. So verläuft der Nierenmeridian von der Fußsohle bis hinauf zum Schlüsselbein. Im Folgenden weitere Symptome im Überblick.
Was tun? Zur Nieren-Zeit sollten wir sorgsam mit unserer Energie haushalten.Zu Beginn der Nieren-Zeit fühlen wir uns häufig aktiv und energiegeladen – immerhin hat unsere Leistungsfähigkeit zur Blasen-Zeit gerade ein Hoch erreicht. Dennoch sollten wir nun einen Gang zurückschalten und uns nicht überfordern. Anderenfalls behindern wir die Niere beim Speichern von Energie, was die genannten Symptome zur Folge haben kann.
Bedeutung: Zwischen 19 und 21 Uhr fällt der Stress des Alltags allmählich von uns ab. Während der Körper seine Aktivität stark verlangsamt, beginnen wir uns ruhig und entspannt zu fühlen. In der TCM kommt dem Perikard (Herzbeutel) eine große Bedeutung zu. So gilt der Herzbeutel, der sich rund um unser Herz legt, als Beschützer der Herzensenergie. Entsprechend stark ist seine Verbindung mit dem Herzen. So schützt uns der Perikard vor psychischen Verletzungen und ermöglicht es dank seiner Durchlässigkeit zugleich, dass wir gegenüber nahestehenden Personen Liebe und warme Emotionen ausdrücken können. Nicht verwunderlich also, dass sich Probleme des Perikardmeridians insbesondere auf emotionaler Ebene manifestieren.
Was tun? Gegen die emotionalen Symptome eines gestörten Perikardmeridians stehen Betroffenen eine Reihe von Maßnahmen zur Verfügung. Wer sich schnell beleidigt und von anderen gekränkt fühlt, ist etwa mit dem Schüßler-Salz Nr. 8 gut beraten. Gegen klassischen „Herzschmerz“, Trauer und Angstgefühle haben sich dagegen Weißdornblüten als wirksames Mittel erwiesen. Diese können als Tee genossen werden. Eine Urtinktur aus Tausendgüldenkraut wirkt zudem Selbstzweifeln und einem geringen Selbstbewusstsein entgegen.
Bedeutung: Dem sogenannten Dreifacherwärmer – der chinesische Name lautet Sanjiao – entspricht kein Organ der westlichen Medizin. Aufgabe des Dreifacherwärmers ist es für eine ausgeglichene Kräfteverteilung und Körpertemperatur zu sorgen. Er ist gewissermaßen das Steuerungsorgan unseres Körpers. Auf physischer Ebene macht sich der Dreifacherwärmer deutlich bemerkbar. So wird zur Sanjiao-Zeit von unserer Zirbeldrüse verstärkt das Schlafhormon Melatonin ausgeschüttet. Die Folge: Wir verspüren ein hohes Maß an Müdigkeit. Zudem arbeitet unser Immunsystem nun auf Hochtouren. Wichtig: Seine Energie schöpft der Dreifacherwärmer aus dem Perikard- und Nierenmeridian. Kommt es bereits hier zu Störungen des Energieflusses, kann auch der Dreifacherwärmer nicht richtig arbeiten und zeigt die typischen Krankheitssymptome. Da der Dreifacherwärmer die Wärme im gesamten Körper reguliert, ist er für sämtliche Meridiane essenziell. Ist der Energiefluss am Dreifacherwärmer gestört, kann dies entsprechend negative Folgen für alle weiteren Organe haben.
Was tun? Während der Blutdruck sinkt und uns die Müdigkeit allmählich in die Knochen kriecht, ist ein guter Zeitpunkt zum Meditieren. Eine kurze Meditationsübung in den Abendstunden regt den Energiekreislauf an und stärkt den Dreifacherwärmer. Bei einem gestörten Energiefluss hat sich die Heilpflanze Engelwurz als sehr hilfreich erwiesen.
Bedeutung: Rund um Mitternacht ist unsere Leistungsfähigkeit auf dem Tiefpunkt. Der Körper befindet sich im Ruhemodus und wir beginnen, in einen tiefen Schlaf zu sinken. Herzfrequenz und Blutdruck werden heruntergefahren und der Stoffwechsel verlangsamt sich. Wichtig: Leber und Galle sind gemäß der TCM eng miteinander verwoben. So schüttet die Gallenblase Stoffe aus, die der Leber bei der Entgiftung des Körpers helfen. Störungen am Gallen- und Lebermeridian sollten daher stets zusammen behandelt werden.
Was tun? Gallen-Zeit ist Schlafenszeit. Ausreichend Schlaf ist wichtig, um für eine einwandfreie Funktion der Gallenblase zu sorgen. Wer – beispielsweise durch Schichtarbeit – nicht in der Lage ist, zur Gallen-Zeit zu schlafen, sollte die Gallenblase zumindest nicht unnötig belasten. Schweres Essen und Alkohol sind während der Gallen-Zeit absolut tabu! Gestärkt werden kann die Gallenblase tagsüber mit einer fettarmen Ernährung und dem Verzehr von grünem Gemüse.
Bedeutung: Zwischen 01:00 und 03:00 Uhr befinden wir uns für gewöhnlich im Tiefschlaf. Unser Körper hat nun Zeit, sich allmählich zu regenerieren. Als größtes Stoffwechselorgan arbeitet die Leber nun auf Hochtouren. Die aufgenommene Nahrung, die von Galle, Darm und Bauchspeicheldrüse bereits zersetzt worden ist, wird nun endgültig verarbeitet. In der TCM wird der Leber daher eine besonders große Bedeutung zugeschrieben. Man kann sich unsere anderen Verdauungsorgane als Soldaten vorstellen, während die Leber das Kommando hat. Gegen Ende der Leber-Zeit wird das Aktivitätshormon Cortisol ausgeschüttet. Die Leber ist anfällig für Stress und sich verändernde Lebensumstände und reagiert empfindlich auf Alkohol und zu leichtfertig eingenommene Medikamente. Allzu oft fordert unser hektischer, auf Selbstoptimierung ausgerichteter Lebensstil daher seinen Tribut. Im Folgenden die typischen Symptome eines gestörten Energieflusses am Lebermeridian.
Was tun? Zwar lassen sich die einzelnen Symptome eines gestörten Energieflusses auch gezielt bekämpfen, generell helfen bei Problemen des Lebermeridians aber in erster Linie zwei Dinge: ein gesunder Lebensstil und Stressreduktion. Mit einem Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Koffein, einem routinierten Tagesablauf und regelmäßigen Meditationsübungen lässt sich die Leber wieder ins Gleichgewicht bringen.
Bedeutung: Bevor das Qi zum Dickdarm zurückfließt, strömt es in der Nacht durch die Lunge. Das regelmäßige Aus- und Einatmen steht geradezu sinnbildlich für den Zyklus des Loslassens und Aufnehmens, in dessen Verbindung der Lungenmeridian steht. Nicht umsonst sieht die traditionelle chinesische Medizin in der Lunge das Organ, das in letzter Instanz den korrekten Rhythmus unserer Körperfunktionen gewährleistet. Während wir uns noch in einem tiefen Schlaf befinden, ist unser Immunsystem zur Lungen-Zeit aktiviert. Wachstumshormone durchfluten unseren Körper.
Was tun? Für ein gesundes Leben ist es essenziell, dass das Qi ungestört durch den Lungenmeridian fließen kann. Immerhin ist die Lunge der Taktgeber der rhythmischen Prozesse unseres Organismus. Wir tun daher gut daran, die Lunge nach Kräften zu stärken. Zur Lungen-Zeit benötigt die Lunge etwa viel frische Luft, um optimal arbeiten zu können. Gerade im Sommer empfiehlt es sich daher, bei geöffnetem Fenster zu schlafen. Darüber hinaus hilft die traditionelle chinesische Bewegungsübung Qigong dabei, die Lunge ins Gleichgewicht zu bringen.
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